[Home]

German 3

 

 

Inhaltsangabe für German 3

1) Prinzessin Clara und das Geld.

2) Wie stabil war die DM?

3) Gedanken zur Umlaufsicherung.

4)Wie Buchgeld ursprünglich entstand.

5) Auch ein Geld?

6) Der Preis des Geldes!

7) Ist der Index eine Deckung?

8) Gedanken über Handelsspannen und Handelskapital!

9) Gedanken über den Wert des Geldes

10) Der Unterschied!

11) Rostendes Geld.

12) Umlaufsicherung 3% oder 104%?

13) Alternatives Tauschmittel!

14) Was ist eigentlich Zins?

15) Geld, wie es ist und wie es sein könnte!

16) Der dritte Mann!

17) Gedanken über die Ursachen der Geldhortung.

18) Die Geschichte von Jim und Betty.

19) Weltwirtschaftliche Impressionen

20) Das überflüssige Bargeld!

21) Eine Frage an die Anhänger der schleichenden Inflation!

22) Was Gesell über Buchgeld sagt.

23) Was war früher, die Henne oder das Ei?  Was war früher Buchungsgeld oder Bargeld?

24) Voraussetzungen für (alternatives) Tauschmittel.

25) Alte Geschichten! Aber noch lange nicht klar genug gesehen.

26) Gesell und die bereinigte Quantitätstheorie des Geldes.

27) Gedanken über den Wert des Geldes und seine Wirkung.

28) Gedanken über Realitätenbesitz in Canada. (verschwunden)

29) Gedanken über die praktische Umsetzung der Ideen Gesells.(verschwunden(

30) Die Bedeutung von Bargeld.

31) Das „gehortete" Bargeld.

32) Erfolgreiches Freigeld in der Geschichte.

33)Der Traum von einer besseren Welt.

34)Wertbeständiges Bargeld

35)Das Schiff des Geldwesens.

36)Die Waage und das Freigeld!

37)Was genau ist Freigeld?

38)(Lokale) stabile alternative Währungen.

39)Die verflixte Geldmenge.

 

 


1) Prinzessin Clara und das Geld.

CLARA6.jpg (32379 bytes)

Ein Märchen für groß und klein von Hannes Messenger.

Aus dem Englischen übersetzt von Hans Eisenkolb.

Einmal vor längerer Zeit war ich auf Urlaub in Deutschland und wohnte da in einer uralten Herberge. Eines Abends, ich war gerade eingeschlafen, hörte ich eine feine Stimme , die aus meiner Nachttischlade zu kommen schien und die rief: " Laß mich raus! Laß mich raus!"

Als ich die Lade öffnete, lag da meine Brieftasche und ein Hundertmarkschein war schon fast völlig herausgerutscht und sagte zu mir: "Na, endlich! Warum müßt ihr Menschen uns immer einsperren. Dazu sind wir nicht da!"

Ich war ganz verwundert und fragte: "Wer bist Du denn?"

" Ich bin Prinzessin Clara die 31,415. (einunddreißigtausendvierhundertfünfzehnte) aber du darfst einfach Prinzessin Clara zu mir sagen."

Ich betrachtete den Schein und da war wirklich das Bild einer jungen, hübschen Frau darauf und ich fragte weiter: "Wieso bist Du eine Prinzessin?"

"Weil die Menschen mich lieben. Jedes Mal wenn ich von einem zum anderen wechsle, sehe ich nur freundliche Gesichter."

"Warum willst du fort? Gefällt es Dir nicht bei mir?"

"Du magst ja ein recht netter Mensch sein, aber immer in deiner Brieftasche zu bleiben wird mir langsam langweilig. Ich kann zwar mit dir reden weil du ein Sonntagskind bist und deine Vorfahren bis ins siebte Glied auch Sonntagskinder waren, aber das ist nicht genug. Was meinst du denn, wozu ich eigentlich gemacht worden bin? Ich und meine Brüder und Schwestern sind gemacht worden, damit es die Menchen leichter haben. Ohne mich und meine Verwandten müßten die Menschen, wenn sie etwas tauschen wollten, weit und breit herumsuchen bis sie einen Tauschpartner gefunden hätten, der gerade das braucht, was sie zum Tausch anbieten und etwas hat, was sie brauchen könnten. Mit unserer Hilfe kann aber ein jeder das machen, was er am besten kann und kann das leicht für etwas eintauschen was andere besser machen können ".

. Dann erzählte sie weiter :

"Ich will dir eine Geschichte erzählen, die sich vor langen Jahren zugetragen und die einem entfermten Urahnen von mir, einem Prinz Thaler passiert ist. Er war schon viel in der Welt herumgekommen und hatte schon viele Täusche vermittelt, als er in den Besitz eines Kaufmannes kam. Normalerweise hätte der ihn auch wieder verwendet, um neue Sachen für sein Warenlager zu kaufen, aber zu dem Zeitpunkt ging sein Geschäft gerade nicht sehr gut. Der Kaufmann hatte keine normale Verwendung für ihn und ließ ihn deshalb in der Gesellschaft seiner Brüder in der Kasse. Anfangs war es da ganz nett und sie erzählten sich gegeseitig ihre Abenteuer, wie sie in der Welt herumgerollt waren. Sie waren nämlich silberne Scheiben und manche ihrer Verwandten waren sogar aus Gold, weil damals die Menschen glaubten, daß es so sein müsse.

Prinz Thaler und seine Brüder fehlten aber nun bei der Vermittlung von Täuschen und viele Leute konnten deshalb nicht mehr tauschen. Sie gingen deshalb zum Kaufmann und sagten: " Du hast Prinz Thaler und viele seiner Brüder da nutzlos eingesperrt, wir brauchen sie aber zum Tauschen. Leih sie uns! Wir geben Dir dafür nach einem Jahr für je hundert hundertundfünf zurück". Und so wurde der Zins wieder geboren!

Später fand es aber der Kaufmann zu umständlich immer wegen der paar zusätzlichen Münzen so viel Umtriebe in seinen Laden zu haben. Er beauftragte deshalb einen vertrauenswürdigen Mann damit sich auf eine Bank vor den Laden zu setzen und für einen Prozentsatz der Zinsen, das für ihn zu erledigen. Und so wurden die Banken geboren!

Die Leute konnten jetzt, wenn Prinz Thaler zu Besuch bei ihnen war mit ihm nicht nur tauschen, sie konnten ihn auch, wenn sie ihn nicht gleich brauchten, zu dem Mann auf der Bank tragen und der zahlte ihnen sogar dafür Zinsen. Natürlich nicht ganz so viel als er selber bekam.

All diese Umtriebe hielten aber trotzdem Prinz Thaler und seine Brüder und Schwestern davon ab, ihre Aufgabe, die Tauschvermittlung, reibungslos zu erfüllen. Sie verbrachten viel zu viel Zeit auf der Bank. Es nützte auch nicht viel, daß der Mann auf der Bank allerlei Ersatzmittel erfand ( Banknoten, Wechsel, Girokonten,Kreditkarten). Prinz Thaler und seine Brüder trieben sich überall herum, nur nicht dort wo sie sein sollten, beim Austausch von Waren und Leistungen.

Sie tanzten die Nächte durch auf den für sie errichteten Börsen und entzogen sich dabei ihrer eigentlichen Arbeit aber wehe wenn für die nun auf dem Warenmarkt fehlenden neue Banknoten gedruckt wurden. Da besannen sie sich gleich wieder auf ihre Arbeit in der wirklichen Wirtschaft und die Leute wollten ihren Gegenwert in realen Gütern. Aber jetzt hatte sich das Verhältnis von Waren zu Geld so verändert, daß zu viel Geld auf dem Markt war und deshalb weniger wert war. Und so wurde die Inflation erfunden!

" Hier in Deutschland",erzählte Prinzessin Clara dann weiter," hatten sie nach dem ersten großen Krieg auch so eine Inflation. Die war besonders schlimm, weil der Mann von der großen Bank, die das Geld drucken läßt, glaubte daß man bei Inflation mehr Geld drucken muß, weil die Leute mehr Geld brauchen. Wenn man zu viel Geld druckt, verändert sich aber das Verhältnis zu den Waren und das Geld wird immer weniger wert."

Da unterbrach ich sie ." Prinzessin",sagte ich," jetzt ziehst du mich aber am Bein. So dumm kann doch niemand sein!"

" O, ja", antwortete sie," er ließ sogar so lange Geld drucken, bis es gar nichts mehr wert war. Auch heute wird es in vielen Ländern noch so gemacht. Solange ich und meine Brüder und Schwestern im richtigen Verhältnis zu den mit uns zu tauschenden Waren und Leistungen gehalten werden, bleiben im Allgemeinen die Preise der Güter und Leistungen stabil. Leider war das aber noch nie in der Geschichte für längere Zeit möglich.

Es gibt immer Leute, die so viel Geld anhäufen, daß sie nicht einmal mehr die Zinsen, die sie dafür bekommen, verbrauchen können. Wenn ich so einem in die Hände falle, ist es um mich geschehen. Ich werde nie wieder einen Tausch vollziehen können, weil ich nie wieder in den Waren,Geld, Waren Kreislauf zurückkomme. Ich muß mich wie verrückt im Geld,Zins,Geld Kreislauf drehen. Wenn die Leute dann gezwungen sind für mich und meine Geschwister, die am Markt fehlen, Ersatz zu drucken und der Tanz wieder einmal vorbei ist, bin ich arme Clara bin auf einmal nichts mehr wert."

Sie hatte Tränen in den Augen und tat mir aufrichtig leid und ich dachte darüber nach.

Was kann man dagegen tun? Was passiert, wenn wir für die pflichtvergessene Prinzessin Clara und ihre Brüder Ersatz drucken, haben wir gesehen und daß das nur so lange halbwegs gut geht, als nur wenige aus dem Geld, Zins, Geld Kreislauf in den Warenkreislauf zurückkommen .Wenn nur wenige zurückkommen, wird ihr Verhältnis zum Waren und Dienstleistungsumsatz nur wenig geändert und die Inflation kann jahrelang in leichten Zuckeltrab gehalten werden. Solange die Inflationsrate klein ist, wird unsere Prinzessin Clara manchmal wieder ein Gastspiel in der realen Wirtschaft geben. Erst wenn die zinsheischenden Geldvermögen so weit gewachsen sind, daß niemand mehr die Zinsen bezahlen kann und selbst die Staaten, die jahrelang die Schuldzinsen nur durch neue Schulden zahlen konnten am Rande des Ruins sind, ist der Traum zu Ende.

Wenn wir keinen Ersatz drucken, ist die Geschichte aber eher noch schlimmer. Da bricht die reale Wirtschaft gleich in einer Krise zusammen, weil für die Pflichtvergessenen ja nun nicht eimal mehr Ersatz da ist. Zum schwerfälligen Tauschhandel ohne Geld kann man nicht mehr zurückkehren. Die Leute haben es sich schon lange abgewöhnt als Selbstversorger zu leben und wie könnten sie es zum Beispiel in einer modernen Großstadt tun? Wenn früher eimal das Geld vom Markt verschwand, konnten sich die Leute wenigstens vom eigenen Acker oder den eigenen Tieren ernähren und es gab auch gar nicht so viele Menschen. Heute müssen wir dafür sorgen, daß Prinzessin Clara mit ihren Brüdern und Schwestern ungestört ihre Arbeit tun können, sonst geht es mit uns selber zu Ende.

Nach diesen Gedanken wendete ich mich wieder an Prinzessin Clara und fragte: " Was kann ich tun, damit du nicht weinen mußt?"

" Ich hab' dir doch schon alles erklärt," sagte Prinzessin Clara zum Schluß, " und du solltest wissen, was du zu tun hast."

"Ja," antwortete ich," ich werde mich gleich morgen früh´ von dir trennen, so leid es mir tut und etwas für dich kaufen, damit du weiter arbeiten kannst."

Da wurde aber Prinzessin Clara richtig bös´ und fuhr mich an: " Verstehst du denn überhaupt nichts! Ich weiß doch, daß du mich sowieso bald ausgeben wirst. Du brauchst ja Sachen zum leben und mußt morgen auch die Herberge bezahlen. Nein, du mußt schon mehr tun. Du mußt diejenigen, die mich und meinesgleichen zurückhalten dazu veranlassen uns wieder frei zu geben."

" Wie kann ich das denn tun?" fragte ich.

" Das ist gar nicht schwer" sagte Clara,' du mußt nur verlangen, daß mich der Mann auf der Bank, der uns druckt öfters austauscht und eine Gebühr dafür verlangt, dann werden mich die Leute nicht mehr zurückhalten. Es soll da noch vor der Zeit des Prinzen Thaler einen Stamm der Braktis gegeben haben, die sich auch nicht zurückhalten ließen. Vielleicht kannst Du in alten Büchern herausfinden, wie die es gemacht haben."

Am nächsten Morgen mußte ich mich von Prinzessin Clara trennen, aber es tut mir sehr leid und jedesmal, wenn ich einen Hundertmarkschein bekomme, warte ich darauf, ob er nicht mit mir reden will. Bisher hatte ich aber noch kein Glück. Die Prinzessin Clara muß wohl eine besondere Rolle in ihren Kreis spielen. Das ist schade Ich hab´ noch nicht alles verstanden, was sie mir damals erzählte und habe noch so viele Fragen.

Deshalb habe ich das alles auch aufgeschrieben und vielleicht sollen wir uns gemeinsam überlegen, wie wir Prinzessin Clara und ihren Freunden helfen können. Sie wollen ja gar nicht pflichtvergessen sein.

 

v80.gif (19843 bytes)

 

 

2) Wie stabil war die DM?

 

Wie uns schon die Tränen der Clara gezeigt haben, war die Deutsche Mark gar nicht so stabil, denn wenn sie seit ihren Bestehen mehr als drei Viertel ihres Wertes eingebüßt hat, kann man wohl nicht von Stabilität reden. Ja, sie war etwas stabiler als der „stabile" Dollar, denn der hat sogar im selben Zeitraum 9/10 seines Wertes verloren, was sich auch in der Veränderung seines Wechselkurses zur DM ausgedrückt hat und natürlich war sie viel stabiler als der Großteil der anderen Währungen der Welt. Die Staaten mit diesen Währungen haben ihre Sparer noch viel mehr betrogen aber Betrug bleibt Betrug.

Wir haben hier zwei kleine Graphiken, deren erste den ständigen Wertverfall der DM seit ihren Bestehen aufzeigt.

Die zweite zeigt den Kaufkraftverlust seit 1980 zu welchen Zeitpunkt eine kaufkraftstabile Verrechnungseinheit eingeführt wurde. Sie ist hier V80 für Verrechnungseinheit 1980 genannt aber im Prinzip könnte man sie auch Talente, Batzen, Credite oder was auch immer nennen. Hauptsache ist die feste Kaufkraft ab einem gewissen Zeitpunkt. Die Kaufkraft dieser Verrechnungseinheit V80 wurde nach dem Lebenshaltungskostenindex stabil gehalten. Das heißt, daß 100 Verrechnungseinheiten 1980 auch im Jahre 2000 dasselbe wert sind und auch in Jahr 2100 dasselbe wert sein werden. Der fiktive Umrechnungskurs am Fuß der beiden Graphiken zeigt die Entwicklung des Wechselkurses nach der Kaufkraftparität. Im Jahr 2000 ist das Verhältnis also 100 zu 166. Das ist der einzige ehrliche Standard für langfristige Verträge. Er würde weder den Gläubiger noch den Schuldner benachteiligen aber selbst für kürzere Zeiträume würde er die Preisgerechtigkeit klarer erkennbar machen.

Während man nun für längerfristige Verträge die Anerkennung durch das staatliche Rechtswesen braucht und diese wohl kaum so schnell herbeiführbar ist, weil der Staat als größter Schuldner ja kein Interesse daran hat, dem Betrug am Sparer Einhalt zu gebieten, ist es für kürzere Zeiträume auch ohne Staat und Rechtsverdreher möglich.

Die gegenseitige Ehrlichkeit ist nämlich sowohl im Interesse des Schuldners, wie auch des Gläubigers. Der Gläubiger wird bei kurzfristigen Schulden weniger Zinsen verlangen oder gar einen zinsfreien Kredit gewähren, wenn er sicher sein kann mit Geld von gleichen realen Wert bezahlt zu werden. Der Schuldner muß zwar damit rechnen, daß er nominell mehr Geld zurückzahlen muß, aber er wird erstens den Kredit leichter bekommen und zweitens weniger oder gar keine Zinsen dafür zahlen müssen. Wie gesagt, gilt das nur für kürzere Zeiträume, wo prozentuell die Summen nicht so bedeutend sind, daß jemand durch einseitigen Ausstieg aus dem geschriebenen oder ungeschriebenen Vertrag sein Gesicht verlieren will.

Bei langerfristigen Geschäftsverbindungen, wo gegenseitiges Vertrauen ein wesentlicher Bestandteil der beiderseitigen Erwartungen ist, braucht man auch heute nicht einen Rechtsanwalt. Ein Handschlag genügt. Hier ist es ja so, daß Verbindlichkeiten in relativ kurzen Zeiträumen abgedeckt werden und wenn jemand da seinen Verpflichtungen nicht haargenau nachkommt, er weiteren Kredit für sich in Frage stellt.

Eine Verrechnungseinheit in dieser Form im Rahmen eines Tauschkreises würde denselben Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Schuldner, die da nur deshalb, weil die Schuld nicht einklagbar ist, sich von der Zahlung drücken, haben bald keinen weiteren Kredit mehr und wenn der Kreditrahmen klein genug gehalten wird, gibt es da keinerlei Gefahr einer Nichtzahlung.

Es läßt sich auch sicherlich ein Weg finden zumindest den Teil des Vertrages, der von einer Kaufwertveränderung nicht beeinflußt ist in dem Fall auf DM Basis abzuschließen, wenn es sich um größere Summen und längere Zeiträume handeln sollte, so daß nur ein Teil nicht rechtlich abgesichert ist. Früher oder später sollte es ja auch möglich sein eine ehrliche Regierung zu bekommen, welche die Gesetze gegen eine Indexsicherung verwirft oder womöglich gar ein indexgesichertes Geld herausgibt.

Die Fußleiste zeigt den Wechselkurs der vergangenenen 20 Jahre und ein Tauschkreis oder auch eine Stadt, die so eine Verrechnungseinheit einführen will, muß diesen Wechselkurs laufend bekanntgeben, denn er ändert sich laufend, wenn das Geld der Nationalbank nicht auch kaufkraftstabil gehalten wird.

Diese Veränderung wird, wie die Graphiken zeigen, wahrscheinlich auch weiterhin nur in eine Richtung gehen, es sei denn, der Staat entschließt sich eine Deflationspolitik zu betreiben, wie sie in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren gemacht wurde.

Diese Gefahr besteht zwar, außer bei einer Wiedereinführung des Goldstandards, kaum, da ist schon eher eine Beschleunigung der Inflation zu befürchten.

Allerdings könnten zu starke Bremsversuche der Nationalbanken auch einmal ins Auge gehen und eine Deflationsspirale auslösen. Der Handlungsspielraum der Nationalbanken ist durch die Riesenschulden aller Staaten sehr eingeschränkt und da sie keinen anderen Weg als Inflation kennen um das Geld in Umlauf zu halten, werden wir wohl weiterhin mit ihr leben müssen. Deshalb sollten lokale Selbsthilfeaktionen zumindest einen Teil der wirtschaftlichen Arbeitsteilung aufrecht erhalten, wenn das dafür notwendige Tauschmittel entweder durch Deflation oder durch zu hohe Inflation seinen Dienst nicht mehr erfüllt.

 

 

3) Gedanken zur Umlaufsicherung.

 

Wenn wir bei unser Beispiel mit der V80 eine Umlaufsicherung von jahrlich 5% einbeziehen, dann ist das zwar verglichen zu den getätigten Umsätzen eine winzige Summe, die vielleicht gerade ein Promille per Umsatz ausmacht. Warum wirkt sie aber trotzdem?

Nun, ich habe mir den Spaß gemacht und habe ausgerechnet, wieviele V80 einem übrig bleiben würden, wenn man die 20 Jahre auf unserer Tabelle nur die V8o Belege beim Verfallsdatum gegen 5% Gebühr für neue umtauscht. Es würden einem von 100 V80 genau 35.84 übrig bleiben. Ich glaube nicht, daß unter diesen Umständen jemand die V80 horten würde auch wenn sie durch ihre Kaufkraftbeständigkeit jetzt immerhin ungefähr 60 DM wert wären.

Längerfristiges Horten ist also kaum empfehlenswert aber andererseits braucht man seine V80 nicht schon am nächsten Tag ausgeben um den geringfügigen Verlust zu vermeiden. Die 5% im Jahr würden gerade genug Druck ausüben, daß diese V80 Belege im Umlauf bleiben aber nicht schon die Annahme verhindern würden, wie es die extremen Gebühren, wie sie ein Irving Fisher vorschlug, täten.

Es ist also gerade bei einer alternativen Einführung ungeheuer wichtig, die Umlaufsicherung nicht zu übertreiben und auch von allen Anfang an die Annahmebereitschaft durch eine Kaufkraftgarantie zu verstärken. Diese Kaufkraftgarantie ist aber nicht nur deshalb wichtig. Sie ist der Garant dafür, daß die Leute auch auf Dauer das Freigeld vorziehen werden und es besonders auch für längerfristige Verträge benützen werden. Tun sie das erst einmal, wird es nicht leicht sein es wieder abzuschaffen oder gar zu verbieten..

Fußnote:

Die durchschnittliche Umschlaghäufigkeit des umlaufgesicherten Wörgler Geldes lag bei etwa 500 mal im Jahr und die Gesamtkosten der Umlaufsicherung betrugen 740.-Schilling. Man kann leicht aus dem geschätzten Gesamtumsatz von 3 Millionen die prozentuelle Belastung errechnen.0.00246.

 

 

4)Wie Buchgeld ursprünglich entstand.

 

Vor den Zeiten der elektronischen Buchhaltung war es üblich, daß die Banken Einlagen und Entnahmen ihrer Kunden auf Sparbüchern vermerkten. Das waren Überbringerpapiere und jeder, der mit so einem Sparbuch zur Bank kam konnte damit im Rahmen gewisser Beschränkungen Geld beheben und natürlich auch einzahlen.

An sich war die Sachlage also ganz klar. Es handelte sich dabei um die Bestätigung eines Guthabens bei der Bank und gleichzeitig das Mittel um dieses Guthaben ganz oder teilweise zu beheben..

Nun war es aber üblich, daß manchmal diese Sparbücher, besonders bei größeren Käufen von Immobilien als Teil der Kaufsumme übergeben wurden. Wenn der Käufer dann fragte: "Wollen sie alles bar, oder nehmen sie auch ein Buch?" war die Antwort meistens zustimmend. Und so war das Buchgeld entstanden .Die Übertragung eines Guthabens wurde als Buchgeld bezeichnet, weil sie ja tatsächlich mit der Übergabe eines Buches verbunden war.

Im Prinzip hat sich an dieser Tatsache auch heute nichts geändert. Jedermann war es damals klar, daß dieses (Spar)buch nur der jeweilige Besitzer benutzen konnte. Er konnte es auch als Pfand für einen Kredit hinterlegen, aber dann konnte er nicht Geld davon abheben. Heute wird anstelle des Sparbuches die Buchung gleich auf einem Konto getätigt. Das ist meistens der einzige Unterschied.

Die Tatsache, daß verschiedene Leute nur nacheinander über das dort verbuchte Geld verfügen können und nicht gleichzeitig wird aber von vielen Buchgeldtheoretikern nicht verstanden.

Die Frage ist nun erstens warum damals Leute dieses (Spar)buchgeld verwendeten und zweitens warum aus dieser einfachen Tatsache eine irrsinnige Buchgeldtheorie entstand und Geldguthaben der Geldmenge zugerechnet werden, wohin sie auf keinen Fall gehören.

Fangen wir mit der ersten Frage an. Es gab verschieden Gründe Sparbücher in dieser Form zu verwenden. Man hatte üblicherweise so ein Sparbuch, wie das Wort schon sagt, als Bestätigung seiner Ersparnisse, die man der Bank zur Aufbewahrung gegeben hatte. Wenn man nun einen größeren Kauf machte, war es einfacher das Sparbuch gleich zu übergeben als das Geld erst abzuheben. Meist war das auch wegen der Sperrzeiten nicht sofort möglich. Immobilienhändler hatten dafür deshalb oft mehrere Sparbücher auf verschiedenste Namen. Es waren ja Überbringerpapiere und die ausstellende Bank übergab jedem, der es vorlegte, die darauf verbuchte Summe Geldes. Man brauchte also die Namen, auf die sie ausgestellt waren, nicht zu ändern. Wenn sie also so ein Buch als Zahlung bekamen, hoben sie in vielen Fällen das darauf verzeichnete Geld nicht ab und verwendeten es selber wieder an Zahlung statt. So lief also "Buchgeld" am Anfang um.

Andere Händler benützten diese Bücher auch als Finanzierungsinstrumente. Es war vorteilhafter ein Sparbuch zu belehnen, als das Geld abzuheben und es anstelle des Kredites zu benützen. Man bekam ja auf dem Sparbuch Zinsen gutgeschrieben, die man wegen der Anonymität nicht als Einnahmen versteuern mußte, während man die Kreditzinsen als Kosten steuermindernd einsetzen konnte.

Der zweite Teil der Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Warum glaubten die Wissenschaftler jahrhundertelang, daß die Erde eine Scheibe sei? Warum waren sie noch im vorigen Jahrhundert der Meinung, daß etwas was schwerer als Luft sei nicht fliegen könnte? Das waren einfache technische Fragen bei denen es eigentlich nicht so schwerwiegende Fehleinschätzungen hätte geben dürfen. Beim Buchgeld ist das etwas ganz anderes.

Die Wirtschaftswissenschaft braucht diese Theorie um ihre Unfähigkeit das Geldwesen in Ordnung zu bringen zu verschleiern. Wenn das Buchgeld, das geisterhafte Buchgeld nicht wäre könnten sie ja die Geldmenge steuern und Deflationen genau so verhindern wie Inflationen. Aber da ist es leider. Wir wissen noch nicht einmal ob wir nur die täglich fälligen Verbindlichkeiten dazu rechnen sollen oder womöglich nicht auch die Sparkonten. Niemand bestreitet, daß man auf Kredit auch kaufen kann, aber aus dieser Tatsache heraus Guthabenübertragungen als etwas Körperliches , als Geld, zu bezeichnen reiht sich würdig in die "wissenschaftlichen" Erkenntnisse von Erde als flacher Scheibe und ähnlichen Unsinn ein. Wo ist die Grenze?

Wer steht endlich auf und sagt, daß der Kaiser keine Kleider hat und daß Buchgeld eine Schimäre ist und nichts anderes als Umbuchung von Krediten und Guthaben?

Sozusagen körperloser Umlauf von Bargeld und daß man mit Steuerung der Bargeldmenge allein sowohl Inflation wie Deflation verhindern kann wenn man nur den Umlauf dieses Bargeldes sichert.

Das werden wir wahrscheinlich erst dann hören, wenn es die Praxis von umlaufgesicherten Bargeld an vielen Beispielen gezeigt hat, genau so wie die Hohlwelttheoretiker auch erst stille wurden als der erste Mensch auf dem Mond landete und selbst dann las ich bei einen von ihnen, daß er die Mondlandung anzweifelte, weil sie der wissenschaftlichen Erkenntnis widerspräche, die bei einem Versuch am Strand von Venedig gewonnen worden war, wo man das erste Mal längere Messungen ohne die Hilfe von Lichtstrahlen machte, indem man genaue Holzquadrate so lange aneinanderreihte bis man feststellte, daß die Wasseroberfläche tatsächlich konkav und nicht konvex sei und der Schein trüge, weil die Lichtstrahlen den Magnetlinien folgen und deshalb gekrümmt seien.

Es war in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts, als ich das las aber ich habe leider vergessen, wann dieses berühmte Experiment in Venedig stattgefunden hat.

Man sieht also, daß manche Theorien ein zähes Leben haben und so wird die Buchgeldtheorie wohl auch noch lange unter uns weilen.

Also zusammenfassend noch einmal: Geld guthaben können als Zahlung nur einmal durch ihre Übertragung an den Erbringer einer Leistung verwendet werden. Erst wenn dieser die Übertragung erhalten hat, kann er sie wiederverwenden, also nur einer nach dem anderen und nicht gleichzeitig wie es uns manche Buchgeldtheoretiker weis machen wollen. Es ist genau so wie bei einem Geldschein. Der kann sogar noch viel schneller weitergegeben werden, als das sogenannte Buchgeld weil bei dem ja Buchungen gemacht werden müssen und eine Bank zwischengeschaltet werden muß. Auch hier ist normalerweise jede Weitergabe als Zahlung mit einer Gegenleistung verbunden. So wird ein und derselbe Geldschein oftmals als Zahlungsmittel gebraucht und niemand käme auf die Idee zu glauben, daß er sich dadurch wundersam vermehrt hätte und jedem ist es klar daß jeder nur durch eine Gegenleistung in den zeitweiligen Besitz so eines Scheines gekommen ist. (Raub, Erpressung, Diebstahl und ähnliches wollen wir als relativ bedeutungslos hier ausschließen auch wenn uns dabei die Libertären nicht ganz zustimmen werden). Wie dieser Schein ursprünglich auf den Markt gekommen ist mag ja ein recht interessantes Thema sein, aber die Tatsache, daß dies nur durch einen einzigen Vorgang erfolgt ist, welcher durch die vielen folgenden durch ihn ermöglichten Leistungsaustäusche zur Bedeutungslosigkeit verblaßt, ist von wirklich schwerwiegender Bedeutung. Jeder neu und zusätzlich in den Markt geschleuste Geldschein wirkt vielfach.

Wie ist es aber nun mit dem Kredit? Es sollte uns nun doch klargeworden sein, daß sich das gesamte Kreditvolumen durch Kreditübertragungen nicht verändert und daß jemand sein Guthaben bei einer Bank nur einmal übertragen kann und auch die Bank es nicht zehn mal gleichzeitig tun kann, wie es uns die Märchenerzähler von Buchgeldtheoretikern erzählen, für welche die Geldschöpfungsmöglichkeit der Geschäftsbanken eine unumstößliche Glaubensfrage ist.

Die Grundlage des Kredites sind Gelder auf deren Benützung für Konsumzwecke jemand zeitweilig verzichtet und sie einer Bank zur Weiterverwendung überläßt. Er hat damit das Verfügungsrecht zeitweilig aufgegeben. Im Falle von Giralgeld nur für kurze Zeit, im Falle von Sparkonten für längere Zeit. Die Bank kann nun diese ihr anvertrauten Gelder weiterverleihen - aber nur einmal, nicht mehrfach, wie uns weisgemacht werden soll. Im Falle von Giralgeld kann sie es sogar nur zum Teil tun, weil sie ja damit rechnen muß, daß dieses Geld sehr schnell abgezogen wird.

Ja, da handelt es sich um Riesensummen gegen welche die Bargeldmenge eines Währungsraums bescheiden anmutet, aber sie sind nicht Geld sondern Geldguthaben. Dabei üben besonders die Sparguthaben keinerlei Tauschmittelfunktion aus und auch die Tauschmittelfunktion des sogenannten Giralgeldes wird weit überschätzt und wenn bei deflationären Preisrückgängen das Bargeld vom Markt verschwindet, gilt das für das Buchgeld in noch viel größeren Ausmaß. Weit davon entfernt das verschwundene Bargeld zu ersetzen, zieht es sich sogar noch früher vom Markt zurück und die Girokonteninhaber verwandeln diese in Sparkonten oder zinstragende Anleihen und ähnliches.

 

 

5) Auch ein Geld?

Jetons in einem Spielkasino sind für Spieler und Kasino innerhalb des Kasinos auch Geld, welches frei konvertierbar ist. Wie schnell dieses Geld umläuft ist nur deshalb von Interesse für das Kasino weil nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung jeder Umsatz ihm einen Gewinn bringt, während das Interesse des Spielers am Umsatz daran liegt, daß er mit jedem Umsatz auch die Möglichkeit hat etwas zu gewinnen.

Wie schnell dieses Geld im Kasino umläuft hat keinerlei Einfluß auf die Preise außerhalb des Kasinos, genau so wie der Geldumlauf innerhalb der Börsenkasinos Einfluß auf die Preise in der Wirtschaft außerhalb hat.

Erst wenn jemand Gewinne wieder in normales Geld umtauscht (also so etwas wie Gewinnmitnahmen macht) und dafür dann etwas kauft sind sie wieder Bestandteil der wirksamen Geldmenge.

Was aber war vorher passiert? Da hat jemand Teile der wirksamen Geldmenge, anstatt damit etwas zu kaufen oder es auf die Bank zu bringen, wo jemand anderer sie hätte ausleihen können, der wirksamen Geldmenge entzogen und sie in Jetons verwandelt. Dieses fehlende Geld hatte schon einen Einfluß auf die Preise, denn es war ja fehlende Nachfrage. Es fehlte auf dem Markt so lange bis nicht irgendwelche Gewinner ihre Jetons wieder eintauschten und damit auf dem Markt etwas kauften.

Die Kasinobesitzer gebrauchen selbstverständlich das für die Jetons eingenommene Geld auch teilweise , um damit etwas zu kaufen. Meistens sind das aber nur neue Kasinos, die ihrerseits wieder Geld ansaugen. Einiges wird auch für Anreize an die Spieler ausgegeben und fürs Personal.. Tatsächlich wird in den richtigen Kasinos sogar mehr Geld auf diese Weise wieder freigegeben als in den Börsenkasinos, wo bei Hausse fast alles im internen Umlauf bleibt und in Form von Wertpapieren (Börsenjetons) dort umläuft.

Im Gegensatz zu den richtigen Kasinos ändert sich auch der Wert der Jetons und so lange ihr Wert steigt, werden sie nur immer wieder investiert und verlassen so die Börse nie.

In einem richtigen Kasino tauscht jeder Spieler beim Verlassen des Kasinos seine übriggebliebenen oder gewonnenen Jetons wieder gegen richtiges Geld um. Ein richtiger Spieler kauft allerdings dafür nichts sondern trägt es am nächsten Tag oder an einem der nächsten Tage wieder ins Kasino zurück. Damit ähnelt er sehr dem Spieler im Börsenkasino, nur nimmt der sein Geld fast nie heraus und investiert seine Gewinne nur immer wieder in „sichere" Sachen, wie z.B. Bre-X, wo eine Menge Gold nur darauf wartet ausgegraben zu werden. Und wie war das doch mit einem der größten Moneymarketfunds der Nachkriegsjahre aus den Staaten? Ich habe den Namen vergessen, nur daß ein deutscher Minister da mit verwickelt war. Ein canadischer Realitätenfund kommt mir auch in die Erinnerung, wo sich viele Lehrer die Finger verbrannten, aber das sind wohl alles alte Sachen.

Jetzt wäre es eventuell interessant diese Internetbuchhandlung zu beobachten, die in der kurzen Zeit ihres Bestehens nie einen Gewinn erzielte aber deren kapitalisierte Aktien nun mehr wert sind als die von größten Handelsketten. Wie war das doch auch mit dem Hedge Fund der beiden Nobelpreisträger?

Das sind doch wohl alles gute Wertpapiere? Die müßten sich doch gut eignen für eine Währungsdeckung a la Hayek? Wie heißt doch schnell der Fund von George Soros? Na ja, jedermann weiß ja, daß 1929 nie mehr möglich wäre, nur wenn man fragt: „Warum nicht?" bekommt man keine Antworten.

 

 

6) Der Preis des Geldes!

 

Immer wieder wird in der Diskussion der Preis des Geldes angeführt und niemand stellt klar, was damit eigentlich gemeint ist. Die Verwirrung ist so groß, weil man wohl alles andere mit einem Preis in Geld ausgedrückt mit eben diesem Geld kaufen kann aber was ist nun der Preis des Geldes selber?

Da werden drei völlig verschiedene Dinge damit bezeichnet und damit ist die Verwirrung vollkommen und niemand weiß mehr wovon der andere redet.

1) Der Zins wird manchmal als der Preis des Geldes bezeichnet. Das ist die falscheste Defination. Zins ist es, was man für Leihkapital zahlt oder bekommt. Sozusagen die Miete für Geld. Es ist also der Mietpreis des Geldes und nicht der Preis des Geldes selber.

2) Der Wechselkurs, also der Preis einer Währung ausgedrückt in einer anderen Währung wird auch als der Preis des Geldes angesehen und zu einem gewissen Ausmaß ist er das auch aber nur für einen Devisenhändler.

3) Die Inlandkaufkraft des Geldes gemessen an einem Index wird in einer Art Umkehrschluß auch manchmal als der wahre Preis des Geldes angesehen und mit etwas semantischer Vergewaltigung ergibt das auch einen gewissen Sinn. Der Preis des Geldes wird da in Warenquantitäten gemessen. Es ist so ähnlich wie beim Wechselkurs wo der Preis eines Geldes durch ein anderes ausgedrückt wird. Hier wird der Preis des Geldes durch ein Warenpaket ausgedrückt. Das macht irgendwie auch einen Sinn, trägt aber sicherlich noch mehr zur Verwirrung der Begriffe bei.

Abschließend wäre deshalb zu bemerken, daß man, wenn man den Begriff „Preis des Geldes" verwenden will man genau sagen soll was man wirklich damit meint oder sonst diesen Unsinnsbegriff erst gar nicht verwenden.

Im normalen Sprachgebrauch ist der Preis eine Summe Geldes, die für ein Gut verlangt wird. Man kauft etwas, wenn man Geld für etwas gibt und verkauft etwas wenn man Geld für etwas bekommt. Alle anderen Anwendungen sind nutzlos verwirrend.

Also 1) Zins ist der Mietpreis für Leihgeld und nicht der Preis des Geldes.

2) Den Preis einer Geldes ausgedrückt in einem anderen ist der Wechselkurs und so soll man es auch bezeichnen.

3) Man soll nicht als Preis bezeichnen was in Waren ausgedrückt wird. Das ist die Kaufkraft des Geldes und der Begriff ist klar genug.

 

 

7) Ist der Index eine Deckung?

 

Es werden die verrücktesten Ideen für eine angeblich nötige Deckung des Geldes vertreten. Die älteste davon ist, das Geld ein Warengeld sein soll mit einem inneren Wert, wie eine Gold oder Silbermünze. Dabei ist es gerade der Gebrauch als Tauschmittel, der Gold und Silber erst seinen hohen Wert gibt, wie der Preisverfall von Silber nach seiner Demonetisierung beweist.

Warengeld ist an sich schon eine Wortkonstuktion, die deshalb völlig irreal und unreflektiert ist, weil da Ware, ein Gut, welches den Markt nur einmal betritt und ihn dann nach Durchgang des Handelsweges als Gebrauchsgut verläßt mit Geldcharakter versehen wird. Geld ist aber ein Gut, welches als Tauschmittel, wenn auch mit wechselnden Besitzern auf dem Markt bleibt. Es wird in der Regel nicht seiner selbst willen in Zahlung für Güter und Leistungen angenommen, sondern weil man mit ihm die Güter und Leistungen anderer erwerben kann.

Die Herausgabe von Banknoten wurde ursprünglich nur als stellvertretend für das als Pfand hinterlegte Gold betrachtet und noch heute vertreten manche Leute - darunter auch Ökonomen - so ein veraltetes System, weil sie der irrigen Anschauung sind, daß Gold ein unveränderlicher Wertmaßstab sei. Diese uralte Illusion hat sich noch immer erhalten, weil die Leute jahrelang beobachteten, daß sich der Preis des Goldes nicht änderte während alle anderen Preise schwankten. Daß der Preis des Goldes als einziger Preis ja festgelegt worden war im sogenannten Goldstandard und sich deshalb nicht ändern konnte, kam ihnen nicht zum Bewußtsein. Deshalb erzielt auch heute noch Gold einen wesentlich höheren Preis als sein Gebrauchswert allein erzielen könnte. Es wird noch immer als Wertmesser angesehen und als Deckung, zumindest teilweise als Deckung von Geld.

Tatsache ist aber, daß Geld keine andere Deckung braucht als die Waren und Dienstleistungen, die man dafür kaufen kann. Das Verhältnis von Geldmenge multipliziert mit der durchschnittlichen Umlaufgeschwindigkeit zu den damit bewegten Warenströmen ist alles was dem Geld seinen Wert gibt. Zu viel Geld (G x U) und es gibt eine Inflation, d.h. das Geld wird weniger wert. Zu wenig Geld und es gibt eine Deflation. Das ist alles. So einfach ist in Wirklichkeit die Sache.

Und der Index? Der ist nichts anderes als ein Thermometer, mit dem man die Bewegungen des Preisstandes messen kann, wie man mit einem Thermometer die Temperatur messen kann. Wie der Thermometer keinen Einfluß auf die Temperatur hat, hat auch der Index keinen Einfluß auf die Preise. Er ist also keine Deckung.

Wenn jetzt jemand kommt und will anstelle eines Indexes von Waren und Dienstleistungspreisen eine Größe wie einen Aktienpreisindex nehmen, der sich unabhängig vom allgemeinen Warenpreisstand verändert und will damit die Geldmenge regulieren, ist er auch auf einen Deckungswahn hereingefallen. Es wäre damit unmöglich das Geld ohne Inflation oder Deflation stabil zu halten. Steigt nämlich der Preis dieses Aktienpaketes, würde das ein Steigen des Geldwertes bedeuten. Das ist aber nur mit reziproken Sinken der Warenpreise vereinbar. Das ist aber Deflation.

Sinkt der Preis dieses Aktienpaketes, hat man den umgekehrten Fall. Wenn nach diesem Standardgeldvorschlag das Geld durch so ein Aktienbündel „gedeckt ist, fällt also dann der Wert des Geldes. Fallender Wert des Geldes bedeutet aber steigende Warenpreise. Also Inflation!

Nun ist gar nichts dagegen einzuwenden wenn jemand so ein Aktienbündel als private Investition hält, denn er trägt ja auch das Risiko, daß es einmal nicht im Preis steigt. Es aber als Deckung des Tauschmittels Geld zu verwenden, ist erstens, wie schon angeführt nicht mit Stabilität des Geldes vereinbar. Stabilität heißt nämlich weder Inflation noch Deflation. Im schlechtesten Fall würde es zur Deflation führen, was auch nicht unbedingt im Interesse der Inhaber dieser Aktien ist, obwohl sie ja durch deren Preissteigerung immens gewinnen würden, denn wenn die Nationalbank solche Aktien als Deckung kaufen würde müßte diese gewaltige zusätzliche Nachfrage nach ihnen ja zu einer Preisexplosion führen. Das würde sie vielleicht anfänglich recht freuen, aber womit würden die Nationalbanken wohl diese Aktien kaufen? Erraten!

Im besten Fall würde es, wenn das Aktienpaket seinen Preis nicht verändert keinen Einfluß auf den Geldwert haben und im zweitschlechtestem Fall bliebe es wie bisher und die Inflation geht weiter und der reale Gewinn aus so einem Aktienpaket kann sich dann überraschend schnell verflüchtigen, wenn die Inflation zu galoppieren beginnt.

Und zum Abschluß noch einmal: Es gibt Geld, es gibt Ware und es gibt Kredit und das sind drei verschiedene Dinge.

 

 

8) Gedanken über Handelsspannen und Handelskapital!

Da will ich zuerst einmal zwei Geschichten erzählen, die ein bezeichnetes Bild auf die Handelsspannen werfen. Handelsspannen sind ein Thema über das niemand gern redet. Der Kaufmann möchte sicherlich nicht darüber reden, weil sein Kunde dann versuchen würde in seinem Fall diese Spanne bis zum Nullpunkt zu reduzieren und der Kunde ist meistens ohnehin recht unbedarft und hat reichlich wenig Ahnung von wirtschaftlichen Fragen, selbst wenn er ein „Wirtschaftssachverständiger" ist.

Die erste Geschichte ist eine Bemerkung, die ein sozialistischer Arbeiter mir gegen über machte, die ich für so kurios hielt, daß sie mir Jahre in Erinnerung blieb.

Ich hatte damals einen Schmuckgroßhandel und der junge Mann hatte gerade einen Ring für seine Freundin bei mir gekauft und zwar um 20% unter den handelsüblichen Ladenpreis. Er wollte dann aber herausfinden wieviel ich nach diesen Preisnachlaß noch immer verdient hatte und fing eine Debatte mit mir an, in der er die moralische Berechtigung eines Kaufmannes anzweifelte mehr für etwas zu verlangen als er selbst dafür bezahlt hatte.

Ich war derart perplex von dieser Argumentation, daß ich erstens einmal im Geist nachrechnete, wieviel ich an dem Ring nun tatsächlich verdient hatte. Es waren bei damals 36% Mehrwertsteuer für Luxusartikel, die ich nun aus eigener Tasche bezahlen mußte und einem Kaufpreis vom 1000 Schilling minus 20% also 800 Schilling gerade 148 Schilling. Ich band ihm das natürlich nicht auf die Nase, sonst hätte er womöglich versucht das auch noch abzuhandeln. Da hatte ich also tatsächlich an diesem Geschäft 18% verdient.

Dafür war ich das Risiko eingegangen, daß meine Wiederverkäufer davon Wind bekommen könnten, daß ich sie unterbiete und sauer geworden wären und daß zweitens das Finanzamt angezweifelt hätte, daß ich den bewußten Ring tatsächlich als Barverkauf für den Großhandelspreis verkauft hätte. Verständlicherweise machte ich solche Geschäfte späterhin nur unter äußerster Provokation.

Oh, ja, fast hätte ich es vergessen, die handelsübliche Spanne war gigantische 100% von unten oder 50% von oben und jeder Detaillist, der davon abwich konnte mit baldigen Besuch von der Steuerfahndung rechnen. Er war für wahrhaft bescheidenen Gewinn zum Steuereintreiber für den Fiskus geworden. Ich hätte übrigens bei dem großartigen Geschäft nur mehr 40 Schilling verdient, wenn ich anstelle der 500 Schilling Erlös die tatsächlichen 800 angegeben hätte.

Und der sozialistische Knabe meinte dann noch, daß jeder Kaufmann ein Betrüger sei, wenn er mehr für etwas verlangt als was er selber dafür bezahlt hat. Doch nun zur zweiten Geschichte.

Paul war ein selbständiger Unternehmer in Okanagan, einem Tal in B.C.Canada welches weltberühmt für Pfirsiche, Äpfel und Wein ist. Er hatte da eine kleine Farm, wo er Kirschen, Pfirsiche und Melonen zog. Er bewirtschaftete die kleine Farm ganz allein seit seine Frau gestorben war und verwendete nur für die Ernte Wanderarbeiter. Seine einzige Tochter arbeitete als Krankenschwester in der Stadt an der Westküste in der ich auch lebte.

Paul war sehr stolz auf seine Melonen und hatte in jahrelanger Arbeit eine seltene Sorte durch alle Kinderkrankheiten gepflegt. Nun hatte er endlich einmal eine gute Ernte, aber der einzige der Interesse daran hatte war der Einkäufer einer Lebensmittelkette. Überall hatten Billigimporte aus Mexiko und den Bananenrepubliken den Preis verdorben. Der Mann drückte seinen Preis auf drei Cent pro Pfund und da blieb ihm nicht viel, nachdem er die Wanderarbeiter bezahlt hatte.

Die Melonen waren seine letzte Ernte gewesen und wie jedes Jahr fuhr er nun seine Tochter und die Enkelkinder besuchen. Wie immer brachte er auch Geschenke mit und eines dieser Geschenke war ein Baseballschläger für seinen Enkel. Er war gerade in unserer Stadt angekommen aber bevor er zu ihnen ging machte er noch einen kurzen Stop bei einer Filiale der Handelskette, der er seine Melonen verkauft hatte, um einige Lebensmittel einzukaufen. Da sah er einen großen Tisch „seiner" Melonen dort angeboten mit dem stolzen Preis von 60 Cent das Pfund.

Verständlicherweise drehte er da durch, holte den Baseballschläger und verarbeitete die Melonen zu Schalen und Matsch. Niemand traute sich dem wildäugigen Mann mit seinem Schläger Einhalt zu gebieten und bis ihn die herbeigerufene Polizei dann abführte, hatte er sein Werk vollbracht. Ich weiß nicht, was ihm die Sache später gekostet hat, aber ich kann verstehen, daß ihm das im Augenblick der Tat keinen Gedanken kostete.

Das sind nun zwei extreme Beispiele von Handelsspannen, aber sie zeigen beide etwas ganz klar. Der Mann mit dem Geld bestimmt weitgehendst den Preis. Extreme Inflation ausgeschlossen, wo das Geld genau so seine Funktion als Tauschmittel verliert wie es das bei Deflation tut, hat das Geld die Vormacht gegenüber den Waren. Besonders gegenüber leicht verderblichen Waren und Waren wo nur wenige Käufer vorhanden sind, wie bei Paul mit seinen Melonen.

Hat sich ein Kaufmann aber dann von seinem Geld getrennt, ist er nun derjenige, der am kürzeren Hebelarm sitzt und hier ist die handelsübliche Spanne sein einziger Helfer.

Der Konsument kennt die Höhe der Spanne meistens nicht und er hat auch ein ganz anderes Verhältnis zur Ware. In seiner Hand verliert sie ja den Warencharakter und wird verbraucht oder gebraucht. Er möchte sie nur möglichst billig bekommen.

Das will zwar der Kaufmann auch. Billig kaufen und teuer verkaufen ist seine Parole. Er hat aber nur ein einziges Interesse an der Ware. Das ist ihr Wiederverkaufswert. Wenn die Ware unverkäuflich ist, hat sie für ihn keinen Wert. Da mag sie noch so billig sein.

Das klingt nun alles recht einfach und banal aber in Wirklichkeit ist hier ein höchst kompliziertes Netz von Wechselbeziehungen am Werk. Ein Kaufmann muß damit rechnen können, daß seine Handelsspanne groß genug (nicht unbedingt so groß wie bei den Melonen) ist um ihm auch Verkäufe mit Verlust zu erlauben und auch die Abschreibung von Ladenhütern. 5% Ladenhüter sind selbst bei Hochkonjunktur nicht außergewöhnliches und bei einem Konjunktureinbruch oder gar bei einer Depression kann unverkäufliche Ware Ausmaße annehmen, die sich unsere von langer Konjunktur verwöhnten Leutchen nicht erträumen können.

Bleiben wir aber vorläufig ruhig bei nur 5% Ladenhütern und da werden die unzähligen Leute, die versucht haben den Sirenenklängen vieler sagenannter „Networker" zu folgen nur leise lächeln, wenn ihnen das Lachen nicht schon vergangen ist. Nun, das hieße, daß eine Spanne von 5% einen Verlust von allen Kosten und Spesen, die mit jedem Handel verbunden sind. Reicht da eine Spanne von 10%, 20%, oder 50%? (Wir rechnen der Einfachheit halber immer vom Verkaufspreis.) Bei welcher Höhe der Spanne, fangen die Anbieter verkäuflicher Ware dann an andere Verkaufswege zu suchen?

Wenn, wie es in Europa üblich ist, die Umsatzsteuer oder Mehrwertsteuer im Verkaufspreis enthalten ist und angenommene 20% beträgt, ist da einschließlich der ebenfalls angenommenen 5% Ladenhüter 25% Spanne schon für Kosten beschlagnahmt. Ladenmiete und Personalkosten einschließlich der Lohnnebenkosten und sonstiger Betriebskosten, kann man in den meisten Fällen auch mindestens mit 15% ansetzen. In Einkaufszentren ist das oft wesentlich mehr. Da sind wir also schon auf 40% gekommen und die stolze Handelsspanne von 50% schaut auf einmal gar nicht mehr so gut aus. 10% Ladenhüter, was noch gar nichts Ungewöhnliches ist und dann sind nicht einmal mehr 5% Kassenskonti drinnen, denn schließlich betreibt man den Handel ja nicht als Beschäftigungstherapie. Es soll ja etwas übrig bleiben außer Ladenhütern.

Nun kommt aber ein anderes Problem auf unseren Kaufmann zu. Er ist also gezwungen eine Handelsspanne von mindest 50% einzukalkulieren, wenn er einen Gewinn erzielen will. Das heißt aber, daß dieselbe Ware beim Großhändler nur die Hälfte kostet und beim Fabrikanten noch weniger. Wenn wir nur eine Großhandelsspanne von 30% annehmen, die in manchen Branchen durchaus noch realistisch ist, kostet ein Artikel von 1000 Mark ab Fabrik dann nur 350 und dabei hat niemand enorme Gewinne gemacht außer dem Staat, der da normalerweise seinen Obolus von fast 50% kassiert.

Bei dieser Sachlage wird die Versuchung gigantisch, den normalen Handelsweg zu verlassen und direkt ab Fabrik zu kaufen und so sind der Erhöhung der Handelsspanne Grenzen gesetzt. Nur einer sieht diese Grenzen nicht. Der Staat und seine Diener.

Das alles ist aber die Sachlage bei guter Konjunktur. Bei schlechter braucht man schon einen guten Polster um längere Zeit der Pleite zu entkommen. Ja so ist es beim Handelskapital, dem ältesten und ursprünglichen Kapital. Wie schaut es wohl beim Sachkapital aus? Im Grunde genommen noch schlimmer. Da muß man mit derartig langen Zeiträumen rechnen, daß man mit höchster Wahrscheinlichkeit einmal in eine Flaute gerät und was bringt dann das schönste Miethaus, wenn man keine Mieter findet? Oder die schönste Fabrik, wenn man die Produktion nicht verkaufen kann?

Die einzigen, die sich da etwas absichern können sind die Händler mit Geld, aber auch die sind nicht gar so sicher. Es hat schon genug Bankzusammenbrüche gegeben.

Das Handelskapital kann seine Vormachtstellung nur ausüben, wenn es liquid in Geldform ist, als Warenlager ist es von der Konjunktur abhängig. Ähnlich geht es aber auch den Händlern mit Geld. Ist es erst einmal verliehen ist es besser sie kommen in keine Bargeld oder „Cashflow" Klemme. Von den Schuldnern bekommen sie das nötige Kleingeld nämlich nicht so schnell zurück und manchmal werden diese Schulden extrem faul.

 

9) Gedanken über den Wert des Geldes

 

Da sich die Wirtschaftswissenschaft ja nicht einmal einig ist, was überhaupt zur Geldmenge gerechnet werden kann, geschweige denn was seinen Wert bestimmt, möchte ich das einmal an einem sehr engbegrenzten Geldbegriff untersuchen. Ich rechne zur Geldmenge nur Banknoten und Münzen (legal tender) die im Auftrag einer Regierung von einer Zentralbank herausgegeben werden und lasse alle Geldsurrogate vorerst beiseite in unserer Untersuchung. Diese Geldmenge ist im Nationalbankausweis bis auf den letzten Cent genau nachlesbar.

Dann nehmen wir die Quantitätsformel des Geldes und zwar die für diesen Zweck völlig ausreichende Formel MV = PT wie sie Irving Fisher verwendete, wobei M die Geldmenge, V die Umlaufgeschwindigkeit, P den allgemeinen Preisstand und T alle mit Geld getätigten Güter und Leistungsübertragungen (transfers) darstellt.

Da wir ja nach dem allgemeinen Preisstand fragen, der gleichzeitig der Wert des Geldes ist, müssen wir P auf einer Seite der Gleichung isolieren und damit kommen wir auf die Formel P = MV

                                                                                  T  

Das heißt also, daß sich der allgemeine Preisstand (oder der Wert des Geldes) aus dem Verhältnis von umlaufender Geldmenge zu den mit einem bestimmten Preis umgesetzten Gütern ergibt. Einfach und klar und ohne wenn und aber.

Da Irving Fisher mit seiner Formel nur eine vollendete Tatsache feststellt, sollten wir vielleicht besser sagen: „Der Wert des Geldes hat sich aus den Verhältnis von Geldmenge mal Umlaufgeschwindigkeit und dem Güterstrom ergeben."

Das genügt für den Zweck unserer Untersuchung auch,denn wenn wir wissen was den Wert des Geldes bestimmt, haben wir ja die Frage beantwortet.

Welche Rolle die Geldsurrogate wie Giroüberweisungen, Handelswechsel, Cashcards oder Kreditkarten dabei spielen und ob man sie der Geldmenge zurechnen soll oder sie als körperlosen Umlauf von Geld ansieht ist hier von untergeordneter Bedeutung und eine fiktive „Deckung" des Geldes spielt nur dann eine Rolle, wenn sie direkt oder indirekt die Geldmenge beeinflußt.

Für den Zweck Bewegungen des Geldwertes also Inflation oder Deflation zu untersuchen ist diese Formel allerdings nicht geeignet. Da muß man T durch W ersetzen, welches nicht einen vollendeten Transfer darstellt sondern einen potentiellen, nämlich das Waren und Dienstleistungsangebot. Die Gleichung verliert dadurch allerdings eine fixe Größe, aber die wirksamen Kräfte können trotzdem klar erkannt werden und als periodische Gleichung auch einigermaßen berechnet werden. Wesentlich ist hier, daß man damit auch die nicht verkauften Waren (bei unrealistischen Preiserwartungen und nicht erbrachte Leistungen (Arbeitslosigkeit) mit einberechnen kann.

Abschließend soll aber noch festgestellt werden, daß die Quantitätsformel des Geldes nichts anderes ist als eine Abwandlung des uralten Gesetzes von Angebot und Nachfrage. Silvio Gesell hielt diese mathematischen Spielereien deshalb für nicht so wichtig, weil ja durch seine Reformvorschläge die schwankende Größe U (oder V in der englischen Version) eine feste Größe wird und damit die alte Formel auch Gültigkeit hat. Diese alte Formel lautet P = G:W und ist die ursprüngliche Quantitätstheorie des Geldes.

 

10) Der Unterschied!

Da schrieb einmal jemand, der von Freigeld gehört hatte, daß eine Umlaufsicherung eine rasende Umlaufgeschwindigkeit des Geldes verursachen würde und die Banken eigene Hallen bauen müßten um die Bargeldmengen umzuschaufeln. Was würde aber wirklich das Resultat sein? Nichts anderes als daß alles Geld so schnell umlaufen würde als das Geld eines Arbeiters es jetzt tut. Jeder, der nur so viel Geld in die Hand bekommt, als er für den Eintausch gegen seine Lebensnotwendigkeiten braucht, muß es wieder ausgeben und kann es deshalb nicht horten. Das Wenige, welches er vielleicht auf die hohe Kante legen kann für die Zeiten, wo er eventuell arbeitslos oder arbeitsunfähig ist, fällt dabei kaum ins Gewicht.

Nun ist aber das meiste Geld nicht in den Händen von Leuten, die es für ihren Lebensunterhalt brauchen und dieses Geld und die Tatsache, daß es mindestens 95% der Geldmenge sind, wird von der Wirtschaftswissenschaft nicht beachtet. Sie bedenkt nicht, daß Geld bei denen nicht als Tauschmittel sondern als Machtmittel gebraucht wird.

Diese 95% werden nur investiert, wenn mindestens 3% Nettorendite herausschauen und werden als Handelskapital nur dann gegen Waren eingetauscht, wenn der Warenanbieter schon derart in Verlegenheit gebracht worden ist, daß er einen Preis akzeptieren muß, der beim Wiederverkaufe genug Luft für einen Profit läßt. Daß dies selbst in Zeiten guter Konjunktur so ist, versteht jemand, der nie ein Händler war, kaum. Geld wir doch nicht gehortet, meinen sie, weil man dabei ja auf den Profit der Anlage in zinsbringende Anlagen verzichten müsse. Das stimmt auch, solange es zinsbringende Anlagen gibt oder Waren zu kaufen, deren Wiederverkauf einen Gewinn verspricht. Gibt es die aber, wenn die Preise fallen?

Wenn die Preise steigen (also das Geld weniger wert wird) schaut es allerdings so aus als ob das herkömmliche Geld in den Händen derjenigen, die 95% der Geldmenge kontrollieren, diese Macht nicht ausüben könnte. Sie wird aber trotzdem ausgeübt und solange nicht galoppierende Inflation das Geld als Tauschmittel ungeeignet macht, wird diese Macht über das Tauschmittel Geld beim Einkauf der Händler trotzdem einen Preis der Waren erzwingen, der genug Spanne läßt um auch Inflationsverluste auszugleichen. Im Falle von Verleih hat es auch noch genügend Macht, um eine zusätzliche Inflationsprämie auf den Zins zu verlangen.

Damit wird aber der Zinseszinsmechanismus, der das Geld von den Armen, die es als Tauschmittel brauchen zu den Reichen, die es nur als gewinnbringende Anlage verwenden wollen, befördert, immer virulenter.

Wir sehen es jetzt wieder einmal sehr deutlich, daß die Schulden der Staaten bei denjenigen, die Geld zu verleihen haben unbezahlbar geworden sind und sie deshalb nicht mehr genügend Mittel haben, die übelsten Auswirkungen des Systems auszugleichen.

Die Regierungen der meisten Staaten haben es daher schon lange aufgegeben etwas Grundlegendes gegen dieses System zu tun und dienen nur mehr den Drahtziehern im Hintergrund als Schutzwall, wobei alles, was diesem System gefährlich werden könnte, wie die richtige Erkenntnis der Zusammenhänge, schon im Keim erstickt wird. Das gesamte Erziehungswesen wurde der Erhaltung des Status quo untergeordnet und es bedarf schon einer großen Widerstandskraft, um den Bildungsweg ohne dauernde Schäden zu durchlaufen. Einsicht in wirtschaftliche Zusammenhänge, welche die Grundlage der menschlichen Existenz sind, wird nicht vermittelt und eine Auseinandersetzung mit bahnbrechenden neuen Ideen von Außenseitern findet nicht statt.

Eines der besten Beispiele dafür sind die Ideen von Silvio Gesell. Obwohl so emminente Volkswirtschaftler wie Irving Fisher und Maynard Keynes zugeben mußten, daß sie von ihm lernten, scheint er heute nirgendwo auf und ein Milton Friedman hält es für unnötig auch nur etwas von ihm zu lesen. Darum wird er wohl auch nie den Unterschied kennen lernen.

Der Unterschied zwischen normalen Geld und umlaufgesicherten, indexgesteuerten Freigeld liegt darin, daß Freigeld die Übermacht des Geldes beseitigt und auch diese 95% als Tauschmittel auf den Markt bringt. Das ist alles.

 

 

11) Rostendes Geld.

 

Da Silvio Gesell erkannte, daß Geld bei festen Preisstand und einem Zinssatz unter 3% seinen Dienst als Tauschmittel versagte, propagierte er das sogenannte Freigeld, welches erst einen festen Preisstand ermöglichen sollte, weil es durch eine Umlaufsicherung, direkt mit den Geldscheinen verbunden, auch bei durch Kapitalfülle verringerten Zinssätzen noch umlaufen mußte.

Freigeld ist daher umlaufgesichertes Geld, welches durch die Umlaufsicherung es ermöglicht, daß Geld auch bei festen Preisstand im Umlauf bleibt, selbst wenn der Zinssatz unter 3% sinkt. Das ist der Kern der Sache und es ist wohl verständlich, daß diejenigen, welche an einen hohen Zinssatz interessiert sind so eine Reform nicht in ihren Interesse finden. Sie möchten wohl einen festen Preisstand, obwohl ihnen auch sinkende Preise nicht unlieb sind, aber doch nicht auf Kosten der hohen Zinsen, die sie derzeit beziehen können. Sie waren es auch die den Ausdruck rostendes Geld oder schimmelndes Geld prägten um die Sache ins Lächerliche zu ziehen.

Diejenigen, die diese Zinsen zahlen müssen, erkennen nur selten wie viel sie zur Kasse gebeten werden und wie relativ einfach sie sich dagegen wehren könnten und auch unter den Geldreformern sind viele, die sich Sand in die Augen streuen lassen und eine unmögliche feste Währung als Primat ansehen, die sie auch ohne Umlaufsicherung glauben erreichen zu können Viele würden sich sogar mit einer schleichenden Inflation abfinden.

Sie biedern sich an die herrschende Lehrmeinung an ohne das höhnische Lachen der wahren Nutznießer zu hören, die diese herrschende Lehrmeinung dirigieren und alles. was ihr Zinseinkommen schmälern könnte, wenn nötig, mit allen Mitteln bekämpfen. Sie können das nur nicht allzu öffentlich tun, weil sie eine so verschwindende Minderheit sind und nur durch die Unwissenheit der Politiker und der sie beratenden (Entschuldigung) Nationalökonomen ihre Pfründe erhalten können..

Dabei ist die Sache so einfach, daß sie ein kleines Kind begreifen kann. Das heutige Geld ist den Waren und Dienstleistungen dehalb überlegen, weil es im Gegensatz zu ihnen weder rostet noch schimmelt und auch nicht unmodern wird. Es braucht auch nicht, wie ein Dienstleistender essen, um sich zu erhalten. Diese Überlegenheit läßt es sich bezahlen und diese Zahlung, Zins genannt, erhöht selbsttätig alle Geldvermögen in den Händen von Leuten, die dieses Einkommen auch durch größten Luxus nicht mehr verbrauchen können.

Im Gegensatz zu Zinseinkommen geringerer Vermögen, wo der Zins den man in den Preisen aller Güter zahlen muß höher als das Zinseinkommen ist, spielt das bei den Riesenvermögen kaum eine Rolle und das Vermögen samt Zinszuwachs sucht nur immer "lohnende" Anlagen.

Solange es diese lohnenden Anlagen gibt, wobei in ihren Augen nur lohnend ist, was mindestens 3% Zinsen abwirft, wird auch investiert. Da ist nur das Problem, daß trotz Arbeitslosigkeit und fallweisen Kriegen mit Kapitalzerstörung immer mehr solcher Anlagen produziert werden und dann die Konkurrenz unter ihnen den Zins drückt. Erreicht der Zins die ominöse Rentabilitätsgrenze von 3% für Realkapital, wird kein Geld mehr investiert und weil das Geld ja im Gegensatz zu den Waren kostenlos vom Markt zurückgehalten werden kann, wartet es einfach bis der mangelnde Absatz die Preise so drückt, daß die Wertsteigerung des Geldes (im Verhältnis zu Waren und Realkapital) das fehlende Zinseinkommen auf diese Weise ersetzt.( In der Weltwirtschaftskrise stieg der Geldwert im Allgemeinen jährlich bis zu 10% und die stillgelegten Anlagen verloren noch wesentlich mehr).

Dieses System arbeitet so seit der Erfindung des Geldes, auch wenn manchmal für einige Zeit schleichende Inflation das Geld im Umlauf hält obwohl die Realverzinsung des Realkapitals schon nicht mehr gegeben ist. Das verursacht dann die sogenannte Stagflation, wo trotz weiterbestehender Inflation nicht mehr investiert wird. Die Geldeigentümer sind nämlich nicht so dumm, um nicht zu erkennen, daß es auf den realen Zins ankommt und es wenig Sinn macht in 5% bringende Anlagen zu investieren, wenn der Wertverlust durch Inflation den Gewinn auffrißt.

Geldkapital geht dann in immer riskantere Anlagen und treibt die Preise dieser Anlagen in schwindelhafte Höhen, wie es derzeit auf den Börsen passiert. Wenn dann wieder einmal die Spekulationsblase platzt, kann nach einer Übergangszeit, in der Massenarbeitslosigkeit und Realkapitalvernichtung durch Kriege einen genügend großen Realkapitalmangel gebracht hat, das Spiel von vorne beginnen.

Und das alles, weil man das Tauschmittel Geld nicht den damit zu tauschenden Waren und Dienstleistungen gleich stellt und damit den Geldstreik unter 3% verhindert. Mit umlaufgesicherten ("rostenden") Geld könnte man das tun und damit eine Realkapitalfülle schaffen, die allen Mangel auf dieser Welt überwinden würde.

Dieses rostende Geld wäre dann ein Geld mit ewig gleichbleibendem Wert, gemessen an einen Index von Preisen, deren Bedeutung für die Menschen wesentlich wichtiger ist als der Preis eines einzigen manipulierbaren Gutes von unbedeutendem Gebrauchswert wie Gold.

Der Fluch des Goldes, wenn es als Tauschmittel oder Deckung des Tauschmittels verwendet wird ist der, daß es den damit zu tauschenden Dingen an Dauerhaftigkeit überlegen ist und deshalb einen Preisvorteil oder bei Verleih einen Zins erpressen kann. Dauernder Zins ist aber eine Unmöglichkeit, weil schon bei 3.6% mit Zins und Zinseszins sich die Geldvermögen in 20 Jahren verdoppeln und bei 7.2% sogar schon in 10 Jahren. Wem das zu theoretisch vorkommt, der soll sich vorstellen, daß es für jeden Zinsbezieher auch einen Zinszahler geben muß.

Das heißt aber, unter anderen, daß alle zinstragenden Güter dieser Welt (7.2% Zinsen vorausgesetzt) von den Zinszahlern in zehn Jahren noch einmal erarbeitet werden müssen und den Zinsbeziehern als Tribut abgeliefert werden müssen. Da kann man nur sagen: "Viel Vergnügen bei der Arbeit!" Viel Vergnügen bis zum nächsten unvermeidlichen Zusammenbruch dieses Systems..

 

 

 

 

 

 

 

12) Umlaufsicherung 3% oder 104%?

 

Selbst bei Leuten, die den Sinn und die Notwendigkeit einer Umlaufsicherung sehen, wird ihre Höhe manchmal als nebensächliches Detail angesehen. Silvio Gesell selber schlug anfänglich 5.2% im Jahr ( 0.1% pro Woche) vor und später 6% ( 2% bimonatlich) und sagte irgendwo einmal, ich weiß nicht mehr wo, daß später auch 3% im Jahr ausreichen könnten.

Das andere Extrem stammt von Irving Fisher, der 2% wöchentlich vorschlug.

In der Praxis wurden bei den Brakteaten anfangs 25% im Jahr verwendet in der Form, daß vier alte Münzen gegen drei neue umgetauscht wurden und eine als Schlagsatz einbehalten wurde. Erst gegen das Ende der Brakteatenzeit wurde diese Verrufung öfter als einmal im Jahr gemacht und diese Übertreibung brachte dann auch das Ende dieser Zeit.

Bei den erfolgreichen Experimenten von Wörgl und bei Wära wurden 12% (monatlich 1%) verwendet. Diese relativ hohe Gebühr funktionierte, weil durch starke Deflation zu diesem Zeitpunkt das andere Geld als Tauschmittel fast völlig versagte aber besonders Wära verbreitete sich erst, als die Krise schon weiter fortgeschritten war, während vorher die Umsätze eher bescheiden waren.

Irving Fishers stamp scrip setzten sich nirgendwo durch weil die Gebühr einfach zu hoch war. Er hatte nicht bedacht, daß es nicht funktioniert das Geld durch die Gebühr im Umlauf zu halten, wenn niemand bereit ist es anzunehmen.

Um die am besten wirkende Höhe der Umlaufsicherung herauszufinden, kann man außer den Erfahrungen aus der Praxis nur zum ursprünglichen Sinn der Umlaufsicherung zurückkehren. Sie soll die Überlegenheit des Geldes den Waren gegenüber ausgleichen. Ausgleichen! Nicht aber nun die Waren dem Geld überlegen machen.

Geld funktioniert bei hoher Inflation genau so wenig als Tauschmittel, weil dann im Gegensatz zu Deflation, wo Geld gehortet wird, eben Waren gehortet und nicht mehr angeboten werden. Beides behindert den Austausch.. Dasselbe würde eine zu hohe Umlaufsicherung tun und, falls da noch ein anderes funktionierenden Tauschmittel, wie normales Geld mit leichter Inflation vorhanden ist, schon seine Annahme extrem erschweren.

Beweise, daß bei höherer Inflation der Warenaustausch nicht mehr funktioniert, weil Waren zurückgehalten und gehamstert werden gibt es genügend und der Mangel an Waren auf dem Markt treibt dann die Preise höher, was natürlich bedeutet, daß Geld weniger wert wird. Das bewegt Leute dazu es noch schneller auszugeben, während die Warenbesitzer es sich immer mehr überlegen, ob sie ihre gute Ware für ein Geld hergeben sollen, welches sichtlich immer weniger wert wird. Genau so würden sie es sich aber überlegen, ob sie ihre Waren und Dienstleistungen für ein Geld hergeben sollen, welches mit 104% (oder auch 60% oder 25%) besteuert wird.

Sie können ja gar nicht sicher sein, ob es ihnen andere wieder abnehmen werden. Hergeben möchte es wohl jeder und sicherlich auch nicht horten, aber wenn es niemand annehmen will, bleibt er wohl darauf sitzen.

Darum muß die Umlaufsicherung mit der geringst möglichen Höhe, die noch wirksam ist, angesetzt werden.

Wenn Gesell annahm, daß mit funktionierender Freiwirtschaft 3 % auch genug sein könnten, wenn sich die Gewohnheiten der Menschen geändert hätten, hatte er dafür einen guten Grund. Geld geht heute bei 3% Zinsen in den Streik und läuft bei 4% noch um. Anscheinend sind also die 3% der Vorteil, den es gegenüber den Waren hat. Der muß ausgeglichen werden aber wieviel darüber hinaus noch notwendig ist, bis sich die Menschen an die neuen Gegebenheiten gewöhnt haben, ist fraglich. Diese mindestens 3% müssen aber sein, um den Vorteil des Geldes auszugleichen und es auch bei stabiler Kaufkraft im Umlauf zu halten.

Wenn Irving Fisher glaubte, daß man nach einem Jahr mit 104 % Umlaufsicherung wieder zu den ursprünglichen 0% zurückkehren könnte, beweist das nur das eine, nämlich, daß er den Sinn und Zweck einer Umlaufsicherung nicht erkannt hat, wenn dieser Beweis nicht schon durch die vorgeschlagenen 104% erbracht ist.

Abschließend möchte ich deshalb sagen, daß, besonders bei Einführung als alternatives Geld, 5 oder 6 % wohl das Optimale sein würden. Als Umlaufsicherung wären sie ausreichend und jeder Kaufmann würde 5% des Kaufpreises akzeptieren für ein zusätzliches Geschäft, selbst wenn er dieses „lokale" Geld nicht weitergeben könnte an seine auswärtigen Lieferanten und es rücktauschen muß. In der Regel wird er das ja nicht tun müssen, weil er es an seine lokalen Lieferanten oder für Gemeindesteuern und auch als Bezahlung für seine Angestellten verwenden kann.

Nun funktionierte für kurze Zeit eine Umlaufsicherung von 12% in Wörgl auch recht gut und auch die Wära war nach einigen Anfangsschwierigkeiten recht erfolgreich aber die Verhältnisse habe sich geändert und Arbeitslosigkeit und Krise sind noch nicht so einschneidend und, was der entscheidendste Punkt ist, wir haben keinen Goldstandard mehr und deshalb noch keine so einschneidende Deflation. Deshalb würde eine so hohe Umlaufsicherung die Annahme eines alternativen umlaufgesicherten Geldes erschweren. Es muß, im Gegensatz zu Wörgl, gleich von Anfang an mit allen Vorteilen des Freigeldes gearbeitet werden und auch eine feste Kaufkraft garantiert werden.. Es muß alles getan werden um die Annahme des umlaufgesicherten und kaufkraftbeständigen alternativen Geldes zu erleichtern und dazu gehört die niedrigst mögliche Umlaufgebühr, die noch ausreicht das Geld im Umlauf zu halten.

Der gröbste Fehler aber wäre, eine hohe Umlaufgebühr als Steuer zu benützen.. Im Falle einer lokalen Einführung würde das die Annahme unnötig erschweren oder gar unmöglich machen. Bei einer staatlichen Einführung als Zweitgeld mit gleichen Wert als das bestehende Geld, wie es Irving Fisher vorschlug, wäre eine Inflation nicht zu vermeiden und wenn man damit das existierende Geld gänzlich ersetzt, wäre eine noch viel stärkere Inflation unausbleiblich, weil ein derart besteuertes Geld nicht einmal für den kurzen Zeitraum bis zum nächsten Kauf als Wertaufbewahrungsmittel gebraucht werden kann.

Nun soll zwar Geld nicht vorwiegend und für längere Zeit als Wertaufbewahrungsmittel gebraucht werden, weil das seinem Gebrauch als Tauschmittel im Wege steht, aber man darf es auch nicht gänzlich dieser Eigenschaft berauben. Das heutige Geld wird zum Großteil als Wertaufbewahrungsmittel verwendet und nur 5 % sind wirkliches Tauschmittel, was das Hauptproblem unserer Wirtschaft ist, weil dadurch der Geldumlauf völlig außer Kontrolle ist, weil auch das als Wertaufbewahrung gebrauchte Geld jederzeit wieder Tauschmittel werden kann. Umlaufgesichertes Geld mit der richtigen Höhe der Umlaufsicherung würde und sollte zu 90% als Tauschmittel gebraucht werden und nur für den unvermeidlichen Zeitraum bis zum nächsten Handwechsel Wertaufbewahrung sein.

Das würde erstens bedeuten, daß etwa 6 % der heutigen Geldmenge denselben Güterumsatz bewältigen würden und daß anstelle von 5%, 90% des Umsatzes ohne Unterbrechungen funktionieren könnten.. Diese geringe Geldmenge ist überschaubar und kontrollierbar und die Frage ist nur, was man mit den nun überflüssigen 94% der Geldmenge machen soll.

 

 

 

 

 

13) Alternatives Tauschmittel!

 

Nach den Erfahrungen von Wörgl lief das umlaufgesicherte Geld 25 mal so schnell um als anderes Geld das sonst normalerweise tut. Zum damaligen Zeitpunkt war der Unterschied noch größer, weil das andere Geld wegen der herrschenden Deflation schleppender als normal umlief. Behalten wir das einmal im Gedächtnis und stellen weiter fest, daß Geld seinen Wert aus seiner Funktion als Tauschmittel bezieht.

GxU/W bestimmt den Wert des Geldes. Da macht es einen gewaltigen Unterschied ob es Gx20 heißt oder Gx500.

Mit anderen Worten: Bei umlaufgesicherten Geld braucht man nur 4% der sonst üblichen Geldmenge, wenn man keine gigantische Inflation riskieren will. Die Einführung von Freigeld ist also mit Schwierigkeiten verbunden, die noch niemand richtig bedacht hat. Was macht man mit den 96% überflüssigen Geldes, wenn man es gegen Freigeld umtauscht? Gesell konnte es sich noch relativ einfach machen. Damals war Gold noch Geld und hätte bei einer Demonetisierung noch immer einigen Wert behalten, aber wie ist das jetzt? Das Papier hat ja keinen Wert und wenn sich das erst einmal herumspricht, wird der Teufel los sein.

Ich sehe derzeit keinen anderen Weg als der kommenden Inflation ihren Lauf zu lassen und von vorne beginnen. Falls einzelne Gruppen oder Regionen oder auch Länder vorsichtig und langsam Freigeld einführen beschleunigen sie allerdings die Inflationierung des anderen Geldes, weil sie ihm ja die Grundlage seiner Wertes, das Verhältnis zu den Warenströmen entziehen. Je mehr alternatives Geld verwendet wird desto schlechter wird das Verhältnis des alten Geldes gegenüber dem Warenangebot. Immer weniger Ware steht dem Geld gegenüber. Das heißt es ist zu viel Geld da und das bedeutet verstärkte Inflation.

Nicht indexgesteuertes Geld wird also seinen Wert verlieren und mit ihm alle auf Geld lautenden Guthaben und Verträge. Das ist bei den gigantischen faulen Schulden in aller Welt aber sowieso unausbleiblich auch ohne Freigeld.

Umlaufgesichertes alternatives Geld mit einem Wechselkurs, der den Unterschied an Kaufkraft ausgleicht kann zur Arche Noahs in der Sintflut weltweiter Inflation werden für Leute, die rechtzeitig solche Tauschkollektive aufbauen.

Die wahren Kosten der Umlaufsicherung beim Wunder von Wörgl waren nicht einmal ein Promille der getätigten Umsätze und das bei einem sehr beschränkten Wirtschaftsgebiet und relativ hoher Umlaufsicherung von 12% im Jahr. Bei diesen geringfügigen Kosten wird niemand auf den wesentlich teureren bargeldlosen Verkehr ausweichen, wie immer wieder von Gegnern einer Umlaufsicheung behauptet wird. Bei 5% Umlaufsicheung wären diese Kosten sogar noch wesentlich geringer und bei einem größeren Markt noch mehr so.

Wahrscheinlich wäre die Methode über alternative Gruppen und in freien Wettbewerb dieser „Währungen" untereinander und zu den Währungen der Staaten und Staatenverbindungen der sicherste Weg die beste Währung für alle zu finden.

Aber ich betone noch einmal: 0hne einen Wechselkurs geht das auf längere Sicht nicht und ohne Index der die genaue Kontrolle der Geldmenge erlaubt auch nicht.(Dieser Index kann anfangs durch einfache Umrechnung des staatlichen Lebenshaltungskosten indexes erstellt werden.)

Mit wie immer gearteten Konten oder auch Computercash wird es aber auch nicht gehen, weil das nur Bargeldersatz ist, der im ersten Fall wesentlich langsamer umläuft (im Vergleich mit umlaufgesicherten Geld, bewiesen in Woergl, etwa 1 zu 250).

Bei Computercash ist einfach die Infrastruktur nicht vorhanden und im Vorfeld des Z2K wäre es heller Wahnsinn darauf eine Wirtschaft aufzubauen. Wir müssen derzeit schon mit den gegebenen Möglichkeiten arbeiten. Übrigens hätte ich dabei auch noch schwerwiegende Bedenken, weil ich da das Machtmittel eines „großen Bruders" sehe. Das ist genau so mit dem Buchungsgeld, welches eigentlich im Gegensatz zu den allgemeinen Vorstellungen schon vor dem Bargeld da war.

Damals gab es einer Priesterklasse eine derart absolute Macht, daß die aus ihr hervorgehenden Herrscher wie Götter selber waren. Die Buchungen dieses „Buchungsgeldes" waren allerdings nicht in Geld ausgedrückt, denn das gab es ja noch gar nicht, sondern in Naturalien aller Art, Rindern, Schafen und auch Sklaven.

Erst das Aufkommen und die Erfindung des Geldes befreite die Menschen aus dieser Abhängigkeit und nun gibt es Menschen, die in völliger Verkennung dieser Tatsachen das Geld abschaffen wollen, um sich wieder in diese Abhängigkeit zu begeben.

Ja, das Geld schafft auch Abhängigkeiten und es ist höchste Zeit, es nach Jahrtausenden endlich von seinen Fehlern zu befreien, aber wenn man es abschafft, schafft man auch die Arbeitsteilung und die Freiheit ab, die es trotz seiner Mängel gebracht hat.

 

 

14) Was ist eigentlich Zins?

Wenn man einen normalen Bürger fragt, wird die Antwort wahrscheinlich lauten, daß es das Geld ist, welches er für seine Mietwohnung monatlich zahlt. Im Englischen ist das etwas anderes weil es da eine klare Unterscheidung zwischen interest und rent gibt, wobei rent der Zins für die Mietwohnung ist und interest die Zinsen sind die man für Geld bekommt oder zahlen muß. Im Deutschen ist dafür die Rente etwas was man bekommt, wenn man alt ist und niemand bezieht es auf Grundrenten einkommen oder das Einkommen eine Rentiers aus seinen Aktiencoupons. Fast schaut es so aus als ob diese Begriffsverwirrung Absicht ist, damit der einfache Bürger wirtschaftliche Zusammenhänge nicht erkennen kann. Wenn wir also im weiteren Verlauf von Zins reden, meinen wir nicht die Mietzahlung für eine Wohnung, sondern den Zins, der für Leihgeld bezahlt oder kassiert wird. Den kennt wohl auch jeder. Er ist das, was man bekommt, wenn man sein Geld auf ein Sparbuch legt und er ist das, was man bezahlt, wenn man sich Geld ausleiht oder sein Konto überzieht. Alles klar?

Nun, wer bestimmt , wie hoch dieser Zins ist, der auf der einen Seite ja nichts anderes ist als der Preis für die Miete von Geld und auf der anderen Seite der Preis den jemand willig ist für die zeitweise Verfügung über dieses Geld zu zahlen?

Die einfache und die richtige Antwort ist: das Gesetz von Angebot und Nachfrage.

Wenn mehr Leute Nachfrage nach Leihgeld halten als Anbieter da sind, steigt der Zins. Sind mehr Anbieter da als Leute die sich Geld für Investitionen oder für Verbrauch leihen wollen, dann sinkt der Zins. Das ist genau so wie bei jeden anderen Preis. Alles klar?

Nun stellt sich aber die Frage warum die Börse bei jeder Veränderung des Zinssatzes, den die jeweilige Nationalbank für neues Geld verlangt so ins Zittern gerät. Es handelt sich doch dabei um minimale Summen in Vergleich zu den Geldern, die schon im Umlauf und damit der Kontrolle der Nationalbanken entzogen sind.

Ha, jetzt kommen wir zum Kern der Sache. Auf den Börsen wird nicht Gegenwart gehandelt sondern Zukunft. Daß diese Zukunft manchmal so irreal gesehen wird, daß eine Tulpenknolle ein Vermögen wert sein kann oder ein Buchladen den Wert einiger Länder der dritten Welt, ist dabei nebensächlich.. Man investiert also nicht in einen Betrieb der einen Gewinn abwirft, denn der finanziert sich ja meistens aus diesen Gewinnen und falls er überhaupt Anteilscheine auf der Börse hat sind sie als blue chips viel zu teuer. Nein, man investiert in etwas von dem man zu recht oder zu unrecht glaubt, daß die Anteilschene in der Zukunft mehr wert sein werden.

So kommt es, daß die Leute Bre-X Aktien kauften, weil ihnen jemand vorgemacht hatte, daß da ein Haufen Gold im Grund wäre.

So weit so gut, aber welche Rolle spielt da der Zinssatz? Das ist auch recht leicht zu erklären. Um an der Börse (sowie auch am Immobilienmarkt) große Gewinne zu machen, muß man, wie es im Englischen ausgedrückt wird „leverage" verwenden, was auf deutsch Hebelwirkung heißt und bedeuted, daß man sich auf seine Aktien Geld leiht, damit noch mehr Aktien kauft und die auch wieder belehnt und mit diesen Geld wieder Aktien kauft und so fort. (Genau dasselbe kann man auch mit Immobilien tun.)

Nun kostet dieses Leihgeld aber Zinsen und wenn die Aktien einmal entgegen den Erwartungen nicht im Preis steigen sondern fallen, dann sieht die Bank, daß auf einmal die hinterlegten Aktien nicht mehr so viel wert sind, wie der gegebene Kredit uns sie ist gezwungen den Kredit zu kündigen, um wenigstens einen Teil ihres Geldes zu retten. Bei sehr niedrigen Zinssätzen haben die Schuldner meistens keine Probleme, die Zinsen zu zahlen und neue Kredite zu bekommen.

Weil Lieschen Müller ja auch sehr wenig Zinsen auf ihren Sparkonto gutgeschrieben bekommt, ist sie auch gerne bereit ihr Geld dorthin zu geben wo höhere Gewinne locken und sie läßt sich dazu verleiten Aktien zu kaufen. Die Banken machen ihr das auch recht schmackhaft, haben sie doch diese unsicheren Papiere schon im Depot. Da nun das neue Geld von vielen Lieschen Müllers eine vermehrte Nachfrage nach Aktien bringt, steigen die im Preis und alles ist wieder in Butter. Die Schulden der Spekulanten sind wieder gedeckt und niemand kommt darauf, daß das Geld weniger wert geworden ist, weil es ja nichts gekauft hat, wo dann höhere Preise einen Wertverlust des Geldes signalisiert hätten.

Lieschen Müller hat ja nur Papier gekauft und wenn dieses im Preis gestiegen ist, glaubt man ja nicht, daß das Geld weniger wert geworden ist, sondern nur, daß die anderen Papiere im Preis gestiegen sind. Das Vaterland ist wieder einmal gerettet.Alles klar, soweit?

Nun wissen wir aber immer noch nicht, warum eine Zinserhöhung der Nationalbank für neues Geld ( daß sie auf das alte,im Umlauf befindliche keinen Einfluß mehr haben, wissen wir nun ja) das große Zittern in der Börse auslöst. Das ist aber auch recht einfach zu erklären. Wenn das neue Geld den Banken mehr kostet sind sie erstens gezwungen auch höhere Zinsen zu verlangen und das erhöht die Kosten der Spekulanten. Zweitens sind die Banken nun bereit auch Lieschen Müller wieder höhere Zinsen auf ihren Sparkonnto zu zahlen und da überlegen es sich viele Lieschens wieder ob sie ihr Geld in die unsichere Börse geben sollen. Damit sinkt die Nachfrage nach Aktien und damit deren Preis. Sinkende Aktienpreise und höhere Kreditkosten bringen dann aber das Ende für einige Spekulanten und deren Aktien landen nun in Notverkäufen auch auf der Börse und der Krach ist da.

Noch immer alles klar?

Die Frage ist nun, warum erhöht die Nationalbank überhaupt die Zinsen? Sie sind ja nicht ganz bescheuert und wissen genau, welche Folgen ihre Aktionen haben. ( Ganz sicher wegen bescheuert, kann man zwar nicht sein , wenn man sieht, wie manche Nationalbanken Geld herausgeben auf Teufel komm raus, bis es nichts mehr wert ist.) Nun, mit den hohen Zinsen wollen sie eine Inflation verhindern. Sie stehen so vor zwei Alternativen, von denen keine sehr schmackhaft ist. Erhöhen sie die Zinsen, kann das einen Börsenkrach verursachen. Erhöhen sie die Zinsen nicht, kann ihnen die Inflation davonlaufen.. Dann müssen sie aber auf Biegen oder Brechen die Geldmenge einschränken und dann ist sowohl die Börse, wie die gesamte Wirtschaft im Eimer und da nützt alles gelehrte Herumgefasel nichts.

Genau so, wie die Inflation den Händen der Nationalbanker entgleiten kann, kann es auch umgekehrt eine Deflation tun. Wenn Banken und Geldgeber mangels lohnender Anlagen liquide bleiben, heißt das nichts anderes als daß sie zeitweise auf bescheidene Zinseinnahmen verzichten und das Geld dem Markt entziehen. Die Leute, die in so einen Fall bei schwindenden Absatz bereit wären höhere Zinsen zu zahlen sind aber ein zu schlechtes Kreditrisiko. Das Geld bleibt also nach wie vor dem Markt fern, aber wehe die Nationalbank gibt für das fehlende Geld nun neues heraus. Tut sie es nicht in massiven Ausmaß, verschwindet das neue Geld auch, wie es sich in der Weltwirtschaftkrise der dreißiger Jahre gezeigt hat. Gibt sie aber merkbar und massiv neues Geld heraus, stürzt sich sofort das bisher zurückgehaltene auch auf den Markt und wie können die Nationalbanken dann die Geldmenge einschränken? So kann eine Deflation im Nu wieder in eine Inflation umschlagen.

 

 

15) Geld, wie es ist und wie es sein könnte!

 

Laut Volkswirtschaftlehre hat das Geld drei Eigenschaften:

1) Tauschmittel (Zahlungsmittel)

2) Wertmaßstab

3) Wertaufbewahrungsmittel

Zu Punkt eins ist nicht sehr viel zu sagen. Geld ist Zwischentauschmittel, gleichgültig aus welchen Stoff es gemacht ist, welches nicht um seiner selbst willen angenommen wird, sondern weil man damit rechnen kann, es für andere Güter und Leistungen wieder eintauschen zu können. Es ermöglicht als solches erst eine wirtschaftliche Arbeitsteilung wo Waren erzeugt werden können. (Waren sind Gebrauchsgüter, die nicht für den Eigenbedarf sondern für Weiterverkauf produziert werden). Geld muß weitgehend als Tauschmittel anerkannt werden, sonst könnte es nicht als solches funktionieren.

Punkt zwei ergibt sich aus dieser generellen Anerkennung. Jedermann weiß, wieviel so eine Tauschmitteleinheit wert ist und rechnet bewußt oder unbewußt damit, wenn er etwas verkauft. (Für Geld eintauscht). Er kennt normalerweise die Preise der Güter und Dienstleistungen, die er dafür wieder eintauschen (kaufen) will. Geld ist also zum Zeitpunkt des Verkaufes für ihn ein klarer Wertmaßstab.

Das Problem ergibt sich erst, wenn einige Zeit zwischen Verkauf und darauf folgendem Einkauf verstreicht und sich der Wert dieses Wertmaßstabes in der Zwischenzeit verändert. Diese Veränderungen können in Wertverminderung des Tauschmittels bestehen und das ist Inflation, oder in Wertsteigerung und das ist Deflation. Deren (psychologische) Einflüsse auf das Verhalten der Marktteilnehmer sind hier nicht Gegenstand der Untersuchung und wurden anderswo ausführlicher behandelt. Hier soll nur das eine festgestellt werden: Ein Wertmaßstab, der selber Schwankungen unterliegt, kann kein Maßstab sein.

Bleibt noch die dritte Eigenschaft des Geldes: Wertaufbewahrungsmittel. Hier muß klar erkannt werden, daß die Eigenschaft als Wertaufbewahrungsmittel den Gebrauch als Tauschmittel ausschließt. Man kann Geld nur als das eine oder das andere verwenden. Es wird also immer ein Teil der Geldmenge entweder die eine oder die andere Funktion ausüben. Dieses Verhältnis liegt, außer in Zeiten hoher Inflation etwa bei eins zu zwanzig. Nur etwa 5% der Geldmenge stehen in dauerndem Gebrauch als Tauschmittel und weil das dauernd wechselnde Teile sind und sich auch die Relation praktisch von einem Tag zum anderen ändern kann, bringt das große Probleme.

Zum Problem des sich verändernden Maßstabes kommt jetzt noch das Problem der sich verändernden wirksamen Menge. Das Geld muß aber auch als Wertaufbewahrungsmittel verwendet werden können, zumindest für die übersehbare Zeit zwischen Verkauf und folgendem Einkauf. Nimmt man ihm nämlich die Funktion als Wertaufbewahrungsmittel gänzlich, wie es bei hoher Inflation passiert ( oder bei hoher Umlaufsicherung passieren würde) verliert es auch seine Eigenschaft als Tauschmittel.

Dasselbe passiert aber auch bei Deflation. Dann wird die Eigenschaft als bevorzugtes Wertaufbewahrungsmittel so verstärkt, daß es als Tauschmittel nur mehr für unbedingt lebensnotwendige Transaktionen benützt wird.

Die 95 % der Geldmenge,(mehr in Deflationszeiten) die als Wertaufbewahrungsmittel benützt werden haben noch eine vierte und fünfte Eigenschaft des heutigen Geldes und die sind:

Wertvermehrungsmittel (durch den Zins) und

Machtmittel ( durch die Erpressung der jeweiligen Besitzer, welche sie durch Investititionsverweigerung gegenüber dem Sachkapital ausüben können.)

4)Als Wertvermehrungsmittel kann es nur dadurch gebraucht werden indem es entweder als Handelskapital verwendet oder in zinstragende Produktionsmittel angelegt wird.

5) Als Machtmittel hängt das Geld von seiner Eigenschaft als Wertaufbewahrungsmittel und Wertvermehrungsmittel ab. und beide verliert es bei starker Inflation. Bei stabilen Preisstand jedoch wird die Liquiditätspreferenz, wie die Verteidiger des Status quo es zu nennen belieben immer stärker. Sie wird sogar schon in Zeiten leichter Inflation akut, wenn die erzielbaren realen (inflationsbereinigten) Gewinne in Realkapital unter eine gewisse Grenze sinken. Bei sinkendem Preisstand wird sie virulent.

Damit haben wir die Eigenschaften des heutigen Geldes und des Geldes der gesamten Geschichte kurz beleuchtet und wollen im folgenden untersuchen, in welcher Weise sich das von Silvio Gesell vorgeschlagene Freigeld davon unterscheidet.

Geld, wie es sein könnte.

1) Tauschmittel ( mit eingeschränkter Fähigkeit als bevorzugtes Wertaufbewahrungsmittel durch eine Gebühr die es als Wertaufbewahrungsmittel dem Durchschnitt der Waren gleich stellt)

2) Wertmaßstab (dadurch, daß es so nach einem Index gesteuert wird und gesteuert werden kann, daß es seinen Wert zum Durchschnitt der damit getauschten Güter auch für längere Zeit behält.

3) Wertaufbewahrungsmittel ( nur insofern als es nicht die primäre Funktion als Tauschmittel in Frage stellt.)

4) Wertvermehrungsmittel (nur mehr so lange als die Wechselbeziehung zum knappen Realkapital noch einen Zins erlaubt.)

5) Machtmittel (fällt wegen der Unmöglichkeit es zwecks Erpressung zurück zu halten oder zumindest die Zurückhaltung anzudrohen aus)

Dazu ist noch zu bemerken, daß es mit der Liqiditätspreferenz in dem Moment zu Ende ist, in dem es gleich viel kostet Geld auf Lager zu halten, als es kostet Waren auf Lager zu halten.

 

 

 

16) Der dritte Mann!

 

Immer wieder werden die wildesten Theorien über die uferlose Ausweitung der Geldmenge durch die Geldschöpfung der Geschäftsbanken oder auch durch die Monetisierung von Besitz vertreten. Diese Theoretiker sehen nur die Entwicklung der Banken, von denen Milton Friedman in Bezug auf die Goldwährung völlig richtig bemerkt:(Money Mischief p68)

„The downward pressure was relieved somewhat by a rapid expansion of the banking system, which increased the amount of money which could be pyramided on each ounce of gold."

Dasselbe gilt auch heute wo die Banken auf eine dünne Bargeldbasis einen gewaltigen Kreditüberhang aufbauen können.

Niemand sieht aber, daß die ganze Pyramide von der Willigkeit desjenigen abhängt der sich verschulden will oder seinen Besitz „monetisieren" will, was auch eine Verschuldung ist.

Wann tut das aber dieser dritte Mann nach dem ersten, dem Geldgeber und dem zweiten, dem Vermittler (die Banken)?

Nur dann, wenn er mit dem gegen Zinsen geliehenen Geld etwas kaufen kann, was ihm beim Wiederverkaufe genügend Gewinnspanne verspricht, um die Zinskosten für die Zeit der Lagerhaltung abzudecken und noch genügend Raum für andere Kosten, Ladenhüter und einen Reingewinn zu lassen. Bei allgemein sinkenden Preisen ist das nie der Fall. Er wird es also wohlweislich bleiben lassen, sich zu verschulden.

So ist das beim Handelskapital, aber auch bei Realkapital gilt dieselbe Gesetzmäßigkeit. Niemand wird z.B. ein Miethaus bauen, wenn die voraussichtlichen Mieteinnahmen nach Abzug aller Kosten nicht mindestens so viel einbringen, wie ihm das Geld auf der Bank einbringen würde.

Es gibt nur noch eine weitere Möglichkeit für den dritten Mann. Die ist, daß er einen vierten dummen Mann findet, der ihm höhere Zinsen bezahlt als er selber zahlen muß. Da besteht allerdings die Gefahr, daß dieser Dumme seine Rückzahlungsmöglichkeiten überschätzt hat und unser armer dritter Mann sieht weder Zinsen noch Geld jemals wieder und, falls er seinen Besitz dafür verpfändet hat, wird er den auch noch los.

Soviel also zur uferlosen Geldmengenvermehrung und ebenso uferlosen Monetisierung von Besitz. Recht einfach, nicht wahr? Man braucht nur einmal den Standpunkt des für diese Theorien unbedingt notwendigen dritten Mannes einzunehmen.

Wieviel habe ich dazu gebraucht? Eine gute Seite und da habe ich noch zitiert und erklärt. Wahrscheinlich könnte man es noch kürzer darstellen. Jedenfalls braucht man dazu nicht seitenlange Abhandlungen.

 

 

17) Gedanken über die Ursachen der Geldhortung.

Viele Geldreformer sind der Ansicht, daß Geldhortung oder wie die Angelsachsen sagen „liquidity preference" eine finstere Verschwörung dunkler Mächte sei, welche die Welt immer wieder in Krisen stürzt. Man kann ihnen das vielleicht auch nicht verdenken, wenn man sieht wie immer wieder die an sich einfache Lösung des Problems von manchen Kreisen immer wieder torpediert wird.

Die einfachen Gründe für diese Liquiditäts Präferenz, die nichts anderes ist als die Benutzung des Tauschmittels Geld als Wertaufbewahrungsmittel, wird kaum von jemand genauer untersucht.

Stellen wir gleich zu Anfang fest, daß Geld bei Inflation ungeeignet als Wertaufbewahrungsmittel ist und deshalb auch nicht zurückgehalten wird. In den raren Zeiten eines festen Preisstandes wird es auch nur dann in größeren Ausmaß gehortet, wenn der allgemeine Zinssatz lukrative Anlagen, die mindestens 3 bis 5% Zinsen versprechen nicht mehr zuläßt.

Bei Deflation ist das etwas anderes. Da wird die erwartete Wertsteigerung des Geldes mit dem angebotenen Zins verglichen und dann, wenn die Zinsen zu niedrig sind oder die Bonität des Kreditwerbers nicht über jeden Zweifel erhaben ist, wird das Geld lieber in der Kasse behalten.

Dabei ist es bedeutungslos ob einer 1000 DM ein Jahr lang einsperrt oder ein Dutzend Leute je 1000 DM ein Monat zurückhalten. Die Wirkung in Form eines Nachfrageausfalls ist dieselbe.

Tatsache ist, daß 95% der sogenannten umlaufenden Geldmenge ohne Inflation nicht optimal als Tauschmittel umlaufen, weil sie als bevorzugtes Wertaufbewahrungsmittel benützt werden. Das ist keinesfalls böser Wille und die Gründe, das Geld zurückzuhalten, welches man nicht für lebenswichtige Anschaffungen braucht, können vielfältig sein und von der einfachen Tatsache, daß jemand sich nicht entschließen kann, was er kaufen soll bis zum Mißtrauen gegen Banken reichen.

Sinkende Preise während einer Deflation machen es für einen Kaufmann unmöglich etwas für sein Warenlager einzukaufen, wenn er damit rechnen muß, daß sein Konkurrent, der später und billiger einkauft seine Preise dann unterbieten kann. Da wartet er lieber bis er derjenige sein kann, der billiger eingekauft hat. So schlau sind aber alle, also kauft niemand ein und jeder hält sein Geld zurück, verwendet das eingehende Geld nur zur Rückzahlung seiner Schulden und vermindert damit auch die sogenannte Buchgeldmenge. Oder er hält es in Bereitschaft für extrem billige Notverkäufe seiner Lieferanten und da diese, besonders wenn sie am Rande des Konkurses stehen, lieber bares Geld haben wollen, welches sie dann als schwarze Überlebenskasse benützen können, hält er eben auch mehr Geld als in normalen Zeiten bar in der Kasse. Da dies alle tun und da ja pro Kopf und Nase nur etwas mehr als ein Monatsbedarf an Geld insgesamt im Umlauf ist, verschwindet so das Geld als Tauschmittel vom Markt.

Das alles geschieht automatisch und ohne böse Absicht und je mehr Geld vom Markt verschwindet, desto mehr Druck wird auf die Warenpreise ausgeübt und desto tiefer sinken die Preise und immer unmöglicher wird es für einen Kaufmann etwas einzukaufen. Wenn aber die Kaufleute nichts einkaufen, haben die Produzenten keinen Absatz und müssen Arbeiter entlassen. Nun haben auch diese weniger Geld um bei den Kaufleuten etwas zu kaufen und das wenige Geld welches die Arbeiter noch haben, müssen sie zurückhalten und damit sind wir dort angelangt, wo jeder Geld zurückhält.

Ist es erst einmal so weit gekommen, hilft selbst die Ausgabe neuen Geldes und selbst wenn es jetzt wie in Japan zu billigsten Zinsen angeboten wird nichts mehr. Ein Kaufmann kann auch mit 0% Zinsen keinen Kredit aufnehmen um Waren zu kaufen, wenn die Warenpreise ihm keinen Gewinn erlauben. Selbst 0% Zinsen befreien ihn ja nicht von der Rückzahlungspflicht und wenn er dann die Schuld mit einem Geld zurückzahlen muß, welches im Jahr um 10% mehr wert geworden ist, was während der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre der Fall war, ist das ein Ding der Unmöglichkeit.

Da man niemand zwingen kann, sich unter solchen Umständen Geld auszuleihen, verschwindet dann nicht nur das Bargeld vom Markt sondern auch das sogenannte Buchgeld.

 

 

Die folgende Geschichte zeigt, daß die Grund und Bodenrente, wenn sie sich nur als Preissteigerung des Grundes niederschlägt und nicht dauernd entweder durch Verpachtung des Grundes oder im Einkommen aus anderwertiger Verwendung des Grundes einen "cashflow" erzeugt auch eine Schattenseite für den Grundbesitzer haben kann..

 

18) Die Geschichte von Jim und Betty.

Jim hatte als Fischer gutes Geld gemacht und gedachte sich im Alter von 55 Jahren zur Ruhe zu setzen. Das war im Jahr 1960. Er verkaufte sein Boot und kaufte für den Erlös von 50,000 .-$ ein etwa 50 Hektar großes Grundstück 20 km nördlich von Nanaimo, welches damals ungefähr 15,000 Einwohner hatte. Nanaimo ist an der Ostküste der Insel Vancouver in Canada und hat heute fast 100,000 Einwohner. Das Grundstück lag am Meer und war nur deshalb so billig weil vor Jahren der Wald, der darauf gestanden hatte, kahlgeschlagen worden war.

Die an sich spärliche Humusdecke war durch die starken Regenfälle, die an der Westküste Kanadas auftreten, deshalb zum Teil weggeschwemmt worden und es wuchs nur recht kümmerliches Gesträuch darauf. 1985, als ich es sah, standen aber doch schon wieder recht nette Bäume dort. Jim hatte dem auch mit einigen Planzungen nachgeholfen. Es ist schon eigenartig, welch armseeliger Grund einen schönen Wald hervorbringen kann, wenn es nur gemug regnet. Der amazonische Urwald soll ja auch auf bescheidener Humusdecke wachsen, wie die Siedler, die ihn abholzen um dort Felder anzulegen zu ihren Nachteil feststellen mußten.

Jim selbst habe ich nur zweimal getroffen und kenne die ganze Geschichte deshalb nur aus Erzählungen eines Bekannten. Unser erstes Treffen ist eine Geschichte für sich, aber ich will das doch hier erzählen:

Es war im Jahr 1982 oder 1983 und ich ging um diese Zeit sehr oft Scubatauchen. Zu diesem Zweck hatte ich mir aus einem alten Boot eine Tauchplattform gebastelt, indem ich längsseit zwei luftgefüllte Pontons daran befestigt hatte. Dadurch war das Boot praktisch unsinkbar geworden und man konnte sich in voller Tauchausrüstung aus dem Wasser ins Boot schwingen, ohne es umzukippen. Als Antrieb hatte ich mir einen kleinen Außenbordmotor ausgeliehen und hatte für den Notfall auch zwei Paddel. Das Boot war allerdings durch die seitlich angebrachten Luftkörper fast so breit wie lang geworden und ließ sich beim kleinsten Wellengang kaum mehr steuern.

Eines Tages überredete ich meine Süße zu ihren ersten und letzten Ausflug aufs Meer mit diesem Boot. Wir hievten das Boot auf unseren Zeltanhänger, den ich als Transportmittel dafür benützte und fuhren zu einer nahegelegenen Bucht, die ein paar kleine Inselchen hatte. Wir brachten das Boot ins Wasser, ich startete den Motor und bald waren wir bei einer der kleinen Inseln angelangt. Dort gerieten wir aber in ein Seegrasfeld und das Seegras wickelte sich um meine Schiffsschraube und brachte den Motor zum stehen. Nachdem ich das verwickelte Seegras entfernt hatte brachte ich den Motor wieder zum laufen, bald starb er aber wieder ab und all meine Mühe in wieder zum laufen zu bringen, blieb vergeblich.

Ich gab die vergeblichen Versuche für einige Zeit auf um dem abgesoffenen Motor Gelegenheit zu geben sich etwas zu erholen und blickte um mich. Wir waren auf besten Weg ins offene Meer abzutreiben!

Allerdings hatten wir uns dabei der Halbinsel am anderen Ende der Bucht genähert und es gelang uns durch Paddeln, immer wieder durch Versuche den Motor doch zu starten unterbrochen, unsere Drift soweit zu beeinflußen, daß wir am Ende doch gerade noch die Spitze der Halbinsel erreichten. Und da stand Jim. Er hatte uns schon lange beobachtet und war schon nahe daran gewesen die Küstenwache zu verständigen, sah aber dann, daß wir es allein schaffen würden.

Er half mir das Boot bis zu einer nahegelegenen Waldsstraße zu schleifen und ging dann mit mir zu einem nahen schönen alten zweistöckigen Haus wo sein Pickup parkte. Auf meine Frage, ob dieser schöne Besitz ihm gehöre, sagte er nur: " O, nein, ich bin nicht so reich, ich passe nur für einen Bekannten darauf auf der auf Urlaub in Mexiko ist."

Mit keinem Wort erwähnte er, daß er ein paar Kilometer weiter auch einen schönen Besitz im Wert von damals zweieinhalb Millionen hatte. Er erzählte mir nur noch auf der kurzen Fahrt zum anderen Ende der Bucht, wohin er mich mit seinem Pickup brachte um mein Fahrzeug abzuholen, daß er früher Berufsfischer gewesen sei.

"Ich hätte mich mit so einer Nußschale nicht aufs offene Meer getraut," meinte er dann.

Später sah ich ihn dann noch einmal beim Einkaufen in einer Drogerie und da stellte er mich auch seiner Frau Betty vor , als das verrückte Grünhorn, das keine Ahnung von der Gefahr gehabt hätte, in die es sich begeben hatte. Von der Unsinkbarkeit meines Bootes konnte ich ihn nicht überzeugen.

Aber nun zurück zur Hauptgeschichte.

Nachdem Jim den Grund gekauft hatte, baute er darauf ein bescheidenes Blockhaus mit zwei Schlafzimmern, gerade groß genug für ihn und Betty. Sein bescheidenes restliches Kapital verbrauchte er, wie geplant bis zu dem Zeitpunkt, wo er mit 60 Jahren eine Frührente bekommen würde.

Er hatte nur eines nicht berechnet. Sein Grund lag in der Ausdehnungsrichtung von Nanaimo! Die Grundstückspreise rings um ihn stiegen und stiegen und damit auch der Schätzwert des seinen. Aus 100,000.- Schätzwert 1961 waren bis zum Zeitpunkt 1988 als er verkaufte 3 Millionen geworden.

Wie schön für ihn werdet ihr denken. Die Geschichte schaut aber leider ganz anders aus.

1965 , als er die bescheidene Altersrente von 340.-$ zum ersten Mal bekam war der Schätzwert schon auf 250,000 gestiegen .Bei zirka 1% Hebesatz mußte er deshalb 2,500.-$ Grundsteuer in Jahr bezahlen und er war schon zwei Jahre im Rückstand. Da gerade zu dem Zeitpunkt sein altersschwacher Kleinlaster seinen Geist aufgab und er 20 km außerhalb der Stadt nicht ohne Fahrzeug sein konnte, nahm er deshalb eine Hypothek über 30,000.-$ auf mit 15 % Zinsen.Da sein Besitz nun schon laut Schätzung fast das zehnfache der Hypothek wert war, hatten weder die Bank noch er irgendwelche Bedenken. Doch um es gleich vorwegzunehmen, diese erste Schuld war mit Zins und Zinseszinsen auf über eine Million angewachsen als er verkaufte.

Das war aber noch nicht das Schlimmste. Seine Grundsteuern insgesamt für die 28 Jahre, die er seinen Grund besaß, beliefen sich auf 420,000.-$! Da er diese auch praktisch von Anfang an durch Hypotheken finanzieren mußte, machte das zusätzlich noch über eine Million aus und die Bank wurde bei der Schuldenlast von fast zweieinhalb Millionen schon recht schwierig. Jim hatte die letzten Jahre seines Lebens wirklich nicht mehr viel zu lachen und mußte noch froh sein, daß der erzielte Kaufpreis gerade mit Müh und Not seine Schulden deckte.Ein weiteres Jahr mit der Grundsteuer nun bei fast 30,000.- und einer jährlichen Zinsenlast von 300,000 hätte er nicht mehr schaffen können, obwohl die Zinsen gerade heruntergegangen waren und er jährlich "nur" mehr 12 % zahlen mußte.

Er hatte das alles nicht gewollt und wäre froh gewesen, wenn sein Besitz noch immer nur die ursprünglichen 100,000 wert gewesen wäre. Die geringen Steuern hätte er bei seinen sonstigen bescheidenen Lebenswandel mit seiner Rente und vielleicht mit dem Verkauf von etwas Brennholz aus seinem Wald bezahlen können und er wäre nicht gezwungen gewesen sein Heim im Alter von über 80 Jahren aufzugeben. So aber machten die hohen Schulden seine letzten Lebensjahre zur Qual. Obwohl die Bank ihm, selbst wenn der Kaufpreis die Schulden nicht gedeckt hätte, nichts mehr hätte nehmen können.

Betty und er starben kurz hintereinander nur Monate nach dem erzwungenen Verkauf ihres Heimes und brauchten nicht mehr zuzusehen, wie der junge Wald auf ihren Grund wieder abgeschlagen wurde und Raum für eine Siedlung machte.

Der schöne Besitz auf der Halbinsel, wo ich damals Jim zum ersten Mal traf, wurde übrigens auch für 6 Millionen an einen Spekulanten verkauft, der dort eine Nobelsiedlung bauen wollte. Da es aber das letzte naturbelassene Stück Land am Meer in der Nähe der Stadt war, regte sich doch nun Widerstand und die Stadt gab keine Baubewilligung, aber....der Käufer wollte nun 11 Millionen dafür, falls die Stadt oder die Provinzregierung das Land als Park kaufen wolle.

Die Moral der Geschichte ist, daß sich Bodenspekulation schon auch lohnen kann und es ist bekannt, daß viele große Vermögen dort ihren Anfang nahmen. Aber...

Jim und Betty hatten jedenfalls die Zins und Zinsezinsproblematik aus einer ganz anderen Sicht aus erlebt und die Wertsteigerung ihres Grund und Bodens hatte ihnen nichts als Kummer gebracht.

 

 

 

19) Weltwirtschaftliche Impressionen

Vor kurzem fragte ich mich einmal, was eigentlich in Südamerika los sei, denn außer daß man hier Lederschuhe praktisch nur mehr „ made in Brazil" sehr billig in den Kaufhäusern findet, habe ich damit sehr wenig zu tun. Aber Europa ist ja nicht allein auf der Welt und wie es in anderen Ländern ausschaut, beeinflußt die Zukunft Europas.

Euro hin, Euro her! Wir wollen doch mit der ganzen Welt Handel treiben und wenn wir denen erst das Geld leihen müssen ohne je auf eine Rückzahlung hoffen zu dürfen, damit sie uns etwas abkaufen können wie man es jetzt mit Rußland macht, dann ist da ein Wurm drinnen.

Nun fiel mir ein schon etwas älterer Artikel in die Hände und ich machte mir einige Gedanken darüber :

>>>Latin Americans have become experts in crisis," said Naim, but

the region's exemplary "reform resilience" faced a rigorous test if its

prime economy, Brazil, were to catch the Asian contagion. Under

President Fernando Henrique Cardoso, the country's economic

situation has stabilized, but Naim warned that the country had

already suffered a "very sharp deterioration" in its trade surplus.

Even more worrying is the country's federal debt, of some $200

billion. The average maturity of Brazilian debt has shrunk to a

nail-biting seven months overall, and the country has had to crank

up interest rates to over 40% to attract funding. "In Latin America,"

cautioned Naim, "as Brazil goes, so go a lot of other things."<<<

Da muß also Brasilien 40 % Zinsen zahlen, damit ihnen jemand noch Geld leiht. Was bedeutet das aber? Es bedeutet daß die Schulden sich durch Zins und Zinseszins in weniger als zwei Jahren verdoppeln! Wie lange kann das gut gehen? Die werden bald nicht nur Schuhe sondern auch alles andere was nicht niet und nagelfest ist auf dem Weltmarkt verschleudern müssen und die anderen südamerikanischen Staaten werden es nicht anders machen und natürlich auch die ehemaligen Tigerstaaten Asiens und natürlich China und bald vielleicht auch Japan.

Wer wird das Zeug aber kaufen? Die Arbeitslosen in den „reichen" westlichen Ländern sicherlich nicht. Und die werden auch arbeitslos bleiben, weil das was sie produzieren könnten keinen Markt finden kann. Es ist ja viel zu teuer gegenüber den mit Hungerlöhnen produzierten Gütern. Der Markt ist ja schon überschwemmt von den billigen Gütern aus dem Rest der Welt.

Der gigantische Ausverkauf hat schon begonnen und deshalb steigen die Preise trotz Geldmengenvermehrung nicht.

Und was wird wohl im Euroland passieren? Wieviel Arbeitslose wird es da geben? Wird der Rest etwas produzieren und verkaufen können? Welche Betriebe werden überleben können? Kommen auf sie auch so hohe Zinslasten wie in Brasilien zu? Wie kann man bei so hohen Zinsen, die ja als Kosten in den Preisen ihren Ausdruck finden müssen, die Inflation im Zaum halten?

Dabei faseln die Wirtschaftsexperten von Überproduktion und während sie sich in Korea mit 70 Stundenwochen aus der Pleite herausarbeiten wollen, will Frankreich die 35 Stundenwoche einführen, um die wenige Arbeit auf mehr Leute aufzuteilen. Sieht denn niemand, daß es sich nicht um Überproduktion handelt sondern um Unterkonsumation!?

Die Leute mit Rieseneinkünften, die sie arbeitslos aus ihren Kapital beziehen kaufen damit ja nichts, sie wollen es nur wieder gewinnbringend anlegen. Den Leuten, die etwas kaufen würden, bleibt nicht einmal das Geld für Lebensnotwendigkeiten, weil sie von Zins- und Steuerlast erdrückt werden.

Dabei ist die Lösumg des Problems so einfach! Zwingt das Geld durch eine Umlaufsicherung wie sie in Wörgl gemacht wurde auf dem Markt, auch wenn ein „ausreichender Zins" für den Kapitalgeber nicht mehr gewährleistet wird. Eine Umlaufsicherung würde auch das Geld der Kapitalisten auf den Markt bringen und damit würde die „Überproduktion" verschwinden. Das ist alles! Technisch kann man das heute einfacher machen als mit dem Stempelmarken, wie sie in Wörgl oder bei Irving Fishers Stamp scrip verwendet wurden. Es geht auch mit jährlichen gebührenpflichtigen Umtausch der Geldscheine, wie es ähnlich bei den Brakteaten des Mittelalters schon gemacht wurde.

Alle anderen Probleme werden damit zwar nicht gelöst, werden damit aber zumindest lösbar gemacht. In diesem Zusammenhang muß man die Arbeitslosen auch der „Überproduktion" zurechnen, Die Produkte, die sie erzeugen könnten, sind nicht mehr gefragt.

Übrigens: Während des „Wunders" von Wörgl ging in dieser kleinen Stadt die Arbeitslosigkeit um 25 % zurück während sie im Rest von Österreich teilweise um fast denselben Prozentsatz anstieg. Und das alles kostete ganze 25 Groschen pro Kopf der Bevölkerung!

Ach, bald komme ich mir vor wie ein Prediger in der Wüste.

http://www.cityline.at/woergl/gemeinde/gestern_heute/unterguggenberger/

 

 

 

 

20) Das überflüssige Bargeld!

Immer wieder wird von den Buchgeldleuten dargestellt, daß heute das Bargeld keine Bedeutung mehr hat und leicht von den Banken mit selbstgeschöpften Buchgeld ersetzt werden kann.

Ich will die völlig überflüssige und irreale Debatte nicht wieder anheizen, aber ich habe nur eine einzige Frage. Wie erklären die dann, warum bei allen Währungen der Welt seit dem Krieg die Bargeldmenge erhöht wurde. Selbst bei den stabilsten Währungen um etwa das zwanzigfache! Wenn das Bargeld so überflüssig geworden ist, macht das doch keinen Sinn. Es müßte doch, wegen Überflüssigkeit, schon fast verschwunden sein, oder nicht?

Sollte diese Vermehrung nicht doch etwas mit dem Wertverlust des Geldes zu tun haben? Ein einziger Blick auf einen Nationalbankausweis müßte es den Leuten zeigen , wie dumm ihre Anschauungen sind, aber was tun sie in ihrer Überheblichkeit? Sie stellen diejenigen für dumm hin, die darauf hinweisen und bezeichnen sie als Anhänger veralteter Theorien.

Eigenartigerweise ist im englischen Sprachraum die Buchgeldtheorie kein Thema, weil fast alle Wirtschaftssachverständigen „fractional banking" als Gegebenheit ansehen und erkennen, daß es auf Bargeld aufgebaut ist. Nur im deutschen Sprachraum und auch da nur bei Bekämpfern der Gesell`schen Reformen wird das so breit ausgetreten. Hauptsächlich wohl deshalb, weil es die einfache Lösung, die Unterguggenberger gezeigt hat und selbst schon Rudolf Steiner vorgeschlagen hat, die Herausgabe alternativen Geldes, untergräbt.

Was in den Hirnen dieser Buchgeldleute vorgeht, ist mir schleierhaft und daß sie nicht erkennen, wie ihre (falschen) Anschauungen in die Hände der Beherrscher des Geldes spielen, wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben.

Ich hoffe, daß im richtigem Zeitpunkt genügend Unterguggenbergers zur Stelle sind, die sich von diesen Leuten nicht verwirren ließen. Dafür werde ich weiter arbeiten. Natürlich sehe auch ich, daß andauernde leichte Inflation wie Umlaufsicherung wirkt und deshalb Geld nicht in großem Ausmaß gehortet wird. Die Inflation verfälscht aber alle längerfristigen Verträge und beseitigt in keinen Fall die Zinsen. Diese werden im Gegenteil durch die Inflationsprämie noch erhöht und beim Fallen der Realzinsen unter die Rentabilitätsgrenze tritt trotzdem der Investitionsstreik ein. Man nennt das Stagflation.

Die fast dauernd in den Industriestaaten vorherrschende leichte Inflation hat bisher das totale Versagen des Tauschmittels, zu dem es bei einer Deflation kommt, verhindert und damit auch indirekt eine alternative Währung. ( Die Unmöglichkeit einer praktischen Einführung von Freigeld zu solchen Zeiten hat mich persönlich veranlaßt, nicht vergeblich gegen Windmühlen und Buchgeldfanatiker anzukämpfen)

Nun hat aber die Zinseszinsautomatik die Schulden in derartige Höhen getrieben (und da für jede Schuld auch ein Gläubiger existiert, auch die Vermögen einiger großen Haie), daß sie unbezahlbar geworden sind und der Zusammenbruch dieses Systems mit inflationärer Vernichtung der Geldvermögen ist unaufhaltbar.

Die darauf folgende ebenso unaufhaltbare Währungsreform wird sicherlich eine Deflationsperiode einleiten mit noch größerer Arbeitslosigkeit als bisher und da können umlaufgesicherte lokale oder regionale Währungen nach dem Beispiel von Wörgl endlich wieder zum Zuge kommen. Um ihnen Dauerhaftigkeit zu geben, müssen sie außer einer Umlaufsicherung aber auch eine stabile Kaufkraft haben, denn nur diese erlaubt dann einen festen Wechselkurs zwischen den verschiedenen lokalen Währungen und befreit sie von der Bindung an das bisher „herrschende" Geld. Das dienende alternative Geld beseitigt dann die Arbeitslosigkeit, wie sich auch schon in Wörgl, trotz der kurzen Zeit bis zum Verbot, gezeigt hat.

Dieses alternative Geld muß aber Bargeld sein, denn Buchgeld, wo immer nur ein Überweiser einem Empfänger gegenübersteht erlaubt keinen Wettbewerb und keine Preisbildung. Es existiert auch heute nur aufgebaut auf den Preisen des Bargeldmarktes. Die Zahlen auf den Konten ergeben nur dann einen Sinn wenn sie in (Bar)geldeinheiten ausgedrückt werden und auch ihr Wert wird davon bestimmt.

Ein Beweis dafür ist auch die Bedeutungslosigkeit der auf Buchgeld aufgebauten Tauschkreise, die alle zusammen nicht die Umsätze des kleinen Wörgl mit seinem „Papiergeld" erreichen können. Selbst die bescheidenen Täusche, die in diesen Tauschkreisen stattfinden sind von Preisvergleichen mit dem offenen Markt abhängig und die Versuche mit anderen „Währungseinheiten" wie zum Beispiel Stunden zu arbeiten, müssen auch irgend eine Bindung zum Markt haben. So ist die Ithakastunde zehn Dollar wert. Immerhin sind sie aber ein, wenn auch nicht umlaufgesichertes lokales Papiergeld.

Sie werden aber nie mehr als lokale Bedeutung haben, wenn sie nicht durch einen Wechselkurs vom Dollar getrennt werden und einen festen Preisstand bekommen. Damit sie dann aber nicht vorwiegend als Wertaufbewahrungsmittel verwendet werden, müssen die einer Umlaufsicherung unterworfen werden.

Auf die Dauer funktionsfähiges alternatives Tauschmittel braucht unbedingt drei Eigenschaften. Es muß seinen Wert ohne Inflation und ohne Deflation halten und es muß umlaufgesichert sein und es muß Bargeld sein.

Die ersten beiden Eigenschaften werden von allen Geldreformern, falls sie überhaupt alternatives Geld in Erwägung ziehen, meistens anerkannt, aber daß Freigeld Bargeld sein soll und muß, wollen die wenigsten einsehen, weil sie die preisbestimmende Wirkung von Bargeld auf dem Markt nicht erkennen.

Selbst das heutige Bargeld ist fast alleinig preisbestimmend und zwar auf dem Endverbrauchermarkt, wo sich die Preise der Güter nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage bilden. Erst die Rückkoppelung von dort zeigt dem Händler welche Waren und zu welchen Preis er verkaufen kann und nur solche, die er verkaufen kann und deren Großhandelspreis ihm einen Gewinn nach Abzug aller Kosten verspricht, kann er von seinen Großhändlern kaufen. Dasselbe gilt für diese und auch sie kaufen vom Erzeuger nur solche Waren. So weit wird das von jedem Kaufmann eingesehen, nur Wirtschaftsachverständige haben manchmal etwas Verständnisprobleme. Was aber kaum jemand sieht, ist, daß sich auch der Preis des Geldes so bildet. Ist zu viel Geld ( und zwar wirkliches körperliches Geld in Form von Münzen oder Scheinen) auf dem Markt, wird es weniger wert und ist zu wenig da, wird es mehr wert. Genau nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Der Preis (oder Wert) dieses Geldes überträgt sich dann auch auf die Geldguthaben. Diese Geldguthaben können mit Hilfe eines Mittlers (den Banken) vom Käufer zum Verkäufer übertragen werden und so ist das geisterhafte Buchgeld entstanden.

 

 

 

21) Eine Frage an die Anhänger der schleichenden Inflation!

Die Frage ist ganz einfach. Wollt ihr ein ehrliches Geld mit fester Kaufkraft, welches weder Gläubiger noch Schuldner betrügt?

Mit dem, der diese Frage mit nein beantwortet, erübrigt sich wohl jede weitere Diskussion.

Wer aber diese Frage mit ja beantworten möchte, soll sich erst einmal überlegen, wie er das mit Inflation in Übereinstimmung bringen kann. Die primitivste Logik wird ihm dann sagen, daß es nicht möglich ist. Inflation IST Geldentwertung und Betrug am Sparer. Da führt kein Weg daran vorbei.

Natürlich bekommen die Sparer einen teilweisen Ausgleich der Inflationsverluste in Form von Zinsen und die Arbeitnehmer können in langwierigen Lohnkämpfen ihre Löhne entsprechend erhöhen solange nicht lohndrückende Arbeitslosenheere das verhindern. Sogar die Rentner bekommen meistens durch Indexierung der Renten einen gewissen Ausgleich aber eine Indexierung anderer langfristiger Verträge wird von den heutigen Gerichten und der Rechtsprechung mit der fadenscheinigen Begründung, daß solche Verträge inflationär wirken würden, nicht anerkannt.

Warum wird wohl eine feste Währung ohne Inflation und ohne Deflation von niemand wirklich angestrebt, außer von einigen Freiwirten mit „veralteten" Anschauungen?

Ganz einfach! Weil das ohne Umlaufsicherung nicht möglich ist und weil diese die einzige Möglichkeit ist, das Zinsgefälle aufrecht zu erhalten, welches notwendig ist um Kapital dorthin zu lenken, wo es am notwendigsten gebraucht wird. Daß dies auf Kosten der ZINSHÖHE gehen wird ist den Zinsbeziehern sehr wohl klar und alle, die eine Umlaufsicherung ablehnen oder sie für überflüssig ansehen, stehen, ob sie es wollen oder nicht und ob sie es erkennen oder nicht, in den Diensten der Zinsbezieher.

 

 

22) Was Gesell über Buchgeld sagt.

Eines der Hauptargumente gegen Freigeld ist immer wieder, daß die Geldreformen nach Gesell nicht durchführbar seien, weil die Leute dann eben auf Buchgeld ausweichen würden und daß heute die Bargeldumsätze gegenüber den bargeldlosen Verkehr nahezu bedeutungslos seien.

Selbst Anhänger Gesells verfallen oft diesen Trugschlüssen und wollen deshalb die Umlaufsicherung auch auf Girokonten ausdehnen.

Nun habe ich zwar, gegenteiligen Behauptungen zuwider, Gesell nicht auswendig gelernt aber nachdem sich nun herausstellt, daß Keynes und vor ihm Irving Fisher Gesell auch nur halb verstanden hatten und besonders das Kuckucksei, das uns Keynes mit seinem „defizit spending" gelegt hat nun voll ausgebrütet ist, wollte ich doch beim alten Meister etwas nachblättern.

Zu meiner Überraschung mußte ich feststellen, daß er sehr wohl den Einfluß des bargeldlosen Verkehrs erkannt hatte, obwohl der zu seiner Zeit tatsächlich noch nicht so verbreitet war.

Er schreibt da unter anderen:

Gesell Anhang 366

...zeigte ich, daß bei jeder Hemmung des Geldumlaufes durch die Inhaber der Bankdepositen das im Verkehr befindliche Geld zu den Banken strömt, daß dort dieBargeldbestände zunehmen und daß dann der mit Freigeld verbundene Schwundverlust die Banken zwingen würde, entweder das Geld selber in den Verkehr zurückzupressen oder aber den genannten Verlust auf die Depositen abzuwälzen, was dann die Inhaber dieser Depositen veranlassen würde, das Geld durch Herabsetzung ihrer Zinsforderungen dem Verkehr zurückzugeben. In beiden Fällen würde dann der Zweck des Freigeldes doch erreicht werden. Denn mehr, als daß das Freigeld umläuft, wird mit dem Freigeld nicht erstrebt.

Gesell 369

Es wird dort der peinliche Nachweis gebracht, daß die Bedingungen der Banken für Depositen ganz und gar von den Eigenschaften des deponierten Geldes abhängig sind. Wie das Lagergeld für eine Milchkuh anders ist wie für einen Esel. für Stroh anders wie für Feuerlöschapparate, so werden die Eigenschaften des Freigeldes notwendigerweise auf die Depotbedingungen der Banken abfärben. Das Giralgeld ist kein besonderes Geld. Es ist gewöhnliches Bargeld, das den Banken zur Aufbewahrung übergeben wird, mit dem die Banken bis zur Abhebung Privatgeschäfte machen. Über dieses Geld können nicht die Depositäre und die Banken GLEICHZEITIG verfügen, sondern nur NACHEINANDER.

 

Klarer kann man wohl die Zusammenhänge nicht mehr ausdrücken. Freigeld, welches unter Umlaufzwang steht, übt auch einen Umlaufzwang auf die Konten aus! Der alte Gesell war viel gescheiter als selbst seinen Anhängern bewußt ist und jedesmal, wenn ich bei ihm nachschaue muß ich bewundern, was er alles gesehen hat. Er war wirklich inspiriert!

Da sind noch einige weitere Kostproben:

Das Geld ist anerkanntermaßen für den Austausch der Erzeugnisse der Arbeitsteilung, für den Handel, unentbehrlich. Was machen nun die Verfertiger der Waren, wenn sie diese nicht gegen Geld verkaufen können? Legt sich der Tischler selbst in seine Särge, ißt der Bauer die Kartoffeln etwa alle selbst? Nichts davon; sie suchen durch Preisermäßigung den Verkauf möglich zu machen, das Geld durch Nachgiebigkeit in ihren Forderungen heranzulocken. Jeder Verfertiger oder Besitzer von Waren muß seine Waren verkaufen, und um den Verkauf zu ermöglichen, sind alle ohne Ausnahme bereit, etwas vom Preis abzulassen.

Auch dies ist unbestreitbar. Wenn nun die Kapitalisten und Sparer das Geld dem Verkehr entzogen haben, und es dem Handel, dem Warenaustausch nur gegen Zinszahlung zurückgeben, so finden sie ja in der Bereitwilligkeit der Warenbesitzer, etwas von ihrem Erzeugnis für die Benutzung des Geldes abzutreten, den Boden für die Erhebung des Zinses vorbereitet: "Ihr braucht Geld, um eure Sachen gegenseitig auszuta uschen; hier in unseren eisernen Schränken ist es eingeschlossen. Wollt ihr uns etwas für seine Benutzung zahlen, wollt ihr uns Zins zahlen, so könnt ihr es bekommen, zu 4% im Jahre, sonst schließen wir es ab, und ihr könnt sehen, wie ihr dann auskommt. Zins ist unsere Bedingung. Überlegt euch die Sache; wir können warten, wir sind nicht durch die Natur unseres Geldes gezwungen, es herzugeben."

Die Sache ist klar. Es hängt von den Geldbesitzern ab, ob sich der Handel mit oder ohne Geld behelfen muß; gleichzeitig macht man den Gebrauch des Geldes unvermeidlich, indem der Staat die Steuern in Geld erhebt; also können die Geldbesitzer einen Zins jederzeit erpressen. Es verhält sich hier genau wie mit einer Brücke über einen Fluß, die den Markt in der Mitte durchschneidet und von einem Zöllner bewacht ist.

Gestützt darauf, daß die Brücke für die Verbindung der beiden Markthälften unentbehrlich ist, gestützt darauf, daß der Zöllner die Brücke öffnen und schließen kann, ist er in der Lage, von jeder Ware einen Zoll zu erheben.

Der Zins war also ein Zoll, ein Brückengeld, das die Warenverfertiger für die Benutzung des Tauschmittels an die Besitzer des Geldes zu zahlen hatten. Kein Zins = kein Geld, so hieß es. Kein Geld= kein Gütertausch; kein Tausch = Arbeitslosigkeit; Arbeitslosigkeit = Hunger. Ehe wir aber verhungern, zahlen wir lieber den Zins.

Die zinszeugende Kraft des Metallgeldes war also nicht "erborgt" oder "übertragen"; sie war eine Eigenschaft des Metallgeldes und beruhte letzten Endes darauf, daß man für Herstellung des Geldes einen Stoff ausgesucht hatte, der unter allen Stoffen der Erde eine Ausnahmestellung einnimmt, insofern als er sich unversehrt und unbegrenzt ohne Unkosten aufbewahren läßt, während alle anderen Erzeugnisse menschlichen Fleißes, alle Waren ohne Ausnahme faulen, veralten, verrosten, zerbrechen, stinken, Raum beanspruchen usw.

 

 

23) Was war früher, die Henne oder das Ei? Was war früher Buchungsgeld oder Bargeld?

Im Gegensatz zur allgemeinen Vorstellung, die ich auch jahrelang nicht hinterfragte, glaube ich jetzt, daß Buchungsgeld vor dem Bargeld existierte. Ein Mitdiskutant hatte diese Behauptung aufgestellt und brachte mich dazu darüber nachzudenken. Ich verwende hier den Ausdruck Buchungsgeld anstelle von Buchgeld, weil das den Charakter dieses körperlosen Geldes besser trifft. Wenn man schon Kreditüberweisungen als Geld bezeichnen will, ist es besser, gleich zum Ausdruck zu bringen, daß es sich hier um Buchungen handelt.

Obwohl nun Geld in fast allen Kulturen des Altertums nachzuweisen ist, gab es immer auch Kulturen, die Geld in unseren Sinne nicht kannten oder nicht verwendeten. In der neuen Welt gab es vor Ankunft der Europäer kein Geld und das war auch der Grund, daß es bei den Indianern keine richtige Arbeitsteilung gab, trotz zum Teil hoher erreichter Kulturstufe. Die Kultur beschränkte sich allerdings nur auf die Oberklasse der Inkas und Azteken zum Beispiel, während das Volk praktisch Staatssklaven waren.

Die Entwicklung eines Mittelstandes und einer Bürgerklasse ist vom Vorhandensein eines Tauschmittels abhängig, welches Arbeitsteilung ermöglicht und das Volk von der Buchungsallmacht der Herrscherklasse unabhängig macht. Wenn man alle Erzeugnisse seiner Arbeit oder seine direkte Fronarbeit nur als Guthaben bei einer staatlichen Stelle erlebt und auf deren Gnade angewiesen ist, davon wieder etwas für seine Lebensnotwendigkeiten zu erhalten und kein Geld kennt, mit dem man wählen könnte, gibt es keine Freiheit.

Die Brakteaten, das Geld des Hochmittelalters machte den Bau der gotischen Dome möglich und die mittelalterlichen Städte Europas und brachten den Aufstieg des freien Bürgertums, die Reformation und schließlich die Weltherrschaft des kleinen Europas.

Es würde Generationen von Geschichtsforschern benötigen, die gleichzeitig die wirtschaftlichen Zusammenhänge verstehen (und die verstehen nicht einmal unsere Wirtschaftswissenschaftler, wie der Zustand unserer Welt beweist) um herauszufinden, welche Sachzwänge da in der Geschichte wirkten.

Selbst dann ist es nicht so einfach, aber ich will doch an Hand der Geschichte Roms versuchen meine Behauptung, daß zumindest in diesem Fall das Buchgeld vor dem Bargeld da war, beweisen.

Bei den Römern, die bis 600 vor Christi ein Hirtenvolk waren deren Tauschmittel, an dessen Wert alles andere gemessen wurde das Rind war. Alle zeitüberschreitenden Tauschvorgänge wurden vom Stammesoberhaupt oder den Priestern registriert und das war praktisch dasselbe als unser heutiges Buchgeld! Erst 600 v.Chr. prägten sie die ersten Kupfermünzen, die 1/20 Rind wert waren, also praktisch ein Gutschein für den zwanzigsten Teil eines Rindes. Es war sogar ein Rind darauf abgebildet. Es ist eigenartig, daß sie so lange dafür brauchten, denn die Ägypter und Griechen hatten schon lange davor eine ausgebildete Geldwirtschaft gehabt und sind teilweise daran auch zerbrochen, als das Tauschmittel vom Markt verschwand.

Die Römer fanden bald heraus, daß man mit diesen Münzen auch andere Dinge tauschen konnte. Sie brauchten nun auch nicht mehr nur zum Nachbarstamm der Sabiner gehen, um Frauen zu rauben. Weiter konnten sie ja nicht, weil sie sich um die Rinder kümmern mußten. Nun konnten sie aber die Arbeit teilen. Ein rinderreicher Hirte konnte seine Rinder gegen Münzen umtauschen, damit Krieger anwerben und irgendwo einen nach den anderen der damaligen Stadtstaaten überfallen und ausrauben. Bald konnten sie nun sogar Silbermünzen prägen und später sogar Gold und konnten damit auf immer größere Raubzüge ausgehen, bis sie ein Weltreich zusammen geraubt hatten.

Sieh, das alles konnten sie nur, weil sie vom Buchgeld abgingen und ein besseres Bargeld einführten. Und was machen wir heute? Statt das existierende Bargeld zu verbessern, und wie man das machen könnte, ist schon bekannt, wollen wir es durch Buchgeld ersetzen. Damit würden wir unsere Freiheit aufgeben und besonders, wenn wir noch weiter gehen würden und zu Cybergeld übergehen, hätten wir die Allmacht des Weltherrschers zu fürchten, der damit alles und jeden kontrollieren könnte.

 

 

 

24) Voraussetzungen für (alternatives) Tauschmittel.

 

Diese Vorraussetzungen gelten auch für derzeitige Tauschmittel, bei denen durch Fehlen dieser Voraussetzungen periodische Funktionsstörungen auftreten.

Die erste Voraussetzung eines auf Dauer optimal funktionierenden Tauschmittels ist seine Wertbeständigkeit.

Um gleich Mißverständnissen vorzubeigen, damit ist innere Wertgeständigkeit, also feste Kaufkraft ohne Inflation oder Deflation gemeint. Ein mit Hilfe eines Lebenshaltingskostenindexes gemessener fester Preisstand in einem Land und nicht feste Wechselkurse oder fester Goldpreis. Feste Wechselkurse können eine Folge davon sein, zwischen Ländern, welche die gleiche Währungspolitik ohne Inflation oder Deflation betreiben und ein fester Wechselkurs zwischen alternativen Geld, welches wertbeständig ist und anderen Geld kann nur dann gehalten werden, wenn das andere Geld auch wertbeständig ist.

Die zweite Voraussetzung eines optimalen Tauschmittels ist eine Umlaufsicherung. Diese muß dem Tauschmittel direkt auferlegt sein, um den Vorteil eines Dauergeldes gegenüber den einem natürlichen Angebotzwang unterliegenden Waren und Dienstleistungen auszugleichen. Umlaufsicherung durch Inflation funktioniert nur so lange als Sachkapitalmangel eine Realverzinsung über 3% erlaubt, was aber , 3% Inflation angenommen, eine Nominalverzinsung von mindestens 7% erfordert. Bei dieser Zinshöhe verdoppeln sich aber Geldvermögen und damit auch Schulden innerhalb von zehn Jahren durch Zins und Zinseszins. Diese Vermögen und dmit auch die Schulden müssen periodisch durch starke Inflation oder gewaltsame Umverteilung aufgelöst werden. Eine Umlaufsicherung würde den langsamen Abbau des Zinsniveaus ohne diese zwanghaften Folgen ermöglichen. Sie ist auch eine unbedingte Voraussetzung dafür. daß das Geld ohne Inflation und bei immer niedriger werdenden Zinsen auch im Umlauf bleibt, darf also nicht nur eine vorübergehende Maßnahme gegen die Geldhortung sein, wie von Irving Fischer und Bernard Lietaer vorgeschlagen.

Die dritte Voraussetzung ist es, daß dieses Tauschmittel wie unser heutiges Geld und auch die alten Edelmetallmünzen anonyme Überbringerpapiere sein müssen, sie frei kursieren und nicht von Machtinstanzen kontrolliert werden können. Es muß frei von Kontrollen durch Staat oder Banken möglich sein, Waren und Dienstleistungen gegen das Tauschmittel zu verkaufen und umgekehrt mit dem Tauschmittel auf einem freien Markt Waren und Dienstleistungen zu erwerben.(kaufen)

Die sogenannten Geldsurrogate, wie Handelswechsel, Giroüberweisungen, Cash und Kreditkarten würden mit sinkendem Zins fast bedeutungslos werden und sind auch heute durch ihre wesentlich langsamere Umschlaghäufigkeit gegenüber dem Bargeld im preisbestimmenden Endverkauf nicht von so großer Bedeutung, wie fälschlich angenommen wird.

Selbst wenn es durch Cybergeld möglich sein sollte, die Kosten dieser Transaktionen wesentlich zu senken, bleibt immer noch die Kontrollmöglichkeit durch den Staat und damit die Gefahr, daß diese Kontrolle ausgenützt werden wird, um einen Staat nach den Wünschen der Staatsdiener zu errichten. Freiheit ohne freies Tauschmittel ist eine Sache der Unmöglichkeit.

Das Experiment von Wörgl erbrachte den Beweis, daß selbst unter sicherlich nicht optimalen Bedingungen umlaufgesichertes Bargeld 500 mal im Jahr umgeschlagen wurde. Die Umlaufgeschwindigkeit bei Girokonten liegt im Durchschnitt viel niedriger, besonders wenn die nicht preisbestimmenden Bewegungen, die nur zwischen verschiedenen Geldsurrogaten stattfinden ausgeklammert werden. Eine Überweisung vom Sparkonto zum Girokonto und umgekehrt hat keinerlei preisbestimmenden Einfluß.

Die langsamere Umschlaghäufigkeit der Konten, selbst wenn da eine gegenläufige Warenbewegung stattfindet ist auch der Grund, warum Tauschgesellschaften auf Buchungsbasis nie eine Wirksamkeit erreichen können, wie sie in Wörgl erreicht wurde. Von einem Einfluß auf die Arbeitslosigkeit erst gar nicht zu reden. Erst größere Umsätze und damit größere Nachfrage nach Dienstleistungen und Waren kann diese Auswirkung haben.

 

 

25) Alte Geschichten! Aber noch lange nicht klar genug gesehen.

Eine Diskussionsgrundlage.

Vor kurzem schickte mir ein Freund eine Photokopie des von Prof. Irving Fisher 1933 geschriebenen Buches : „Stamp scrip". Da ich aus dem deutschsprachigen Raum keine Kritik dieses Werkes kenne und auch sonst die Informationen über die „stamp scip" Bewegung in den Staaten, die von Irving Fisher damals in Gefolge der Wära und des Wörgler Experiments propagiert wurde eher spärlich und widersprüchlich sind, finde ich daß es höchste Zeit ist, darauf einzugehen.

Vorerst die Inhaltsangabe:

I. Reason for this book.........................1

II. The swap movement in 1933.............3

III. Stamp scrip described.......................8

IV. The first experiments abroad............17

V. The sudden spread of „scrip" in the

United Staates...................................30

VI A stamp scrip manual for localities....45

VII To answer your critics.....................57

VIII. Beyond the city horizon...................59

IX. Priming the pump............................66

Appendix

I. The Bankhead-Pettengill bill............79

II. Stamp srip and barter exchanges.....83

III. Suggestet forms...............................86

IV. Reading, Pennsylvania.....................92

V. Congressman Pettengill´s speach.....104

VI. A bill in the Pennsilvania legislature 113

Zu I. Das ist praktisch nur ein Dank an Hans R.L. Cohrsen und eine Erklärung über die zwei verschiedenen Formen von „ stamp scrip" worunter er die eine bei der das Datum der Abgabe frei gelassen wird ( welche aber hauptsächlich verwendet wurde) und die er als falsch bezeichnet und die andere, wo wöchentlich 2% Abgabe entrichtet werden sollten - und zwar jeden Donnerstag - welche er als richtig einschätzte.

Zu II. Hier erklärt er, daß eigentlich Tauschgesellschaften, die genau so wie heute recht populär geworden waren der Ursprung von stamp scrip waren, weil sich herausstellte, daß sie ohne Tauschmittel nur schlecht und umständlich funktionieren.

Zu III. Hier beschreibt er an Hand von Beispielen, wie stamp scrip ausschauen und funktionieren. Sie waren dem Wörgler Geld nachgemacht, hatten aber 54 Wochenfelder anstelle der 12 Monatsfelder des Wörgler Geldes und natürlich die Irrsinnsabgabe von 2% wöchentlich.

Zu IV. Hier schreibt er über Gesell, den er, wie seine Irrsinnsabgabe beweist, nicht verstanden hat wörtlich: "Silvio Gesell, who died recently, was a German business man and quasi-economist. He lived in Argentinia and wrote some of his papers in the Spanish language. In 1890, while in Argentinia, he proposed essentially that particular substitute for money which now bids fair to sweep this country, under the name of „Stamp Scrip."

Weiters schreibt er: „There is much in Gesell´s philosophy to which, as an economist, I cannot subscribe, especially his theory of interest; but Stamp Scrip, I believe, can, in the present emergency, be made at least as useful an invention as Manuel Garcia´s laryngoscope."

Dazu kann man wohl nur sagen, daß so eine Überheblichkeit wohl kaum zu überbieten ist und daß jemand, der das Beispiel einer funktionierenden Wära und eines ebenfalls funktionierenden Wörgler Geldes vor Augen hat, wo mit hohen 12% pro Jahr gearbeitet wurde und er propagiert dann 104% und zerstört damit praktisch die ganze Idee, mit dem stimmt irgend etwas nicht. Wieso er die Theorie Gesell´s als seine Philosophie bezeichnet ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich ist es aber deshalb, weil man sich mit Philosophien nicht beschäftigen muß, während man eine Theorie widerlegen müßte.

Weiters beschreibt er aber, weil es ihm in den Kram paßt das Wunder von Schwanenkirchen und auch Wörgl einigermaßen korrekt, nur kann er sich auch da abwertende Bemerkungen nicht verkneifen, so wie: The Mayor of Woergl, (Unterguggenberger by name) organized...." und weiter: „ This mayor with long name was not disposed to help anybody at anybody´s expense...."

Ich sag da, daß die Freiwirtschaft auf solche Freunde verzichten kann. Ich bleibe auch lieber ein quasi-economist mit richtigen Erkenntnissen als ein economist, der glaubt, daß eine Wirtschaft 104% Geldsteuer vertragen kann und über seine Abwandlung der Quantitätstheorie des Geldes, die sie, obwohl formal richtig, zu einer Erklärung nach dem Fakt macht und damit ihre Dynamik zerstört, muß wohl auch noch eingehender gesprochen werden. aber...das können von mir aus nachher Generationen von Ökonomen tun, denen ein anderer einfacher Praktiker wie der mit den langen Namen gezeigt hat, wie man es macht.

Zu V. Hier beschreibt er die plötzliche Verbreitung von „Scrip" in den U.S. und das finde ich außergewöhnlich. Wie konnte so eine Fehlgeburt mit 104% jährlicher Abgabe überhaupt so weite Verbreitung finden? Daß alle diese Versuche in kurzer Zeit von selber eingingen und nicht wie in Wörgl und Schwanenkirchen verboten werden mußten ist aus der Natur der Sache eher verständlich. Hier eine kurze Liste der Orte, die er anführt.: Hawarden, Iowa - Evaston, Illenois - Russel, Kansas -Rock Rapids, Iowa - Albia, Iowa - Granite Falls, Minnesota - Hevada, Iowa - Pella, Iowa - Mangum, Oklahoma - Eldora, Iowa - Jasper, Minnesota - Merced and Anameim, California - Lexington, Nebraska - Enid, Oklahoma - Knoxville, Tennessee.

Ist es nicht zum Weinen, da hätte es Dutzende von Wörgl´s geben können und ein 104 Prozentiger ruiniert alles. Ich glaube aber an das Gute im Menschen und denke nicht, daß es böse Absicht war. Oder bin ich da zu blauäugig?

Zu VI. Hier versucht Irving Fisher aufzuzeigen, wie es gemacht werden soll und imitiert dabei weitgehend Michael Unterguggenberger ( with the long name) Der Grundfehler mit den 104 % zieht sich aber auch da durch die ganzen Erläuterungen.

Zu VII. Da hat er es sich recht leicht gemacht und hat nur kritische Einwände genommen, die man leicht beantworten kann, wie zum Beispiel:

„Critic: Not being legal tender, Stamp Scrip will not circulate.

Answer: This is an academic remark, for Stamp Scrip does circulate already."

So einfach kann man es sich machen. Tatsache war, daß Stamp Scrip nicht sehr lange umlief, aber nicht deshalb weil es nicht legal tender war, das waren Wära und das Wörgler Geld auch nicht, sondern weil es dank ihm eine 104 %ige Fehlgeburt war.

Zu VIII. Hier versucht er Propaganda dafür zu machen, daß stamp scrip U.S.A. weit eingeführt werden soll, weil es da schneller gehen würde als bei der langsameren Ausbreitung von Stadt zu Stadt, die er zwar für unausbleiblich annahm.

Ansätze dafür gelangen ihm zwar aber bis es so weit kam, waren die ursprünglichen Versuche eben wegen der 104%igen Gebühr schon gescheitert und Roosevelt konnte es deshalb durch ein Veto leicht verhindern. Dieses Kapitel ist aber lesenswert, weil er einiges an der damaligen Kreditpolitik und der gewaltigen Geldhortung richtig sieht und kritisiert. Er sieht die Auswirkung einer Umlaufsicherung schon teilweise richtig, hat aber Gesell, der das Geld nur den Waren, die es tauschen soll gleichwertig machen wollte, was eine Geldsteuer von 4 % bedeuten würde, nicht verstanden. Seine 104% sind extrem inflationär und würden die Waren dem Geld gegenüber so bevorteilen, daß dadurch der Tausch genau so behindert wäre, wie bei einer 104%igen Inflation. Wahrscheinlich sogar wesentlich stärker, weil durch die hohe Geldsteuer auch die Umlaufgeschwindigkeit noch zusätzlich beschleunigt würde. Außerdem wären natürlich die 104% von vornherein eine sichere Sache, vor der man sich besser durch Nichtannahme so eines Geldes schützt, während eine 100% Inflation nicht unbedingt kommen muß.

Zu IX. Hier vergleicht er Stamp Scrip zu dem Wasser, welches man in eine der alten Ziehpumpen geben muß, wenn sie trocken sind und welches man dann nicht mehr braucht wenn die Pumpe arbeitet. Ein recht netter Vergleich, der aber hinkt, wie jeder Vergleich. Er widerspricht sich auch gleich selber, wenn er sagt: „There are also some of us who believe Stamp Scrip to be more than a temporary auxiliary currency for the present emergency, believing that it would be the best regulator of monetary speed, which is the most baffling factor in stabilizing the price level."

Da kann man ihm nur beistimmen. Aber nicht mit 104% lieber Irving Fisher, möchte ich hinzufügen.

Am Ende dieses Kapitels bringt er dann noch Auszüge aus der Debatte über die versuchte Einführung in den U.S. ( Die Bankhead-Pettengill Bill). Da ist die Aussage von Bankhead recht interessant. Er sagt: „Mr.President, (adressing Roosevelt) I have heard the statement made frequently that the trouble is not the lack of a sufficient circulating currency....It is said that the trouble is a lack of velocity in circulation of the currency, and that is true. Nobody doubts that there is a paralysis in the matter of circulation..."

Dazu kann man nur sagen. Nicht schlecht! Da spricht einmal ein Politiker mit Hirn.

Appendix. (Anhang)

Im Anhang sind dann noch der Wortlaut der Bankhead-Pettengill Bill, die in legaler Sprache die Ausgabe von 1,000,000,000 $ in stamp Scrip durch die Regierung vorsieht, genau nach dem Vorschlag von Irving Fisher mit 104% Steuer für ein Jahr.

Ein Vergleich zwischen Tausch mittels Stamp Scrip zu Naturaltausch innerhalb von Tauschgesellschaften.

Abbildungen von vorgeschlagenen Formularen.

Die Ansprache von Senator Pettengill, der hier praktisch als Sprachrohr Irving Fishers fungiert und genau dieselbe Mischung von richtigen Erkenntnissen mit dem 104% Irrtum vertritt. Er sagt da recht schön: „ The proposal increases the volume of circulating medium, but, more important, it increases is velocity which students of the money question recognize to be as important, if not more important than volume."

Klingt recht schön, nicht wahr? Er sieht es auch ganz richtig, aber was haben diese Wahnsinnigen sich vorgestellt. 1,000,000,000.- neue Dollars in die Wirtschaft pumpen und dann noch dafür sorgen, daß die durch eine 2%ige wöchentliche Steuer wie verrückt umlaufen und das würde keine Inflation aller Inflationen geben. So schlimm ging es nicht einmal im Zeitalter der Brakteaten zu. Da war zwar auch die Steuer (der Schlagsatz) recht saftig, aber es waren immerhin nur etwa 25% und die dadurch verursachte „Teuerung" führte auch letzten Endes zu ihrer Abschaffung und damit leider auch zum Ende dieser trotz dauernder Inflation hohen Wirtschaftsblüte.

Was wäre wohl in den Staaten passiert, wenn die mit ihren „Stamp Scrip" durchgekommen wären?

Nun glaube ich keinesfalls in Verschwörungstheorien, wo finstere Kräfte, wie die Bilderberger, oder die Illuminati oder die Freimaurer die Geschicke der Welt aus dem Hintergrund beeinflussen, aber manchmal schauen geschichtliche Zusammenhänge wirklich so aus. Was geschah denn zu der Zeit, als Irving Fisher, als vermeintlicher Gegenspieler zu Roosevelt seine „Stamp Scrip" propagierte in währungspolitischen Belangen?

Nun, die Welt war nach dem Börsenkrach 1929 in einer tiefen Depression. In Europa und besonders in Deutschland waren Regierungen und Nationalbanken an der Macht, die durch Geldrückzug die Lage noch verschärften und ein schnauzbärtiger Demagoge, versuchte aus der Situation Vorteile zu gewinnen. Finanziert wurde er von Kreisen, die ihn angeblich bekämpften genau so wie jetzt ein anderer Schnauzbart erst finanziert wurde, um später einen „Feind" zur Hand zu haben, der die Gewinne der Rüstungsindustrie rechtfertigen würde.

In diesem Land waren aber auch Leute am Werk, die mit Hilfe von Geldreformen wie Wära die Arbeitslosigkeit und Depression bekämpfen wollten. Es gelang, diese Ansätze schon im Keim zu ersticken, mit dem Erfolg, daß innerhalb kurzer Zeit der vom Finanzkapital finanzierte Schnauzbart an die Macht kam, weil eben die Regierung die Arbeitslosigkeit nicht in den Griff bekam.

Nun hatte der Schnauzbart aber selbst in seiner eigenen Partei Leute, die es mit der „Brechung der Zinsknechtschaft" ernst meinten und als die bemerkten, daß der Schnauzbart, nun an der Macht, sich lieber mit der Hochfinanz (Schacht) und den „nationalen" Feudalherren und der Rüstungsindustrie verband, versuchten in letzter Minute das Ruder herumzuwerfen (Röhm, Gregor Straßer). Na, wir kennen den Ausgang der Geschichte ja nun. Was vielleicht aber die wenigsten wissen, ist, daß diese Leute damals willig waren aus dem Beispiel von Schwanenkirchen und von Wörgl zu lernen.

Und wenn wir uns jetzt die Frage stellen, was hat das alles mit der U.S. und „Stamp Scrip" , Irving Fisher und Roosevelt zu tun, was dann?

Nun, man könnte ohne weiteres behaupten, daß damals, außer Irving Fisher,( und Maynard Keynes ) auch andere Leute die Bedeutung der Experimente von Schwanenkirchen und Wörgl erkannt hatten und vielleicht hätte der eine oder andere es richtig gemacht, nämlich mit einer Steuer von höchstens 6% per Jahr und einer Kaufkraftsicherung. Die Leute mit der Wära waren da schon sehr nahe daran und wahrscheinlich hätten für einige Zeit die 12% auch nicht geschadet und eine Kaufkraftanpassung mit einem Wechselkurs zwischen Wära und Mark bei einer Abweichung von über 5% war auch schon eingeplant.

Nun war die Sache ja in Schwanenkirchen schon abgewürgt und auch Wörgl war in den Augen der Hochfinanz bei der französisch-österreichischen Nationalbank in guten Händen. Nun mußte nur in den Staaten und vor allen auch in Kanada, wo die Sozial Credit gefährlich zu werden drohte etwas unternommen werden.

Man könnte wirklich den Standpunkt vertreten, daß Irving Fisher dasjenige war, was unternommen wurde und es fällt einem schwer Argumente dagegen zu finden. Seine 104% beendeten jedenfalls alle Versuche schon im Anfangsstadium und so leid es mir tut, scheint er auch heute wieder Nachfolger zu finden.

 

 

 

26) Gesell und die bereinigte Quantitätstheorie des Geldes.

Gesell sah sehr genau, daß die Quantitätstheorie heute wenig praktischen Wert hat, weil bei ihr die einzelnen Faktoren wie Warenangebot und Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und auch die Geldsurrogate (Kredit) immer unbekannte Größen bleiben müssen, solange man nicht die Umlaufgeschwindigkeit unter Kontrolle bekommen kann. Das besagt aber nichts gegen ihre Aussagekraft über die grundlegenden Zusammenhänge.

Genau so wie das Gesetz von Angebot und Nachfrage selbst bei genauer Definition der Begriffe auch nur der Erkenntnis der Zusammenhänge dient aber kein Werkzeug für genaue Berechnungen abgibt ist es mit seiner Anwendung auf das Gebiet des Geldwesens.

Man kann zwar die Veränderungen des Geldwertes recht genau mit einem Index messen und auch die Bargeldmenge einer Volkswirtschaft ist bis zum letzten Pfennig genau bekannt aber sowohl die Umlaufgeschwindigkeit dieser Geldmenge als auch das Warenangebot sind unbekannte Größen und auch die Höhe des Warenkredites.

Gesell sagt, daß mit Freigeld die Umlaufgeschwindigkeit zur fixen Größe wird und damit auch die alte rohe Quantitätstheorie unbedingte Gültigkeit hat.( Seite 19, „Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung).

Was die Höhe des Warenkredites (Buchgeld) anbetrifft hat der keine preisbestimmende Wirkung mehr. Der Kredit hat ja schon das Warenangebot zu einem Preis verringert, der in der Vergangenheit liegt. Gesell stellt das so dar, daß er den Kredit einfach vom Warenangebot abzieht. Die entsprechende Ware ist ja nicht mehr auf dem Markt als Angebot. Sie ist schon gegen Kredit verkauft worden.

Da wird die Sache auf einmal glasklar. Das verbleibende Warenangebot wird der Geldmenge mit stetiger Umlaufgeschwindigkeit gegenübergestellt und dann ist es eine Kleinigkeit durch entsprechende Geldmengenregulierung einen festen Preisstand zu halten gleichgültig welche absolute Größe dieses Warenangebot hat.

Jede Nationalbank, welche diesen festen Preis, gemessen an einem Index, nicht auf ihren Banknoten garantieren will oder kann, sollte gesetzlich dazu gezwungen werden und sowohl bei Abweichungen in Richtung Inflation aber auch besonders bei Abweichungen in Richtung Deflation mit schweren Strafen belegt werden.

 

 

 

 

27) Gedanken über das Geld und seine Wirkung.

Selbst wenn man die bereinigte Quantitätstheorie des Geldes kennt und erkannt hat, daß Geld auch ohne Deckung funktioniert und man deshalb auch die psychologischen Einflüße von Geldwertveränderungen auf den Geldumlauf sehen kann, bleiben noch immer selbst einfachste Zusammenhänge unerkannt.

Der Preis des Geldes, wie man seinen Kaufwert in diesem Fall besser bezeichnen sollte, weil dann die Zusammenhänge leichter zu erkennen sind, ergibt sich auf dem Markt nach dem Gestz von Angebot und Nachfrage.

Jedermann nimmt ein allgemein anerkanntes Tauschmittel nicht deshalb, weil es gedeckt ist, sondern weil er aus Erfahrung weiß, daß er für das Geld, welches er für seine Leistung oder Ware bekommen hat, die Leistungen und Waren anderer bekommen kann. Er erspart sich damit den umständlichen Naturaltausch, wo nur selten der Anbieter einer Ware jemand findet, der gerade diese Ware braucht und selbst etwas besitzt, das der Anbieter brauchen kann. Dieser Vorteil der Zwischenschaltung eine Tauschmittels - die Erfindung des Geldes - ermöglichte erst die wirtschaftliche Arbeitsteilung. Die Arbeitsteilung innerhalb einer Familie, selbst einer Großfamilie und sogar Kommune benötigt das nicht aber jeder Versuch das auf größere Gemeinschaften auszudehnen ohne ein Tauschmittel muß scheitern und führt immer zur Versklavung, wie sie auch in den Staaten des Altertums herrschte, die ohne Tauschmittel funktionierten.

Wenn nun die Gefahr besteht, daß unser Tauschmittel durch irgendwelche Umstände den Dienst versagt, können wir nicht mehr zum Naturaltausch zurück, weil die Arbeitsteilung uns schon viel zu weit vom Selbstversorgertum entfernt hat.

Diese Arbeitsteilung kann aber auf die Dauer nur aufrechterhalten bleiben, wenn der Preis des Geldes nicht allzugroßen Schwankungen ausgesetzt ist. Geld ist in einer ausgebauten Marktwirtschaft mit fortgeschrittener Arbeitsteilung eine derart unerläßliche Notwendigkeit, daß selbst eine dreistellige Inflation nicht mehr ein Ausweichen durch Rückkehr zum Naturaltausch bringt. Das war nicht einmal in primitiveren Volkswirtschaften möglich, wo praktisch Selbstversorger nur ihre überschüssigen Waren austauschten.

Heute, mit ausgebauter Arbeitsteilung bedeutet ein Versagen des Tauschmittels durch höher als vierstellige Inflation oder durch Deflation einen echten wirtschaftlichen Zusammenbruch, bei dem sogar das Überleben des Großteiles der Menschheit in Frage gestellt wird.

Geldumlauf ist nämlich immer nur der spiegelbildliche Ausdruck eines dadurch getätigten Warentausches. Die von Marx bebrauchte Formel W-G-W hat somit schon eine Berechtigung. Er erkannte nur nicht die Sperrwirkung des Geldzinses. Bisher wurde und wird der weltweite Zusammenbruch des Geldwesens durch ständiges Wirtschaftswachstum aufgehalten, aber nun sind wir auch hier auf Grenzen gestoßen. Natürliche Grenzen! Die Natur des Raumschiffes Erde läßt kein weiteres Wachstum mehr zu und bei der globalen Natur unserer heutigen Wirtschaft, wo multinationale Gesellschaften die Welt regieren, gibt es keine Ausdehnungsmöglichkeiten mehr.

Wenn erst der letzte Ureinwohner aus seinem Land vertrieben worden ist und der letzte Urwald gerodet ist, ist es zur Umkehr zu spät.

Warum haben wir bisher diesen Tatsachen nicht ins Auge geschaut? Ganz einfach! Wir haben es hier mit einem Problem zu tun, welches bisher in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben war. Früher, bei überwiegend auf Metallgeld aufgebauter Geldwirtschaft sorgte der Mangel daran manchmal für Jahrhunderte andauernde Stagnation und damit kam es niemals zu einem weltweiten Problem.

Beim Zusammenbruch einer Zivilisation waren immerhin noch die Barbaren übrig, die dann wieder neu aufbauen konnten.

Heute, und zwar erst seit 1971 haben wir aber ein Währungssystem, welches dieses Sicherheitsventil nicht mehr hat. Wir können nämlich jetzt unbeschränkt Geld drucken und das wird auch weltweit getan. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage sorgt zwar dafür, daß Länder, die zu viel Geld drucken und damit den Kaufwert ihres Geldes vermindern keinen festen Wechselkurs mehr halten können, aber da kann man immer noch periodisch abwerten. Wenn aber die anderen Länder ebenfalls im Gleichschritt ihre Währung aushöhlen, kann es sogar einen stabilen Wechselkurs geben. Stabiler Wechselkurs ist aber keinesfalls stabile Währung. Seit Ende des zweiten Weltkrieges haben wir in allen Ländern der Welt nur instabile Währungen, bei denen die Inflation nur graduell verschieden ist. Ja, wenn wir es genau besehen, hat es noch nie in der Geschichte eine stabile Währung gegeben.

Nun könnte man sagen, daß es weiters nicht so schlimm ist mit einer dosierten Inflation zu leben und es jedenfalls besser ist. als zum alten System zurückzukehren, wo periodische Deflationen zum Zusammenbruch führten.

Leider ist das aber, was wir heute machen, auch keine Dauerlösung. Unser heutiges System funktioniert nämlich ohne Zinsen, die das Geld laufend wieder in den Umlauf locken nicht. Diese Zinsen lassen aber die großen Geldvermögen durch Zins und Zinseszins immer weiter anschwellen und da dieses Geld nur teilweise wieder in den Warenkreislauf zurückkehrt, sondern nur weiterhin zinsbringende Anlagen sucht, kommt es zu Absatzstockungen. Diese Absatzstockungen erzwingen aber Preisrückgänge und diese machen gewinnbringendes Wirtschaften unmöglich. Kein Kaufmann kann Waren einkaufen, wenn er befürchten muß, daß er sie später billiger verkaufen muß.

Damit steigt aber auch die Arbeitslosigkeit und der Teufelskreis beginnt. Die Regierung bekommt weniger Steuern und muß entweder Geld drucken lassen, Steuern erhöhen oder neue Schulden machen. Neue Schulden machen ist aber leichter gesagt als getan, wenn sie nicht einmal die Zinsen für die alten Schulden zahlen kann. Da helfen oft auch angebotene Zinsen von über 40% nicht mehr. Niemand will so einem Land Geld geben.

Manchmal werden zwar die Schulden gestrichen, weil die Nutznießer dieses Systems, die großen Geldgeber, es ja nicht ganz zusammenbrechen lassen wollen und weil sie nur zu oft die politische Macht haben sich ihre Verluste vom Steuerzahler wieder ersetzen zu lassen. Sehr oft wird aber doch der Weg über die Notenpresse genommen. Was immer aber bisher getan wurde, hat das Problem nicht gelöst.

Die einzige Lösungsmöglichkeit ist, daß wir uns vom Zins erpressendem Geld trennen und ein Tauschmittel schaffen, dem die Möglichkeit genommen ist Zins zu erpressen. Dazu genügt der Vorschlag Milton Friedman´s Bonds mit kaufkraftgesicherter Rückzahlung herauszugeben leider nicht, obwohl damit die Vorliebe der Regierungen für die inflationäre Lösung der Probleme stark eingeschränkt würde. Es muß schon mehr getan werden.

Dieses Mehr ist die Umlaufsicherung des Geldes nach den Vorschlägen von Silvio Gesell und Irving Fisher. Geld muß damit unter Angebotszwang gestellt werden, wie es die Waren aus ihrer Natur heraus sind. Geld muß den Waren gleichgestellt werden, denn nur dadurch kann ihm das Vorrecht der Zinserpressung genommen werden.

So ein Geld wurde im Hochmittelalter in Europa verwendet und die Zeugen der dadurch hervorgerufenen Wirtschaftsblüte sind noch heute zu sehen. Es sind die gotischen Dome. Erfolgreiche kleinere Experimente mit umlaufgesichertem Geld wurden in den dreißiger Jahren gemacht ( Wörgl, Schwanenkirchen) und die damals regierende Social Credit Partei in der canadischen Provinz Alberta hatte schon 1936 Banknoten dafür gedruckt, bekam aber dann Angst vor der eigenen Courage und kurz darauf wurde durch die Kriegswirtschaft die Wirtschaft auch ohne das angekurbelt. Sie hätten auch kaum ein genügend informiertes Publikum gehabt um die Sache im Alleingang gegen alle Gegner durchzustehen und hatten außerdem, wie Irving Fisher einen viel zu hohen Satz für die Umlaufsicherung gewählt.

Uns stellt sich heute die Frage, ob man so ein Geld auch jetzt einführen kann, notfalls im Rahmen einer Gemeinde oder Provinz oder ob man damit warten muß bis zum unausbleiblichen Zusammenbruch des heutigen Währungssystems. Welche Vorteile und Nachteile würde es für den einzelnen Teilnehmer bringen? Wie kann man es in den Umlauf bringen?

Dazu müssen wir uns erst einmal klar werden, daß Geld (auch das heutige zinserpressende Geld) nur das Spiegelbild eines zeitverschobenen Warentausches ist. Diese Zeitverschiebung kann man auch mit Geldsurrogaten oder Kredit erreichen, aber die Grundlage bleibt doch das Bargeld. *)

Wir wissen auch, daß ungehinderter Warenaustausch die Grundlage der Arbeitsteilung ist und Naturaltausch alles andere als unbehindert ist. Einfacher Tausch oder Tauschgesellschaften können da wohl das Problem etwas mildern und es wird beim Versagen des Tauschmittels Geld auch immer darauf zurückgegriffen aber sie sind keine Lösung. Was können wir also tun?

Wie bei allen so gibt es auch hier zwei Möglichkeiten. Wir können von der Regierung verlangen, daß sie für eine kaufkraftbeständige Währung sorgt und dafür politischen Druck erzeugen oder wir können uns selbst eine kaufkraftbeständige Zweitwährung schaffen. Beide Wege können natürlich gleichzeitig gegangen werden und schließen einander nicht aus.

Die theoretischen Voraussetzungen für den ersten Weg sind schon lange gegeben und vielleicht erzwingt in nicht allzu langer Zeit der Druck der Sachzwänge diesen Ausweg aus dem krisengeschüttelten jetzigen Währungssystem.

Der zweite Weg ist aber noch nicht einmal theoretisch untermauert, denn auch die erfolgreichen Kleinversuche waren keine Zweitwährung im wahren Sinn, weil es keinen Wechselkurs zur Erstwährung gab.Die Brakteaten des Hochmittelalters waren wohl eine umlaufende Nebenwährung ( es gab zur selben Zeit auch Goldmünzen und normale Silbermünzen.) aber ihre Kaufkraft blieb völlig ungeregelt und die durch sie verursachte stetige " Teuerung" brachte es schließlich dazu, daß sie durch Dauermünzen ersetzt wurden.

Die fehlende Theorie macht aber weiters nichts. Ursprünglich wurde das Geld auch ohne Theorie erfunden. Wir wissen jetzt wenigstens wie das Gesetz von Angebot und Nachfrage funktioniert und wir wissen nun seit einiger Zeit auch, daß "ungedecktes" Geld auch umläuft und seine Kaufkraft halten kann, wenn man die Geldmenge nicht schneller vermehrt als den Warenumsatz. Die Inflationen dieses Jahrhunderts haben es zumindestens denen gezeigt, die nicht in Elfenbeintürmen sitzen.

Das einzige, was wir noch erkennen müssen, ist daß die bunten Papierchen, die wir Geld nennen, ihren Wert nur aus ihrer Funktion als Tauschmittel beziehen. Wenn wir dann unsere eigenen bunten Papierchen machen und ihre Kaufkraft garantieren, können wir also auch mit ihnen tauschen. Je mehr Leute dann mit unseren Papieren tauschen, desto weniger sind die anderen Papierchen wert, weil mit ihnen nun weniger getauscht wird. Die Herausgeber der anderen Papierchen haben da, wenn sie nicht einen Teil ihrer Papierchen einziehen, eine schöne Inflation.

Unsere Papierchen behalten aber ihren Wert, weil wir sie ja nur in dem Ausmaß herausgeben als sie Täusche vermitteln und wir müssen nur dafür sorgen, das dies im Wechsekurs zur Erstwährung zum Ausdruck kommt. Der Kurs kann aus dem Lebenshaltungskostenindex ganz einfach errechnet werden und auch spielend gehalten werden, weil umlaufgesicherte Papiere entscheidend schneller umlaufen und deshalb, wie in Wörgl bewiesen wurde mit sehr geringen Summen das Auslangen gefunden werden kann.

Die Frage ist auch was wir mit den anderen Papierchen machen sollen, die wir für unser Papierchen bekommen. Na, einen Teil werden wir jedenfall zurück halten müssen, weil am Anfang viele Leute keinen Tauschpartner finden werden der unser Papierchen an Zahlung statt nimmt. Denen müssen wir sie natürlich zurücktauschen und dazu brauchen wir die fremden Papierchen.

Als Deckung brauchen wir sie nicht und wir werden deshalb alle, die wir nicht für die Rückkäufe brauchen, für andere Güter eintauschen. Es ist nicht unsere Sache, wenn dadurch die fremden Papierchen weniger wert werden. Wir werden nur, weil wir das wissen unsere Ersparnisse nicht auf den anderen Papierchen aufbauen. Das sollten wir aber sowieso in keinen Fall machen, denn die fremden Papierchen werden auch ohne unser Zutun eines Tages wieder wertlos werden, wie schon zweimal in diesem Jahrhundert.

Vielleicht sollten wir deshalb wirklich bald unsere eigenen Papierchen machen, dann können sie von uns aus mit dem Euro und der DM machen was sie wollen. Die DM und andere europäische Währungen werden zwar bald verschwinden, aber der Euro wird auch nicht umlaufgesichert sein und wird deshalb der Spielball der alten Achterbahn werden, wo Inflation und Deflation sich im ewigen Kreislauf abwechseln.

Bisher hat noch kein Land der Welt den fixen Punkt gefunden mit dem es beispielhaft zeigen könnte, wie es gemacht werden kann. Wahrscheinlich müssen deshalb diejenigen, die es wissen in kleineren Rahmen damit beginnen. Was in einer kleinen Stadt einmal funktionierte wird es wieder tun und wenn es gar nicht anders geht, muß eben so eine Stadt irgendwo auf der Welt geschaffen werden.

*) wie Milton Friedman in seinem Buch " Money Mischief" (Seite18) sagt ..and the entire structure of liquid assets, including bank deposits, money-market-funds, bonds and so on constitutes an inverted pyramid, resting on the quantity of high-powered money on the apex and dependent on it.

 

 

 

30) Die Bedeutung von Bargeld.

Immer wieder wird von Gegnern der Reformen Gesells die Bedeutungslosigkeit des Bargeldes in der heutigen Wirtschaft betont. Manche behaupten, daß nur mehr 5% der Umsätze mit Bargeld gemacht werden und daß Bargeld vielleicht einmal ganz verschwinden wird.

Ich will gar nicht darauf eingehen, daß dieses Verhältnis sich mit Freigeld gewaltig verändern würde, denn das würde ein Nichtfreiwirt sowieso nicht anerkennen., weil er den Einfluß einer Umlaufsicherung auf die mit Geld gehaltene Nachfrage für das Waren und Dienstleistungsangebot nicht sieht.

Ich bleibe also nur bei den heutigen Verhältnissen.

Da Ökonomie ja keine exakte Wissenschaft ist, sind die Zahlen nur annähernd und muß ich mich für deren Größenordnung auch auf die Angaben Milton Friedman`s über amerikanische Verhältnisse verlassen. Da anzunehmen ist, daß in entwickelten Volkswirtschaften keine entscheidenden Unterschiede bestehen, genügt das auch für unseren Zweck. Es ist ja auch unmöglich wirklich genaue Verhältniszahlen zu bekommen..

Friedman berechnete den Umsatz von M2 mit 1.3 mal und setzte den Bargeldumsatz auf etwa 15 bis 20 mal an.

Diese Zahlen werde ich nun auf deutsche Verhältnisse umrechnen.

Da will ich extrem großzügig sein und von den 3300 Milliarden Spargeldern nur ein Drittel als echte Spargelder mit Umsatz Null abrechnen. (in Friedman`s M2 sind sie auch nicht enthalten. Sie wären erst in M3 enthalten. Im Gegensatz zu in Europa üblichen Gepflogenheiten sind aber Geschäftskonten ohne Rücksicht auf Sperrzeiten enthalten) Die Zahlen schauen also folgendermaßen aus:

2200 Milliarden Termin und Sparguthaben

700 Sichtguthaben

190 Bargeld

3090 Gesamtsumme mal 1.3 = 4019 Gesamtumsatz ( 1.3 laut Friedman)

Davon Bargeldumsatz und wir wollen da auch recht bescheiden die Untergrenze annehmen: 190 mal 15 = 2850 Milliarden. (Friedman schätzt 15 bis 20 mal)

Bleibt ein Rest von 1169 für den sogenannten Buchgeldumsatz.

Die Verhältnisse sind also ganz anders als sie üblicherweise dargestellt werden. Es sind das alles durchsichtige Versuche die Bedeutung des Bargeldes herabzusetzen um die Wirkung einer Umlaufsicherung auf Bargeld allein als unbedeutend hinstellen zu können.. Da werden die ungeheuren Umschichtungen am Geldmarkt dem Gebrauch des Geldes als Zwischentauschmittel auf dem Gütermarkt gegenübergestellt und das Bargeld als verschwindendes Relikt der Vergangenheit angesehen, welches in kurzer Zeit ohnehin durch Cybergeld ersetzt werden wird. Kein Mensch sieht dabei aber, daß dieses überflüssige Bargeld selbst in den Ländern mit einer sogenannten stabilen Währung seit dem Krieg um das zwanzigfache vermehrt worden ist. Warum wohl, wenn es doch weitgehend durch „Buchgeld" ersetzt worden ist?

So gelingt es dann Versuche von alternativen Geld als undurchführbar hinzustellen und die Jugend wendet sich nach kurzer Zeit ab von solchen theoretisierenden Debattierclubs, die alternatives Geld vom Staat abhängig machen wollen. Dabei hat Wörgl bewiesen, daß man den Staat dazu nicht braucht. Man braucht nicht einmal eine Gemeinde, wie Wära bewiesen hat.

Der einzige Grund warum nicht neue Experimente gestartet wurden ist der, daß es seit 1933 keine länger andauernde Deflation gegeben hat und ohne das ist es schwer genügend Leute dafür zu finden. Erst jetzt scheint wieder einmal die Zeit reif zu werden., weil die Besitzer der großen Vermögen diese ja nicht durch Hyperinflation verlieren wollen und deshalb einen „Stabilisierungstrend" eingeleitet haben.

Wörgl hat bewiesen, daß umlaufgesichertes Bargeld 500 mal im Jahr umgesetzt werden kann. Wie wird sich das wohl auf das Verhältnis von Bargeldumsatz zu den unbaren Umsätzen auswirken, wenn das in größeren Rahmen gemacht würde?

Rechnet selber nach und läßt euch nicht für dumm verkaufen und läßt euch auch nicht die Umsätze auf dem Geldmarkt als echte Umsätze andrehen.

Echten preisbildenden Umsätzen steht immer eine gegensätzliche Warenbewegung oder Dienstleistung gegenüber.

Austausch von Geldsurrogaten ist kein Umsatz sonst könnte man auch den Umtausch von 10 Zehnern in einen Hunderter als Umsatz bezeichnen oder das Umwechseln eines Dollars in eine andere Währung und umgekehrt.

Die riesenhaften spekulativen Umsätze, die auf diese Weise gemacht werden sind nicht mit Warenbewegungen verbundene Umsätze und haben deshalb keinen Einfluß auf die Warenpreise. Den spekulativen Riesengeldbewegungen auf dem Weltmarkt steht nur ein Bruchteil von Warenbewegungen gegenüber.

Die Warenpreise sind es aber, die den Wert des Geldes bestimmen. und die werden noch immer auf dem Endverbrauchermarkt, meistens mit Bargeld durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Erst wenn der Konsument dort sein Geld gegen Ware eingetauscht hat, kann der Kaufmann wissen, ob er bei dem Preis noch seine Kosten gedeckt und einen Gewinn gemacht hat und kann mit dem eingenommenen Geld wieder Nachfrage bei seinen Großhändler halten und dasselbe gilt für den und den Erzeuger bis zum Rohmateriallieferanten.

Wieviel der preisbestimmenden Geldbewegungen bar oder unbar gemacht werden, hängt von der Entwicklung des Bankwesens ab und wie weit die Banken die wahren Kosten von Überweisungen verschleiern können. und wenn einer glaubt, daß er keine Kosten tragen muß, weil er ja immer sein Kreditkonto rechtzeitig ausgleicht, ist das genau so als wenn er glaubt keine Zinsen zahlen zu müssen, wenn er keine Schulden hat. Er zahlt beides in den Preisen!

Den großen Händlern kostet das meistens zwar nur 1% und das können sie spielend in ihren Handelsspannen unterbringen aber für einen kleinen Händler, der 5% zahlen muß wird das schon kritischer und bei beiden müssen diese Kosten in den Preisen untergebracht werden.

So zahlt der kleine Max Konsument alle diese Kosten, angefangen von Zinsen und Steuern und alle anderen Kosten einschließlich der versteckten Kosten der „bargeldlosen" Überweisungen in den Preisen und er merkt es nicht.

Diese Kosten können aber nur so lange verschleiert werden als sowohl Bargeld wie „Buchgeld" inflationsgetrieben und zinsgetrieben umlaufen. Im Moment einer Deflation oder auch bei stabiler Währung in Niedrigzinsperioden verschwindet das „Buchgeld" noch früher vom Markt als das Bargeld. Beide werden eben nur dann investiert, wenn es lohnende Anlagen gibt und die gibt es eben bei sinkenden Preisen nicht mehr.

 

 

 

31) Das „gehortete" Bargeld.

 

Da ich bisher die immer wieder kehrende Frage danach, wo das gehortete Geld eigentlich sei, als provokante und dumme Frage ansah, habe ich sie nie beantwortet. Nun sehe ich aber ein, daß es keine dummen Fragen gibt und werde sie so gut wie möglich beantworten. Dazu muß ich leider etwas weiter ausholen, weil ich ja die Frage auch für die beantworten will, deren wirtschaftliches Verständnis sehr mangelhaft ist.

Bekannterweise kann Bargeld eine Umschlaghäufigkeit von 0 haben, wenn es eben irgendwo für ein Jahr liegt und dabei ist es gleichgültig ob das im Sparstrumpf oder einem Tresor ist. Auf der anderen Seite kann es tausend mal und mehr im Jahr seinen Besitzer wechseln.

Die durchschnittliche Umlaufgeschwindigkeit bei normaler, nicht überhitzter Konjunktur d.h. in unseren jetzigen System bei etwa 3 % Inflation ist etwa 20 mal im Jahr.

Der Teil der Geldmenge mit Umlaufgeschwindigkeit 0 ist klarerweise gehortet, aber auch der Teil der Geldmenge, welcher nicht optimal umläuft, was in etwa einen oder zwei Handwechsel während eines Tages bedeuten würde, ist für länger oder kürzer zurückgehalten oder anders ausgedrückt - gehortet.

Die Umlaufgeschwindigkeit unterliegt im Durchschnitt großen Schwankungen und wird bei Deflation immer kleiner. Es wird also noch mehr Geld gehortet als in normalen Umständen.

Nun lief in Wörgl das umlaufgesicherte Geld im Durchschnitt etwa 500 mal im Jahr um und das bedeutet, daß es 25 mal so schnell umlief wie selbst anderes Geld in normalen Zeiten.(Der Grund dafür war, daß die gesamte ausgegebene Geldmenge umlief und nicht nur ein Teil derselben.) Das bedeutet aber, daß selbst in normalen Zeiten nur 4% der gesamten Geldmenge (allerdings immer wechselnde Teile) optimal umlaufen, während der Rest von immerhin 96% kürzer oder länger zurückgehalten wird - also gehortet.

Das beantwortet wohl die Frage, wo die gehorteten Geldmengen sind. In den Brieftaschen und Kassen aller Wirtschaftteilnehmer, die Geld haben und in Krisenzeiten mit großer Arbeitslosigkeit sogar in den Taschen der Ärmsten, denn auch sie müssen zumindest so viel zurückhalten, daß sie auch nächste Woche ihr Brot kaufen können, wenn sie nicht sicher sein können, in der Zwischenzeit neues Geld zu bekommen. Sonst müßten sie nämlich hungern.

Na, das hat nicht einmal sehr lange gedauert und die Frage, warum bei einer wirksamen Geldmenge von nur 4% die Wirtschaft doch meistens so einigermaßen funktioniert, ist ja nicht gestellt worden und wie sie funktionieren würde, wenn die gesamte Geldmenge im Umlauf bliebe und die Zinsen auf 0% drücken würde, ist der Stoff aus dem Träume von einer besseren Welt gemacht werden.

 

 

32) Erfolgreiches Freigeld in der Geschichte!

Um es gleich am Anfang zu sagen. Es gab noch niemals in der Geschichte Freigeld im Sinne Silvio Gesell`s. Immer fehlte ein wesentlicher Punkt. Die Kaufkraftbeständigkeit.

Ja, die Korngutschriften des alten Ägyptens (ostraca) waren praktisch umlaufgesichertes Geld, aber sie basierten auf einem einzigen Gut. Getreide. Die Wertbeziehung zu anderen Gütern war nur bedingt gegeben. Trotzdem können wir noch heute die Zeugen der damaligen Wirtschaftsblüte sehen und Ägypten war damals die Kornkammer der alten Welt und erlebte eine tausendjährige Wirtschaftsblüte.

Dasselbe galt für die Brakteaten des Mittelalters. Ja, sie waren umlaufgesichertes Geld und die Wirtschaftsblüte, die sie brachten können wir noch heute in den steinernen Monumenten bewundern, die sie hinterließen. Sie brachten auch den Aufstieg des Abendlandes und die weiße Rasse zehrt noch heute an den wirtschaftlichen Vorteilen, die sie brachten. Auch sie waren aber kein Freigeld und der überhöhte Schlagschatz, wie die Umlaufsicheung genannt wurde und die dadurch verursachte Inflation, welche damals Teuerung genannt wurde führte zu ihrem Ende.

Bleiben noch die beiden kleinen erfolgreichen Experimente während der Weltwirtschaftskrise bei denen umlaufgesichertes „Geld" verwendet wurde. Auch hier handelte es sich, besonders im Falle von Wörgl auch nur um umlaufgesichertes Geld ohne den Aspekt der Wertbeständigkeit. Es war an den österreichischen Schilling gebunden und hatte denselben Wert, was bei der kurzen Dauer des Experimentes, dem kleinen Rahmen und der damaligen Deflationierung des österreichischen Schillings keine große Rolle spielte. Hätte aber das Experiment länger gedauert und besonders wenn es weitere Kreise gezogen hätte, wären schwerwiegende Folgen eingetreten. Bei einer Re-inflationierung des Schillings wäre auch das Wörgler Geld inflationiert worden und das, zusätzlich zur Umlaufsicherung, hätte zu einer Annahmeverweigerung geführt.

Bei Wära war das etwas besser durchdacht und es war geplant bei einer Wertveränderung der Deutschen Mark um mehr als 5% einen Wechselkurs einzuführen. Auch hier kam das Verbot früher. Es wäre aber schwer gewesen nachträglich einen Wechsekurs einzuführen und es gleich von Anfang an zu tun, wäre auch aus anderen Gründen besser. Es würde die Leute daran gewöhnen in alternativen Geld, nennen wir es vorläufig ruhig Wära, zu rechnen und besonders wegen des stabilen Wertes langfristige Verträge auf seiner Basis abzuschließen. Leider wurden diese Experimente auch von den freiwirtschaftlichen Theoretikern sehr stiefmütterlich behandelt und niemand machte sich die Mühe sie genauer zu untersuchen. Deshalb wurden weder ihre Stärken noch ihre Schwächen und die gemachten Fehler aufgearbeitet und es besteht die Gefahr, daß dieselben Fehler wieder gemacht werden, wenn eine Deflationskrise wieder die Möglichkeit für eine alternative Währung schafft.

Was waren also diese Fehler?

Nr.1 und schwerwiegendster Fehler, die überhöhte Umlaufsicherung. Dadurch wurde die Annahmebereitschaft für Freigeld von vornherein in Frage gestellt. Irving Fishers stamp script waren mit 104% von Beginn an eine Totgeburt aber auch Wära und Wörgl wären mit 5 oder 6% anstelle von 12% besser gefahren, weil damit ihre Annahme durch die Kaufleute außer Frage gewesen wäre Besonders dann, wenn seine Konvertierbarkeit gesichert gewesen wäre, was allerdings in beiden Fällen sowieso gegeben war.

Nr.2. Die fehlende Kaufkraftbeständigkeit! Wenn man von den Leuten erwartet, daß sie ein Geld als Zahlung annehmen, muß man ihnen die Gewißheit geben, daß es seinen Wert bis zur Weitergabe behält, besonders wenn es mit den allerdings bescheidenen Umlaufssicherungskosten belastet ist. Man muß hier beide Seiten sehen. Genau so wichtig für den Geldumlauf wie der Druck auf den Geldbesitzer durch die Umlaufsicherung ist die Willigkeit des Warenbesitzers so ein Geld auch anzunehmen.

Nr.3. Die fehlende Konvertierbarkeit und damit die fehlende Möglichkeit so ein Geld unter allen Umständen weiter zu verwenden. Im schlechtesten Fall eben durch Umtausch.

Nr.4.(Gilt nicht für Wära und Wörgl) Das Fehlen eines körperlichen anonymen Tauschmittels, wie es unser heutiges Geld ist, weil nur dieses eine Konkurrenz der Anbieter erlaubt und damit gerechte Preise. Die heutigen Versuche mit Buchungsgeld allein sind konkurrenzeinschränkend und marktbehindernd und erlaubt keine freie Preisbildung.

(Anmerkung: Man kann in den Anfangzeiten einer alternativen Währung solange die Erstwährung noch funktioniert, deren Preise und Index der Lebenshaltungskosten verwenden und einen entsprechenden Wechselkurs errechnen. Das könnte zwar auch für Buchungsgeld gemacht werden, aber die Konkurrenzbeschränkung und damit die Behinderung einer Verbreitung bliebe bestehen. (Dieses Buchgeld hat nur U 1 im Gegensatz von U 500 wie in Wörgl und diesen Unterschied können viele nicht begreifen)

Das ist eigentlich alles, aber wenn wir nun diese Kriterien auf alle bestehenden alternativen Währungen anwenden, werden wir sehen, daß alle einen oder mehrere dieser Fehler haben und damit kaum dauernden Erfolg bei der Bekämpfung der kommenden Krise haben werden.

Wära und Wörgl hatten einen entscheidenden Vorteil gegenüber allen derzeitigen alternativen Währungen. Sie hatten einen Markt und wurden innerhalb dieses Marktes als körperliches Tauschmittel weitgehendst akzeptiert und konnten deshalb die Funktion G x U ausüben. So konnten sie trotz ihrer Mängel eine segensreiche Wirkung erzielen, die weit über das hinausging was bloßer Tausch selbst mit buchmäßiger Übertragung an dritte, wie in den meisten heutigen Tauschkreisen, erreichen kann.

Solange man die Geldfunktion nicht nützen kann, wird sich auch kein wirklicher Markt bilden können. Wir sollten deshalb von diesen erfolgreiche Experimenten lernen, aber auch ihren Fehler vermeiden.

Selbst wenn wir aber diese Fehler vermeiden, also eigentlich einen dauerhaften Erfolg so eines Tauschmittels sicher stellen, bleibt die Tatsache bestehen, daß es verboten werden wird. Selbst wenn ein Weg gefunden werden kann (und das ist im Wesentlichen schon geschehen) die bestehenden Gesetze zu umgehen, werden neue gemacht werden oder Notverordnungen gegen so ein Tauschmittel erlassen werden.

Spätestens zu dem Zeitpunkt in dem die Macht des derzeitigen Geldes angerührt wird, werden alle Mittel gegen alternatives Geld angewendet werden. In Wörgl wurde schon nach den ersten tausend Schilling der Wörgler Arbeitswertscheine, die ausgegeben waren ein Verbot angestrebt und es gelang Michael Unterguggenberger nur ein Verbot für ein Jahr hinauszuschieben. Mit Wära war es ähnlich. Sie war, wie die heutigen Tauschkreise nur wegen ihrer relativen Bedeutungslosigkeit, solange sie nur in einen sehr beschränkten und weit verstreuten Markt unter Anhängern Gesells verwendet wurde, dem Auge der Opposition entgangen. In dem Moment, wo sie in Schwanenkirchen einen lokalen Fokus fand und die Sache bekannt wurde, kam auch schon das Verbot durch Notverordnung.

Es wäre naiv zu glauben, daß es heute anders wäre. Es gibt also letzten Endes nur einen Weg einen Markt für dieses alternative Geld zu sichern., wenn man nicht in die Illegalität und auf einen schwarzen Markt ausweichen will wie die Schwarzarbeit gegen Devisen und den Schwarzhandel mit ihnen in den Oststaaten. Man muß die Ausgabestelle so eines Geldes in ein Nachbarland verlegen, dessen Regierung aus verschiedenen, hier nicht unbedingt alle anzuführenden Gründen ein Interesse daran hat oder zumindest nichts dagegen unternimmt.

Alle anderen Voraussetzungen für alternatives Geld, wie stabiler Kaufwert und Umlaufsicherung müssen auch gegeben sein und liegen im ureigensten Interesse der Ausgabestelle, weil sonst dieses Geld nicht angenommen würde oder nicht umlaufen würde.

Wer so ein Geld annimmt, weil das andere Geld wegen Deflation vom Markt verschwunden ist und er sonst seine Ware oder Dienstleistung nicht verkaufen könnte, hat den unschätzbaren Vorteil, daß er nun seine Ware verkaufen kann. Sollte er nun tatsächlich niemand anderen finden, der ihm dafür auch eine Ware oder Dienstleistung verkauft, was eher unwahrscheinlich sein wird, weil der ja auch in derselben Klemme steckt, daß er kein anderes Geld dafür bekommen kann, dann muß er es eben umtauschen. Die Ausgabestelle wird in eigenen Interesse dafür sorgen, daß er das kann, sonst würde ja niemand mehr ihr Geld annehmen und verwenden.

Da wir aus der Erfahrung von Wörgl wissen, wie minimal die tatsächlich nötige Geldmenge bei umlaufgesichertem Geld ist,(etwa 4% der jetzigen) wird es da keine Schwierigkeiten geben.

Damit sind hoffentlich alle Fragen beantwortet.

Nur eine bleibt übrig. Wer wird so ein Geld herausgeben? Es müßte eine Gruppe von sehr engagierten Freiwirten sein, wie ein Orden ähnlich dem Templar Orden, die genau wissen, daß sie selbst, wenn sie die Sache vorher ganz offiziell aufziehen (Stichwort BCB) oder wie Wära und Wörgl, daß sie weiter geführt werden muß.

Freigeld wie konzipiert, kann nicht aus Sachzwängen wieder verschwinden sondern muß mit Gewalt unterdrückt werden und dann muß man eben im freundlichem Ausland sein. Einen anderen Weg gibt es nicht, außer man wartet darauf, daß man den Großteil der Menschen überzeugt hat und die Opposition schläft in der Zwischenzeit.

Bezüglich der unwahrscheinlichen 4%. Durchschnittlicher Umsatz des Wörgler Geldes U 500, normaler durchscnittlicher Umsatz (außerhalb des Geldmarktes) des normalen Geldes ( bei Deflation weniger) U20. 20 ist 4% von 500. Übrigens sind die in Wörgl erreichten U 500 wahrscheinlich noch nicht das Optimale. Es könnten auch U 1000 erreicht werden, Das sind ja auch nur drei Handwechsel in einem Tag. Dann würden 1000 Wära 100,000 Wära wert anderen deflationierten Geldes ersetzen. (deflationiertes Geld hat ja nicht einmal die üblichen U 20 sondern eher U 10)

Zusammenfassend sei gesagt. Die üblichen Geldtheoretiker und Geldabschaffer, wie sie zum Großteil in den Tauschkreisen gefunden werden, welche mit U 1 zufrieden sind, weil sie die Möglichkeit von U 500 nicht sehen können, werden gegen die kommende Deflationskrise nichts erreichen können. Zu glauben, daß man ohne praktische Beispiele eine Mehrheit der Menschen in der kurzen Zeit, die noch bleibt, für Reformen gewinnen kann, ist eine Illusion.

Es wird also nur der Weg des passiven Widerstands gegen die Macht des Establishments, welches den Staat für seine Zwecke mißbraucht, übrig bleiben. Dazu werden vorläufig wahrscheinlich nur Leute in den ehemaligen Ostblockstaaten bereit sein und hier im Westen erst dann wenn die Arbeitslosigkeit Ausmaße angenommen hat, wie in der Weltwirtschaftskrise und auch der Absatz der Kaufleute und Handwerker so weit gesunken ist, daß sie nach diesen Rettungsanker greifen müssen.

Wie so ein Geld gedeckt werden soll, ist vielleicht etwas, was sich niemand so recht vorstellen kann, aber es ist eigentlich sehr einfach. Es braucht nicht gedeckt sein! Das einzige was als Deckung da sein muß ist genügend andere Währungen (im wesentlichen die Landeswährung,) um fallweise Umtäusche reibungslos zu ermöglichen. Nun wissen wir ja wie wenig umlaufgesichertes alternatives Geld gebraucht wird, (noch einmal zur Erinnerung, in Wörgl waren es ein Schilling pro Person) das könnte wohl jeder, der so eine Wechselstube führt aus seinen Zigarettengeld machen.

Überschlagsweise - wieder auf die Zahlen von Wörgl bezogen -

10,000 Wära, ausreichend für einen Markt von 10,000 Leuten.

Rücktausch 2%, wie in Wörgl = 200 Wära, welche dann entweder wieder verkauft oder verliehen werden müssen. Wenn sich unter 10,000 Leuten niemand findet, der das wenn nötig aus der eigenen Tasche tut, um dieses Geld in Umlauf zu halten, dann braucht man erst gar nicht anfangen damit.

Noch eines, wenn jemand glaubt an der 5% Umlaufgebühr verdienen zu können muß er entäuscht werden. Die geamte Umlaufgebühr in Wörgl brachte ganze 740 Schilling und das war bei 12% Umlaufgebühr im Jahr. 5% von 10,000 Wära wären gerade 500 Wära im Jahr. Das geht für Unkosten, wie Druck auf. Das heißt aber nicht, daß die Wechselstube nichts verdient. Beim Umtausch müßte es wie auch jetzt einen unterschiedlichen Einkauf und Verkaufskurs geben und natürlich würde z.B. ein Wirt, welcher die Umtauschstelle hinter seinem Pult hat, durch den zusätzlichen Kundenverkehr zusätzliche Einnahmen haben. Wahrscheinlich würden sich die Leute sogar darum streiten, so Wechselstuben zu betreiben.

Noch ein Einwand, der sowohl gegen staatlich eingeführtes als auch gegen lokal eingeführtes Freigeld immer wieder gebraucht wird. Es ist die angebliche Unmöglichkeit die Stabilität zu messen. Ein Lebenshaltungskostenindex sei da durch die sich verändernden Verbrauchsgewohnheiten keinesfalls ein genauer Maßstab und deshalb sei eine Lenkung der Geldmenge nach ihm unbrauchbar. Die Leute, welche diesen Einwand bringen vergessen dabei aber immer, daß selbst der schlechteste Index besser wäre als der heutige Zustand, bei dem die Währung zwischen einer Deflation mit jährlicher Wertsteigerung des Geldes um 10% bis zum völligen Wertverlust bei Hyperinflation schwanken kann. Selbst ein Index mit einer jährlichen Ungenauigkeit von 5% wäre besser als das. In Realität liegt aber der Ungenauigkeitsfaktor selbst in längeren Zeiträumen unter einem Prozent.

Eigentlich müßte es einen wundern, wieso so ein Argument also ernst genommen werden kann, aber mich wundert es nicht. Jedes auch noch so an den Haaren herbeigezogene Argument wird gebraucht. Was das Freigeld, welches dem Zins gefährlich werden könnte, madig macht, wird von den großen Zinsbeziehern unterstützt. Die Dummen beten es dann einfach nach.

 

 

33)Der Traum von einer besseren Welt.

Diesmal wollen wir uns erst gar nicht mit wirtschaftlichen Theorien beschäftigen sondern einfach annehmen, daß die Reformen Silvio Gesells schon durchgeführt worden sind und daß durch sie tatsächlich der Zins auf die 0 Grenze gedrückt worden ist und durch Wegsteuerung des Grundrentenzuwachses auch genügend Land für alle Menschen zur Verfügung steht.

Welche Auswirkungen hatte das? Nun, da langsam mit fallenden Zinsen immer mehr des Kapitaleinkommens in Arbeitseinkommen übergeführt wurde, bis es bei 0% gänzlich verschwunden war, brauchte auch der Staat keine Zinsen mehr zu zahlen und da nun auch seine Umverteilungsfunktion überflüssig geworden war, verringerten sich seine Ausgaben so sehr, daß er auch seine Einnahmen verringern konnte. Er war auf ganz natürliche Weise geschrunken.

Mit einer Vervielfachung seines Arbeitseinkommens konnte jedermann selbst für sich sorgen und da das Geld seinen Wert behielt und damit auch die Verträge, welche darauf lauteten konnte er das auch so tun, daß er nur Teil seines Lebens für seine Bedürfnisse arbeiten mußte. Welchen Teil blieb ihm selber überlassen. Ob er sein ganzes Leben das für ein kurze Zeit jedes Tages machte, oder ob er ein Jahr durcharbeite und dann etliche Jahre seine Bedürfnisse gedeckt hatte, blieb ihm selber überlassen. Wenn es ihm Genugtuung bereiten würde für alle, die wirklich nicht für sich selber sorgen können, zu sorgen, wird ihn niemand daran hindern, aber selbst ein völlig Hilfloser würde wahrscheinlich auf seine Almosen verzichten. Auch er, wenn er nicht schon vor seiner Hilflosigkeit genügend erspart hätte, könnte etwas beitragen, was andere honorieren würden und ihm so seinen Selbstwert erhalten würden.

Dadurch, daß Realkapital ohne Zinsen zur Verfügung steht, werden auch arbeitssparende Investitionen möglich, die man sich früher nicht vorstellen konnte. Die Wüsten unter Glas zu legen und dort durch Roboter die Nahrung für die gesamte Menschheit zu produzieren, ist dann machbar. Es wird aber gar nicht notwendig sein, es sei denn, daß die Menschen andere Bedürfnisse entdecken, welche weit über die bisherigen hinausgehen. Das kann man sich aber schwer vorstellen. Selbst die heutigen Superreichen, die sich jeden Wunsch erfüllen könnten, leben meist relativ bescheidene Leben.

Eines ist jedenfalls sicher, viele Menschen werden, vom Zwang für primitives Überleben arbeiten zu müssen befreit, sich anderen Beschäftigungen zuwenden. Es wird Generationen von Entdeckern und Erfindern geben. Wohin das führen wird, ist die wildeste Phantasie unfähig zu sehen. Lebenserwartung in biblischen Maßstäben von Jahrhunderten? Raumfahrt? Anpassung der Menschen an den verfügbaren Raum auf der Erde durch Minimalisierung. Werden unsere Nachkommen die Größe von Mäusen haben? Das mag zwar für manche eher wie ein Alptraum erscheinen, aber möchten sie lieber Dinosaurier sein?

Werden die Ideen Nikola Teslas weiter entwickelt sein und wird es freie elektrische Energie geben? Werden die Ideen Victor Schaubergers über die fliegenden Untertassen weiter entwickelt sein und der gesamte Verkehr sich in der Luft abwickeln? Werden dann die Landstraßen den Weg der Eisenbahnen gehen? Werden die Menschen ihre geistigen Kräfte so weiter entwickeln, daß sie Berge versetzen können? Werden sie dann gar keine Verkehrsmittel mehr brauchen, weil sie levitieren können?

Wir können das alles nicht einmal erahnen, aber eines können wir tun. Wir können die Voraussetzungen dafür schaffen. Wir können mit einem Geld welches auch bei völliger Überwindung des Realkapitalmangels und damit eines Realzinsfußes von 0% noch investiert wird, erzielen, daß nur mehr produktive geistige und körperliche Leistung bezahlt werden wird. Der Markt wird bestimmen, wieviel diese Leistung wert ist, selbst wenn die wirkliche Leistung eines Nikola Tesla nie bezahlt werden kann. Die wirkliche Leistung der kommenden Erfinder und Entdecker wird auch nicht bezahlt werden können, nur werden sie die Möglichkeit haben, daran zu arbeiten, weil sie nicht mehr den größten Teil ihrer Zeit für den Zinsendienst arbeiten müssen. Wer jemals etwas entdeckt oder erfunden hat, weiß, daß so etwas schon einen Lohn in sich trägt.

Übrigens was jemand an versteckten Zinsen zu zahlen hat, ist noch viel mehr als selbst Helmut Creutz berechnet hat, aber wir wollten ja nicht theoretisch werden. Eines ist jedenfalls sicher. Was ohne Zinsen für Investitionen möglich sein wird übersteigt die wildesten Träume und auch wie hoch nachher die Arbeitseinkommen sein werden. Jede technische Errungenschaft muß sich ja in Arbeitseinkommen niederschlagen, weil es keine arbeitslosen Einkommen mehr gibt.

Gegen diese zukünftigen Arbeiteinkommen werden die heutigen und selbst der Zins, der von ihnen abgeführt werden muß, wie nichts sein. und das wird gar nicht so lange dauern, wie es sich Gesell noch vorgestellt hat. Jeder Prozentpunkt, den der Zins fallen wird, führt mehr des Zinseinkommens in das Arbeitseinkommen über und wenn ihr euch vorstellen könnt, wie hoch dieses Zinseinkommen ist, dann braucht ihr nur bedenken, daß heute alles, was einen wirtschaftlichen Wert hat verzinst werden muß und selbst bei nur 3.6% Zinsen bedeutet das, daß alles Vermögen auf dieser Welt in zwanzig Jahren noch einmal von den Arbeitern geschaffen werden und den Zinsbeziehern gegeben werden muß.

Und jetzt stellt euch vor, daß das eine Kleinigkeit ist, gegen das was der Wegfall dieser Belastung nach Erhöhung der Arbeitsleistung durch neue Techniken und Roboterarbeit bringen wird.. Habt ihr keine Phantasie? Wie wäre es mit einem Jahr Arbeit um den Lebensunterhalt eines ganzen Lebens zu einem heutigen Lebensstandard zu gewährleisten? Natürlich werden die Leute dann höhere Ansprüche stellen - aber wie viel mehr? Wird die Arbeitsleistung mit Hilfe von Robotern so gesteigert werden, daß niemand mehr arbeiten muß?

Denkt darüber nach! Dann fragt euch, ob ihr Freigeld haben wollt, welches euch das geben kann. Es kostet sehr wenig! Etwa ein Promille bei jedem Handwechsel! Nur verbieten dürft ihr es euch nicht mehr lassen, denn es gibt sicher Leute, die das wieder tun werden, weil sie auf ihr Zinseinkommen nicht verzichten wollen.

 

34)Wertbeständiges Bargeld

Immer wieder werden Probleme gesucht, wo keine sind. Da ist die grundlegende Quantitätstheorie des Geldwesens erkannt, welche ganz einfach P = G x U/W heißt und weil nicht sein kann, was nicht sein darf wird ein Bestandteil dieser Formel – die Geldmenge G – bis zur Unkenntlichkeit ausgeweitet und damit etwas, was ganz einfach die von einer Nationalbank für einen Währungsraum herausgegebene Bargeldmenge sein soll, welche ganz genau bis zur letzten Stückelung bekannt ist zu einem unentwirrbaren Knäuel von Geld und Geldguthaben und Geldsurrogaten vermischt, wobei die Wissenschaft sich noch nicht einmal darüber einig ist, was man alles dazu zählen soll.

Damit ist natürlich auch der Erkenntnis, wie man den anderen Bestandteil dieser Formel - U, die Umschlaghäufigkeit während eines Zeitraumes – unter Kontrolle bekommen kann, der Weg versperrt. Entgegen der Meinung vieler Geldtheoretiker ist nämlich diese Umlaufgeschwindigkeit ( üblicherweise als Umschlaghäufigkeit pro Jahr gesehen) nur für einen geringen Teil der Geldmenge vorgegeben. Nur das Geld, welches als Einkommen bezogen wird und für Lebensunterhalt oder Investitionen gebraucht wird, bleibt im stetigen Umlauf. Investiert wird aber nur, wenn es lohnende Anlagen gibt und für die Geldgeber sind lohnende Anlagen nur solche, die mindestens 5% Zinsen abwerfen. Eine Rendite für Sachkapital (auch Handelskapital in Form von Ware) in dieser Höhe ist aber nur möglich, wenn ein entsprechender Mangel daran herrscht.

Wird durch stetige Sachkapitalbildung während guter Konjunktur der Mangel verringert, sinkt auch der Zins. Unter einer gewissen Grenze werden dann die Geldvermögen (das gesparte Geld) nicht mehr investiert und das ist die einfache Ursache der Wirtschaftskrisen, über welche sich unzählige Generationen von Ökonomen die Köpfe vergeblich zerbrochen haben.

Wie geht es nun weiter? Das nicht investierte Geld fehlt nun auf dem Markt und verändert damit die Relation zwischen Geldmenge und Warenangebot und erzwingt sinkende Preise. Sinkende Preise machen aber Handel rechnerisch unmöglich und Investition in neue Waren wird zum kaufmännischen Selbstmord. Eine Rendite zu erwirtschaften ist nur mehr durch die Wertsteigerung des Geldes möglich, wenn man es zurückhält. Also wird noch mehr davon zurückgehalten und die Absatzkrise verschärft sich immer mehr.

Das sind eigentlich alles Binsenweisheiten und ein Weg, wie man das Bargeld auch bei niedrigen Zinsen im Umlauf halten kann, ist schon lange bekannt und auch, daß man damit Krisen und Arbeitslosigkeit verhindern kann. Warum wird es aber nicht getan? Im wesentlichen liegt es wohl an der Falscheinschätzung der Wirkungsweise von Bargeld. Obwohl es in der Geschichte umlaufgesichertes Geld gegeben hat und kleine Experimente damit in der Weltwirtschaftskrise bewiesen haben, daß umlaufgesichertes Bargeld allein wirksam sein kann, kam es bisher zu keiner Neuauflage solcher Experimente. Der Grund dafür ist einfach. Es gab seither keine Deflation, bei der das Geld samt seinen Surrogaten vom Markt verschwindet.

Inflation in mäßigen Ausmaß treibt das Geld auf den Markt und hält damit die Wirtschaft im Gang solange nicht die Behinderung des Handels von der anderen Seite kommt, wenn bei starker Inflation Waren zurückgehalten und gehamstert werden. Bisher ist zumindest in den Industrieländern die Inflation im Rahmen gehalten worden aber das wird durch die gewaltigen Geldvermögen, welche durch Zins und Zinseszins ins Uferlose gewachsen sind immer schwerer. Wenn diese Vermögen keine lohnenden Anlagen mehr finden können und auch das Börsernspiel mit einem Krach enden wird, ist hoffentlich ein anderer Weg offen als derjenige, welcher in der Geschichte immer gegangen worden ist.

Deflation, Arbeitslosigkeit, Krise und zur Überwindung der Krise – Krieg. Dann ist wieder ein genügend hoher Sachkapitalmangel wieder hergestellt und das Spiel kann von vorne beginnen.

Aber wir wollten ja nur herausfinden, ob es möglich ist dem Bargeld eine feste Kaufkraft zu geben und dafür wollen wir erst gar nicht das Bargeld der staatlichen Währungen ins Ziel nehmen sondern nur untersuchen, ob es möglich ist eine lokale Währung kaufkraftbeständig zu halten. Kann man das, ist auch das andere möglich.

Und wieder einmal wollen wir das Beispiel von Wörgl untersuchen. Da konnte ein alternatives lokales Geld ohne Probleme seinen Wert pari zum deflationierten und damit ständig mehr wert werdenden Nationalbankgeld halten. Seinen realen Wert zu halten hätte allerdings bedingt, daß es einen Wechselkurs zum Nationalbankgeld hätte haben müssen, der das ausgedrückt haben müsste. Das wäre noch viel leichter gewesen weil ja das als Deckung verwendete Nationalbankgeld mehr wert geworden wäre im Vergleich zum kaufkraftbeständigen Wörgler Geld. Die Gemeinde hätte also immer mehr Nationalbankgeld gehabt als notwendig gewesen wäre die gesamte geringfügige Menge von umlaufendem Geld zurückzukaufen.

Wie hätte es aber im umgekehrten Fall ausgesehen? Nehmen wir ruhig einmal an, daß das Nationalbankgeld eine Inflation von 60% also 5% im Monat gehabt hätte. Selbst eine derart hohe Inflation hätte die Gemeinde Wörgl nicht in Verlegenheit bringen können, denn niemand hätte das kaufkraftbeständige Wörgler Geld gegen ein derart an Wert verlierendes umgetauscht. Die geringfügigen Umtäusche innerhalb der Zeit zwischen Verlautbarung neuer Wechselkurse wären durch die Rücktauschgebühr von 2% und die monatliche Umlaufsicherung von 1% leicht finanzierbar gewesen und wenn die Gemeinde in dieser Form die Kaufkraft ihres Geldes gesichert hätte, wäre der Umtauschkurs auch allgemein gültig gewesen. Niemand hätte beim Umtausch weniger für sein Wörgler Geld angenommen als die Gemeinde willig war zu zahlen. Damit wäre also das lokale Geld kaufkraftbeständig geblieben.

In Wörgl fehlte allerdings dieser Wechselkurs und die Kaufkraftgarantie und deshalb war das Wörgler Geld auch nicht richtiges Freigeld im Sinne Silvio Gesells auch wenn auf der kleinen Brücke dort steht: "Erbaut mit Freigeld."

Richtiges Freigeld ist in erster Linie kaufkraftbeständiges Geld! Die Umlaufsicherung dient nur dazu dieses kaufkraftbeständige Geld im Umlauf zu halten selbst wenn Realkapitalfülle den Zinssatz unter die Rentabilitätsgrenze drückt.

Das Wörgler Geld war schlicht und einfach umlaufgesichertes Geld und hat bewiesen, daß so ein Geld angenommen wird und – was wesentlich ist – auch weiter gegeben wird und damit stockende Wirtschaft wieder in Gang bringt. Es hat auch bewiesen, daß die Sache ganz ohne "Buchgeld" funktioniert und, wie oben ausgeführt, daß selbst eine Wertsteigerung gleichlaufend mit der Wertsteigerung des Nationalbankgeldes finanzierbar ist. Was uns Wörgl noch zeigt, ist, daß man nur geringfügige Geldmengen braucht um einen großen Güterumschlag zu finanzieren und daß so ein lokales Geld nicht aus wirtschaftlichen Gründen versagt sondern im Gegenteil verboten werden muß, weil es sonst in kurzer Zeit die Vorherrschaft des Geldes brechen kann.

Es hat uns gezeigt, daß Gott Mammon tönerne Füße hat und es liegt an uns die richtigen Konsequenzen daraus zu ziehen.

 

35)Das Schiff des Geldwesens.

Manchmal muß es einem vorkommen als ob unser Geldwesen wie ein antriebsloses Schiff im Meer herumdümpelt und nur als Spielball von Strömungen und Wind in irgend einer Bewegung gehalten wird. Das Steuer funktioniert wie bei einem Schiff ohne Antrieb nur dann einigermaßen wenn die Strömung es bewegt und durch andere Kräfte, wie dem Wind, eine Geschwindigkeitsdifferenz erzeugt wird. Läßt die Strömung (das Zinsgefälle) nach geht überhaupt nichts mehr. Da liegt dann das Schiff in einer Flaute, bis außer dem Geldwesen gelegene Kräfte, wie ein Sturm (Krieg) es wieder in Bewegung setzen.

Die Wissenschaftler auf dem Schiff studieren bis ins letzte Detail alle Kräfte, welche da wirksam sein könnten, wie die Anziehungskraft des Mondes auf die Meeresströmungen und was Wind und Sturm hervorbringt und warum die Steuerung nicht funktioniert. Vielleicht auch noch, wie man die Leute auf dem Schiff die langen Flauten mit Geduld ertragen lernt und verhütet, dass sie bei Sturm in Panik geraten aber niemand kommt auf die Idee dem Schiff einen Antrieb zu geben, wo dann das Steuer funktioniert und ein genauer Kurs zum gewünschten Ziel gesteuert werden kann.

Beim Geldwesen ist diese einfache Lösung ein Mittel, das Geld in Bewegung zu halten. Das kann man, indem man ihm einen Antrieb gibt auch bei Flaute in Bewegung zu bleiben durch Wiederherstellung des Zinsgefälles zwischen Sach- und Geldkapital.

Bleibt das Geld in Bewegung (rollt der Rubel) kann man mit einfachen Steuerausschlägen das Schiff in die gewünschte Richtung lenken – in diesem Fall in die Richtung der Kaufkraftstabilität. Bei einer sich bewegenden Geldmenge wirken kleine Veränderungen im Verhältnis zwischen Geldbewegungen und Warenströmen sofort und nicht erst nach längerer Zeit, wie mit unseren derzeitigen Geld, welches nur mit einen kleinen Teil seiner Menge im Umlauf ist.

Viele der Maßnahmen, die man heute verwendet haben gegensätzliche Auswirkungen. Die praktisch einzige Methode, welche die Nationalbanken anwenden, um die Geldmenge zu beschränken und damit allgemeine Preissteigerungen (Inflation) zu verhindern – die Erhöhung der Leitzinsen – ist so ein Beispiel für ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite beschränken höhere Zinsen die Kreditaufnahme und damit eventuell die Geldmenge und auf der anderen Seite verursachen sie höhere Kosten und die müssen früher oder später in den Preisen sich niederschlagen. Ist das nicht möglich, führen sie zur Stagflation, weil diese hohen Zinsen in der realen Wirtschaft nicht mehr erwirtschaftet werden können

 

 

36)Die Waage und das Freigeld!

Auf meiner Homepage findet ihr eine Waage, welche wie eine Momentaufnahme die wirksamen Kräfte darstellt wie sie in der Quantitätstheorie des Geldes erklärt werden. Die Verhältnisse stimmen nicht ganz, weil es eben schwer ist einen Waagebalken zwanzig mal so lang darzustellen, wie den anderen, was der wirklichen durchschnittlichen Umschlaghäufigkeit von Bargeld in einem Jahr entspricht. Wenn auch die Relationen nicht stimmen zeigt die Waage trotzdem recht gut an wie es funktioniert.

Sie würde das auch im Falle von Freigeld tun, aber hier muß ich mich auf die Vorstellungskraft der Leser verlassen, denn da müßte der längere Waagebalken 500 mal so lang sein und das ist graphisch nicht mehr darstellbar. Umlaufgesichertes Geld läuft aber, wie in Wörgl bewiesen, im Durchschnitt etwa so oft im Jahr um. Oder besser gesagt, es kann so schnell und auch noch schneller umlaufen solange noch unverkaufte Waren und Dienstleistungen auf dem Markt sind. Was besagt das aber an Hand unserer Waage? Es besagt, daß auch eine viel geringere Menge umlaufgesicherten Geldes das andere einfach aushebelt. Es sitzt in geringer Menge am Ende des 500 mal verlängerten Waagebalken. Alle Waren, welche mit Hilfe des Freigeldes vom Markt genommen werden, fehlen nun auf der Waagschale, welche das Warenangebot darstellt als Gegengewicht für das andere Geld. Was passiert nun? Werft einen Blick auf die Waage und ihr werdet es sehen. Die Waage kommt aus dem Gleichgewicht – die Preise steigen – und das andere Geld wird wertloser. Das andere Geld, welches vorher zum größten Teil nicht einmal in der Waagschale war, strömt nun zurück und verstärkt den Preisauftrieb für die noch vorhandenen Waren – oder, von der anderen Seite gesehen, wird völlig wertlos.

Wir haben schon einmal berechnet, wie schnell sich das Geld in Wörgl in Wirklichkeit ausgebreitet hat und jetzt muß wohl jeden klar werden, daß es gefährlich wäre mit einem Wechselkurs für das Freigeld abzuwarten. Es sollte im Gegenteil gleich mit einem deutlichen Unterschied herausgegeben werden, selbst wenn das einige Schwierigkeiten bereiten sollte.

Denkbar wäre nach Einführung des Euro die DM mit der Kaufkraft von 2000 wieder auferstehen zu lassen und selbst wenn das nach dem Zusammenbruch des Euro auf lokaler Basis gemacht werden muß und auch nicht unbedingt mit dem Namen DM - nur mit einer sentimentalen Verbindung zu ihren Wert zu einem vergangenen Zeitpunkt, ähnlich wie mein Verschlag für V80.

 

 

 

37)Was genau ist Freigeld?

Was Gesell als Freigeld bezeichnet ist kaufkraftstabiles und umlaufgesichertes Geld. Der wesentliche Punkt dabei ist die Kaufkraftstabilität und wenn manche glauben, dass Geld mit leichter Inflation auch Freigeld sein kann, ist das falsch. Wenn sie dann noch glauben, dass diese Inflation die Umlaufsicherung überflüssig macht, ist nicht mehr einzusehen, wo sie überhaupt noch Gesells Ideen vertreten. Inflationiertes Geld ist doch klarerweise nicht stabil, wie geringfügig auch immer die Inflation sein mag.

Freigeld ist kaufkraftstabiles Geld. Diese Stabilität wird mit Hilfe eines Indexes gemessen. Nebenbei bemerkt: Geld, welches durch Deflation mehr wert wird, ist genau so wenig stabiles Geld als Geld, welches durch Inflation weniger wert wird. In einem Fall wird der Schuldner betrogen und im anderen Fall der Gläubiger.

Da stabiles Geld als bevorzugtes Wertaufbewahrungsmittel gebraucht wird und damit als Tauschmittel vom Markt verschwindet, muss es umlaufgesichert werden. Das ist alles! Man kann stabiles Geld nicht als Tausch- und Zahlungsmittel auf dem Markt halten, wenn es nicht umlaufgesichert wird. Stabiles Geld und Umlaufsicherung bedingen einander und deshalb muss Freigeld beides sein. „Stabil und umlaufgesichert!"

Wenn wir untersuchen ob „Terra" nach dem Vorschlag von Bernard Lietaer diese Voraussetzungen erfüllt, werden wir erkennen, das es so ist. Besonders seit er seinen überhöhten „demurrage" Vorschlag korrigiert hat, ist vom Standpunkt der Freiwirtschaft an seinem Vorschlag nichts auszusetzen. Es ist aber nicht anzunehmen, dass Terra sich sehr schnell (außer als Referenzwährung anstelle reiner Tauschgeschäfte) allgemein durchsetzen wird. Alternatives lokales Freigeld hat da wesentlich schnellere Ausbreitungsmöglichkeiten, könnte aber ohne weiteres den Warenkorb von Terra als Wertmesser verwenden. Wie nennt es doch Lietaer? Komplimentär.(. Lokales Freigeld ist komplimentär zu Terra.

Die Referenzwährung Terra eignet sich durch die Lagerkosten, der dafür angestrebten „Deckung" nicht mehr so gut als Wertaufbewahrungsmittel, desto besser aber als stabile Verrechnungseinheit, was auch im Interesse der großen internationalen Konzerne ist, welche durch die heutige Währungsspekulation ja nicht nur immer gewinnen, sondern auch oft Verluste erleiden müssen.

So eine Referenzwährung würde auch als reine Verrechnungseinheit, wie derzeit der Euro eine ist, stabilisierend wirken und alle Im Welthandel verwendeten nationalen Währungen müssten sich, ähnlich wie beim Goldstandard an sie anpassen. Sie wäre nur besser, weil mehrere Preise stabiler sind als ein einziger Preis und könnte durch Verkauf der Deckung antizyklisch wirken.

Die Erfahrung wird zeigen ob später auch Überträgerpapiere (wie Bargeld) in irgend einer Form auf Terra-basis vorteilhaft wären oder ob in der Zwischenzeit schon die Ausdehnung lokaler Währungen auf Terra-basis diese Aufgabe übernommen hätte.

Beides könnte in Hochkonjunkturphasen der Wirtschaft sogar eine Notwendigkeit sein, weil dann ja die Tendenz zum Abverkauf der Deckung und damit zum Verschwinden von Terra gegeben ist. Dann würde sonst vielleicht die antizyklische Eigenschaft von Terra zu weit gehen und Terra als Nachfrage vom Markt verschwinden.

Es gibt nichts gratis auf dieser Welt und auch Terra wird nicht gratis sein aber die Vorteile einer robusten, stabilen Referenzwährung, welche spekulationsfreie langfristige Verträge ermöglicht sind für alle Beteiligten derart groß, dass ein Pilotexperiment so schnell wie möglich durchgeführt werden soll. Die relativ geringfügigen Kosten der Lagerhaltung für die zu ihrer Deckung verwendeten Waren können noch dazu verringert werden, wenn man sich, wie bei einer Goldkernwährung mit einer Teildeckung zufrieden gibt.

Im Gegensatz zu einem reinen Edelmetallstandard (im Warenkorb können ruhig auch geringfügige Edelmetallmengen eingeschlossen sein) ist die Deckung durch einen repräsantiven Warenkorb antizyklisch und eine Verschatzung durch die anfallenden Lagerkosten nicht empfehlenswert. Während ein einzelnes Gut wie Öl oder Gold oder Roggen anfällig für spekulative Beeinflussung sind, ist Terra dagegen durch die größere Verteilung des Wertstandards auf mehrere wesentliche Gütergruppen dagegen immun. Die Erfahrung wird zeigen wie viele Güter eingeschlossen werden sollen, aber selbst eine Beschränkung auf Öl, Kupfer, Eisen, Weizen, Reis, Kaffee und Fleisch und Butter wäre schon besser als der heutige, völlig unhaltbare Zustand ohne jegliche Wertbindung.

Um spekulative Beeinflussung gänzlich auszuschalten sollte aber ein etwas größerer Warenkorb verwendet werden. 12 bis 20 Bestandteile sollten ausrechend sein, wenn die Allianz die Güter so auswählt, dass ein repräsantiver Querschnitt gegeben ist. Die Wechselbeziehungen in der Wirtschaft und Ersatzgüter lassen ein sehr starkes Ausbrechen von Einzelpreisen auf die Dauer ohnehin nicht zu und die Bedeutung von Einzelpreisen in einem Warenkorb ist aus der Natur der Sache eingeschränkt.

 

 

 

38)(Lokale) stabile alternative Währungen.

 

Man kann in den Anfangzeiten einer alternativen Währung solange die Erstwährung noch funktioniert, deren Preise und Index der Lebenshaltungskosten verwenden und einen entsprechenden Wechselkurs errechnen. Das könnte zwar auch für Buchungsgeld gemacht werden, aber die Konkurrenzbeschränkung und damit die Behinderung einer Verbreitung bliebe bestehen. (Dieses Buchgeld hat nur U 1 im Gegensatz, wenn es als Kredit umläuft, von U 500 wie in Wörgl und diesen Unterschied können viele nicht begreifen)

Das ist eigentlich alles, aber wenn wir nun diese Kriterien auf alle bestehenden alternativen Währungen anwenden, werden wir sehen, daß alle einen oder mehrere dieser Fehler haben und damit kaum dauernden Erfolg bei der Bekämpfung der kommenden Krise haben werden.

Wära und Wörgl hatten einen entscheidenden Vorteil gegenüber allen derzeitigen alternativen Währungen. Sie hatten einen Markt und wurden innerhalb dieses Marktes als körperliches Tauschmittel weitgehendst akzeptiert und konnten deshalb die Funktion G x U ausüben. So konnten sie trotz ihrer Mängel eine segensreiche Wirkung erzielen, die weit über das hinausging was bloßer Tausch selbst mit buchmäßiger Übertragung an dritte, wie in den meisten heutigen Tauschkreisen, erreichen kann.

Solange man die Geldfunktion nicht nützen kann, wird sich auch kein wirklicher Markt bilden können. Wir sollten deshalb von diesen beiden erfolgreichen Experimenten lernen, aber auch ihren Fehler vermeiden.

Selbst wenn wir aber diese Fehler vermeiden, also eigentlich einen dauerhaften Erfolg so eines Tauschmittels sicher stellen, bleibt die Tatsache bestehen, daß es verboten werden wird. Selbst wenn ein Weg gefunden werden kann (und das ist im Wesentlichen schon geschehen) die bestehenden Gesetze zu umgehen, werden neue gemacht werden oder Notverordnungen gegen so ein Tauschmittel erlassen werden.

Spätestens zu dem Zeitpunkt in dem die Macht des derzeitigen Geldes angerührt wird, werden alle Mittel gegen alternatives Geld angewendet werden. In Wörgl wurde schon nach den ersten tausend Schilling der Wörgler Arbeitswertscheine, die ausgegeben waren ein Verbot angestrebt und es gelang Michael Unterguggenberger nur ein Verbot für ein Jahr hinauszuschieben. Mit Wära war es ähnlich. Sie war, wie die heutigen Tauschkreise nur wegen ihrer relativen Bedeutungslosigkeit, solange sie nur in einen sehr beschränkten und weit verstreuten Markt unter Anhängern Gesells verwendet wurde, dem Auge der Opposition entgangen. In dem Moment, wo sie in Schwanenkirchen einen lokalen Fokus fand und die Sache bekannt wurde, kam auch schon das Verbot durch Notverordnung.

Es wäre naiv zu glauben, daß es heute anders wäre. Es gibt also letzten Endes nur einen Weg einen Markt für dieses alternative Geld zu sichern., wenn man nicht in die Illegalität und auf einen schwarzen Markt ausweichen will wie die Schwarzarbeit gegen Devisen und den Schwarzhandel mit ihnen in den Oststaaten. Man muß die Ausgabestelle so eines Geldes in ein Nachbarland verlegen, dessen Regierung aus verschiedenen, hier nicht unbedingt alle anzuführenden Gründen ein Interesse daran hat oder zumindest nichts dagegen unternimmt.

Alle anderen Voraussetzungen für alternatives Geld, wie stabiler Kaufwert und Umlaufsicherung müssen auch gegeben sein und liegen im ureigensten Interesse der Ausgabestelle, weil sonst dieses Geld nicht angenommen würde oder nicht umlaufen würde.

Wer so ein Geld annimmt, weil das andere Geld wegen Deflation vom Markt verschwunden ist und er sonst seine Ware oder Dienstleistung nicht verkaufen könnte, hat den unschätzbaren Vorteil, daß er nun seine Ware verkaufen kann. Sollte er nun tatsächlich niemand anderen finden, der ihm dafür auch eine Ware oder Dienstleistung verkauft, was eher unwahrscheinlich sein wird, weil der ja auch in derselben Klemme steckt, daß er kein anderes Geld dafür bekommen kann, dann muß er es eben umtauschen. Die Ausgabestelle wird in eigenen Interesse dafür sorgen, daß er das kann, sonst würde ja niemand mehr ihr Geld annehmen und verwenden.

Da wir aus der Erfahrung von Wörgl wissen, wie minimal die tatsächlich nötige Geldmenge bei umlaufgesichertem Geld ist,(etwa 4% der jetzigen) wird es da keine Schwierigkeiten geben.

Damit sind hoffentlich alle Fragen beantwortet.

Nur eine bleibt übrig. Wer wird so ein Geld herausgeben? Es könnte eine Gruppe von sehr engagierten Freiwirten sein, wie ein Orden ähnlich dem Templar Orden, die genau wissen, daß sie selbst, wenn sie die Sache vorher ganz offiziell aufziehen (Stichwort BBB) oder wie Wära und Wörgl, daß sie auch bei einen eventuellen Verbot weiter geführt werden muß.

Freigeld wie konzipiert, kann nicht aus Sachzwängen wieder verschwinden sondern muß mit Gewalt unterdrückt werden und dann muß man eben im freundlichem Ausland sein. Einen anderen Weg gibt es nicht, außer man wartet darauf, daß man den Großteil der Menschen überzeugt hat und die Opposition schläft in der Zwischenzeit.

Bezüglich der unwahrscheinlichen 4% der heutigen Bargeldmenge, welche bei Freigeld nur notwendig sein wird. Durchschnittlicher Umsatz des Wörgler Geldes U 500, normaler durchscnittlicher Umsatz (außerhalb des Geldmarktes) des normalen Geldes ( bei Deflation weniger) U20. 20 ist 4% von 500. Übrigens sind die in Wörgl erreichten U 500 wahrscheinlich noch nicht das Optimale. Es könnten auch U 1000 erreicht werden, Das sind ja auch nur drei Handwechsel in einem Tag. Dann würden 1000 Wära 100,000 Wära wert anderen deflationierten Geldes ersetzen. (deflationiertes Geld hat ja nicht einmal die üblichen U 20 sondern eher U 10 oder noch weniger)

Zusammenfassend sei gesagt. Die üblichen Geldtheoretiker und Geldabschaffer, wie sie zum Großteil in den Tauschkreisen gefunden werden, welche mit U 1 bis 3 zufrieden sind, weil sie die Möglichkeit von U 500 nicht sehen können, werden gegen die kommende Deflationskrise nichts erreichen können. Zu glauben, daß man ohne praktische Beispiele eine Mehrheit der Menschen in der kurzen Zeit, die noch bleibt, für Reformen gewinnen kann, ist eine Illusion.

Es wird also nur der Weg des passiven Widerstands gegen die Macht des Establishments, welches den Staat für seine Zwecke mißbraucht, übrig bleiben. Dazu werden vorläufig wahrscheinlich nur Leute in den ehemaligen Ostblockstaaten bereit sein und hier im Westen erst dann wenn die Arbeitslosigkeit Ausmaße angenommen hat, wie in der Weltwirtschaftskrise und auch der Absatz der Kaufleute und Handwerker so weit gesunken ist, daß sie nach diesen Rettungsanker greifen müssen.

Wie so ein Geld gedeckt werden soll, ist vielleicht etwas, was sich niemand so recht vorstellen kann, aber es ist eigentlich sehr einfach. Es braucht nicht gedeckt sein! Das einzige was als Deckung da sein muß ist genügend andere Währungen (im wesentlichen die Landeswährung,) um fallweise Umtäusche reibungslos zu ermöglichen. Allerdings schadet es auch keinesfalls, wenn ein breit gestreutes Warenbündel, wie beim „Terra" Vorschlag sowohl als Deckung wie auch als Wertstandard verwendet wird. Im Falle weltweiter Verwendung mag das sogar wegen mangelnden Vertrauen vorteilhaft sein. Sollte so eine weltweite stabile Referenzwährung existieren, kann sie als Wertstandard auch für lokale und regionale Währungen verwendet werden mit einem fixen Wechselkurs. Das würde die für kleine Währungsgebiete umständlichen Preiserhebungen überflüssig machen.

Nun wissen wir ja wie wenig umlaufgesichertes alternatives Geld gebraucht wird, (noch einmal zur Erinnerung, in Wörgl waren es ein Schilling pro Person) das könnte wohl jeder, der so eine Wechselstube führt aus seinem Zigarettengeld machen.

Überschlagsweise - wieder auf die Zahlen von Wörgl bezogen -

10,000 Wära, ausreichend für einen Markt von 10,000 Leuten.

Rücktausch 2%, wie in Wörgl = 200 Wära, welche dann entweder wieder verkauft oder verliehen werden müssen. Wenn sich unter 10,000 Leuten niemand findet, der das wenn nötig aus der eigenen Tasche tut, um dieses Geld in Umlauf zu halten, dann braucht man erst gar nicht anfangen damit.

Noch eines, wenn jemand glaubt an der 5% Umlaufgebühr verdienen zu können muß er enttäuscht werden. Die geamte Umlaufgebühr in Wörgl brachte ganze 740 Schilling und das war bei 12% Umlaufgebühr im Jahr. 5% von 10,000 Wära wären gerade 500 Wära im Jahr. Das geht für Unkosten, wie Druck auf. Das heißt aber nicht, daß die Wechselstube nichts verdient. Beim Umtausch müßte es wie auch jetzt einen unterschiedlichen Einkauf und Verkaufskurs geben und natürlich würde z.B. ein Wirt, welcher die Umtauschstelle hinter seinem Pult hat, durch den zusätzlichen Kundenverkehr zusätzliche Einnahmen haben. Wahrscheinlich würden sich die Leute sogar darum streiten, so Wechselstuben zu betreiben.

Wenn die Frage gestellt wird, wie die Ausgabestelle eines alternativen Geldes dessen Wert halten könne, braucht man sich nur an Wörgl erinnern. Da konnte das Wörgler Geld pari zum österreichischen Schilling gehalten werden, obwohl der sogar mehr wert wurde.

Noch ein Einwand, der sowohl gegen staatlich eingeführtes als auch gegen lokal eingeführtes Freigeld immer wieder gebraucht wird. Es ist die angebliche Unmöglichkeit die Stabilität zu messen. Ein Lebenshaltungskostenindex sei da durch die sich verändernden Verbrauchsgewohnheiten keinesfalls ein genauer Maßstab und deshalb sei eine Lenkung der Geldmenge nach ihm unbrauchbar. Die Leute, welche diesen Einwand bringen vergessen dabei aber immer, daß selbst der schlechteste Index besser wäre als der heutige Zustand, bei dem die Währung zwischen einer Deflation mit jährlicher Wertsteigerung des Geldes um 10% bis zum völligen Wertverlust bei Hyperinflation schwanken kann. Selbst ein Index mit einer jährlichen Ungenauigkeit von 5% wäre besser als das. In Realität liegt aber der Ungenauigkeitsfaktor selbst in längeren Zeiträumen unter einem Prozent.

Eigentlich müßte es einen wundern, wieso so ein Argument also ernst genommen werden kann, aber mich wundert es nicht. Jedes auch noch so an den Haaren herbeigezogene Argument wird gebraucht. Was das Freigeld, welches dem Zins gefährlich werden könnte, madig macht, wird von den großen Zinsbeziehern unterstützt. Die Dummen beten es dann einfach nach.

 

 

             39)Die verflixte Geldmenge.

Vor Jahren, als die rohe Quantitätstheorie des Geldes zum ersten Male formuliert wurde gab es keinen Zweifel was die Geldmenge war. Es waren die ausgegebenen Münzen und Banknoten.

Selbst als man in der bereinigten Quantitätstheorie die Umschlaghäufigkeit dieser Geldmenge einbezog, gab es keine Zweifel, aber da man diese Umschlaghäufigkeit nicht kontrollieren konnte, fingen langsam die wildesten Theorien zu sprießen an. Als erstes fing man an täglich fällige Guthaben als sogenanntes Buchgeld zur Geldmenge dazuzuzählen und jetzt ist es bald soweit, daß jemand alles was man zu Geld machen oder belehnen kann zur Geldmenge zählen kann ohne von anderen Volkswirtschaftern ausgelacht zu werden. Im Gegenteil, es werden diejenigen, welche den Geldbegriff auf Bargeld (legal tender) beschränken als hoffnungslos veraltet angesehen. Weil man mit Guthabenüberweisungen auch zahlen kann und selbst mit Kredit, wird das alles zur Geldmenge gezählt.

Je nachdem, was man zur Geldmenge zählt spricht man dann von M1, M2 oder M3. Im allgemeinen wird aber nur M1 bestehend aus Bargeld und täglich fälligen Guthaben als Geldmenge angesehen. Da aber selbst da Unstimmigkeiten offenbar waren, verfiel man auf den glorreichen Gedanken dafür das Bargeld bei den Banken nicht dazu zu rechnen. Nicht nur das als Reserve bei den Nationalbanken liegende, was verständlich ist, nein, auch das Bargeld der Geschäftsbanken, welches aus Einlagen von Kunden stammte. Die Erklärung dafür ist auch einfach. Wenn man diese Einlagen zu Geld machte, konnte man ja nicht gut dasselbe Geld zweimal als Geld bezeichnen .Da man zwar die verschiedene Umschlaghäufigkeit von Bargeld und dem sogenannten Buchgeld erahnte, aber beide nicht in den Griff bekommen konnte, war diese Theorie das perfekte Alibi für das Versagen der Nationalökonomie Inflationen und Deflationen durch Geldmengenregulierung zu verhindern.. Warum rechnet man zum Beispiel nur das Bargeld in den Tresoren der Banken nicht zur Geldmenge und das Geld in den Tresoren der Geschäftshäuser dazu? Warum rechnet man Giroguthaben dazu, Sparguthaben aber nicht?

Warum blieb man nicht dabei zur Geldmenge nur das Bargeld zu rechnen (auch das in den Banken) und Geldguthaben als Geldguthaben zu sehen, gleichgültig ob täglich fällig oder als mehr oder weniger lang gebundene Sparguthaben?

Wenn man gar alles, was sich „monetisieren" läßt, zur Geldmenge rechnet, was will man mit so einen verschwommenen Begriff dann noch anfangen? Warum sieht man nicht, daß die Kaufkraft des Bargeldes der grundlegende Wert ist an den sich alle Zahlen auf den Konten richten ?

Daß man also, wenn man diese Kaufkraft stabil hält auch die Zahlen auf den Konten einen stabilen Wert haben. Sieht man das nicht - oder will man es nicht sehen?

So kam es jedenfalls, daß aus der ursprünglichen Vergewaltigung der Logik, welche Geldguthaben als Geld ansah ein Ungeheuer hochgezüchtet wurde, Geldmengentheorie genannt, dem man eine innere Logik, denn dumm sind die Leute ja nicht, welche sie vertreten, nicht absprechen kann. Diese innere Logik führt aber nur zu immer wilderen Schlüssen, die mit der Realität dann nichts mehr zu tun haben

Das wäre an sich weiters nicht schlimm, denn wenn die Leute in den Elfenbeintürmen in ihrer Phantasie unbedingt die Abbilder von Pferden reiten wollen, soll man sie ruhig lassen. Leider werden aber in der Praxis Theorien gebraucht, um richtige Entscheidungen zu treffen und wenn eine Theorie, wie die Geldmengentheorie derart falsch ist, müssen leider die mit ihrer Hilfe gemachten Entscheidungen auch falsch sein.

Jedenfalls wird wahrscheinlich auch diese Geldmengentheorie erst sanft entschlummern, wenn jemand kaufkraftbeständiges Bargeld geschaffen hat, genau so wie die „wissenschaftliche" Theorie, daß etwas, was schwerer als Luft sei nicht fliegen kann erst entschlummerte, als die ersten Flugzeuge flogen. Dabei hätte man das auch schon früher sehen können, wenn man die fetten Gänse betrachtet hätte, die das ganz ohne wissenschaftliche Theorie taten.