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11) Gedanken über Tauschkreise!

Mein erstes Zusammentreffen mit modernen Tauschgesellschaften war eine Veranstaltung, wo die Initiatoren der „Green Dollar exchange" aus Courtney B.C. Canada ihren Tauschring in nächst gelegene Städte ausweiten wollten. Soviel ich dort herausfand, war diese Tauschgesellschaft von einem Dentisten organisiert worden, der damit seine Ordination finanzieren wollte, was ihm auch gelang. Zahnreperaturen aller Art waren auch so ziemlich das einzige, was man mit diesen grünen Dollars (auf Verrechnungsbasis) außer Rasenmähen und Baby-sitten kaufen konnte, es sei denn man wollte sich ein Horoskop machen lassen für 50 Can$ und 50 grüne Dollars.

Da ich für so etwas nicht einmal 10 Can$ ausgeben würde, keine Baby`s mehr habe und nicht 150 km wegen meiner Zähne irgendwo hin fahren will, lehnte ich es dankend ab, diesem Verein beizutreten und ich war sehr überrascht, als ich später in Margrit Kennedy`s Buch herausfand, daß ich da vermißte als Pionier in die Geschichte der Tauschbewegung einzugehen. Einige Zeit später und da ich schon immer an alternativem Geld Interesse hatte, wollte ich auch bei der Mark Twain Bank mitmachen. Cybergeld. Super! Kein Problem! Ich habe ja einen Computer mit Internetanschluß. Billig einkaufen im Netz! Wunderbar. Die Bank will, daß ich ein Konto aufmache. Auch kein Problem. Aber was will ich eigentlich kaufen?

Ach, da sind ja Angebote im Netz. Schauen wir uns also die Sache erst einmal an, bevor wir uns entscheiden.

Na, das Angebot ist aber reichlich mager! Anscheinend ist wenig Interesse an Kunden vorhanden. Organisches Gemüse habe ich selber und der Anbieter ist einen halben Kontinent entfernt. Der Salat, den ich brauchen könnte, wenn ich selber gerade einmal keinen habe, käme da durch den Transport sehr teuer. Angebotene Vitamine kosten auch genau so viel wie im lokalen Geschäft. Also wieder nichts. Ha, da ist eine Buchhandlung mit reichlichen Angebot. Amazon oder so ähnlich. Schauen wir uns das einmal an. Ja, da ist ein Buch, welches mich interessieren würde. Recht günstig. Nur 12 Dollar! Oh, weh, das sind ja amerikanische Dollars. Schnell umgerechnet. Das sind ja 16 Canadische und da ist ja noch versteckt die Versandgebühr. Noch einmal 5 Dollar. Warten wir lieber und kontrollieren wir, was das Buch lokal kostet. (sie hatten es nicht und mußten es auch bestellen, aber ich hatte es innerhalb von 10 Tagen zum Preis von 18 CanDollar, ohne Versandgebühr)

Oh, das ist ja noch ein Sportgeschäft. Schauen wir, was die zu bieten haben. Leider! Die machen nicht mehr mit.

Ich glaube, ich werde noch etwas warten, bis ich dort ein Konto eröffne...

Aber ich ließ nicht locker. Im Mai dieses Jahres hatte ich Gelegenheit ein „internationales" Tauschkreistreffen in Salzburg zu besuchen, weil ich zu der Zeit gerade Urlaub in Europa machte. Dort mischte ich mich nicht viel ein und beobachtete die Sache mehr vom Standpunkt eines Geldreformers, um herauszufinden, ob da ausbaufähige Grundlagen vorhanden wären, wie sie Irving Fisher in den Tauschbewegungen der Weltwirtschaftskrise gefunden hatte.

Um es gleich vorwegzunehmen, die Hoffnung ist sehr gering, trotz des idealistischen Einsatzes vieler Leute, die auch geldreformerische Anliegen da einbringen. Der Glaube, daß es möglich ist einen allgemeinen Markt ohne realem Tauschmittel nur auf Verrechnungsbasis zu bilden, steht dem entgegen.

Das Entsetzen war riesengroß, als jemand erwähnte, daß die Schweizer Talentbewegung tatsächlich Geld gedruckt hatte. Das ist doch verboten, war die allgemeine Meinung.

Nun, ich kann den Leutchen sagen, daß es ohne einem von vielen Wirtschaftsteilnehmern akzeptierten realen Tauschmittel wie in Wörgl nicht funktioniert und Tauschgesellschaften auf reiner Verrechnungsbasis immer auf den Austausch von sonst auf dem normalen Markt wenig gefragter Güter und Dienstleistungen beschränkt bleiben werden. Rasenmähen und Baby-sitten, Nachhilfestunden, organische Produkte und Verkauf von Horoskopen oder selbstgemachten Kerzen oder Eingemachten sind keine Grundlage für einen funktionierenden Markt.

Die wenigen, die in so einer Tauschgesellschaft wirklich brauchbare Güter und Leistungen einbringen, stehen bei allem Idealismus bald vor dem Problem, was sie für ihre Guthaben eintauschen können. Horoskop gefällig? Oder Zähneziehen? Ja, leider!

Nun sollen zu allen Überfluß auch gerade diese Leute durch die Umlaufsicherung bestraft werden, weil sie ja die einzigen sind, die positive Kontenstände haben. Da hört sich wohl bald der größte Idealismus auf.

Dann scheint es noch ein weiteres Problem zu geben. Mangels eines funktionsfähigen Marktes mit freien Spiel von Angebot und Nachfrage muß man andere Vergleichsmöglichkeiten schaffen und da kamen manche Tauschgesellschaften auf die glorreiche Idee Arbeitsstunden als Abrechnungsmodus einzuführen. Arbeitsstunde gegen Arbeitsstunde!

Nun ein kleines Beispiel dazu: Ich arbeitete da einmal für kurze Zeit an Dachreperaturen und hatte dafür allerlei Werkzeug und einen Lieferwagen. Wenn also ein Mitglied des Tauschringes meine Dienste in Anspruch genommen hätte und ich ihm sagen wir 5 Stunden für eine Reperatur verrechnet hätte und er mir dann seinen Sohn zum Rasenmähen geschickt hätte, der ohne große Lust dann in 5 Stunden meinen Rasen mit meinen Rasenmäher geschnitten hätte, wofür ich selber normalerweise eine Stunde brauche und mir dabei noch Scharten in das Schneidemesser machte, weil er mit dem Rasenmäher über Stock und Stein fuhr und unsere Rechnung wäre dann ausgeglichen? Dabei sind das noch geringfügige Unterschiede. Soll die Arbeitsstunde eine Arztes aus lauter sozialer Gleichmacherei nur so viel wert sein wie die Arbeit eines Jünglings mit zwei linken Händen? Oder findet man da eine Ausnahmeregel, daß der Arzt vielleicht zwei Jünglingsstunden verrechnen darf?

Es ist wohl klar, daß wirklich brauchbare Angebote von Dienstleistungen und Gütern da sehr dünn gesät wären.

Dabei sind durchaus auch positive Aspekte vorhanden, wie eine gewisse Sensibilisierung für Geldfragen. Die Probleme durch den engen Markt bei Verrechnung allein, die früher oder später eine Lösung finden müssen.

In Wörgl wurde mit Hilfe von nur 5,300 Schilling durchschnittlich umlaufendem alternativen Bargeld 3 Millionen Schilling umgesetzt. Man braucht also gar nicht viel Geld oder Geldersatz um Umsätze zu erzielen, die für heutige Tauschgesellschaften nur Wunschträume bleiben werden, wenn sie glauben das auf Verrechnungsbasis allein machen zu können. Nachbarschaftshilfe ist etwas Schönes und die Beschäftigung mit Wirtschaftsfragen im Allgemeinen ist auch ein positiver Aspekt der heutigen Tauschringe. Wenn die Leute erst merken, daß „Buchgeld" kein ausreichender Ersatz für Bargeld ist, könnten sie auch eventuell das ganze „Buchgeld"system in Frage stellen und vielleicht alternatives umlaufgesichertes Bargeld oder bargeldähnliche Verrechnungsscheine oder Bonds akzeptieren. Es würde eine gigantische Ausweitung ihres Marktes ermöglichen.

Die Lösungsmöglichkeiten sind entweder dort zu suchen, wo ein bargeldähnliches Tauschmittel verwendet wird, welches der Staat noch nicht verboten hat oder Teile des Staates, wie in Wörgl einzuschalten nach der Methode: Rußland ist groß und der Zar ist weit (weg).

Wie gesagt, Y2K, Einführung des ungeliebten Euro und Zusammenbruch des Weltwährungssystems könnten da Tore für ein alternatives Tauschmittel öffnen.

Nur sehe ich keinen Weg ohne irgend eine Form von Überbringerpapieren. Diese muß man frei laufen lassen, damit sie der mit dem besten Leistungs und Warenangebot einfangen kann. Er wird sie ja nicht behalten, besonders wenn sie umlaufgesichert sind sondern sie weitergeben zu dem mit dem nächstbesten Angebot. Der macht dasselbe und der Nächste und der Nächste.

Da jeder, Tauschringmitglied oder nicht, der so einen Schein als Zahlung annimmt, das größte Interesse daran hat, ihn nicht einfach gegen Gebühr bei der nächsten Umtauschstelle wieder gegen Nationalbankgeld einzutauschen ,(und diese Möglichkeit muß gegeben sein, weil sonst niemand außerhalb des Tauschkeises ihn annehmen würde) kann sich so der Umlauf ausweiten. Wenn das Nationalbankgeld entweder durch Deflation oder durch starke Inflation seinen Dienst als Tauschmittel nur mangelhaft erfüllt, hat dann die Sternstunde des alternativen Tauschmittels geschlagen.

 

 

12) Preise, Preise und wie sie sich bilden.

Wir sind dauernd von Preisen umgeben. Die Hausfrau muß täglich versuchen die günstigsten Preise herauszufinden für das Essen, welches sie ihrer Familie auf den Tisch stellen soll. Zeit seines Lebens muß jeder herausfinden wie er seine Dienstleistung zum günstigsten Preis verkaufen kann um dann seine Lebensnotwendigkeiten zu günstigsten Preisen zu erstehen. Das ganze Leben ist voll von Preisvergleichen und trotzdem macht sich kaum jemand Gedanken wie sich die Preise bilden.

Der Preis eines Gutes oder einer Dienstleistung ist normalerweise etwas was in Tauschmitteleinheiten ausgedrückt wird. Etwas kostet so und so viele Dollars, Mark oder Pesos. Das ist sein Preis. Und man bekommt für seine Leistung so und so viel Geld. Man nennt das vielleicht Lohn oder Einkommen aber in Wirklichkeit ist das auch der Preis, den jemand willig ist für diese Leistung zu bezahlen.

Es hat alles seinen Preis ist ein altes Sprichwort, aber das besagt nicht viel wenn man nicht auch feststellt, wie dieser Preis gebildet wird und welchen Preis das hat, was als Preismaßstab für eine Vielzahl von Gütern und Dienstleistungen verwendet wird, unser Geld?

Während nun jedermann das sogenannte Gesetz von Angebot und Nachfrage für alle normalen Güter anerkennt und ganz klar sieht, daß viele angebotene Eier bei geringer Nachfrage den Preis der Eier drücken und umgekehrt je nach Saison Eier teurer sind wenn im Winter die Hennen nicht legen, hakt beim Geld diese Erkenntnis aus. Mehr Geld soll da auf einmal nicht billigeres Geld, also Geld , welches weniger wert ist bedeuten und weniger Geld soll nicht bedeuten, daß dieses dann mehr wert ist.

Da stimmt doch etwas nicht! Wer will uns da für blöd verkaufen? Und warum?

Da erzählen sie uns, daß Geld sowieso keine Rolle mehr spielt und alles durch Kredit oder Buchgeld geregelt wird. Klar, dann spielt es auch keine Rolle wie viel oder wie wenig man davon druckt." Money does not matter!" Das ist die Parole aller Geldverfälscher.

 

 

13) Kapital und Kapitalismus.

Fangen wir mit Kapital und Irving Fisher an. Er suchte einmal 73 verschiedene Definationen von Kapital zusammen. Es gehört schon ein eigenartiger Sinn für wissenschaftliches Detail dazu so etwas zu tun und ich will niemand damit langweilen, besonders weil alle diese Definationen einen grundlegenden Fehler haben. Otto Valentin zeigte diesen Fehler auf, wobei er aber wenigstens nur fünf der gebräuchlichsten Definationen von Adam Smith, Ricardo, John Stuart Mill und andere gebrauchte, aber auch die werde ich nicht anführen, denn sie alle haben denselben Fehler, wie Otto Valentin schreibt:

(Überwindung des Totalitarismus Seite63)

Zusammenfassend ist zu sagen: Die Berufsökonomen sind sich wohl nicht ganz darüber einig, welche Sachen als Kapital anzusehen sind; darüber aber , daß das Kapital eine Sache sei, herrscht allgemeine Übereinstimmung. Auch Karl Marx. der dieser „Sache" ein mehrbändiges Werk gewidmet hat, macht keine Ausnahme.

Ist das Kapital aber wirklich eine Sache?

Nach der gewonnenen Erkenntnis, daß jeder Zins in einem Monopol wurzelt, offenbar nicht! Wenn Kapital eine Sache wäre, dann müßte man Kapitalien addieren können, eine doppelte Kapitalmenge müßte dann ganz natürlich auch den doppelten Zinsertrag abwerfen. Das trifft aber, wie wir erkannt haben, absolut nicht zu. Ganz im Gegenteil. Die Sachkapitalien werfen nach unserer Erkenntnis nur deshalb einen Zins ab, weil sie - durch das heutige Geld - dauernd knapp gehalten werden, was eine Konkurrenz beschränkung und demzufolge einen Zins bewirkt.. Nur die Knappheit - im Verreine mit der Unentbehrlichkeit - begründet die Kapitaleigenschaft eines "Erwerbsmittels". Zwei Fabriken sind nicht immer doppelt so viel wert wie eine, zwei Miethäuser nicht immer doppelt so viel wie eines.

Denn je mehr „produzierte Erwerbsmittel" hergestellt werden, um so tiefer sinkt - wegen der dann gesteigerten Konkurrenz - ihr Zinsertrag, um so mehr verlieren sie ihre Kapitaleigenschaft.

Bei genügender Vermehrung vermag ihr Ertrag sogar auf 0 zu sinken, und damit verlieren sie ihre Kapitaleigenschaft gänzlich. Ein Wohnhausblock etwa, der infolge eines Überflusses an Wohnungen keinen Kapitalzins mehr abwirft, hat aufgehört, Kapital zu sein.

Praktisch konnte es bisher allerdings zu einer derartigen Kapitalfülle niemals kommen, weil das heutige Geld bei sinkenden Sachzins die Investition verweigert und auf diese Weise die Sachgüter dauernd knapp und zinstragend hält. Rein äußerlich gesehen ist also Kapital „zinstragendes Gut". Seinen Wesen nach ist aber Kapital keine Sache, wie man geglaubt hat, überhaupt nichts Greifbares, sondern ein Z u s t a n d, und zwar ein Knappheitszustand.

*

 

Aus unserer Defination des Kapitals als eines monopolbedingten Knappheitszustandes läßt sich auch der Begriff des Kapitalismus ableiten, und zwar des Kapitalismus im engeren und weiteren Sinn.

Kapitalismus in engeren Sinn ist eine Wirtschaftsordnung, in der die Knappheit an Leihgeld und Gebrauchsgütern (den „produzierten Erwerbsmitteln") den Geld- und Sachzins bedingt. Kapitalismus in diesem Sinn ist daher als Zinswirtschaft, als Monopolismus, als dauernde Mangel- und Ausbeutungswirtschaft zu übersetzen. Kapitalisnus in diesem Sinn ist eine rein geldliche Angelegenheit, begründet im Geldstreikmonopol.

Als Kapitalismus im weiteren Sinn ist jede auf Monopolen begründete und daher von vorneherein auf Ausbeutung abgestellte Wirtschaftsordnung anzusehen, sei es, daß sie den durch das natürliche Bodenmonopol verursachten Bodenzins (Grundrente) in private Taschen fließen läßt, sei es, daß sie Wettbewerb und individuelle Wirtschafts- betätigung durch künstliche Monopole einschränkt oder gar ausschließt. Daraus folgt , daß der Feudalismus der Vergangenheit nicht minder kapitalistisch war als es die neuentstandenen totalitären Wirtschaftsformen sind, die den individuellen Wettbewerb zu Gunsten eines allgemeinen staatlichen Wirtschaftsmonopol unterdrücken und damit die Ausbeutung staatlich organisieren. „Kapitalismus" ist also in jedem Falle zu übersetzen mit „Monopolismus"

Zum besseren Verständnis des vorigen Auszuges sollte man den Monopolbegriff Otto Valentins kennen. Für ihn ist auch ein Monopol keine „Sache" sondern die Abwesenheit von etwas. Nämlich der Konkurrenz, die ausgeschaltet ist. Nur die Konkurrenz, eventuell auch die Konkurrenz von Ersatz, wenn das Monopolgut, wie zum Beispiel das staatliche Geld absolut keine Konkurrenz hat, kann einem Monopol entgegengestellt werden. Gegen das Geldstreikmonopol, wie es Otto Valentin bezeichnet, helfen keine wie immer gearteten Gesetze oder Verbote. So war das Zinsverbot der römisch-katholischen Kirche völlig machtlos, wie auch heute das an sich noch immer bestehende Zinsverbot für einen Moslem recht einfach umgangen wird. Von einem Nichtmoslem darf er sowieso Zins fordern und bei einem Moslem nennt man es dann einfach Gewinnbeteiligung.

 

 

14) Gedanken über Inflation und Deflation und deren Folgen.

Vorausbemerkt sei, daß ein freier Markt, in dessen Folge es immer weiter gehende wirtschaftliche Arbeitsteilung unter den Menschen, Entwicklung der Zivilisation, Welthandel und weltweite Ausbreitung der Arbeitsteilung unter den Völkern ohne Tauschmittel nicht gibt und nicht geben kann.

Deshalb ist es verwunderlich, daß meines Wissens nur ein Historiker die Zusammenhänge untersucht hat, die der periodische Zerfall des Tauschmittels auf die Geschichte der Menschheit hatte. Es ist der Schweizer Fritz Schwarz. Seine geschichtliche Studie „Segen und Fluch des Geldes in der Geschichte der Völker" blieb aber weitgehendst unbekannt und völlig ohne Resonanz unter den Historikern in den Universitäten der Welt. Der Grund dafür ist durchsichtig und einleuchtend. Die zwei Bände sind ein revolutionärer Zündstoff und würden die heiligen Elfenbeintürme von Akademia empfindlich stören. Da ist es besser, man ignoriert sie solange man kann und betreibt weiter Geschichtsforschung nur im Interesse der jeweiligen Sieger und der jeweils herrschenden Klasse und plagt Generationen von Schülern mit nutzlosen Jahreszahlen von Kriegen und Schlachten.

Wir wollen hier nicht die ganze Arbeit von Fritz Schwarz wiederholen sondern nur kurz den roten Faden aufzeigen, der sich wie ein gewundener Pfad durch die ganze Geschichte der Menschheit zieht. Es ist der Einfluß des Geldes auf die wirtschaftliche Arbeitsteilung und damit auf die Zusammenarbeit der Menschen.

Was passiert als unausbleibliche Folge bei Inflation? Was bei Deflation?

Nun, bei Inflation (Aufblähung der Geldmenge) ist die Sache recht klar und wir haben diese Situation seit dem zweiten Weltkrieg fast ununterbrochen miterleben dürfen. Leichte Inflation treibt das Geld auf dem Markt und es wird gekauft und auch investiert solange es lukrative Anlagen gibt. Die Wirtschaft blüht und gedeiht und kaum jemand bemerkt den Pferdefuß der zinsbedingten Umverteilung von arm zu reich, besonders dann nicht, wenn sich die wirkliche Armut nur in Ländern der dritten Welt zeigt. Wenn Sachkapitalüberfluß den Zinssatz zu drücken beginnt und die Wirtschaft zu stocken anfängt, kann man dem mit allen möglichen Methoden der Kapitalvernichtung und Verhinderung von Kapitalbildung entgegen treten, bis zum Krieg als Kapitalvernichtung. Das wird auch weitgehend und wurde im ganzen Lauf der Menschheitsgeschichte so gemacht und jeder Herrscher, dem die Historiker dann den Beinamen „der Große" verliehen haben, hat Inflation betrieben und hat durch siegreiche Kriege das Kapital seiner Gegner zerstört.

Wie heute Geldkapital knapp gehalten wird trotz des ungeheuren Umverteilingsmechanismus des Zinses ist recht bezeichnend. Da leihen die Banken und deren Geldgeber, gegen hohe Zinsen natürlich, auch den wackligsten Despoten der dritten Welt ungeheure Summen und wenn diese dann nicht einmal mehr die Zinsen dafür zahlen können, geschweige denn an eine Rückzahlung denken können und trotz Stützung durch die Geldgeber womöglich von der eigenen unterdrückten Bevölkerung verjagt werden, gibt es ein großes Geschrei und die Steuerzahler der Industrieländer werden wieder einmal zu Gunsten der Spekulanten zur Kassa gebeten.

Manchmal, und besonders seit es eine echte Edelmetallwährung nicht mehr gibt, wird auch das Tauschmittel und damit die Arbeitsteilung als produktiver Faktor durch eine Hyperinflation zerstört und gleichzeitig damit das Geldkapital. Das Geld wird dann so wertlos, daß niemand es als Tauschmittel annehmen will und damit kommt die Arbeitsteilung genau so zum Erliegen wie bei

15) Deflation.

Hier verringert sich die Geldmenge und viele Waren und Dienstleistungen finden keinen Absatz mehr, oder nur zu stark gedrückten Preisen. Heute wird dem vielfach einfach durch Neuausgabe von zusätzlichen Geld dagegen gesteuert aber früher mit Silber oder Goldwährung gab es diesen Ausweg nicht. Die Folge war oft Jahrhunderte andauernde Stagnation bis durch irgend einen geschichtlichen Zufall wie der Goldzufluß aus der neuen Welt der Bann gebrochen wurde. - Im Zeitalter der Gotik waren es die Brakteaten, die den Bann brachen und Alexander der Große brach ihn indem er das nutzlose Gold der Pallas Athene zu Münzen schlagen ließ. Die Römer brachen ihn mit ägyptischen Gold.

Es ist dabei nicht die tatsächliche Menge des vorhandenen Geldes ausschlaggebend, sondern die stetige Verringerung dieser Menge. Diese Verringerung verursacht sinkende Preise und je mehr Geld vom Markt verschwindet desto tiefer sinken die Preise in Allgemeinen. Sinkende Preise machen aber den Handel unmöglich und ohne Handel gibt es keine Arbeitsteilung. Kein Kaufmann kann Waren einkaufen, wenn die Preise der Waren sinken und kein Erzeuger kann produzieren, wenn die Kaufleute nicht kaufen und natürlich kann er seine Arbeiter auch nicht halten, wenn der Absatz für die Produkte fehlt, die sie erzeugen. Das sind so einfache Zusammenhänge, daß es einem wirklich wundern muß, warum unsere Wirtschaftssachverständigen sie nicht verstehen oder verstehen wollen und sogar von einer notwendigen Reflation des Geldes reden, worunter sie eine Inflation verstehen. Das ist aber, vom erreichten niedrigen Preisstand aus gesehen Inflation mit allen seinen üblen Folgen genau so wie im umgekehrten Fall eine Rückführung von Preisen auf einen früheren niedrigen Stand Deflation ist.

Wenn aber die Wirtschaftsfachleute es nicht verstehen, woher sollten die Historiker es dann nehmen und wie sollen wir dann jemals aus der Geschichte lernen? Da ist es leicht weise Sprüche wie den auf die Menschheit loszulassen. „Wer nicht aus der Geschichte lernen will, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen."

Ich erinnere mich nicht mehr, wer diesen weisen Ausspruch getan hat, aber eines ist sicher, auch er hat die Zusammenhänge nicht aufgezeigt.

 

16) Die Waage

 

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Das ist die vorläufig letzte Fassung der Waage, die das Gesetz von Angebot und Nachfrage in Bezug auf das Geldwesen darstellt. Die bereinigte Quantitätstheotie des Geldes als Graphik.

Die durchschnittliche Umlaufgeschwindigkeit wird durch die Hebelwirkung der beweglich angebrachten Geldschale dargestellt. Die Fläche auf der sie läuft stellt dar, daß die Handelsgewohnheiten eine gewisse Trägheit der durchschnittlichen Umlaufgeschwindigkeit bewirken und das ist dargestellt durch den Ruhepunkt zwischen zwei Erhebungen, der erst durch Schrägstellung der Waage bei allgemeinen Preisveränderungen überwunden wird. Mehr so und leichter in Richtung Deflation, wo der Widerstand gegen eine Verlangsamung immer geringer wird, während sich bei Inflation leichter neue Gleichgewichtssituationen ergeben können.

 

 

17) Erster Verfallsgeldvorschlag  

Dies ist, nur leicht redigiert der erste Vorschlag , den ich zur technischen Durchführung der Umlaufsicherung machte. Er wurde seither von einigen jüngeren Anhängern Gesells akzeptiert, wurde aber sonst von den Theoretikern links liegen gelassen. Der Grund dafür dürfte der sein, daß man dann keine Ausrede mehr hat, endlich etwas zu tun und nicht nur zu theoretisieren.

 

Liebe Newmoneys:

Der Hans aus Canada hat wieder einmal neue Meldungen!

Wie ihr wisst beschäftige ich mich mit den alten alternativen Geld, wie das von Wörgl und Wära und anch mit den Brakteaten des Hochmittelalters. Nicht nur mit den reinen geschichtlichen Tatsachen sondern auch mit dem warum und wieso.

Als ich gerade darüber nachdachte wie die Brakteaten über dreihundert Jahre funktionierten und die Blüte des Hochmittelalters mit seinen Städten, Schlössern und gotischen Domen hervorbrachten, traf es mich wie ein Blitz.

Die Brakteaten waren Silberplättchen (Münzen) die anfänglich einmal im Jahr und später ein zweites Mal bei jeden Herrschaftswechsel gegen eine Gebühr von 20 bis 25% umgetauscht wurden.

Das war natürlich extrem und trotzdem funktionierte es für 300 Jahre. Da war also am Anfang ( ich glaube es war Lichtmess) ein fixes Datum für den Umtausch vorgesehen und es funktionierte.

Das Geld wurde also trotz der hohen Umlaufgebühr, wie wir es heute nennen würden (damals nannten sie es Schlagsatz) verwendet. Heute würde ein Geld mit einer Umtauschgebühr von nur 5% sicherlich keine Schwierigkeiten haben, besonders wenn es mit einer Kaufkraftgarantie versehen wäre. Die Brakteaten hatten nicht einmal das und wurden deshalb wegen der dadurch verursachten Teuerung (sprich Inflation) aufgegeben, als die Münzherren dazu übergingen es öfter als einmal im Jahr zu "verrufen". Die Leute wußten damals eben auch nicht , was sie taten. Das alte Lied vom Heller und vom Batzen beweist übrigens, daß damals neben den Brakteaten auch anderes Geld im, wenn auch schleppendem, Umlauf war. Laßt euch also von niemand erzählen, daß die Leute auf andere Gelder ausweichen würden. Sie taten es damals auch nicht. Auch nicht auf Handelswechsel, die damals durchaus schon verwendet wurden.

Nun, wie sollten unsere heutigen Brakteaten ausschauen, welche die Fehler der alten vermeiden sollen?

Einfach! Sie sollen von Anfang ihrer Ausgabe ein Verfallsdatum aufgedruckt oder aufgeklebt haben. Bei der Erstausgabe sollten die Daten vom ersten Monat des nächsten Jahres bis zum letzten Monat so gestaffelt sein, daß jedes Monatsende ungefähr ein zwölftel der Geldmenge verfällt und gegen eine 5% Gebühr für Noten mit einem Verfallstag ein Jahr in die Zukunft umgetauscht werden muß. Technisch kann man das auch mit einem Aufkleben eines neuen Verfallsdatums tun.

Dies würde eine Jahrend oder auch eine Stockung zu jeden anderen Zeitraum vermeiden. In der Praxis würden die Noten wahrscheinlich anfangs mit einem Verfallsdatum zwei Jahre in die Zukunft herausgegeben werden, wenn das in alternativen Rahmen gemacht würde. Nur bei einer Gesamtumwechslung wäre die Zwölftellösung notwendig. Allerdings sollte auch bei einer schrittweisen Einführung für eine gewisse Staffelung gesorgt werden. Aber das würde fast automatisch geschehen, wenn man das neue Geld nur nach und nach in die Wirtschaft fließen ließe. Bei einer alternativen Zweitwährung ergäbe es sich genau so.

Was wäre der Vorteil gegenüber anderen vorgeschlagenen Methoden einer Umlaufsicherung?

Nun, gegenüber dem Markerlkleben, wie sie der Wära oder in Wörgl oder  bei stamp script war, augenscheinlich! Gegenüber des Seriengeldes oder der Doppelwährung ebenso, weil es für die einfachen Menschen viel leichter durchschaubar ist und außer dem Verfallsdatum keinen Unterschied zum bisherigen Geld erkennen ließe. Es würde sich praktisch um etwas handeln, was alle Leute in Grenzgebieten automatisch tun und was jeder Urlauber im Ausland schon getan hat. Es handelt sich nur darum, zwei verschiedene Währungen, die einen Wechselkurs haben zu verwenden. Der Wechselkurs MUSS sein, weil das Freigeld, selbst wenn es als alternatives Geld (oder vielleicht sollte man es dann als Kredit bezeichnen) herausgegeben wird, kaufkraftbeständig sein muß. Die jeweilige Rückgabe der abgelaufenen Geldscheine brächte wesentlich weniger Umstände als bei den Brakteaten. Die mußten immerhin umgeprägt werden. Wenn also jemand mit einem abgelaufenen Schein zum Kaufmann kommt, wird ihm der die fünf Pozent abziehen, vielleicht würde er zumindest einen Teil der Gebühr verlangen und aushandeln, wenn der Schein fast abgelaufen ist. Es wird davon abhängen, wie sehr er erpicht ist das Geschäft zu machen. Auf alle Fälle ist aber durch die Umtauschgebühr die Vormachtstellung des Geldes gebrochen und Käufer und Verkäufer stehen einander nun ohne Vorteil oder Nachteil ebenbürtig gegenüber.

Der größte Vorteil aber wäre, daß diese Methode die alternative Einführung in kleineren Rahmen wesentlich vereinfachen würde. Selbst der notwendige Wechselkurs wäre einfacher machbar. Man braucht ihn nur verlautbaren. Psychologisch wirksam wäre es, wenn man als Basisjahr für den Lebenshaltungskostenindex ein Jahr in der Vergangenheit wählt welches gerade einen doppelten Wert des neuen Geldes ergäbe.

Dies sollte eigentlich genügend Anhaltspunkte geben und wenn jemand noch andere Denkanstöße braucht, kann er sie in meinen englischen Beiträgen finden.

Bedenkt jedenfalls, daß so ein Geld, welches auch teilweise von kleinen und kleinsten Herrschern herausgegeben wurde 300 Jahre lang funktioniert hat mit Resultaten, die wir noch heute bewundern können.

Erzählt mir also ja nicht, daß es unmöglich funktionieren könnte. Druckt lieber so ein Geld und fangt an damit zu tauschen. Der Rest ergibt sich dann von selbst.

Ich habe mir auch schon Gedanken darüber gemacht, wie sich der Wechselkurs zum alten Geld auswirken würde, wenn das andere Geld extrem inflationiert würde und kam bald darauf, daß es da deshalb keine Schwierigkeiten geben würde, weil niemand das Freigeld horten würde und von einen Tag zum anderen würde sich der Wechsekurs nur geringfügig ändern. Jedenfalls wären es nicht mehr als die 5% Umtauschgebühr. Die Ausgabestelle, wer immer es ist, ist also abgesichert und kann den Umtausch auf alle Fälle durchführen, wenn man auch annehmen kann, daß niemand erpicht sein wird wertbeständiges Freigeld (oder Gesellkredite :-)) gegen inflationiertes Geld umzutauschen. Es würde auch keine großen Horte geben, die beim plötzlichen Verlangen nach Umtausch die Ausgabestelle in Schwierigkeiten bringen könnte.

Da, wie Wörgl bewiesen hat, umlaufgesichertes Geld im Durchschnitt zwanzig mal so schnell umläuft als nicht umlaufgesichertes, braucht man ja auch nur 5% der bisherigen Bargeldmenge. Das sogenannte "Giralgeld" welches sogar jetzt nur ein zehntel der Umlaufgeschwindigkeit von Bargeld hat, wird zur Bedeutungslosigkeit bei eins zu zweihundert und weniger verblassen.

Im Falle einer Deflationierung des anderen Geldes gäbe es noch viel weniger Schwierigkeiten, weil im Wert steigendes Geld den Markt ohnehin verlassen und so kampflos dem Freigeld die Alleinherrschaft einräumen würde.

Das ist es! Die Sache ist so einfach, daß wahrscheinlich deshalb noch niemand darauf gekommen ist, weil sie eben so einfach ist. Da muß sich erst der einfache Hans Gedanken über die Brakteaten machen und sich dann schlafen legen und der Intuition (oder seinen Schutzengeln) Zeit geben, das Problem zu lösen.

Also hier ist das Resultat. Jetzt liegt es an euch daraus etwas zu machen. Ich möchte einmal ein bißchen rasten, wünscht

Hans aus Canada

 

 

18) Wie erklärte Silvio Gesell den Zins?

Das folgende ist einer der wichtigsten Ausschnitte von Silvio Gesells NWO in der er den Zusammenhang zwischen den von ihm erkannten Urzins, der durch die Überlegenheit des Geldes gegenüber den damit zu tauschenden Waren und Dienstleistungen sich ergibt und dem Sachkapitalzins erklärt:

///„Die Ware wird mit Geld gekauft und, mit Urzins belastet, an den Verbraucher gegen Geld wieder verkauft. Und mit dem Verkauf der Ware ist das Geld wieder frei für einen neuen Beutezug. (1) Das ist der wirkliche Inhalt der Marxschen Formel G.W.G.' *)

Der Urzins, den das Geld auf solche Weise von den Waren erhebt, ist also keine

einmalige Beute. Der Urzins ist eine dauernd sprudelnde Quelle, und die Erfahrung von Jahrtausenden zeigt, daß man mit einer durchschnittlichen Beute von 4 oder 5% des jährlichen Umsatzes rechnen kann.

Der Zins, den der Kaufmann in unmittelbarem Verkehr mit der Ware von dieser

erhebt, - das ist der wahre und volle Urzins. Das, was der Kaufmann seinem Gläubiger von diesem Zins abliefert, das ist der Urzins abzüglich Erhebungskosten. (2) Wie auch das Wegegeld, daß der Wegbaumpächter an den Staat abliefert, nicht das volle Wegegeld ist.

Wenn man nun mit dem Geld Ziegelsteine, Kalk, Träger usw. kauft, nicht, um diese

als Ware wieder zu verkaufen, sondern um ein Miethaus zu bauen, so verzichtet man

freiwillig auf die Wiederkehr des Geldes, auf die sprudelnde Zinsquelle. Man hat dann wohl ein Haus, aber kein Geld, keine Zinsquelle. Aber auf ein solches Kleinod verzichtet man selbstverständlich nur unter der Bedingung, daß das Miethaus nun seinerseits den Zins einbringen wird, den das zu seinem Bau nötige Geld erfahrungsgemäß jederzeit im Warenhandel einbringt. Kann das Geld von den Waren aufs Jahr verteilt, 5% erheben, so muß auch das Haus von den Mietern, das Schiff von den Frachtgütern, die Fabrik von den Löhnen (3) die gleiche Abgabe erheben können, sonst bleibt das Geld einfach auf dem Markte bei den Waren, und das Haus wird nicht gebaut.

Das Geld stellt also für das Zustandekommen eines Hauses, einer Fabrik usw. die

selbstverständliche Bedingung, daß das Haus von den Mietern, die Fabrik von den

Arbeitern, das Schiff von den Frachten denselben Zins zu erheben vermag, den es selber von den Waren jederzeit einziehen kann. Kein Zins = kein Geld für Häuser, Fabriken, Schiffe. Und ohne Geld, wie soll da jemand die tausend verschiedenen Gegenstände zusammentragen und zusammenfügen, die für ein Schiff, eine Fabrik, ein Haus nötig sind? Es ist ganz undenkbar, daß ohne Geld ein Haus usw: zustande komme. Und so besteht auch das Grundkapital jedes kapitalistischen Unternehmens aus einer Summe Geldes. Für alle die Millionen Miethäuser, Fabriken, Schiffe usw. gilt das Wort: Im Anfang war das Geld.

Wenn aber das Geld sich nicht hergibt für den Bau von Häusern, falls diese nicht

den gleichen Zins, den das Geld von den Waren erhebt, erzielen können, so ruht die

Bautätigkeit, und der alsbald einsetzende Mangel an Häusern treibt dann den Mietzins herauf, genau wie der Mangel an Fabriken den Lohn drückt.

Also muß es gesetzmäßig dahin kommen, daß die Häuser, Schiffe Fabriken, kurz, das gesamte sogenannte Realkapital den gleichen Zins einträgt, den das Geld dem Warenaustausch als Urzins aufbürden kann.

Die Häuser, Fabriken, Maschinen usw. sind Kapital. Sie erheben den Zins nicht

wie die Ware als Kassenbote, um ihn an den Geldbesitzer abzuliefern, sondern für den Besitzer des Hauses. Aber diese Macht stützt sich nicht auf Eigenschaften dieser Dinge, sondern darauf, daß das Geld, genau wie bei den Waren, die Marktlage für die Erhebung des Zinses vorbereitet. Das Verhältnis der Wohnungen zu den Mietern, der Schiffe zu den Frachtgütern, der Arbeiter zu den Fabriken, wird vom Geld immer künstlich, gesetz- und zwangsweise so gestaltet, daß die Mieter und Arbeiter (die Nachfrage) einem ungenügenden Angebot (Wohnungen, Fabriken) gegenüberstehen.

Das herkömmliche, vom Staate verfertigte Geld (Tauschmittel) schützt alle vorhandenen Häuser vor einem den Zinsertrag schmälernden Mitbewerb neuer Häuser.

Das Geld wacht mit Eifersucht darüber, daß seine Geschöpfe nicht entarten. Geld wird immer nur zum Bauen von so viel Häusern hergegeben, daß deren Zinsertrag nie unter den Urzins fallen kann. Dies wird durch eine jahrtausendelange Erfahrung bestätigt.

Das sogenannte Realkapital (Sachgut) ist also eigentlich nichts weniger als real. Das Geld allein ist das wirkliche Realkapital, das Urkapital. Alle anderen Kapitalgegenstände (Sachgüter) sind durchaus von der Beschaffenheit des Geldes abhängig, sind dessen Geschöpfe, sind vom Geld in den Adel-, in den Kapitalstand erhoben worden. Nimmt man dem Geld das Vorrecht, dem Volk den Bau neuer Häuser zu verbieten, reißt man das Wehr ein, das vom Geld zwischen den Arbeitern und den sogenannten Realkapitalien errichtet wird, so wächst das Angebot dieser Dinge, und sie verlieren ihre Eigenschaft als Kapital. (7)

Es klingt ja fast ungeheuerlich, und man muß seiner Sache sicher sein, wenn man die Behauptung aufstellt, daß die Häuser, Fabriken, Schiffe, Eisenbahnen, Theater, Elektrizitätswerke, kurz, das gewaltige, düstere Meer, das man z. B vom Berliner Kreuzberg aus überschaut, nur darum Kapital ist und Kapital sein muß, weil das Geld Kapital ist. Dieses ungeheure Meer, das sicherlich das Geldkapital 100 mal überragt, brächte nur darum Zins ein, weil das Geld es so will? Das klingt doch gewiß unwahrscheinlich.

Aber das Unwahrscheinliche erscheint uns sofort ganz annehmbar, wenn wir bedenken, daß unser herkömmliches Geld uralt ist, daß es seit 3-4000 Jahren ganz selbsttätig und gesetzmäßig den Bau von Häusern usw. immer künstlich so weit beschränkte, daß die Nachfrage stets größer als das Angebot war und so die Häuser Kapital blieben.

Um das Unwahrscheinliche zu begreifen, müssen wir an die wirtschaftliche Eiszeit, a1s die wir das Mittelalter bezeichneten, an die tausend Wirtschaftskrisen denken, die das Geld seitdem erzwungen hat. Die Milliarden und Abermilliarden an Realkapital, die im Laufe der Zeit durch erzwungene Arbeitslosigkeit nicht erstanden sind, erklären das Unwahrscheinliche.

Der Mangel an Häusern, Schiffen, Fabriken usw., der im Zinsertrag dieser Gegenstände in die Erscheinung tritt, ist das Ergebnis einer seit Jahrtausenden ununterbrochen wirkenden Ursache.

Wenn die Volksmassen während der Krisenjahre 1873 bis 1878, statt zu feiern und zu hungern, Häuser und Maschinen hätten bauen dürfen, ob da nicht unter dem Drucke des Angebots der Hauszins gefallen wäre? Und das waren nur fünf Jahre! Dabei darf man nicht vergessen, daß die anderen Ursachen der Wirtschaftskrisen, die wir im ersten Teil des Buches besprachen, unabhängig vom Zins in der gleichen Richtung (Beschränkung und Verhinderung des Tausches) wirken.

Es ist also klar: das sogenannte Realkapital muß Zins abwerfen, weil es nur durch

Ausgeben von Geld zustande kommen kann, und weil dieses Geld Kapital ist. Das sog. Realkapital besitzt nicht, wie das Geld, eigene zinserpressende Machtmittel. Es handelt sich bei diesen sogenannten Realkapitalien, genau wie bei den Waren, um vom Geld eigens zu diesem Zweck geschaffene und erzwungene Marktverhältnisse, um eine selbst- tätig wirkende, künstliche Beschränkung in der Erzeugung sogenannter Realkapitalien, so daß deren Angebot niemals die Nachfrage decken kann.

Gesetzmäßig erzeugt das herkömmliche, vom Staate abgestempelte und verwaltete Geld durch erzwungene Arbeitslosigkeit die besitz- und obdachlose Menge, das Proletariat, dessen Dasein die Voraussetzung für die Kapitaleigenschaft der Häuser, Fabriken, Schiffe ist.

Das Geld ist für das Zustandekommen dieser Sachgüter (Realkapitalien) unentbehrlich, und ohne Zins gibt es kein Geld. Ohne Proletariat (4) gibt es aber kein Realkapital. Folglich muß auch die Unentbehrlichkeit des Geldes das für den Zins der Realkapitalien und den Umlauf des Geldes unentbehrliche Proletariat erzeugen.

Das Geld schafft das Proletariat, nicht weil die Zinslasten das Volk um Hab und Gut

bringen, sondern weil es das Volk gewaltsam daran hindert, sich Hab und Gut zu schaffen.

Man braucht also für die Herkunftserklärung des Proletariats nicht zu dem verzweifelten Ausweg der sogenannten geschichtlichen Erklärung zu greifen, denn das Proletariat ist eine gesetzmäßig sich einstellende Begleiterscheinung des herkömmlichen Geldes. Ohne Proletariat kein Zins der Realkapitalien, ohne Zins kein Geldumlauf, ohne Geldumlauf kein Warenumsatz, und als Folge davon Verarmung.

In anderen Zeiten hat das Schwert zweifellos an der Schaffung des Proletariats kräftig mitgewirkt. Auch Thron (Gesetze) und Altar sind fleißig daran beteiligt gewesen. Auch heute noch sucht man die Grundrente unter den Schutz der Gesetze zu stellen und durch Kornzölle dem Volke die Waffen zu entreißen, die es sich für den Kampf gegen die Grundrente in Form von Schiffen, Eisenbahnen und landwirtschaftlichen Maschinen geschmiedet hat. (Siehe Teil I.) Dem Recht auf Arbeit und Brot stellt man das Recht auf Grundrente entgegen. Aber auch ohne diese Hilfe wäre das Kapital nicht um einen einzigen Proletarier ärmer. Wäre die Hilfe von Schwert und Gesetz ausgeblieben, so hätten wir an deren Stelle ein paar Wirtschaftskrisen, einige tausend überschüssige Arbeiter mehr gehabt. Das Ge1dkapital braucht nicht Schwert und Gesetz, um das nötige Proletariat für die Realkapitalien zu schaffen; es trägt die dazu nötigen Kräfte in sich selbst. Mit der Wucht einer Naturkraft schafft es sie. Metallgeld und Proletarier sind unzertrennlich.

Das sogenannte Realkapital besteht sicher aus sehr realen und unentbehrlichen Gegenständen, aber als Kapital sind diese Gegenstände nichts weniger als real. Der Zins, den sie heute abwerfen, ist ein Geschöpf des Urkapitals, des Geldes.

(1) Hiernach müßte der Verbraucher regelmäßig mehr Geld ausgeben als er als Erzeuger einnimmt. Dieses Mehr, aus dem Urzins bestehend, verschafft sich der Erzeuger dadurch, daß er mehr Ware verfertigt und verkauft, als er kauft. Das Mehr, das so die Erzeuger hervorbringen, wird von den Geldbesitzern für persönlichen Bedarf gekauft, und zwar gerade mit dem Geld, das sie als Zins erheben. Mit den Handelsunkosten, die der Verbraucher bezahlt, verhält es sich ebenso.

(2) Wir werden noch sehen, daß diese Erhebungskosten durchaus nicht so gering sind; sie bestehen in der Hauptsache aus den Verwüstungen, die die Krisen in der Volkswirtschaft anrichten.

(3) Ich gebrauche diesen Ausdruck ungern, weil er vieldeutig ist. Besser ist es vom Preis zu sprechen, den der Unternehmer den Arbeitern für ihre Erzeugnisse bezahlt. Denn nur diese, die fertige, greifbare Leistung bezahlt der Unternehmer, nicht die Tätigkeit der Arbeiter.

(4) Proletariat = die der eigenen Produktionsmittel entblößten Arbeiter

 

*) Ich habe das folgendermaßen ausgedrückt:

Schauen wir uns aber die Sachlage noch einmal in der Darstellung des Tauschvorganges mit Hilfe des Geldes an . W - G -W. Diese Darstellung ist nur dann richtig, wenn wir Geld als neutrales Zwischentauschmittel ansehen. Nun wissen wir aber das es das nicht ist. Es hat den Vorteil der Dauerhaftigkeit gegenüber den Waren. ( Hohe Inflation als Sonderfall und Kapitalvernichtungsmethode ausgeschlossen). Die Darstellung müßte also folgendermaßen aussehen : W - ( G + z ) - W. Hier steht klein z für den Zins, der unsichtbar als Obolus bei jeden der Milliarden individueller Tauschvorgänge an das Geld abgeführt werden muß. In diesem unscheinbaren kleinen z liegt die Ursache der Ausbeutung, der Grund der periodischen Krisen der Wirtschaft und der Arbeitslosigkeit. Es sehen das aber sehr wenig Menschen, weil es sich ja nur recht bescheiden in einem 3 bis 5 prozentigen Preisabschlag ausdrückt, den der jeweilige Geldbesitzer dem Warenanbieter abpressen kann.

Der Sozialist Proudhon erkannte das als einer der ersten und bezeichete deshalb das Geld als Riegel zum Markt. Unabhängig von ihm erkannte Silvio Gesell das auch und fand die Lösung des Problems durch die Gleichstellung des Geldes zu den mit ihm zu tauschenden Waren.

Maynard Keynes sah als Nichtkaufmann diese Zusammenhänge nicht und glaubte darum die Ursache des Zinses in der Liquiditätspräferenz der Geldbesitzer gefunden zu haben. Daß die Überwindung dieser Liquiditätspräferenz durch eine Inflation in gleichen Ausmaß den Zins nicht beseitigt hat, obwohl das nach seinen Anleitungen für Jahrzehnte versucht wurde, sollte die Irrigkeit der Anschauungen von Keynes in der Zwischenzeit offenkundig gemacht haben. Diese Liquiditätspräferenz würde auch in dem Augenblick verschwinden in dem das Bargeld  durch die Umlaufsicherung dieselben Aufbewahrungskosten hätte als es die Waren von Natur aus haben.

 

 

 

19) Vom ersten bis zum letzten Mann!

Die Wirtschaftswissenschaft geht immer von einem logischen homo economicus aus, der danach handelt, was er als seinen Vorteil ansieht, erklärt aber nie die Zusammenhänge, wie die Wechselbeziehung zwischen ökonomischen Gegebenheiten und wirksamen Kräften mit den Akteuren im Wirtschaftsgeschehen von statten geht. Darum soll hier der kurze Versuch gemacht werden, die psychologischen Beweggründe einiger Wirtschaftsteilnehmer für ihre Handlungen zu untersuchen.

Da ist zuerst einmal der erste Mann. Er hat ein Vermögen, welches nicht zum Verbrauch bestimmt ist. Auf welchen Weg er dazu gekommen ist, ist hier nebensächlich. Ob er oder seine Vorfahren es zusammengeraubt oder gestohlen haben, ob es automatisch durch Zins und Zinseszins gewachsen ist, ob er Glück im Spiel gehabt hat, oder es vielleicht sogar erarbeitet und erspart hat, ist für die Erkenntnis der Zusammenhänge bedeutungslos.

Jedenfalls will er aber dieses Vermögen erhalten und vermehren. Das passiert aber nicht von selber, außer vielleicht mit der Ausnahme von Waldbesitz. Nun hat alles Vermögen in unserer heutigen Wirtschaftsform einen Geldwert. Das heißt, man kann es gegen Geld verkaufen, genau so wie man umgekehrt mit Geld Realvermögen kaufen kann. Der Einfachheit halber nehmen wir für unsere Untersuchung deshalb nur Geldvermögen an.

Da hat unser erster Mann also mehr Geld, als er für seinen täglichen Bedarf braucht und will sein Vermögen erhalten und, wenn möglich, vermehren. Der einfachste Weg, das ohne eigene Arbeit zu tun, ist, wenn er es einem zweiten Mann gibt, der es für ihn aufbewahrt, es verwendet, und ihm Zinsen dafür zahlt. Es hat sich eingebürgert, daß dieser zweite Mann meistens ein Bankier ist, der dann dieses Geld gegen höhere Zinsen weiter verleiht. Um den ersten Mann seine Zinsen zu zahlen und weil er selber ja nur Mittelsmann ist, braucht der aber den dritten Mann, der sich das Geld ausleiht.

Dieser dritte Mann kann aber die Zinsen nur dann auf Dauer bezahlen, wenn er mit Hilfe des Geldes Kapitalgüter kauft, die ihm mehr einbringen, als er Zinsen zu zahlen hat. Es sei ausdrücklich gesagt: auf Dauer, denn natürlich kann jemand auch Geld leihen für Konsumzwecke, aber damit kauft er nur Zeit und muß später seinen Konsum einschließlich der Zinsen aus seinem Einkommen bezahlen.

Für tatsächlich volkswirtschaftlich ins Gewicht fallende Summen gilt jedenfalls, daß der dritte Mann nur dann Schulden macht und Zinsen dafür bezahlt, wenn er sicher ist, mehr als die Zinsen erwirtschaften zu können. Am deutlichsten ist das beim Handelskapital. Ein Kaufmann wird nur dann mit Hilfe eines Kredites etwas kaufen, wenn er sicher sein kann, es mit genügend Gewinn wieder verkaufen zu können. Tut er das nicht, oder täuscht er sich, wird er schnell zahlungsunfähig sein.

Natürlich könnte der dritte Mann auch einen vierten finden, der ihm das Geld für noch höhere Zinsen abnimmt aber das wird eher selten sein, denn wenn dieser vierte Mann ein gutes Risiko darstellt, bekommt er das Geld auch vom zweiten Mann. Der dritte Mann muß also einen letzten Mann (oder einen vorletzten Zwischenhändler) finden, der ihm seine Waren abkauft und damit Geld ins Haus des dritten Mannes bringt für die Zahlung der Zinsen und die Rückzahlung des Kredites.

Dieser letzte Mann ist in meisten Fällen ein Frau, wie auch die vorhergehenden Männer nicht unbedingt Männer sein müssen.

Ohne diesen letzen Mann/Frau, der sein Geld auf den Markt bringt und dort die angebotenen Waren kauft, kann auch der erste Mann sein Geld nicht verleihen und Zinsen dafür verlangen.

Der letzte Mann bestimmt, was und zu welchen Preis etwas erzeugt und verkauft werden kann, denn er ist es, der auf dem Markt Platz für neue Waren schafft. Damit ermöglicht er es dem dritten Mann für seine Güter einen Bedarf vorzufinden und das bringt die Voraussetzung, daß dieser vom zweiten Mann Geld borgen kann und dieses Geld ist das Geld des ersten Mannes.

Damit ist eigentlich der gesamte Kreislauf beschrieben, aber da bekanntlich der Teufel im Detail versteckt ist, muß nun untersucht werden, warum dieser letzte Mann nie genügend Geld hat, um auf dem Markt wirklich genügend Platz zu schaffen. Ist da irgend ein Loch in welches der Geldstrom versickert? Kann man dieses Loch stopfen? Oder genügt es das versickerte Geld durch neues zu ersetzen? Welches Resultat ergibt so ein Ersatz?

Welchen Einfluß haben allgemein fallende oder steigende Preise auf das Verhalten der Marktteilnehmer? Warum fallen oder steigen Preise im Allgemeinen? Einzelne Preise steigen bei größerer Nachfrage und geringeren Angebot und fallen bei geringerer Nachfrage und größeren Angebot. Welcher gemeinsame Nenner ist da gegeben, wenn alle Preise fallen oder steigen? Ist Wirtschaften bei stark (mehr als 5% im Jahr) fallenden Preisen überhaupt noch möglich?

Das sind alles Fragen, deren Beantwortung erst möglich geworden ist, wenn wir die Auswirkungen auf das Verhalten der Wirtschaftsteilnehmer gelernt haben zu sehen und auch sehen, welche Abhängigkeiten unter ihnen bestehen. Erschwert wird diese Erkenntnis dadurch, daß ja manchmal unser erster Mann auch als Konsument, also als letzter Mann auftritt, wie umgekehrt der letzte Mann, wenn er nur lange genug spart auch zum ersten Mann werden kann und sich daher ihre Verhaltensweisen entsprechend verändern können.

Eines ist jedenfalls sicher. Die Menschen passen ihr Verhalten an die veränderten Gegebenheiten an und verändern damit auch die Gegebenheiten und wer das außer acht läßt, muß mit noch so ausgewogenen (5 Jahres)-Plänen Schiffbruch erleiden.

 

 

20) Hohe Einzelpreise, hoher Preisstand.

Vom Standpunkt eines Kaufmannes, und das ist wohl der einzige Standpunkt, der in dieser Beziehung wirklich relevant ist, ist ein hoher Einzelpreis der Preis eines Gutes, der wesentlich über den aller Kosten liegt, die notwendig sind dieses Gut auf den Markt zu bringen. Ist so ein Preis generell auf dem Markt erzielbar, hat das die wirtschaftliche Folge, daß sich das Angebot so eines Gutes steigert.

Dieses größere Angebot übt nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage einen Druck auf den Preis aus und selbst wenn dann ein niedriger Preis neue Nachfrage bringt, ist früher oder später ein Preis erreicht, der die Kosten kaum mehr deckt und selbst, wenn er es noch tut, findet der Kaufmann dann andere Güter, bei denen im Verhältnis zu den Kosten noch ein höherer Preis erzielbar ist. Er setzt sein Kapital dann lieber dort ein und vermindert seine Nachfrage nach dem Gut, welches ihm keine oder eine zu geringe Gewinnspanne verspricht. Das drückt aber wiederum den Preis dieses Gutes im Vorfeld des Letztverkaufes und da diese Güter durch mangelnden Nachkauf nun am Letztverkäufermarkt weniger angeboten werden, kann wieder ein besserer Preis erzielt werden.

Einen freien Markt vorausgesetzt kann es eigentlich keine dauerhaft hohen Preise geben, weil hohe Preise automatisch neue Anbieter auf den Markt bringt, die auch davon profitieren wollen und weil dann das größere Angebot den Preis drückt.

Der einzige Weg, wie ein Anbieter von Gütern dieser Gesetzmäßigkeit ausweichen kann, ist durch Ausschaltung der Konkurrenz anderer Anbieter und da haben die Menschen eine Unzahl von Methoden entwickelt, es zu tun. Monopole, Kartelle, Zünfte, Gewerkschaften, geschlossene Berufsgruppen mit Monopolcharakter, Gewerbeberechtigungen, die eigentlich Gewerbeverhinderungen genannt werden sollten, Zölle, um die ausländische Konkurrenz auszuschalten und sonstige Gewerbebehinderungen aller Art. Alles natürlich nur, um die breite Masse vor unscrupulosen Anbietern von Substandardwaren zu schützen. Die große Masse der Ungewaschenen muß ja beschützt werden, weil sie sonst nicht merken, wenn ihnen jemand stinkende Fische andrehen will.

Das ganze System ist so gut eingespielt, daß praktisch alle Güter einen derart hohen Preis erzielen, daß aller technischer Fortschritt sich nur in unbedeutenden Teilbereichen als Verbilligung bemerkbar macht. Ja, technisches Spielzeug wird billiger, aber ansonsten hatte ein Bergknappe des Mittelalters denselben oder sogar einen besseren Lebensstandard als ein heutiger Industriearbeiter, von denen in der dritten Welt erst gar nicht zu reden.

Der allgemeine Preisstand ist also im Vergleich zum Arbeitsertrag zu hoch. Nun sind zwar die Arbeitskosten auch ein Bestandteil in den Preisen, aber der Löwenanteil sind andere Kosten und da die Bezieher diese anderen Kostenanteile oft nicht einmal Nachfrage nach den auf dem Markt angebotenen Gütern halten, ergibt sich da ein Nachfrageausfall, der dann verschönigend als Überangebot an Waren und Dienstleistungen bezeichnet wird, wobei das Überangebot an Dienstleistungen Dauerarbeitslosigkeit bedeutet..

Wenn wir also eine Änderung des derzeitigen Systems anstreben, müssen wir unser Augenmerk auf die anderen Kostenanteile in den Preisen richten. Nur dort kann der Ansatzpunkt für eine Veränderung gefunden werden und deshalb wollen wir sie hier ohne Wertung einmal aufzählen. Materialkosten, Steuern, Kapitalkosten, Monopolpreisvorteil (eingeschlossen darin Kartellpreise und andere Preisvorteile durch Ausschaltung oder Behinderung von Konkurrenz) Standortkosten, Transportkosten, Lohnnebenkosten, andere Betriebskosten, Verwaltungskosten und natürlich auch Gewinn.

Bei welchen dieser Kosten angesetzt werden kann und welche verringert oder ausgeschaltet werden können, ist die offene Frage, aber daß es getan werden muß ist keine Frage.

Zusammenschließend muß aber noch bemerkt werden, daß höhere Einzelpreise, selbst wenn es sich bei ihnen um bedeutende Preise wie Öl oder Weizen handelt keinesfalls einen höheren Preisstand bedeuten müssen und da ein höherer Preis bei einem Gut wegen der Begrenzung der Einkommen Einsparnisse bei anderen Gütern und damit wegen mangelnder Nachfrage einen sinkenden Preis bei denen erzwingt, ist auch meist ein Ausgleich gegeben, solange nicht durch Vermehrung des Tauschmittels ein allgemein steigender Preisstand, also Inflation, gemacht wird.

Welche psychologischen allgemein steigende Preise auf das Kaufverhalten der Menschen und damit auf die Nachfrage haben, ist schon in anderen Beiträgen behandelt worden

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21) Fallende Einzelpreise, sinkender Preisstand.

Ähnlich wie bei steigenden Preisen ist das Fallen einzelner Preise, solange es durch höhere Preise bei anderen Gütern aufgewogen ist, von keiner Bedeutung auf den allgemeinen Preisstand. Wenn jemand etwas billiger bekommt, verwendet er das verbleibende Geld meisten zum Kauf anderer Güter, deren Nachfrage dadurch erhöht wird und dem Verkäufer einen höheren Preis erlaubt. Es steigen also diese Preise. Der einzige Grund für allgemein sinkende Preise ist ein Rückzug des Tauschmittels Geld vom Markt. Ob nun die Regierung oder die Nationalbank Geld einzieht, um die „Inflation" zu bekämpfen , oder der Grund dafür ist, daß nicht genug Gold zur vermeintlich notwendigen Deckung vorhanden ist, ist an sich bedeutungslos.

Genau dasselbe Resultat wird erreicht, wenn viele Leute einfach ihr Geld zurückhalten. Das ist aus psychologischen Gründen oft der Fall, wenn die Preise im Allgemeinen fallen. Da wartet man lieber bis nicht unbedingt notwendige Güter noch billiger werden. Fallen die Preise im Allgemeinen erst einmal, ergibt sich so ein Verstärkungseffekt und die Nachfrage sinkt. Dieser Verstärkungseffekt ist übrigens im umgekehrten Fall, bei steigenden Preisen, auch gegeben. Nur kauft dann jeder noch schnell, bevor die Sachen noch teurer werden und erhöht damit die Nachfrage. Das kann er natürlich nur im Rahmen seines Einkommens auf die Dauer tun, denn auch Kredit muß eines Tages aus diesem Einkommen zurück bezahlt werden.

An sich sind das derartige Binsenweisheiten, daß es unverständlich ist, warum unsere Wirtschaftswissenschaft nicht zugeben will, daß Vermehrung der Geldmenge Inflation oder allgemein steigende Preise bringt und Verminderung der Geldmenge (auf dem Markt) sinkende Preise und Deflation. Da drucken sie im einen Fall Geld auf Teufel komm raus, weil die Wirtschaft bei steigenden Preisen ja mehr Geld braucht und ziehen im gegenteiligen Fall Geld ein, weil ja bei sinkenden Preisen weniger gebraucht wird und wollen nicht zugeben, daß diese Maßnahmen ja gerade diese Auswirkungen haben.

Manchmal muß man wirklich daran zweifeln ob homo sapiens die richtige Bezeichnung für solche Leute ist. Anscheinend glauben sie, daß Geld (oder Gold) ein von jeglichen Sachzwängen losgelöster Preismaßstab ist, der nicht dem Gesetz von Angebot und Nachfrage unterliegt, andererseits sehen sie aber doch, daß der Geldwert sinkt, wenn zu viel davon gedruckt wird um aber sofort darauf ein Steigen des Geldwertes als Folge von Geldrückzug abzuleugnen.

Die einfache Tatsache, daß eine Erhöhung der Geldmenge höheren allgemeinen Preisstand, also Inflation bedeutet und daß eine Verringerung der Geldmenge sinkende Preise und Deflation verursacht, darf auf keinen Fall zugegeben werden. Warum wohl nicht?

Die Antwort darauf ist eigentlich recht einfach. Weil die Nationalbanken und die sie beratenden Wirtschaftsfachleute dann keine Ausrede mehr dafür hätten für ihre Unfähigkeit Geld mit einem festen Preisstand herauszugeben.

 

 

22) Das ausgeglichene Budget!

Vor kurzem haben die vereinigten Staaten zum ersten Mal seit dreißig Jahren ein ausgeglichenes Budget vorgelegt. Damit haben sie die Wiederwahl der Regierung gesichert.Auch sonst wird weltweit oft aus wahltechnischen Gründen ein ausgeglichenes Budget oder gar ein Budgetüberschuß von den Regierungen angestrebt und bei Erreichen weidlich zum Stimmenfang ausgeschlachtet. Was ist aber ein ausgeglichenes Budget?

Ganz einfach! Es ist der Ausgleich der Einnahmen und Ausgaben eines laufenden Jahres. Das ist alles! Die Regierung hat also bei einem ausgeglichenen Budget nicht mehr ausgegeben als sie eingenommen hat. Das klingt recht gut und meistens nimmt die Selbstgratulation der Politiker für diese Ruhmestat auch kein Ende.

Was bedeutet ein ausgeglichenes Budget aber wirklich im volkswirtschaftlichen Sinn? Gar nichts! Im Gegenteil! Ein ausgeglichenes Budget ist nicht notwendigerweise mit Hilfe creativer Buchhaltung gemacht, aber die Regierung kann durch neue Schulden jedes Budgetloch stopfen und sie tut das auch meistens. Das ist so als wenn sich ein Bankrotteur Millionen ausleiht aber nicht alle ausgibt. Er hat dann einen Überschuß.

Deshalb ist ein ausgeglichenes Budget oder gar ein Budgetüberschuß eher schädlich, weil dadurch die Politiker verleitet werden noch mehr Versprechen zu machen. Die Interessengruppen verlangen ebenfalls immer mehr. Es ist ja anscheinend Geld da für die Erfüllung ihrer Wünsche. Da fragt dann niemand, wer letzten Endes alles bezahlen muß.

Ein unausgeglichenes Budget zwingt eine Regierung zur Abdeckung des Fehlbetrages neue Schulden zu machen oder Steuern zu erhöhen und das fällt natürlich jedermann auf und wenn sonst niemand, dann zeigt die Opposition immer darauf hin. Das ist ein gewisser Hemmschuh.

Wenn man aber während des Jahres heimlich, still und leise Vermögenswerte "reprivatisiert" und dann noch Schulden macht auf Teufel komm raus und legt dann ein ausgeglichenes Budget vor, dann ist man der Held der Stunde und das Vertrauen ist wieder hergestellt um neue , noch größere Schulden zu machen. Die Zinsen für alle diese Schulden der Staaten, und das gilt für alle Staaten dieser Welt, werden seit Jahren nur durch neue Schulden bezahlt und deshalb wachsen diese Schulden durch Zins und Zinseszins ins Astronomische. Solange die Gläubiger das hinnehmen und sich mit Papiergewinnen an den Börsen zufrieden geben, treten diese Gelder ( und es handelt sich dabei um Geldguthaben für die notfalls auch neues Bargeld gedruckt wird) nicht kaufkraftwirksam auf dem Sachgütermarkt auf und der unvermeidliche Krach wird wieder etwas hinausgeschoben.

Wir sind jetzt an dem Punkt angelangt, wo die Schulden nie mehr zurückgezahlt werden können und es ist nur mehr eine Frage der Zeit wann der Zeitpunkt gekommen ist an dem diese Schulden durch eine Hyperinflation beseitigt werden müssen. Es sind unabwendbare Sachzwänge, die uns darauf hinführen und es wäre klug sich auf das Unvermeidbare vorzubereiten.

Was kann der Einzelne aber tun? Als erstes muß man dafür sorgen, daß man weitgehendst unabhängig ist vom staatlichen Tauschmittel. Es wird wertlos werden und es kann dann seine Funktion als Tauschmittel nicht mehr ausüben. Alle in Geld ausgedrückten Vermögenswerte, wie Sparkonten, Schuldverschreibungen werden ebenfalls wertlos, wie es in Deutschland 1923 geschah. Gold und Silber werden zwar einen gewissen Wert behalten aber ihr Tauschwert gegenüber Lebensnotwendigkeiten wird nicht sehr groß sein. Ein Verhungernder gibt sein ganzes Gold für ein Stück Brot.1)

Die Leute, die von Zahlungen durch den Staat, wie Altersrenten und dergleichen abhängig sind, stehen auch vor einem Dilemma. Sie können immer weniger dafür kaufen und sind wahrscheinlich verhungert bis ein neues Tauschmittel geschaffen ist, wenn sie nicht zur Selbsthilfe greifen.

Diese Selbsthilfe ist erstens dadurch möglich, daß sie so weit wie möglich zu Selbstversorgern werden, die auch für längere Zeit so überleben können und zweitens indem sie sich an eine Tauschgesellschaft anschließen. Das sollten sie allerdings lange vor dem Krach tun. Es ist nämlich gar nicht so einfach schnell den Austausch lebenswichtiger Güter zu organisieren. Zwar hat jederman irgend ein verkaufsfähiges Talent und sei es auch nur die Fähigkeit anderen Leuten Arbeiten wie Hausputz und Babysitten abzunehmen aber Angebot und Nachfrage müssen sich finden können und ohne Tauschmittel ist das schwer.

Das ist wesentlich leichter wenn man ein Tauschmittel zwischen den Täuschen einschaltet wie es auch jetzt im Allgemeinen gemacht wird Leider.versagt aber dieses Tauschmittel Geld in periodischen Abständen entweder durch Deflation oder durch hohe Inflation. Das ist es ja wovor wir uns schützen wollen.

Weil die schleichende Inflation in einem großen Markt die Wirtschaft belebt und fast jederman eine Nische für sich finden kann ist es aber gar nicht so einfach genügend Leute auch nur für einen lokalen Selbsthilfeverband zusammen zu bekommen. Es muß aber ein Markt organisiert werden, wo sich möglichst viele Anbieter und Nachfragende von Gütern und Leistungen treffen können. Und das muß bald getan werden. Die Arche sollte vor der Sintflut gebaut werden.

 

1) John.K.Galbraith schreibt da in "Everyone´s guide to economics" Seite 81 : Gold wird gehalten für den Tag an dem alles andere krachen geht und da ist dann noch immer dieses liebliche gelbe Metall. Wenn der Tag kommt, und ich würde allen Vorkehrungen dagegen nahelegen, da könnte einige Enttäuschung sein. Nahrungsmittel und warme Kleidung werden die Sache sein. Gold ist schwer zu essen und kalt anzuziehen.

1) Orginaltext: Some gold is held against the day when everything else is expected to go phut but there will still be that lovely yellow metal. When that day comes, and I would urge all precautions against it, there may be some disappointment. Food will be the thing and warm clothing. Gold will be hard to eat and cold to wear.

 

(Viel besser als meine holprige Uebersetzung und wenn ich auch sonst nicht in allem mit Galbraith übereinstimme - da hat er recht!)

Ich kann mich nicht mehr erinnern, wofür ich diesen Beitrag einmal geschrieben habe, aber als ich ihn jetzt in den Eingeweiden meines Computers wiederfand, dachte ich, daß er nun, am Vorabend des Y2K, der den Tag an dem alles, wie Galbraith so nett gesagt hat "phut" geht, schneller bringen könnte als wir glauben, wieder relevant geworden ist.

23) Geld versus Waren

 

Silvio Gesell fand heraus, daß das Geld den Waren überlegen ist und daß diese Überlegenheit die Grundursache der Zinsen ist.. Aus dieser Grunderkenntnis ergeben sich seine gesamten wirtschaftlichen Schlußfolgerungen und seine Lösungsvorschläge. Deshalb ist es notwendig diese Überlegenheit zu verstehen, wenn man verstehen will, welchen Einfluß die von ihm vorgeschlagene dem Bargeld angelastete Ausgleichsabgabe im Wechselbeziehungsgefüge der Wirtschaft haben wird.

Das ist gar nicht so einfach und auch seine prominentesten Befürworter Keynes und Irving Fisher konnten das nicht. Der Grund dafür ist der, daß sie keine Kaufleute waren und nur Kaufleute dauernd in ihren Geschäften mit der Tatsache konfrontiert sind, daß sie laufend entweder Geldbesitzer oder Warenbesitzer sind. Sie sind deshalb die einzigen, die in der Lage sind beide Seiten in der Praxis zu erleben. Alle anderen Menschen sind nie in ihren Leben Warenbesitzer und es fehlt ihnen deshalb das Verständnis dafür, daß die Waren dem Geld unterlegen sind. Nur die Produzenten von Waren befinden sich manchmal in Besitz von welchen, aber sie erleben dafür die Überlegenheit des Geldes nur von der Seite der Benachteiligten, wenn ihnen der Geldbesitzer die Preise diktiert.

Auch Wirtschaftssachverständige sind nie im Besitz von Waren weil jede Ware im Moment des Endverkaufes ihren Warencharakter verliert.(Ware ist ein zum Verkauf gestimmtes Wirtschaftsgut, welches im Augenblick des Endverkaufes zum Gebrauchsgut geworden ist.) Deshalb verstehen auch sie nicht, daß Waren dem Geld unterlegen sind. Die einzige Zeit in der diese Unterlegenheit ausgeglichen wird, ist dann wenn das Geld mindestens 5% im Jahr durch Inflation an Wert verliert. Dieser Ausgleich ist aber erst in der Zukunft gegeben. Zum Zeitpunkt des Kaufes ist dieser Wertverlust noch nicht existent und wenn der Warenbesitzer so lange warten würde, wären seine Waren entweder unmodern oder verdorben.

Allerdings führt eine erwartete Inflation dazu, daß der Geldbesitzer sich leichter von seinem Geld zu trennen gewillt ist. Darum sind auch Zeiten leichter Inflation oft mit guter Konjunktur verbunden. Deshalb glauben auch viele Geldreformer, daß es genügen würde eine leichte Dauerinflation zu machen. Sie vergessen dabei aber zwei Dinge. Erstens geben sie damit das Ziel einer stabilen Währung auf und zweitens macht es einen großen Unterschied ob der Geldschein vielleicht in einem Jahr um 5% weniger wert sein wird oder vielleicht den Wert erhält oder gar um5% mehr wert wird oder die Sicherheit, daß der Geldschein in einem Jahr wohl dasselbe wert sein wird aber mit einer Gebühr von 5% belegt wird. Dazu kommt noch, daß ein derart umlaufgesichertes Geld stetig umläuft und daher das Verhältnis der wirksamen Geldmenge zum Warenstrom ohne Zeitverzögerung so angepaßt werden kann, daß ein fester Preisstand die Folge ist. Eine Folge auf welche die jeweilige Nationalbank gesetzlich verpflichtet werden kann.

Bei starker Inflation, wenn die Geldentwertung schon sehr augenscheinlich ist, verliert aber das Geld seine Überlegenheit und dann wird der Handel von der anderen Seite aus gestört, weil niemand seine Ware für so ein Geld hergeben will und oft sogar deshalb die Warenproduktion einstellt. (Warenproduktion ist Produktion von Wirtschaftsgütern, die zum Verkauf bestimmt sind im Gegensatz zu Produktion für den Eigenbedarf.) Schon produzierte Waren werden dann zurückgehalten und nur gegen Aufpreis verkauft.

Im Idealfall eines gleichbleibenden Preisstandes ist aber die Überlegenheit des Geldes augenscheinlich, erzwingt Preisnachlässe und damit gelangt weniger Geld in die Hände der Produzenten., während die Vermögen der Geldbesitzer im gleichen Ausmaß steigen.

Bei im Allgemeinen sinkendem Preisen wird für einen Kaufmann das Geschäft fast unmöglich gemacht. Er kann Waren, die er noch zu höheren Preisen eingekauft hat nicht mehr mit Gewinn verkaufen. Er bleibt so auf einen immer größer werdenden Teil seines Warenlagers sitzen und seine Lage wird noch verschärft durch die Preisunterbietungen seiner Konkurrenten, die später zu billigeren Preisen eingekauft hatten.. Da Ware für einen Kaufmann nur einen Wert hat, den Wiederverkaufswert, und dieser höher sein muß als sein Einkaufspreis bleibt ihm meistens nichts anderes übrig als sein Warenlager mit Verlust abzustoßen um wenigstens wieder einiges Geld in seine Hand zu bekommen.

Die Frage ist nun, was er mit dem Geld machen soll. Neue, nun billigere Ware einkaufen? Oder warten bis sie noch billiger wird? Oder das Geld dafür bereithalten um Ware und vielleicht sogar Betriebe von in Verlegenheit geratenen Konkurrenten billigst aufzukaufen? Abwarten wird in den meisten Fällen die Antwort sein und damit kommen seine Lieferanten in immer größere Verlegenheit. Unser Kaufmann und alle anderen Kaufleute bleiben auf einem Geld sitzen, welches immer mehr wert wird und die Produzenten müssen ihre Betriebe schließen und ihre Arbeiter entlassen. Das heißt nicht, daß sie auf Bargeld sitzen bleiben. Sie können es ruhig zur Bank bringen aber diese wird in so einer Situation die größten Schwierigkeiten haben , es an Leute weiter zu verleihen. Wem sollten sie es leihen? Den Arbeitslosen? Die haben kein überflüssiges Geld um dem Kaufmann selbst die billigsten Waren abzukaufen. und würden sich vielleicht gern eines leihen.

Die Leute mit den großen Geldvermögen haben kein Interesse Waren zu kaufen, weil sie ihr Geld ja nur in gewinnbringende Projekte investieren wollen und Waren unter Preisdruck sind das nicht.

So kommt die Wirtschaft zum Erliegen und niemand sieht die Ursache in der unscheinbaren Tatsache der Überlegenheit des Geldes und weil die Geldsurrogate wenigstens teilweise diese Überlegenheit übernehmen bei stabilen oder fallendem Preisstand, werden durch sie nur die Auswirkungen in beide Richtungen verstärkt.

Bei Inflation verstärken sie die Inflation und bei Deflation verschwinden sie schneller vom Markt als das Bargeld und verstärken so die Deflation.

Die Geldtheoretiker sehen nicht, daß Geld und Geldsurrogate und auch Kredit als Geldsurrogat untereinander austauschbar sind, daß aber Waren, um sie zu Geld zu machen verkauft werden müssen und auch von keiner Bank als Sicherheit anerkannt werden. So bekommt zum Beispiel selbst ein Händler von Goldschmuck von seiner Bank 100% des Wertes von Handelswechseln welche er einreicht und 70% der Summe von offenen Rechnungen, die er zediert selbst wenn die Rechnungsschuldner oder Wechselaussteller keinerlei Bonität haben, für sein wertvolles Warenlager aber keine müde Mark. Falls ein Kaufmann mit weniger wertbeständigen Waren handelt, stellt sich die Frage überhaupt nicht. Waren sind dem Geld unterlegen und davon beißt keine Maus und auch keine Liquiditätstheorie einen Faden ab.

Das Handelskapital in Form von Geld kann sich diesen Vorteil bezahlen lassen und tut das auch entweder in Form von niedrigeren Preisen oder beim Verleih durch Zinsen. Die übertragen sich dann auf das Sachkapital und nicht umgekehrt, weil das Handelskapital das ursprüngliche Kapital ist, und niemand dieses Geld für etwas hergeben würde, welches nicht mindestens genau so viel Zinsen abwirft.

 

 

24) Das Gesellsyndrom!

Mir ist vor einiger Zeit eine Geisteskrankheit aufgefallen, sie immer aufzutreten scheint, wenn jemand anfängt Silvio Gesells Bücher zu lesen. Kaum hat einer die ersten Zusammenhänge erkannt und gesehen, daß hier wirklich Bahnbrechendes geschrieben ist, fängt der Kranke sofort an Gesell verbessern zu wollen. Da hat schon Irving Fisher die Umlaufsicherung (demurrage auf Englisch) von 5.2 % im Jahr auf 104 % verbessern müssen und Maynard Keynes sie gleich durch „deficit spending" ersetzen müssen und jetzt gibt es Horden von Leuten, welche die Umlaufsicherung auch auf das sogenannte Buchgeld ausdehnen wollen. Das ist auch so eine „Verbesserung".

Der Krankheitsverlauf scheint sich dann so abzuspielen, daß man später eine Tunnelsicht bekommt, bei der man dann alle Stellen in den Büchern von Gesell, wo er diese „Verbesserungen" schon widerlegt hat, nicht mehr wahrnimmt und selbst, wenn man darauf aufmerksam gemacht wird, sie einfach nicht zur Kenntnis nimmt und nur diejenigen, welche die neue vorgefaßte Meinung zu bestätigen scheinen immer wieder anführt.

Ein Beispiel dafür ist die heilige Kuh des von Gesell einmal vorgeschlagenen Währungsamtes. Er hat dieses einmal, sozusagen als Gegengift, gegen die damals in privater Hand befindlichen Notenbanken mit ihren Goldhorten vorgeschlagen, hat aber später immer wieder die einfache gesetzliche Verpflichtung der Notenbank auf einen festen Preisstand als ausreichend bezeichnet. Besonders klar in einem Absatz eines 1922 gehaltenen Vortrages (Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung Seite 19)

/// Geben wir also der Notenbank den Auftrag, gerade so viel Geld drucken zu lassen und in den Verkehr zu bringen, wie die Aufrechterhaltung des Indexes es erfordert, so muß sie diese Aufgabe erfüllen, weil sie die Mittel dazu in der Hand hat. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum wir der Notenbank solche Aufgabe nicht stellen und warum die Notenbank sich solcher Aufgabe nicht gewachsen erklären könnte."/// EQ

Da ist keine Rede mehr von einem Währungsamt oder gar von Abschaffung der Nationalbanken aber versucht das einmal einem vom Gesellsyndrom Befallenen zu erklären.

Es gibt kaum eine „Verbesserung" von Gesell, die man mit einiger Mühe nicht schon in seinen Schriften irgendwo erklärt und widerlegt finden kann und es ist mir selber schon fast unheimlich, was dieser Mann alles gesehen hat und ich bin nun schon so weit gekommen, daß ich bei irgendwelchen Argumenten, wo ich nicht ohnehin Gegenargumente zur Hand habe, einfach wieder bei Gesell nachlese. Er hat schon (fast) alles selber gesagt.

Eigenartigerweise scheint dieses Syndrom sogar bei Leuten aufzutreten, die kaum etwas von Gesell selber gelesen haben und ihre ganzen Weisheiten nur aus zweiter Hand beziehen.

Wenn man Gesell einen Vorwurf machen kann, ist es der daß er an eine grundlegende Anständigkeit aller Menschen glaubte (auch der Politiker) und erwartete, daß sie, wenn man ihnen die Zusammenhänge nur richtig erklärt so daß sie es verstehen können auch das Richtige tun würden. Keynes hatte übrigens auch dieselbe schwache Stelle, wenn er erwartete, daß die Politiker jemals die Schulden wieder abbauen würden, die sie durch sein „deficit spending" gemacht hatten.

Etwas anderes, welches Gesell auch immer fälschlich vorgeworfen wird ist das, daß er das Buchgeld nicht in seine Betrachtungen einbezogen hat. Er tat das aber genau so, wie er die bereinigte Quantitätstheorie einbezogen hat, aber klar feststellte, daß mit Freigeld auch die rohe Quantitätstheorie ihre Gültigkeit hat. Darum setzte er sich mit ihr auch nicht besonders auseinander. Ich habe das, hoffentlich in seinem Sinn, für ihn getan.

Dasselbe gilt auch für das sogenannte Buchgeld, das angeblich geschöpft und dann wieder vernichtet wird. Dieses flüchtige und geisterhafte Buchgeld, das nichts anderes ist als Guthabenübertragungen, hat er ganz klar in seiner Eigenschaft als abhängig vom zugrunde liegenden Bargeld erkannt und hat auch dargestellt, wie sich dieses Verhältnis bei Änderung dieses Bargeldes zu Freigeld verändern muß. Sinngemäß stellte er das recht klar in einer netten Graphik auf Seite 321 der NWO dar, wo er die höheren Kosten des Kredites und damit der Kreditübertragungen darstellt. Unsere Buchgeldleute übersehen das oder setzen es in Bezug zur jährlichen Umlaufsicherung, während diese Kosten in Bezug zu den anteiligen Kosten eines Handwechsels zu setzen sind. Das sind im angenommenen Fall von 5% Umlaufsicherung und 500 fachen Handwechsel im Jahr genau 0.01% und das muß beim Vergleich der Kosten beachtet werden.

Durch ihre falsche Gegenüberstellung glauben sie natürlich auch, daß dieses Buchgeld dem mit diesen gewaltigen Kosten (von 0.01%, aber das wissen sie ja nicht :-)) belasteten Freigeld überlegen ist und es verdrängen würde.

Die Gegner reden dann von Schwundgeld (witzig bei 0.01% pro Handwechsel) und glauben, daß die Leute gleich rennen müßten um dieses Geld loszuwerden und daß es niemand annehmen würde, obwohl es ja seinen Wert behalten würde im Gegensatz zum heutigen Geld. Dabei sollte es doch einleuchtend sein, daß selbst jemand, der sein Geld nicht im selben Monat ausgibt in dem er es bekommt, was doch im Allgemeinen der Fall ist mit höchstens 1% Gebühr in zwei Monaten rechnen muß. Das wird wohl kaum ein Anlaß für jemand sein, das Geld gleich übereilt auszugeben, höchstens ein kleiner Anstoß das Geld welches er voraussichtlich nicht gleich braucht auf ein Konto zu geben, wenn er es nicht ohnehin als Überweisung dort erhalten hat.

Gesell hat, soviel ich sehen kann, keine Lücke in seinem Gedankengebäude hinterlassen und ich persönlich kann ihm nur einen Vorwurf machen. Er hat uns keine Gebrauchsanweisung für die Durchführung seiner Reformen ohne oder auch gegen den Staat hinterlassen und wir wissen auch nicht, wie groß sein Einfluß beim Wäraexperiment war, welches ja noch zu seinen Lebzeiten begonnen wurde. Wörgl erlebte er ja nicht mehr. Oder habe ich diese Anweisung nur noch nicht gefunden? Oder nicht verstanden?

 

 

25) Einige kontroverse wirtschaftliche Anschauungen.

Churchill hat sich einmal darüber beklagt, daß man, wenn man vier Ökonomen um Rat fragt, fünf verschiedene Antworten bekommt. Ich kann mich nicht mehr erinnern ob es Roosevelt war, der gesagt hat daß man, wenn einmal fünf Ökonomen einer Meinung seien, man mit Sicherheit annehmen kann, daß diese Meinung falsch sei.

Jedenfalls wollen wir mit diesen Aussagen im Sinn uns an einige Anschauungen wagen.

Da ist einmal die Anschauung, daß heute Bargeld nur sehr wenig Einfluß auf die Konjunkturzyklen hat, weil die Entscheidungen dort gemacht werden wo Bargeld fast keine Rolle spielt, nämlich in der Produktions und Großhandelssphäre.

Das ist aber sicherlich eine falsche Anschauung.

Im riesigen Wechselbeziehungsgefüge einer Volkswirtschaft mag es zwar den Anschein haben, daß es anders sei, aber die wesentlichen Entscheidungen, ob und zu welchen Preis etwas gekauft wird, werden vom Letztverbraucher gemacht. Erst der eventuell fehlende Absatz führt dann zum Lagerabbau im Einzel und Großhandel und nachfolgender Einschränkung der Produktion. Niemand wird etwas produzieren, wenn kein Großhändler kauft und sein Lager abbauen will und dasselbe geschieht im Einzelhandel, ohne Verkauf und das ist zum größten Teil Barverkauf, hätten die Einzelhändler auch gar kein Geld weiter einzukaufen. Schulden dafür zu machen wäre in diesem Fall kaufmännischer Selbstmord und der sicherste Weg in die Pleite.

Im umgekehrten Fall, wenn die Letztverbraucher, vielleicht weil sie sehen, daß ihr Geld durch die Inflation immer weniger wert wird, mit ihren letzten Geld noch schnell einkaufen, bevor die Sachen noch teurer werden, ist der Beginn der Kausalkette wieder hier. In vielen Fällen verschulden sich die Leute deshalb sogar und rechnen damit, daß sie später diese Schulden mit entwerteten Geld leicht zurückzahlen können.

Der Einzelhändler wird seine Waren los und kauft beim Großhändler nach und der bestellt beim Erzeuger.

Viele Nationalökonomen sehen wie gebannt die großen Summen bei den Umsätzen in der Produktion oder im Großhandel und vergessen ganz, daß die Umsätze im Letztverbrauch wesentlich größer sind. Es ist doch so, daß jede einzelne Ware in der Regel nur einmal letztverkauft und dann verbraucht wird.Das liegt in der Natur der Ware. Sie scheint auch nur einmal im Detailhandel und im Großhandel und in der Produktion auf, nur mit wesentlich geringeren Preisen.

Der Umsatz in der Produktion ist im Gesamten deshalb nur etwa ein Viertel des Umsatzes im Endverkauf. Die vielen kleinen Käufe müssen sich aus der Natur der Sache heraus bis zum vierfachen des Umsatzes in der Produktion summieren.In diesen Preisen müssen auch alle Kosten einberechnet werden.

Jeder einzige Dollar (oder welche Währung auch immer) der für Zinsen oder Steuern bezahlt wird scheint im Endverbraucherpreis auf. So sieht man das belustlgende Schauspiel, daß sich viele Leute über die Steuern freuen die "reiche" Kaufleute und Produzenten zahlen müssen, wahrend sie als Konsumenten diese selber zahlen müssen.

Die Bedeutung des Letztumsatzes und damit die Bedeutung des Bargeldes wird von der Nationalökonomie und auch von vielen Freiwirten gröblichst unterschätzt und die (verschleierten) Kosten der Geldersatzmittel fast nie erkannt.

Mit umlaufgesicherten Bargeld und einem festen Preisstand würde der Zins sehr schnell sinken - er wäre auch heute ohne den Antrieb durch die Börsenspekulation schon unter der Rentabilitätsgrenze. Dann würden aber auch die tatsächlichen Kosten der Geldersatzmittel nicht mehr verschleiert werden können und sie würden deshalb viel an Bedeutung verlieren.

Mit anderen Worten: die Größe h ( Handelscharakteristik) in der bereinigten Quantitätstheorie des Geldes, d.h. das Verhältnis von baren und unbaren Geldumlauf würde sich zu Gunsten des Bargeldes verschieben. Hier noch einmal die Formel: G x U ( 1 + h ) (Geldseite)

P = -----------------------------------

W (Warenseite)

Daß der Endverbraucher als Konsument in der Regel vorher Produzent gewesen sein muß, damit er überhaupt Geld hat um als Konsument aufzutreten, muß auch einmal näher untersucht werden. Er hat einmal die Kappe des Produzenten, weder als Selbstständiger oder als Arbeiter und dann den Hut des Konsumenten auf. Diese

Doppelrolle verwirrt manche Leute und sie glauben, daß man Konsument sein kann ohne vorher etwas geleistet zu haben. Man kann das auch, solange der Staat es mit Gewalt den Produzierenden abnimmt und es den Nurkonsumenten zuschanzt.

In vielen Fällen sind die Grenzen sehr verwischt und manche Leute sind gleichzeitig Nutznießer und Opfer dieses Systems. Genau wie es keine wirklich Schuldigen gibt, gibt es auch keine wirklich Unschuldigen.

Die Anschauung, daß die Nationalbank die Zinsen erhöhen muß, damit sie die Inflation bekämpfen kann, steht auch auf sehr wacklichen Füßen. Erstens einmal müssen sich die höheren Zinsen als Kosten in den Preisen niederschlagen und zwar auf allen Preisen. Eine allgemeine Preiserhöhung wegen der hohen Zinsen ist aber doch wohl Inflation. Oder nicht? Wer zwingt die Nationalbank denn, überhaupt mehr Geld zu drucken ob hohe oder niedrige Zinsen? Was würde passieren, wenn sie sagt: " Es ist genug Geld im Umlauf, verwendet das was hier ist besser."? Das machten sie im Zeitalter der Golddeckung doch auch.

Da könnten die Geschäftsbanken das sogenannte Giralgeld, welches in Wirklichkeit Kredit und Schuldverhältnisse sind nicht mehr uferlos ausweiten. Sie müßten ja damit rechnen, daß ihre Gläubiger, die Inhaber von positiven Girokonten, Bargeld beheben wollen und was macht die Bank dann, wenn sie das eingelegte Bargeld schon weiterverliehen hat und das womöglich langfristig? Was macht sie, wenn ihre Kassenhaltung nicht ausreicht um das Geld auszuzahlen?

Heute geht sie im Notfall zur Nationalbank und leiht sich Geld aus und wenn die Nationalbank auch keines mehr hat, weil schon zu viel verliehen ist, dann druckt die einfach neues. Auf diese Weise wurde und wird aber die Geldmenge immer weiter aufgebläht

Was würde aber passieren, wenn das Bargeld nach den Vorschlägen von Gesell eine Umlaufsicherung erhält? Man müßte es nicht mehr durch hohe Zinsen in den Umlauf bringen und die Zinsen könnten gesenkt werden ohne den Warenumsatz zu stören.

Dann erst könnte man durch einfache Geldmengenregulierung einen festen allgemeinen Preisstand - somit eine gleichbleibende Kaufkraft einer Währung erreichen. Dadurch würde die jetzt in den Zinsen enthaltene Inflationsprämie überflüssig werden. Die Höhe der Zinsen spielt auch keine Rolle bei der vielbeschworenen Allokationsnotwendigkeit mit der die Zinsen verteidigt werden. Die ist gleich wirksam bei einem Zinsunterschied von plus 5 zu plus 4% oder von Null zu minus1%.

Die relative Höhe der Zinsen ist auch heute für die Geschäftsbanken von untergeordneter Bedeutung. Sie leben vom Unterschied zwischen den Zinsen, die sie für Einlagen bezahlen und den Zinsen, die sie für Kredite verlangen. Ob der Unterschied zwischen neun und zehn Prozent ist oder zwischen minus eins und null Prozent ist dabei mehr oder weniger gleichgültig . Mit umlaufgesicherten Bargeld wären die Banken allerdings gezwungen für täglich fällige Einlagen eine gewisse Bereitstellungsgebühr zu verrechnen, um die Kosten der dafür notwendigen Kassenhaltung auszugleichen. Eine Zinsleiter, wie sie Creutz und Kennedy beschreiben, würde sich so automatisch ergeben und braucht deshalb nicht gesetzlich verordnet werden.

Das einzige Gesetz, das wir brauchen, ist die gesetzliche Verpflichtung der Nationalbank für die Priorität einer festen Kaufkraft. Das ist alles!

Und dabei meine ich feste Kaufkraft, nicht etwa ungefähr feste Kaufkraft oder gar steigende Kaufkraft, was Deflation sein würde. Feste Kaufkraft und kein Wenn oder Aber! Sowohl Deflation wie Inflation sind Betrug! Inflation ist Betrug am Sparer und Deflation ist Betrug am Schuldner.

Wenn sie einen festen Preisstand nicht halten können und so schaut es wohl aus, dann sollen sie das gefälligst zugeben und nicht andere Leute verfolgen, die es könnten.Wenn sie es selber nicht tun wollen oder können gibt es zwei Möglichkeiten, wenn wir eine feste Währung haben wollen. Entweder sie lernen wie oder sie lassen es zumindest zu, daß es andere machen, die es können.

 

 

 

26) Triebfedern des Handelns!

Manchmal ist es schwer, wenn man ehrlich zu sich selber sein will, herauszufinden, welche Beweggründe man manchmal für seine Handlungen hat. Öfters hoffe ich, daß meine Beweggründe in der Linie liegen, die mein alter Freund Otto Valentin am Ende seines Buches beschreibt:

Wer an das Recht des Menschen glaubt, arbeiten zu dürfen und den vollen Ertrag seiner Arbeit zu erhalten; wer die verheerenden Wirkungen des Klassenkampfes und der Wirtschaftsstörungen erkannt hat, die zum Totalitarismus drängen; wer den Krieg mit seinen Greuel- und Gewalttaten verabscheut; wer die Sklaverei haßt und die Freiheit liebt - der möge mithelfen, das bestehende unwürdige System durch ein Besseres zu ersetzen. Gesegnet der, in dessen Herz das Schicksal eine große Idee gelegt hat, für dessen Verwirklichung zu arbeiten es wert ist zu leben!

Ein anderes Mal wieder denke ich: "Warum gerade ich!" Da sehe ich die tönernen Füße auf denen die scheinbar unüberwindliche Macht des Gottes Mammon steht und weiß, daß auch ohne mein Zutun früher oder später diese Macht zerbrechen wird, weil ja der Weg dafür schon aufgezeigt ist. Da halte ich mich eher an Worte des großen Mannes, der uns diesen Weg gezeigt hat, als er sagte, daß großes Hoffen große Ruhe gäbe und will den Dingen ihren Lauf lassen.

Ein anderes Mal gebe ich mir selber die Schuld, daß ich die einfachen Zusammenhänge nicht gut genug erklären kann und dann wiederum verurteile ich die Dummheit und ganz besonders die überhebliche Dummheit der Menschen, welche einfach nicht sehen wollen.

Dann kann es manchmal passieren, daß so ein provokanter Beitrag, wie der Nächste geschrieben wird, (Produktionsfaktoren) wo es mich nicht einmal stören würde, wenn die reservierten Plätze besetzt werden würden. :-)

Wieder zu anderen Zeiten will ich die Menschen warnen und will denen, die hören wollen, den Weg zeigen. Mich persönlich berührt das nicht übermäßig und weder der nächste Börsenkrach, noch die nächste Weltwirtschaftskrise kann mein Leben besonders verändern. Wie sagt man doch so schön? Ich habe ausgesorgt! Meine bescheidenen Bedürfnisse sind für den Rest meines Lebens gesichert und selbst eventuelle Probleme im Gefolge des Y2K sind schon einberechnet.

 

 

27) Gedanken ueber die drei "Produktionsfaktoren!"

In der Wirtschaftswissenschaft wird immer von drei Produktionsfaktoren gesprochen und der gerechten Aufteilung des Nationalprodukts zwischen ihnen. Das ist aber wohl doch die frechste Rechtfertigung fuer arbeitsloses Einkommen, die es gibt.

Es gibt nur einen Produktionsfaktor! Das ist die Arbeit! Kapital und Boden sind nur Produktionsmittel. Das Wort Faktor auf Kapital oder Boden angewendet ist an sich schon falsch. Faktor kommt von lat. facere, was tun/ handeln bedeutet. Was tut aber das Kapital oder der Boden. Nichts!

Das einzige was ihre Besitzer tun ( wie schon angefuehrt können Kapital und Boden selber gar nichts tun) ist vom vollen Arbeitsertrag eine Abgabe erpressen. Beim Bodenbesitz liegt das klar auf der Hand und Feudalherrschaft und Leibeigenschaft sind auch heute noch nicht völlig überwunden. Aber auch bei Kapital wird durch dessen chronischen Mangelzustand eine Abgabe, der Zins , erpresst.

Jeder Wirtschaftswissenschaftler, der deshalb von drei Produktionsfaktoren faselt, hat nur eine Agenda. Die Rechtfertigung des arbeitslosen Einkommens. Der Arbeiter, auch der bestbezahlte, und selbst derjenige, der als Unternehmer manchmal sogar teilweise Sachkapitaleinkommen beziehen kann, wenn ihm der Zinsendienst für das Leihkapital etwas übrig läßt, läßt sich von ihm damit verdummen und das Fell übers Ohr ziehen, anstelle ihm die Faust unter die Nase zu halten. Sein Arbeitsertrag und zwar der volle Arbeitsertrag ist sein Recht und was immer davon Zinsen beanspruchen, gleichgueltig ob es Sachkapital oder Geldzinsen oder die Grundrente (der Bodenzins) sind, ist Erpressung und Diebstahl. Das ist es auch was Proudhon meinte, als er die Aussage " Eigentum ist Diebstahl " machte. Er meinte nicht das Eigentum als solches, sondern die Erpressung, die mit seiner Hilfe verübt wird.

Marx sah diese Ausbeutung in der Erpressung eines "Mehrwerts" durch die Besitzer der Produktionsmittel, erkannte aber nicht, dass es nicht die Produktionsmittel als solches waren, die eine Abgabe erpressen konnten, sondern der chronische Mangel an ihnen. Warum dieser Mangel trotz Jahrtausende dauernder Arbeit niemals ueberwunden worden war, sah er auch nicht, obwohl er selbst einmal das Handelskapital als urspruengliches Kapital bezeichnete.

Proudhon machte noch eine andere Aussage, die fast so provokant klingt wie Eigentum ist Diebstahl. Er sagte: "Geld ist nicht der Schlüssel zum Markt,sondern der Riegel." Er sah, dass Geld sich nur nach Entrichtung des Zinses dem Markt zur Verfuegung stellte und wollte dem durch Tauschbanken ausweichen, genau so wie es heute die Tauschgemeinschaften versuchen.

Proudhon ist deshalb als der geistige Vater unserer heutigen LETS anzusprechen. Leider werden aber auch sie, genau so wie die Tauschbanken Proudhon's ohne umlaufgesicherten Tauschmittel keinen dauernden Erfolg haben können, aber das ist ein anderes Thema.

Wir wollen bei der Lehre von den drei Produktionfaktoren bleiben und was die arbeitenden Menschen damit anfangen können. Ganz einfach! Sie sollen jeden, der ihnen volkswirtschaftliche Dinge erklären will, einschließlich ihrer eigenen Führer fragen, wieviel Produktionsfaktoren es gäbe. Wenn dann die Antwort drei ist, dann sollen sie sich gar nicht auf nutzlose Debatten einlassen. Sie sollen einfach demjenigen die , von ehrlicher Arbeit schwielige, Hand unter die Nase halten und sie langsam zur Faust ballen. Der Befragte hat den Lackmustest nicht bestanden.

Ist hingegen die Antwort die, dass es nur einen Produktionsfaktor gibt, läßt sich darauf aufbauen. Jetzt ist es wert darüber zu reden und Wege zu suchen, wie diesem einzigen Produktionsfaktor, der Arbeit, der volle Arbeitsertrag gegeben werden kann.

Für die besonders hartnäckigen Verfechter der Lehre von den drei Produktionsfaktoren gibt es auch eine Kur. Man braucht ihre Namen nur auf Laternenpfählen vor den Universitäten eingravieren. Sozusagen als Reservierung.

 

 

28) Gold 3000 Dollar pro Unze?

Als ich 1980 mein Goldlager verkaufte war da auch die Rede von einem Goldpreis, der die 2000 Grenze erreichen könnte und ich fand genügend Käufer. Dann fiel aber das Gold recht schnell auf etwa 400 Dollar von dem Höchststand von 850 den es erreicht hatte und ich bin sicher, daß manche meiner Käufer mich insgeheim zum Teufel wünschten.

Nun rechnen die Anhänger des gelben Metalls wieder mit einer enormen Preissteigerung wenn es eventuell wieder remonetisiert würde. Nun, ich denke daß so eine enorme Preissteigerung nur möglich ist, wenn der Dollar entsprechend an Wert verlieren würde.

Eine Preissteigerung für Gold, bei der alle anderen Preise relativ unberührt blieben, ist eine Sache der Unmöglichkeit, selbst wenn verschiedene Länder wieder zu einer Goldwährung zurückkehren möchten. Womit könnten sie denn das immer teurer werdende Gold, welches sie dafür brauchen würden, bezahlen? Eine Goldspekulation, die das versuchen würde, müßte bald aus Mangel an Käufern zusammenbrechen. (Allerdings würden bei gleichbleibenden Kosten der Goldförderung auch Bergwerke, die jetzt unrentabel sind wieder produzieren und damit preisdrückend auf dem Markt wirken können.)

Nur wenn man mit neugedruckten Dollars das Gold kaufen könnte, wäre es möglich so eine Preissteigerung zu finanzieren und einfach dafür Geld zu drucken brächte eine unvorstellbare Inflation, bei der alle Dämme brechen würden.. Alles Geld, welches jetzt im Vertrauen auf den Wert des Dollars auf den Konten liegt, würde zusätzlich zu den neugedruckten auf den Markt strömen. Dazu kämen noch alle Dollars, die jetzt als Reservewährung in der ganzen Welt praktisch still liegen. Nur Traumtänzer, die glauben, daß Geld nicht dem Gesetz von Angebot und Nachfrage unterliegt, könnten so etwas ernstlich inszenieren.

Bei unseren Währungshütern ist zwar alles möglich und wenn sie Geld drucken, weil ja sonst die Leute zu wenig Geld für die immer höher werdenden Preise haben, wie sie es nach dem ersten Weltkrieg in vielen Ländern taten und auch jetzt noch vielfach tun, dann braucht einem nichts mehr zu wundern.

Wenn also Gold wirklich 3000 Dollar kosten würde, wäre ein Kilo Brot etwa 50 Dollar wert und ein kleines Wohnhaus mindestens eine Million. Natürlich ist Geld nicht den Waren gleichzusetzen, denn Waren verschwinden nach einem einmaligen Gastspiel auf dem Markt nachdem sie die Handelsstufen durchgelaufen sind und werden verbraucht und benützt. Geld hingegen kommt immer wieder auf den Markt wenn auch mit ständig wechselnden Besitzern. Diese mehrfache Verwendung gibt manchen Ökonomen solche Rätsel auf, daß sie nicht einsehen wollen, daß dieses dynamische Wesen Geld trotzdem dem Gesetz von Angebot und Nachfrage unterliegt. Nur ist es die Funktion Geld, die das tut. Geldmenge mal Umschlaghäufigkeit. Mehr Geld bedeutet billigeres Geld und höhere Warenpreise und weniger Geld bedeutet teures Geld und niedrigere Warenpreise. Schwankende Umschlaghäufigkeiten können das Bild zwar verschleiern und Auswirkungen von Geldmengenveränderungen zeitlich verschieben, da aber ein Teil der Geldmenge eine recht unbewegliche Umschlagfrequenz hat, bleibt die Tatsache bestehen. Viel Geld, billiges Geld - wenig Geld, teures Geld. Genau so wie bei den Eiern, den Kirschen, dem Salat und allen anderen Gütern.

 

 

29) Das Jahr 2000 Problem.

Gleich im Voraus gesagt, das Problem ist in hohen Ausmaß ein psychologisches Problem und nur in zweiter Linie ein technisches. Selbst wenn man das aber erkennt ist die völlige Verleugnung der technischen Komponente, nur um nicht vorzeitig eine psychologische Panik hervorzurufen, schlicht gesagt, falsche Politik. Es wird nämlich Probleme geben und dann könnten Panikreaktionen wirklich böse Auswirkungen haben. Diese Panikreaktionen können, besonders in Ballungszentren lebensgefährlich werden, wo die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern auf das reibungslose Zusammenspiel vieler Faktoren angewiesen ist..

Jemand, der dann vorgesorgt hat, wird nicht so leicht in Panik geraten, die Frage ist nur wie weit diese Vorsorge Probleme provozieren könnte.

Wenn zu viele Leute Lebensmittel oder Bargeld horten, werden die Engpässe, die man befürchtet durch diese Aktion erst geschaffen. Wenn die Fachleute, die die Computerprobleme beheben sollten, sich aus Vorsicht irgendwo im Wald vergraben haben, wird das auch nicht helfen die Probleme zu lösen. Es ist auch gar nicht vorauszusehen, wie lange Jahre es dauern kann bis alle Folgen überwunden sind und manche werden sich vielleicht auch erst nach einiger Zeit bemerkbar machen. Es könnte „business as usual" um die Jahrhundertwende sein und der Krach könnte zum Halbjahr stattfinden.

Es wird aber für jedermann notwendig sein, ganz ohne Panik und ohne Weltuntergangsfurcht seine eigene Situation zu überdenken und dort vorzusorgen, wo es möglich ist.. Dazu ist eine realistische Einschätzung der persönlichen Schwachpunkte und Ressourcen unabdingbar. Wie lange kann man im Notfall überleben, wenn morgen der Strom ausfällt und es keine Lebensmittel mehr im nächsten Supermarkt gibt und keinen Benzin in der nächsten Tankstelle und das Wasser nicht mehr aus der Leitung fließt? Was passiert, wenn die Bankautomaten nicht mehr funktionieren oder Kontobewegungen im Computersystem einfrieren? Nach bisherigen Nachrichten sind besonders die Regierungsämter weit davon entfernt ihre Systeme überprüft zu haben. Werden da die Pensionen pünktlich überwiesen werden?

Nun erwarte ich nicht das Ende der Welt und sollte es so weit kommen, daß bewaffnete Räuberbanden im Land herumziehen, um den Leuten ihre letzten Vorräte zu rauben, dann ist wohl alles zu spät und unter solchen Bedingungen möchte ich sowieso nicht leben. Diese Räuberbanden würden zwar auch bald am Ende ihrer Möglichkeiten sein, weil innerhalb kurzer Zeit ihre Bewegungsmöglichkeit auf Fußmärsche eingeschränkt sein würde und sicherlich die Beraubten auch einen Todeszoll von ihnen fordern würden. Andererseits möchte ich aber auch nicht wegen eines mehrwöchentlichen Stromausfalls erfrieren oder im eigenen Dreck ersticken, weil meine Abflußpumpe nicht funktioniert.. Ich möchte auch nicht erleben, daß mich die Leute überfallen, die nicht vorgesorgt haben, um mir die letzten Kartoffel abzunehmen oder gar mein Haus besetzen, weil es das einzige ist, das noch warm ist.

So, aber damit genug von Schreckensbildern und zu meiner Stategie den Jahrtausendbug unbeschädigt zu überstehen, komme was da wolle. Ich hoffe, daß ich damit möglichst vielen Menschen Anhaltspunkte für eigene Überlegungen und Strategien geben kann.

Zuerst einmal meine Situation mit allen Schwächen und Stärken. Also zuerst einmal meine Behausung und meine Umgebung. Da bin ich in einer ausgesprochen glücklichen Lage. Ich lebe an der amerikanisch, kanadischen Grenze in einer Kleinstadt, die in einem fruchtbaren Tal an einem Zusammenfluß zweier Gebirgsflüsse liegt. Mein Haus steht auf 1000m2 Grund mit einer Gruppe erwachsener Bäume, die im Notfall die Heizung für ein Jahrzehnt sichern könnten.(Außerdem sind ringsumher endlose Wälder) Es ist erdgasgeheizt, hat aber auch einen zusätzlichen Holzofen.. Die einzige Schwachstelle ist die Kanalisation. Da bin ich auf eine Pumpe angewiesen und hauptsächlich dafür und für die Tiefkühltruhen habe ich einen Generator gekauft.

Das war die einzige zusätzliche Ausgabe. Derzeit bin ich mit Lebensmitteln für einige Monate versorgt, aber das wird mit der nächsten Ernte auf ein Jahr ausgedehnt sein. Meine Nachbarn sind eher noch besser versorgt und ich werde mein Bestes tun, auch alle anderen Leute im Tal von der Notwendigkeit einer Vorratshaltung zu überzeugen. Viele von ihnen gehören einer Religionsgemeinschaft an deren Mitglieder schon vor 100 Jahren ihre Waffen verbrannt haben und die noch immer Pazifisten und Vegetarier sind. Vor denen brauch ich also keine Angst zu haben.

Für kurze Zeit sollte es auch sonst keine Probleme geben und der Manager eines nahegelegenen Wasserkraftwerks, der Sohn meines Nachbarn, denkt sogar, daß der Generator nicht notwendig sei, weil sein Kraftwerk voll getestet gegen den Y2K sei. Außerdem ist geplant ein aufgelassenes Kraftwerk hier im Tal selber wieder in Betrieb zu nehmen. Das allein könnte das Tal versorgen.

Da auch die Wasserversorgung aus einem Bergsee durch Gefälle allein funktioniert, ist hier auch nichts zu befürchten. Das System ist so alt und bewährt und arbeitet auch ohne Computer. Es bleibt nur das Problem einer weltweiten Deflationskrise, sie vielleicht durch den Y2K ausgelöst werden könnte. Nun, auch hier haben wir die Sache in der Hand und werden einfach lokales Geld herausgeben. Das kann sogar „gedeckt" werden, weil die Stadt da zwei Riesenhaufen Schlacke besitzt, die auch schon jetzt der Stadt einiges Geld bringen, weil das Material für Schleifsteine und für Isoliermaterial benützt wird.

Das Tal ist außer für Treibstoff recht autark und selbst da sehe ich kein Problem. Alberta mit seinen Ölfeldern ist ja die Nachbarprovinz und wieviel Sprit brauchen wir denn schon, wenn wir brav zu Hause bleiben. Sprit gegen Schleifsteine, Holz, Lebensmittel wird da schon möglich sein. Sonst müßte eben wieder Gold gebuddelt werden. Davon gibt es noch genug in den Bergen ringsum.

Es gibt im Tal außer einem Sägewerk auch eine kleine Mehlmühle, die für die lokale Versorgung ausreichen würde und es gab in den dreißiger Jahren ein Ziegelwerk und eine Marmeladefabrik, aber die haben leider radikale Mitglieder der pazifistischen Sekte angezündet und niedergebrannt. Jedenfalls sind aber die Voraussetzungen gegeben so etwas wieder aufzubauen, wenn es notwendig sein sollte. Auf kurze Frist gesehen sind wir also in diesem Tal ausreichend abgesichert und die große Entfernung zu den nächsten Ballungszentren stellt einen weiteren Sicherheitsfaktor dar.

Mittelfristig, bei längeren Andauern schlechter Zeiten ist weitgehende Autarkie des Tales ein großer Pluspunkt und selbst für Extremfälle könnte es ausgerüstet werden, weil ringsum in den Bergen wie in einem Schweizer Käse unzählige Bergwerkstollen sind, die ohne großen Aufwand zu Bunkern umfunktioniert werden können.

Ich kann also relativ gelassen die kommenden Entwicklungen abwarten und weder Y2K noch Börsenkrach noch Weltwirtschaftskrise können mich ernsthaft gefährden.

Es ist mir völlig klar, daß eine derart weitgehende Absicherung nicht die Regel sein kann, obwohl manche wirklich paranoide „survivalists" wahrscheinlich noch besser gerüstet sein werden. Aber, wie gesagt, da stehe ich auf dem Standpunkt, daß ich eine Extremsituation weder erleben noch überleben möchte. Ich möchte, daß ich selber samt meinen Nachbarn etwaige Probleme unbeschadet überstehen kann.

Nachbarn, das ist der wesentlichste Punkt und den muß jeder beachten, wo immer er das Jahr 2000 und die folgenden verbringen wird.. Gegenseitige Hilfe ist etwas, ohne die es schwer sein wird und dazu gehört auch die rechtzeitige Warnung und eventuelle Organisation eines Austauschsystems welches unabhängig vom Staat funktionieren kann, denn jedermann wird Engpässe in seiner Versorgung erleben. Reiner Tauschhandel ist nicht geeignet diese Engpässe zu überwinden. Ob das staatliche Geld im genau richtigen Ausmaß zur Verfügung stehen wird, ist mehr als fraglich. Angehörigkeit bei einer Tauschgesellschaft kann so ein wesentlicher Überlebensfaktor werden. Das und vernünftige Vorratshaltung, die einberechnet, daß kurzfristig auch Elektrizität und Wasser ausfallen könnten, müßte ein Überleben der meisten Menschen ermöglichen. Wohlgenährte Menschen haben auch mehr Chancen eventuelle Seuchen, die durch das Versagen der Kanalisation auftreten könnten, zu überstehen.

Also, ganz ruhig und ohne Panik, langsam und sicher und ohne über Bord zu gehen, Vorsorge treffen. Wenn es möglich ist, Ballungsräume meiden oder verlassen. Gleichgesinnte und Tauschkreise suchen und das alles nicht auf die lange Bank schieben, denn die Uhr bis zum Y2K tickt unaufhaltsam. Nach allen was ich bisher gelesen habe und obwohl die canadische Regierung sogar schon eine Urlaubssperre für Polizei und Militär für die Monate um 2000 angeordnet hat, soll man nicht auf die Hilfe der Regierung rechnen. Die wird selber genug Schwierigkeiten haben.

Zum Schluß noch eine kleine Geschichte um zu zeigen mit welch einfachen Mitteln der Hunger überwunden werden kann. Ich habe da so eine Handgetreidemühle, die also arbeiten würde, selbst wenn die Mehlmühle in unseren Ort aus irgend einem Grund ausfallen würde. Ich könnte nun im Notfall auch Weizen in meinem Vorgarten anbauen, aber das wird sicher nicht notwendig sein weil ein Freund etliche Tonnen Weizen ( 90.-$ pro Tonne) als Futter für seine Kühe gelagert hat und da müssen die Kühe dann eben nur Gras fressen. Da wären wir also auf Jahre mit Brot versorgt und backen kann man das ohne Probleme. Da ist einmal ein Küchenherd der mit Propan arbeitet und als letzten Ausweg kann ich in einem Tag aus Lehm und alten Ziegeln einen Holzbackofen bauen. Vielleicht sollte ich das sowieso machen. Holzofenbrot ist doch wirklich etwas feines! Wenn meine Nachbarn das dann riechen, werden sie von weit und breit kommen und mir alles mögliche dafür bringen. Ich würde allerdings auch unser lokales Geld dafür nehmen, dann brauche ich nicht Brot zu dem Knaben schleppen, der den guten Schnaps macht, welches er dann womöglich nicht braucht.

Das sind so die Ratschläge vom Hans aus Canada

P.S. Da hat mir gerade ein Freund 40 l erstklassigen Apfelmost geschenkt - der Dursttod ein weiteres Monat hinausgeschoben. :-)

 

 

30) Jahr 2000 Strategie (Fortsetzung)

Wir haben die räumliche Situation, in der ich mich befinde schon einigermaßen dargestellt und ich habe auch schon herausgearbeitet, wie ich gedenke mit Hilfe meiner Nachbarn auch schwerwiegende Auswirkungen einer globalen Katastrophe zu überstehen.

Meine Strategie ist also im Gegensatz zu vielen Strategien, die auf Versteckenspiel aufgebaut sind durchaus auf das weitergehende zivilisierte Zusammenleben von Menschen aufgebaut, die im wohlverstandenen Eigeninteresse miteinander Handel treiben, um so die Vorteile der Arbeitsteilung weiterhin genießen zu können.

Dazu gehört es aber auch, daß man sich klar darüber ist, daß man selber Waren und Dienstleistungen anbieten muß, für die andere Leute Bedarf haben. Kurzfristig gesehen könnten das zwar angesammelte Vorräte sein aber auf längere Sicht gesehen muß man schon auch seine eigenen persönlichen Aktiva und Passiva untersuchen. Was hat man an Dienstleistungen anzubieten, die andere „kaufen" wollen, damit man genug Geld bekommt um das zu kaufen was man selber braucht, wie zum Beispiel ärztliche Betreuung oder Ausbildung der Kinder oder elektrischen Strom oder auch bestimmte Lebensmittel.

Das wird zwar für jeden Menschen unterschiedlich sein, aber genau so wie wir aus meiner persönlichen Lage und Umkreis eine allgemeingültige Aussage bezüglich der Nachbarschaftshilfe und deren Organisation gefunden haben, wollen wir das auch hier versuchen an Hand meiner perönlichen Aktiva und Passiva.. Zuerst die Passiva. Ich bin schon ziemlich alt, obwohl ich mich nicht so fühle und meine Frau ist krank und schwach.

Doch jetzt die Aktiva. Meine Frau ist zwar schwach, aber nicht hilflos und ist keinerlei Belastung für mich. Ich bin zwar alt, habe aber gerade deshalb eine Unmenge Erfahrungen und verkäufliche Kenntnisse und Fähigkeiten. Was nun folgt ist eine Aufzählung verschiedenster Fähigkeiten und Kenntnisse, mit denen ich im Laufe meines Lebens entweder meinen Unterhalt verdient habe, oder mir zumindest Geld ersparte indem ich es für mich selber tat , wie alle Installationen in verschiedenen Häusern. Da ist einmal alles, was man mit einem Haus machen kann, von Dachdecken mit Schindel, Ziegeln und sogar Stroh, oder Teer auf Flachdächern und Blech auf nicht so flachen bis zu allen Zimmerer und Maurerarbeiten eingeschlossen. Alles was man mit Pferden tun kann , vom Beschlagen, Reiten, Pflügen einen Viererzug lenken bis zum Schlittentransport von Baumstämmen. Alles was man mit Holz machen kann, vom Bäumefällen angefangen bis zum Umgang mit allen möglichen und unmöglichen Maschinen zu seiner Bearbeitung. Sägefeilen, Schweißen, Sensen dengeln und mit ihnen mähen, schlachten, Würste machen, kochen, backen und nähen.

Umgang mit Hubstapler und Schaufellader, Faßbinderei, Körbeflechten, Schnitzen, Scubatauchen, Skifahren und gute Kenntnisse von Edelsteinen nebst Erfahrungen als Sanitäter und mit Feuerwaffen aller Art sind nur einige meiner verwertbaren Kenntnisse. Wenn  vielleicht meine Erfahrung mit 10.5 oder 8.8 Geschützen auch kaum mehr verwertbar sind, wer weiß ob nicht die Erfahrungen im Schützenklub (Pistolen) es nicht noch sein könnten.

Wenn ich noch länger darüber nachdenken würde, fielen mir sicherlich noch viel mehr Kenntnisse ein aber ich will ja hier nicht mit meiner Vielseitigkeit angeben, sondern nur aufzeigen, daß selbst ein alter Mann oder eine alte Frau viele brauchbare Aktivas hat, die sie oder er im Austausch für Sachen verwenden kann. Selbst Baby-sitten für eine warme Suppe ist da eine Überlebensstrategie. Trotzdem sollte man versuchen Fähigkeiten zu erwerben, und die kann einem im Gegensatz von Gütern niemand wegnehmen, die wirklich realen Tauschwert haben. Baby-sitten können viele, aber ein leckes Dach dicht machen wenige. Je notwendiger eine Kenntnis oder Fähigkeit gebraucht wird und je weniger sie haben, desto höher ist ihr Preis oder Tauschwert.

Das ist das Gesetz von Angebot und Nachfrage und ich habe es ein Leben lang als Kaufmann studiert und beobachtet. Ich fürchte aber, daß in vielen Fällen gerade diejenigen, die als Volkswirtschaftler und Politiker es kennen sollten dann herausfinden werden, daß ihre Kenntnisse nicht mehr gefragt sein werden und sie, wenn es ums Überleben geht auf nackte Gewalt angewiesen sind.. Selbst da sind aber sicher andere besser darauf vorbereitet.

 

 

31) Y2K, Euro, Weltwirtschftskrise,Inflation, Deflation, Arbeitslosigkeit, Währungsprobleme, Zinsproblematik, die die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher macht, Drogen, religiöser fundamentalistischer Fanatismus, Umweltzerstörung, Überbevölkerung, Kriege, Unterdrückung, Slaverei, Spekulationsblasen und Börsenkrach.

Was hat das alles miteinander zu tun? Sehr viel! Es sind alles Aspekte eines riesigen Wechselbeziehungsgefüges bei dem ein Faktor von jeden anderen abhängig ist und wo die unsichtbare Hand des Marktes in Wegen wirksam ist, die kaum jemand durchschaut.

Sind wir ein Spielball dieser Kräfte? Ja und nein! Ja, wenn wir uns treiben lassen und nicht versuchen die Zusammenhänge zu sehen und nein, wenn wir die wirksamen Kräfte sehen und an kritischen Schaltpunkten oft vielleicht nur unscheinbare, kleine neue Kräfte ins Spiel bringen.

Wie würde die Welt ausschauen, wenn das Rad nicht erfunden worden wäre, oder das Feuer gebändigt, oder wenn Nicola Tesla nicht den Wechselstrom entwickelt hätte, oder Einstein die Atomkraft nicht möglich gemacht hätte. Was wäre, wenn es die Religionsgründer nicht gegeben hätte? Was wäre, wenn ein Gutenberg nicht den Buchdruck erfunden hätte? Und wie kam es dazu, daß er überhaupt die wirtschaftlichen Grundlagen vorfand, die es ihm ermöglichten?

Ja, so einfach sind die Zusammenhänge nicht, wie sich das der kleine Moritz vorstellt, selbst wenn der kleine Moritz jahrelang sich intensiv in den Randgebieten dieses Wechselbeziehungsgefüges herumgetrieben hat und nun glaubt alles zu wissen.

Aber da sind wir nun am Beginn unserer Behauptung angelangt. Wie, zum Teufel, hängt da alles, was wir anfangs angeführt haben, zusammen?

Nun, es muß wohl jedermann klar sein, daß diese Frage nicht so einfach zu beantworten ist, selbst wenn man jede vorgefaßte Antwort beiseite lässt. Das Positive ist, daß die Frage überhaupt gestellt wurde.

Nun können wir, Stück für Stück, langsam die wirksamen Kräfte untersuchen.

Also nehmen wir die einzelnen Fragen in der Reihenfolge in der sie, mehr oder weniger willkürlich niedergeschrieben sind. Was hat der Y2K mit den Euro zu tun?

Autsch! Das ist erst der erste Zusammenhang und schon sehen wir, daß es da eine Unzahl von Verbindungen gibt. Wo sollen wir anfangen?

Nun , mehmen wir die einfachste Möglichkeit. Der Y2K ist ein kompletter Flopp und alle Befürchtungen der Computerspezialisten erweisen sich als grundlos. Das ist scheinbar die einfachste Variante. Nichts passiert! Halt! Passiert wirklich nichts? Was ist, wenn viele Leute den grundlosen Verdacht haben, daß die Banken wegen dieses „angeblichen" Computerproblems Schwierigkeiten haben könnten Geld zu überweisen und halten zur Sicherheit einen Monatsbedarf an Bargeld zu Hause?

Wiederum autsch! Etwas mehr als ein Monatsbedarf ist das gesamte Bargeld, welches sich im Umlauf befindet!. Das ist auf einmal nicht mehr da! Panik! Dabei ist gar nichts passiert und die Befürchtungen haben sich als grundlos erwiesen.

Seht ihr nun, was da auf uns zukommen könnte und das war erst der erste mögliche Zusammenhang. Jeder einzelne andere Zusammenhang hat ähnliche Möglichkeiten von unerwarteten Resultaten.

So, bleiben wir bei unseren einfachen Scenario und stellen fest, daß die schlaue Regierung schon dafür vorausgeplant hat und genügend Extrageld gedruckt hat, ( Mir scheint , ich habe so etwas ähnliches schon gehört.) um das fehlende zu ersetzen..

Ich hoffe ihr könnt meinen Gedankengängen so weit folgen.. Was passiert nun? Was passiert als logische Folge? Es ist zu viel Geld auf dem Markt! Inflation ist die klare Folge! Dabei ist der ganze Y2K vielleicht wirklich ein Flopp. Was passiert aber , wenn da doch etwas dran ist? Undenkbar!

Wie die Sachen weiter zusammenhängen, kann sich wohl jeder selber ausmalen und was dann weiter passiert, wenn der befürchteten Inflation durch Erhöhung der Zinsen gegengesteuert wird, wohl auch. Die Preisbewegungen auf den Börsen selbst bei einer nur angenommenen Zinserhöhung sollten es jeden Menschen zeigen.

 

 

 

 

32) Was ist eine stabile Währung?

Wenn man sich anhört, was viele Wirtschaftswissenschaftler als stabile Währung bezeichnen, wundert es einem nicht mehr, daß sie sich nicht einmal darüber einig sind was Geld überhaupt ist.

Nun ist Währung die staatliche Ordnung des Geldwesens oder die Geldverfassung eines Staates. Das heißt, daß Geld ( legal tender) der wesentlichste Bestandteil dieses Systems ist und eine stabile Währung nur bedeuten kann, daß dieses Geld eine feste Kaufkraft hat. Es heißt nicht, daß einzelne Preise ausgedrückt in Geld nicht steigen oder fallen können, aber bei einer stabilen Währung muß der allgemeine Preisstand gemessen an einem Index gleich bleiben. Das ist alles!

Aber welche Begriffsverwirrung herrscht da. Für die einen ist eine Währung stabil wenn der Preis des Währungsmetalls sei es Gold oder Silber in Geld ausgedrückt gleich bleibt. Für die ist alles in Ordnung solange das so ist und sie bedenken nicht, daß dieser Preis ja festgesetzt worden war und deshalb automatisch gleich bleibt. Diese Tatsache des gleichbleibenden Preises, während alle anderen Güterpreise sich verändern hat zu so einen irren Goldaberglauben geführt, daß man in der Geschichte der Menschheit lieber ganze Kulturen untergehen ließ bevor man den Gold oder Silberpreis änderte.

Dann gibt es andere, für die eine Währung stabil ist wenn sich der Wechselkurs zu anderen Währungen nicht verändert und sie versuchen mit allen Mitteln diesen Wechselkurs festzubinden, aber das ist wie der Versuch den Zeiger einer Waage festzubinden, wenn das Gewicht auf der einen oder anderen Seite verändert wird. Dann gibt es welche, die diese beiden falschen Stabilitätsbegriffe verbinden und beides haben wollen und dann sind die, welche eine jährliche Inflation bis zu 10 % für tragbar halten und dabei völlig vergessen, daß damit jeder Sparer in zehn Jahren um sein gesamtes Erspartes betrogen wird. Sie meinen, daß er ja schließlich dafür Zinsen bekommt. Aber wer zahlt ihm die Zinsen? Kurzum, die Verwirrung ist vollständig.

Nun wissen zumindestens die Monetaristen unter den Volkswirten, daß das Verhältnis der Geldmenge zum Warenangebot nicht verändert werden darf, wenn man einen festen Preisstand halten will . ( die anderen sogenannten supply side Volkswirtschaftler wie die Marxisten bewegen sich mehr im Bereich der Esoterik und erkennen die Wirkungsweise einer Marktwirtschaft nur am Rande)

Aber auch die Monetaristen leiden unter einer Verwirrung des Geldbegriffes und streiten noch immer darüber was alles Geld ist und was Kredit und Guthaben Verhältnisse sind und was überhaupt zur Geldmenge gehört. Die Spanne geht dabei von den wenigen, die nur Bargeld ( legal tender) als Geld ansehen über die vielen, die zumindestens auch die täglich fälligen Guthaben bei den Banken dazu rechnen und denen die sogar Aktien, Sparbücher und andere Wertpapiere einbeziehen wollen.

Da wendet sich selbst der Fachmann mit Grauen und der Laie versteht die Welt nicht mehr und die Wirtschaftspolitik schaut danach aus. Nun stehen wir aber kurz vor der Einführung das Euro und alle diese ungelösten Fragen werden dadurch nur auf eine höhere Ebene geschoben.

Wenn man glaubt die Pyramidenschemas in denen alte Schulden und ihre Zinsen mit neuen Schulden bezahlt werden noch weiter fortführen zu können und das auf einer noch höheren Ebene, dann ist es wirklich die Frage. Wie lange noch?

Wie lange werden die Leute noch der Geldillusion glauben und darauf vertrauen, daß ihr Geld, welches sie im Vertrauen auf dessen relative Stabilität den Banken anvertrauten, sicher ist und Schuldner da sind, die es eventuell später einlösen werden?

Wann wird das erste Land der Weltbank sagen: „ Wir brauchen euer Geld nicht."? Wir machen unser eigenes. Wann bricht das ganze System zusammen? Wann finden wir heraus, daß die Schulden nicht mehr zurückgezahlt werden können?

Sind wir nun schon so weit, bevor noch der Euro als Bargeld existiert? Womit werden die Schulden, oder auch nur die Zinsen dafür bezahlt werden? Wer sind die Schuldner? Werden diejenigen auf deren Namen ohne ihr Wissen, ja bevor sie überhaupt geboren wurden, diese Schulden gemacht wurden, sie einmal anerkennen? Diese Frage zu stellen, heißt sie zu verneinen. Nein, sie werden sie nicht anerkennen. Dann sind aber diese Schulden und damit auch die Währung auf die sie lauten wertlos.

Stabile Währung? Nichts als Illusion! Stabiler Euro? Wie jede andere auf Schulden aufgebaute Währung, nur Illusion! Solange es keine Verpflichtung der „Währungshüter" gibt das Geld ohne Inflation und ohne Deflation stabil zu halten, wird es nie eine stabile Währung geben. Solange die Regierungen, wenn sie Geld brauchen nicht auf Steuern allein angewiesen sind und sich auch Geld drucken lassen können, wird es nie anders sein.

Da können die Leute noch von Glück sprechen, die in Ländern wohnen wo die Geldvermehrung in einem Rahmen gehalten wird, bei dem die Geldentwertung (Inflation) nur 5 bis 10% ausmacht. Das ist das Beste was ihnen im heutigen System passieren kann. Leben sie in einem Land mit höherer Inflation, wird ihr Einkommen immer dieser Inflation hinterher laufen und leben sie gar in einem Land, welches Deflation betreibt, verlieren sie dieses Einkommen völlig und sind arbeitslos und auch ihr Arbeitgeber muß ohne Absatz seinen Betrieb sperren.

Stabile Währung? Bisher leider Fehlanzeige!

 

33) Die Märkte und ihr Gesetz.

 

 

 

Jedermann kennt wohl das Gesetz von Angebot und Nachfrage und auch seine Anwendung auf das Geldwesen, die Quantitätsgleichung des Geldes aber kaum jemand untersucht den Hintergrund auf dem dieses Gesetz arbeitet - den Markt.

Dabei ist ein Markt, auf dem sich Angebot und Nachfrage zeitlich und räumlich treffen kann, die Grundvoraussetzung für das klaglose Arbeiten dieses Gesetzes. Man kann sogar sagen, daß ohne Markt es weder Angebot noch Nachfrage gibt und daß jede Behinderung des Marktes, gleichgültig ob es sich um räumliche, zeitliche, natürliche oder rechtliche Behinderungen handelt das Gesetz von Angebot und Nachfrage zumindest zeitweise außer Kraft setzen kann.

Wenn es in einem bestimmten Zeitraum an einem bestimmten Ort nur einen Anbieter gibt und das angebotene Gut lebensnotwendig ist, wie das berühmte Glas Wasser in der Wüste, kann der Anbieter den Preis festsetzen. Im gegenteiligen Fall kann aber auch der Anbieter des Wassers zusehen bis es verdunstet ist, wenn niemand da ist, der Nachfrage danach hält.

Im Wesentlichen ändert sich auch in einer Marktwirtschaft mit dem Tauschmittel Geld nichts an dieser Tatsache. Auf jedem einzelnen Markt, Weltmarkt, Geldmarkt, Rohmaterialmarkt, Großhandelsmarkt, Kleinhandelsmarkt, lokaler Markt müssen sich die jeweiligen Besitzer der Tauschmittels mit ihrer Nachfrage mit den Anbietern von Gütern und Leistungen treffen und sich auf einen Preis einigen können, der beiden vorteilhaft erscheint. Da keiner dieser Märkte hermetisch von den anderen abgeschlossen ist, kann so der preisgünstigste Anbieter eines bestimmten Gutes alle anderen Anbieter von den Märkten verdrängen, wenn er den Gesamtbedarf decken kann, während umgekehrt jemand, der das für die Nachfrage notwendige Geld blockiert in einer Kettenreaktion die Nachfrage nach Gütern so vermindern kann, daß die Anbieter von Waren und Dienstleistungen darauf sitzen bleiben und bei länger andauernder Blockierung am Ende jeden Preis akzeptieren müssen.

Doch zurück zu den möglichen Behinderungen der Märkte. Zeitliche und räumliche Behinderungen gibt es im Wesentlichen nur für das Angebot und diese sind durch die Fortschritte im Verkehrswesen weitgehend ausgeschaltet worden und so praktisch auf die Transportkosten und auf Informationslücken über die jeweiligen Marktpreise reduziert worden. Wir reden hier natürlich von den Binnenmärkten, weltweit gibt es da schon Probleme.

Etwas anderes gilt für die natürlichen und rechtlichen Behinderungen. Da gibt es eine derartige Unzahl davon, daß allein die Aufzählung einigen Raum in Anspruch nimmt. Meist durch den Staat geschützte Monopole, Kartelle, bevorrechtete Berufsgruppen, denen die Konkurrenz vom Leibe gehalten wird und sonstige Konkurrenzbeschränkungen aller Art wie Zölle neben Marktverzerrungen durch Steuern und Abgaben und der Konkurrenz entzogene Staatsbetriebe sind da nur der Gipfel des Eisberges. Unterschiedliche Währungen mit manipulierten Wechselkursen mit totaler Verunsicherung der Wirtschaft durch eine Währung, welche dauernd weniger wert wird aber wo man auch nicht sicher sein kann, ob nicht plötzlich einmal das Gegenteil eintreten kann.

Dazu kommt noch die durch leichtes Geld gespeiste Spekulationsblase auf den Börsenmarkt, wo jederzeit dieses Geld auch wieder auf andere Märkte strömen könnte und dort dann eine ähnliche Wirkung wie jetzt auf den Börsen haben würde.

Diese Unsicherheit ist auch eine Behinderung verschiedener Märkte und obwohl sich ein freier Markt in Form eines schwarzen Marktes immer wieder durchsetzt und so das Überleben der Menschen selbst in total reglementierten Märkten möglich machte ist doch der schwankende Wert des als Nachfrage notwendigen Tauschmittels die schwerwiegendste Behinderung der Märkte.

Ein Wertmesser, der seinen eigenen Wert dauernd verändert verfälscht alle Preise und damit auch das Resultat von Angebot und Nachfrage.

Also noch einmal. Angebot ist in einer modernen Marktwirtschaft das zum Verkauf angebotene Waren und Dienstleistungsangebot. Nachfrage ist die in Geld ausgedrückte Bereitschaft diese Waren zu kaufen. Markt ist der Platz in Raum und Zeit wo sich Angebot und Nachfrage treffen. Der Unterschied vom Großhandelsmarkt zum Endverbrauchermarkt zum Beispiel ist zwar manchmal fließend aber im Wesentlichen werden da nicht dieselben Waren angeboten, oder besser gesagt nicht dieselben Stückzahlen von Waren und während auf dem Großhandelsmarkt die Waren Waren bleiben auch wenn sie verkauft sind, verändern sie ihre Eigenschaft im Endverbrauchermarkt und werden dort nach dem Verkauf zu Gebrauchsgütern.

Die Nachfrage im Großhandelsmarkt ist also nicht nach Gebrauchsgütern sondern nach Waren für den Wiederverkauf während im Endverbrauchermarkt Gebrauchsgüter nachgefragt werden. Während also der Endverbraucher sein Geld zu einem Preis für etwas hergibt was er zu gebrauchen oder verbrauchen gedenkt, kauft der Händler etwas, was er wieder verkaufen will und was sonst keinen Wert für ihn hat. Er braucht es also sonst nicht und will es weder gebrauchen noch verbrauchen. Das ist ein oft übersehenes Kriterium dieses Marktes, welches auch für alle anderen dem Endverbrauchermarkt vorgelagerten Märkte gilt. Der Händler wird nichts kaufen, was er nicht mit Profit wiederverkaufen kann. Der Endverbraucher ist damit der Souverän der bestimmt was und zu welchen Preis etwas produziert wird. Der Detailhändler kann und wird nichts kaufen, also nach etwas Nachfrage halten, was er nicht verkaufen kann und dasselbe tun die Händler vor ihm bis zum Erzeuger, der wiederum nur Nachfrage nach Rohmaterial und Arbeitkräften hält, wenn er das resultierende Produkt an den Großhändler verkaufen kann.

Die Sache schaut also ganz anders aus als sie manchmal dargestellt wird. Erst der Endverbraucher bestimmt durch seine Nachfrage welchen Preis er willig und fähig ist für etwas zu zahlen und alle vorhergehenden Händler und Erzeuger sind davon abhängig was die Gesamtheit der Endverbraucher kaufen will und kann und zu welchen Preis. Ihre Märkte stehen daher in verschiedenen Bereichen in Abhängigkeit zum Endverbrauchermarkt. Nicht zuletzt auch zu dem dort unter Feilschen und Handeln festgelegten Wert des Tauschmittels Geld selber.

Geld ist das wert was man dafür kaufen kann und, wenn auch vielleicht mit Verzögerung, ergibt sich durch die Kaufkraftparität daraus auch das Verhältnis oder der Wechselkurs zu anderen Währungen. Keine Währung der Welt, auch die Leitwährung Dollar kann auf die Dauer einen Kurswert haben, der weit von der Kaufkraftparität entfernt ist.

Allerdings werden durch alle diese Behinderungen auf den Märkten auch falsche Preissignale gegeben und während auf einen unbehinderten Markt ein steigender Preis eines Gutes eine größere Nachfrage oder ein geringeres Angebot signalisiert, kann diese Erhöhung auch nur eine durch Inflation nominelle Erhöhung sein, die in Wirklichkeit der Wertverlust des Tauschmittels ist oder falls diese Erhöhung nur einzelne Artikel betrifft auch die Anwesenheit anderer Konkurrenzbehinderungen wie Monopole oder Corners anzeigen.

Welche Bedeutung Märkte haben läßt sich sehr gut bei den Versuchen mit alternativen Tauschmitteln beobachten. So war z.B. die Wära, ein an sich gut konzipiertes Tauschmittel, jahrelang durch einen weit über ganz Deutschland aufgesplitterten Markt mit einer sehr beschränkten Anzahl von Anbietern trotz der Motivation der Teilnehmer nahezu bedeutungslos. Erst als sich ihr Gebrauch in einem lokalen Markt verdichtete und es auch einen Anbieter mit einem damals allgemein gebrauchten Gut (Braunkohle) gab, entwickelte sich so schnell ein alternativer Markt, daß ihn die auf Deflationskurs befindliche Regierung verbieten mußte, weil sonst ihr Kurs unterlaufen worden wäre.

Das Experiment von Wörgl hingegen war gleich von Anfang an erfolgreich, weil da ein lokaler Markt existierte, der nur wegen Mangels eines funktionierenden Tauschmittel brach lag. Auch hier schritt die Regierung mit einem Verbot ein.

Die heutigen Versuche von Tauschkreisen einen alternativen Markt zu bilden, scheitern auch nicht nur am Mangel eines echten Tauschmittels sondern hauptsächlich an der extremen Enge ihrer Märkte, die praktisch alle Nichtmitglieder sowohl als Anbieter wie auch als Nachfragende ausschaltet.

 

 

 

34) Wieviel?

Wieviel Freigeld braucht man für einen alternativen Versuch? Um diese Frage zu beantworten, muß man die Größe des projektierten Marktes kennen und sollte eine Minimalgröße eines lokalen Marktes mit etwa 5,000 Einwohner, wie damals in Wörgl als kleinstmöglichen funktionsfähigen Markt annehmen. Wära funktionierte damals zwar auch auf einen wesentlich kleineren lokalen Markt aber es waren da weitverstreute Kunden für dessen wesentlichsten Export (Braunkohle) vorhanden.

Nun wissen wir genau wieviel umlaufgesichertes Geld damals in Wörgl im Umlauf war und das beantwortet eigentlich die Frage.

Im Durchschnitt waren damals pro Kopf der Bevölkerung etwa ein Schilling im Umlauf.

Der damalige Schilling entsprach im Kaufwert ungefähr einem Euro oder heutigen US$. Das läßt also den überraschenden Schluß zu, daß man pro Einwohner des alternativen Marktes nur einen Euro wert als Geldmenge braucht.

Nun haben sich seit damals (1932) die Zeiten wohl etwas verändert aber es sind sowohl Dinge verändert, die einen höheren Bargeldbedarf auf dem Markt benötigen als auch Veränderungen, welche diesen Bedarf verringern. Man kann also ruhig davon ausgehen, daß die nötige Bargeldsumme sicherlich nicht doppelt so groß sein muß wie damals und selbst die doppelte Menge, also zwei Euro wert pro Person ist sicher kein Problem für die jeweilige Ausgabestelle. Weder für eine fallweise Umwechslung, noch für eine ausreichende „Deckung", selbst wenn die Erstwährung extrem inflationiert wird. Dann sorgt zwar der Wechselkurs dafür, daß die Ausgabestelle mehr Erstwährungsgeld für eventuelle Rücktäusche ausgeben muß, als sie vorher erhalten hat, aber sie nimmt ja zum selben Zeitraum auch mehr für neu ausgegebenes alternatives Geld ein.

Da kaum jemand ohne Not im Wert verlierendes Geld gegen kaufkraftbeständiges umtauschen wird, werden Rücktäusche kaum ins Gewicht fallen und bei den geringen im Umlauf befindlichen Summen, können sich daraus keine Probleme ergeben.

Im umgekehrten Fall, wenn das Erstgeld deflationiert werden sollte, ist die Sache noch einfacher. Deflationiertes Geld wird ja in Waren ausgedrückt immer mehr wert und deshalb behalten es viele als Wertaufbewahrungsmittel und es wird kaum mehr als Tauschmittel verwendet. Es räumt seinen Platz ohne Kampf dem umlaufgesicherten alternativem Geld und man muß nur genug davon drucken. (Einen bis zwei Euro wert für jeden neuen Menschen, der damit tauschen will.)

Je weiter sich allerdings die Einflußzone des alternativen Geldes ausbreitet, desto mehr wird die Wertgrundlage des Erstgeldes zerstört und es wird zusehend an Wert verlieren. Von dem Zeitpunkt an müssen dann eben die Menschen ihre langfristigen Verträge in kaufkraftbeständigen alternativem Geld abschließen. Sie können das allerdings auch in Gold oder anderen Edelmetallen tun. Das ist die freie Entscheidung zwischen zwei Partnern.

Ich würde aber im Interesse des Gläubigers davon abraten. Wenn Edelmetalle nicht mehr als Währungsgrundlage gebraucht werden und wenn alle Hoffnung verschwunden ist, daß sie je wieder dafür gebraucht werden, ist ihr heutiger hoher Preis nicht mehr gerechtfertigt. Wenn es also eine kaufkraftbeständige Alternativwährung gibt, wird auch der Preis der Edelmetalle im Verhältnis zu ihr fallen. Wenn es keine Inflation mehr gibt verliert das Gold als Versicherung dagegen seinen Sinn.

 

 

 

35) Muß das Buchgeld auch umlaufgesichert werden?

Immer wieder wird von Buchgeldleuten, sowohl Gegnern als auch Anhängern das Argument gebracht, daß Gesell als Hauptanliegen ein Staatsgeld hatte, das von einem Währungsamt herausgegeben werden sollte und daß er die Rolle des Buchgeldes nicht erkannte. Deshalb sei eine Umlaufsicherung auf Bargeld allein nicht ausreichend, meinen die einen und die Gegner stellen gleich Gesell in die Reihe der Befürworter eines inflationierten Papiergeldes, obwohl er eine Festwährung verlangte. Sein vom Staat herausgegebenes Geld nehmen sie als Beweis, daß Gesell ein Etatist war.

Die sogenannten Anhänger tun Gesell damit einen Bärendienst, denn erstens war sein Währungsamtvorschlag ausschließlich gegen die damals in privater Hand befindlichen und auf die Goldwährung eingeschworenen Nationalbanken gerichtet und ist als solches zu werten. (Heute haben wir weder ein Goldwährung noch unabhängige Nationalbanken.) Und zweitens hat er sehr wohl die Wirkungsweise des Giralgeldes erkannt, wie der folgende Auszug beweist:

„Es wird dort der peinliche Nachweis erbracht, daß die Bedingungen der Banken für Depositen ganz und gar von den Eigenschaften des deponierten Geldes abhängig sind. Wie Lagergeld für eine Milchkuh anders ist als für einen Esel, für Stroh anders als für Feuerlöschapparate, so werden die Eigenschaften des Freigeldes ( umlaufgesicherten Bargeldes) notwendigerweise auf die Depotbedingungen der Banken abfärben. Das Giralgeld ist kein besonderes Geld. Es ist gewöhnliches Bargeld, das den Banken zur Aufbewahrung übergeben wird, mit dem die Banken bis zur Abhebung Privatgeschäfte machen. Über dieses Geld können nicht die Depositäre und die Banken gleichzeitig verfügen, sondern nur nacheinander.( Seite369 NWO)"

Nun, ganz dasselbe habe ich dargelegt, wenn ich feststellte daß bei Umlaufsicherung NUR auf Bargeld die Banken wegen der Kosten die ihnen dann aus der Kassenhaltung erwachsen würden eine „ Bereitstellungsgebühr" auf Girokonten berrechnen müßten und damit diese auch praktisch einer Umlaufsicheung unterstellen würden. Man braucht also keine wie immer geartete zusätzliche Steuer. Auch keine Tobinsteuer oder Kreditsteuer. Wer von einer grenzenlosen Geldschöpfungs möglichkeit der Geschäftsbanken faselt, sieht eines nicht, was Gesell recht klar gesehen hat.

Gesells Bemerkung, daß Einleger und Banken nicht gleichzeitig über die Einlagen verfügen können, zeigt was er von der grenzenlosen Geldschöpfung der Geschäftsbanken hält.

Er durfte leider das Experiment von Wörgl nicht mehr miterleben, sonst hätte er gesehen wie gern die Leute das auf seine Anregungen herausgegebene Geld annahmen und wie geringe Kosten es tatsächlich verursacht. Er hätte sicherlich nicht fünfzig Jahre dafür gebraucht wie ich, das zu erkennen.

Dazu noch zur Errinnerung. Tatsächliche Kosten der Umlaufsicheung in Wörgl. Gesamt für die 14 Monate Laufzeit 740.-Schilling! 0.8 Promille des getätigten Umsatzes. Das waren die gesamten Kosten des Wunders von Wörgl. Wer das wegdiskutieren will und behauptet, daß jetzt andere Voraussetzungen gegeben sind als damals, sieht die Zusammenhänge nicht.

Jede Deflationssituation würde dieselben Voraussetzungen bringen. Wer nur die nun über sechzig Jahre andauernde Inflation und die von ihr verursachten Schuldenberge sieht, sieht nur eine Seite der Münze. In Wörgl gab es damals auch Staatsgeld der Nationalbank und die Leute wichen trotzdem nicht darauf aus um dem Schwund auszuweichen. Genau so wenig werden und können sie dem Schwund nicht ausweichen durch Benutzung von Überweisungen. Sie werden ihm ausweichen indem sie das Freigeld weitergeben und das ist ja der Zweck der Übung. Wenn sie tatsächlich versuchen würden dem Schwund durch Einlage auf ein Girokonto auszuweichen, wie viele Gegner einer Umlaufsicheung behaupten, würde das die Banken, wegen der mit Bargeld verursachten Kosten um so mehr zwingen diese Kosten abzuwälzen.

Es gab im Zeitalter der Brakteaten auch andere Münzen und trotzdem wurden die Brakteaten verwendet. Die Zeiten haben sich seit damals wohl geändert aber das Gesetz von Angebot und Nachfrage gilt heute noch genau so wie damals.

 

36) Der Wert des Geldes.

Vor kurzen las ich, daß nur 2% der internationalen Geldbewegungen mit Warenbewegungen verbunden sind. Das bedeutet aber, daß 98% nur spekulative Bewegungen des Geldmarktes sind, die kaum einen Einfluß auf die Warenpreisbildung haben und dadurch natürlich auch nicht auf den realen Wert des Geldes, welcher nur durch die Preise eines möglichst umfangreichen Warenbündels gemessen werden kann.

So bestimmen also 2% den realen Wert der Zahlen, die da mit Papier oder elektronisch auf der ganzen Welt herumschwirren.

Ähnlich ist die Sachlage auch beim Binnenwert einer Währung. Auch hier sind es nur die Geldbewegungen, die mit Warenbewegungen verbunden sind, welche wertbestimmend sind. Es handelt sich auch hier um ähnliche Verhältnisse, wenn vielleicht auch die Prozentzahlen etwas höher sind.

Nun ist auf längere Sicht gesehen eine gewisse gesetzmäßige Verbindung zwischen den einzelnen, durch Wechselkurse getrennten Währungen der Welt, durch den Druck zur Kaufkraftparität gegeben, aber da können auch durch den Überbau von mindestens 95% spekulativer Geldbewegungen Verzerrungen vorkommen.

Wenn ein Faktor, in diesem Fall die Geldmenge, unter Monopolkontrolle steht und niemand die Monopolisten kontrolliert, können diese Verzerrungen recht langfristig sein, aber der Macht der Monopole sind auch Grenzen gesetzt und wenn man bedenkt, daß nur 2% da die Wertgrundlage für die anderen 98% geben, steht die Macht auf tönernen Füßen. Kommen die Leute erst darauf, daß sie das Monopolgeld nicht wirklich brauchen, um Handel zu treiben, bricht das ganze System zusammen.

Genau so wie es eine langfristige Goldkonstante gibt, ist auch eine langfristige Geldkonstante möglich, nur ist die bisher noch nie eingetreten, weil dauernde Inflation sie seit 60 Jahren verhindert hat und genau so wie die Goldkonstante niemand hilft, der in einer Wirtschaftskrise darauf wartet bis eventuell seine Aktien wieder nach 30 Jahren das wert werden, was er vorher an ihnen beim Börsenkrach verloren hat, ist es beim Versuch einen vergangenen Geldwert wieder herzustellen.

Jeder Versuch das zu tun führt unweigerlich zum Börsenkrach.

Den wollen aber die Besitzer der Riesenvermögen so lange wie möglich verhindern und wollen deshalb den Balanceakt mit leichter Inflation so lange weiterführen als möglich ist. Andererseits wollen sie aber auch eine Rendite aus ihren Vermögen beziehen und das ist nur möglich, wenn sie dafür mehr Zinsen bekommen, als sie durch Inflation an Wert verlieren. Bei angenommen 5% Inflation und 3% Rendite müssen sie aber nun dauernd jemand finden, der ihnen 8% Zinsen zahlen und genug Sicherheiten bieten kann. Solche Leute werden aber immer rarer und das übt einen Druck auf den Zinssatz aus. Da die 3% Rendite eine Untergrenze für das Geldkapital darstellen, die noch nie in der Geschichte des Geldwesens unterschritten wurden, muß also versucht werden die Inflationsrate zu vermindern. Das bringt aber Stagflation.

Weniger Inflation heißt nämlich, daß im Allgemeinen die Preise nicht mehr so schnell steigen oder sogar teilweise fallen. Fallende Preise senden aber ein starkes Signal an alle Händler nicht mehr zu kaufen und mit Einkäufen zu warten und das hat weitgehende Folgen, selbst wenn es sich dabei nur um einzelne Preisgruppen handelt. Absatzschwierigkeiten und Arbeitslosigkeit, die sich selbst verstärkend immer weiter in die Krise führen.

Das Einzige, was dagegen getan werden kann, ist massive Geldvermehrung. Kleinere Vermehrungen werden, wie das Beispiel der Weltwirtschaftskrise gelehrt hat, ohne Wirkung in den Deflationsstrudel gerissen und massiv wagen die Regierungen und Notenbanken nicht vorzugehen, weil dann ein Umkippen in hohe Inflation nur zu sicher ist.

Wenn nur weitere 2% der vagabundierenden Geldmenge, über die sie keinen Einfluß mehr haben aus den 98% auch wieder in reale Güter umsteigen wollen, ergibt das eine Verdopplung der Preise. So einen Wertverlust wollen aber die Besitzer der verbleibenden 96% nicht in Kauf nehmen und versuchen auch noch schnell sich in Sachwerte zu flüchten. Was das aber bedeutet, kann sich jedermann selber ausmalen und haben viele in vielen Ländern der Welt schon erlebt.

 

37) Die Grundlagen alternativen Geldes.

Mit tiefer Sorge sehe ich viele wohlmeinende Menschen versuchen aus dieser Welt einen besseren Platz zu machen indem sie versuchen die Vormacht des Geldes auf irgend eine Weise zu überwinden, weil sie es mit untauglichen Mitteln tun. Manche denken, daß alles Geld von Übel ist und wollen den Austausch von Gütern auf eine andere Weise, irgend eine andere Weise, organisieren. Sie erkennen dabei nicht, daß sie damit die Grundlage der Marktwirtschaft, welche die Menschen aus der feudalen Abgabenwirtschaft befreit hat, zerstören. Es war das Geld, welches die wirtschaftliche Arbeitsteilung und damit jegliche Zivilisation ermöglicht hat und wenn man es abschafft, muß man zur Abgabenwirtschaft zurückkehren und das ist unmöglich. Für diese Wirtschaftsform sind heute einfach zu viele Menschen auf dieser Welt. Dasselbe gilt in noch größeren Ausmaß für die Urwirtschaft. Da könnten vielleicht 5% der derzeitigen Bevölkerung ihr Leben fristen.

Abgesehen von der Tatsache, daß eine Abgabenwirtschaft nur mit Sklaven, die von einem absoluten Herrscher und seiner Verteilungsbürokratie abhängig wären, funktioniert, sind auch für eine derartige unproduktive Wirtschaftsform schon viel zu viel Menschen auf dieser Welt. Sie könnten einfach nicht ernährt werden. Auch eine Art Schenkungswirtschaft, wie sie von einigen Indianerstämmen praktiziert wurde ist abhängig davon, daß jeder Wirtschaftsteilnehmer seine Grundbedürfnisse autark bestreiten kann und im Wesentlichen nur Überschußgüter verschenkt werden.

Ohne Geld geht es also nicht! Das heißt aber nicht, daß man nicht ein besseres schaffen kann als das, welches wir jetzt haben und welches periodisch seinen Dienst gar nicht erfüllt und auch in besten Zeiten nur gegen Abgabe eines Tributes dazu bereit ist. Wäre es nur der Tribut, dann könnten wir vielleicht damit leben und die Menschheit hat es in der Tat seit der Erfindung des Geldes getan. Es ist nur das fallweise Versagen des Tauschmittels Geld bei Deflation, welches die stärksten Probleme schafft und ganze Zivilisationen zerstört hat.

Wie müßte aber so ein Geld aussehen, welches nicht fallweise versagt? Da sind nur zwei Perioden in der Geschichte der Menschheit bekannt in denen es so etwas Ähnliches gab und wir können die steinernen Zeugen der mit diesem Geld hervorgebrachten Wirtschaftsblüte noch heute bewundern. Die Korngutscheine des alten Ägypten und die Pyramiden und die Brakteaten des Mittelalters und die gotischen Dome waren Ursache und Wirkung.

In neuerer Zeit gab es während der Weltwirtschaftskrise noch zwei kleinere erfolgreiche Experimente mit solch einen Geld, welche aber früh verboten wurden. Seither gab es keine Deflation und deshalb auch keine weiteren solchen Versuche, denn nur eine Deflation mit kompletten Versagen des jetzigen Geldes schafft einen Freiraum für alternatives Geld. Da so eine Deflation nun bald im Bereich der Möglichkeit ist, wird es irgendwo auf der Welt wohl wieder solche Möglichkeiten geben und wenn die Leute es sich dann nicht wieder verbieten lassen, könnte so ein Geld seinen Siegeszug um die ganze Welt antreten. Wie genau müßte aber so ein Geld konstruiert sein?

1) Es muß eine feste Kaufkraft haben.

Warum?

Weil sowohl Deflation als auch Inflation einen wesentliche und notwendigen Aspekt des Geldes zerstören. Seine Eigenschaft als Wertmaßstab.

Wie?

Ganz einfach indem es zum entsprechendem, durch einen Index kontollierten, Preis eingekauft und verkauft wird.

2) Es muß in der Form einer anonym übertragbaren Bestätigung für eine erbrachte Leistung an die Allgemeinheit sein für jeden der es im Austausch für ein Gut oder eine Leistung erhalten hat, genau so wie unser jetziges Bargeld.

Warum?

Deshalb, weil nur dann sein jeweiliger Besitzer überall im Geltungsbereich das beste Gegenangebot für seine erbrachte Leistung suchen kann. Nur dann kann der Wettbewerb funktionieren und gerechte Preise für alle Güter und Leistungen bringen. Alle Buchhaltungsmethoden innerhalb von Tauschkreisen können das nicht und können nie einen genug großen Markt mit gerechten Austausch bilden.

Wie?

Genau wie beim heutigen Geld, jemand muß es drucken.

3) Es muß eine Umlaufsicherung haben, die auf den Geldschein selber wirkt und nicht wie Inflation auf seinen Wert.. Die Höhe dieser Umlaufsicherung muß dem durchschnittlichen Wertverlust von Waren und Dienstleistungen entsprechen.

Warum?

Weil es sonst, und besonders bei garantierter fester Kaufkraft nicht mehr investiert wird wenn Wareneinkauf oder Kapitalgüter nicht mindesten 3% Verzinsung versprechen. Es würde damit den Handel blockieren. Das heutige Geld tut das immer und besonders in einer Zeit fallender Preise. Mit Umlaufsicherung sind seine Besitzer gezwungen, selbst bei 0% Zinsen es zu investieren, weil sie sonst im Ausmaß der Umlaufsicherung einen Verlust zu ertragen hätten.

Wie?

Es sind vershiedene Methoden dafür entwickelt worden. Eine ist das sogenannte Stempelgeld und die andere ist gebührenpflichtiger Umtausch nach einer gewissen Laufzeit, ähnlich den Brakteaten des Mittelalters. Beide würden funktionieren. Es sollten aber etwa 6% jährliche Abgabe nicht überschritten werden.

4) Es muß konvertierbar sein und muß einen variablen Wechselkurs zum Erstgeld haben.

Warum?

Weil es sonst seine Kaufkraft nicht halten kann gegenüber einem Geld welches an Kaufkraft verliert, was aus Sachzwängen heraus nach der ursprünglichen Deflation wahrscheinlich ist. Die volle Konvertierbarkeit ist deshalb notwendig, weil das alternative Geld sonst schwer angenommen würde. Der Wechselkurs erlaubt der Ausgabestelle des alternativen Geldes nicht nur, durch einfache Bekanntgabe des Kurses die Stabilität zu gewährleisten sondern erlaubt es ihr auch jede gewünschte Menge davon umzuwechseln, gleichgültig welche Politik die Ausgabestelle des Erstgeldes betreibt..

Wie?

Einfach durch Einkauf und Verkauf zum errechneten Wechselkurs, der Ausdruck von Kaufkraftparität sein soll.

Das sind die wesentlichsten Voraussetzungen für auf die Dauer erfolgreichen alternativen Geldes. So weit so gut, aber wie verhindert man, was den Versuchen während der Weltwirtschaftskrise passiert ist? Nämlich ein Verbot Das ist das einzige wirkliche Problem, denn wirtschaftliche Sachzwänge sprechen für einen durchschlagenden Erfolg des alternativen Geldes. Der Erfolg in Wörgl, den am besten belegten Experiment während der Weltwirtschaftskrise war jedenfalls beeindruckend, trotzdem das Experiment noch einige Mängel hatte.

Jedenfalls kann man sicher sein, daß diejenigen, welche derzeit an den Hebeln der Macht vom Status quo profitieren immer Wege finden werden, um Alternativen zu blockieren bevor sie ihnen gefährlich werden können. Der einfachste Weg dazu ist die Verhinderung der Erkenntnis vom einfachen Weg der existiert um die Macht des Geldes zu brechen.

Bisher waren sie erfolgreich damit und haben immer auch Leute gefunden, selbst unter den Geldreformern, welche sie dabei unterstützten. Manchmal schaut es so aus als ob sie das notwendige Wissen so lange unterdrücken könnten, bis alle mit dem notwendigen Kenntnissen verstorben sind.. Sie brauchen dazu nur die Deflation lange genug verschieben. Das ist diesmal auch recht lange gelungen.

Wie zuvor gesagt, ist es sehr schwer ohne Deflation des ursprünglichen Geldes alternatives Geld einzuführen, obwohl es in den meisten Ländern nicht einmal verboten ist. Verboten ist nur die Nachahmung des offiziellen Geldes und wenn jemand eigenes Geld herausgibt, welches anders ausschaut gibt es kein Gesetz dagegen. Dennoch gibt es keinen Grund zu verzagen. Der ständige Wachstum der Geldvermögen und trotz Inflation einer noch realen Verzinsung derselben ist an eine Grenze gestoßen. Es gibt keine zahlungsfähigen und zahlungswilligen Schuldner mehr dafür! Der Zwang zu einer deflatorischen Politik wird deshalb immer stärker. Die Besitzer der großen Vermögen wollen diese ja nicht durch Hyperinflation verlieren, welche bei Fortführung der jetzigen Geldaufblähungspolitik eine ständige Gefahr darstellt. Diese Riesenpapiervermögen können nämlich nur dann ihren Scheinwert erhalten, solange man nicht versucht etwas dafür zu kaufen.

Mit dieser unvermeidbaren Deflation ist dann aber der Weg frei für alternatives Geld. Es muß aber schnell eingeführt werden damit nicht, wie bisher immer in der Geschichte der Menschheit, der Ausweg aus der selbstgemachten Deflationskrise mit Hilfe eines Krieges gesucht wird.

Es gibt aber noch einen weiteren Hindernisgrund für die Einführung alternativen Geldes, selbst wenn das Geld des Staates seinen Dienst versagt. Es ist der Glaube, daß man viele Menschen und große Mengen alternativen Geldes braucht, um einen alternativen Markt zu schaffen und daß dies bei der anscheinend bewußt geförderten Unkenntnis und Falschinformation der Menschen unmöglich ist.

Nichts ist aber ferner der Wahrheit. Wörgl gab 1932 der Welt ein Beispiel, wie man mit nur 5,000 Dollar wert alternativen Geldes und 5,000 Wirtschaftsteilnehmern erfolgreiches Zweitgeld schafft und beim Verbot waren schon 200,000 mehr Menschen bereit da mitzumachen. Dazu hätte man nichts weiteres gebraucht als die Zweitgeldmenge um einen Dollar pro neuen Marktteilnehmer zu erhöhen. (aus bestimmten Gründen müßten das heute vielleicht zwei Dollar oder Euro wert sein).

Alle diese 5,000 Menschen und die 200,000 die da bereit waren mitzumachen waren keine Wirtschaftsexperten, das war nicht einmal der Initiator dieses Geldes, der einfache Eisenbahner und sozialistische Bürgermeister der kleinen Stadt, Michael Unterguggenberger. Sie sahen nur mit eigenen Augen das Aufblühen der lokalen Wirtschaft in einem Land in schwerster Krise und wer weiß ob es den Weltkrieg gegeben hätte, wenn man sie gewähren hätte lassen und ihr Beispiel hätte weltweit Nachahmer gefunden. Man braucht also nur einen lokalen Markt von etwa 5,000 Menschen und einen richtigen Mann am richtigen Platz, wenn die Zeit reif ist.

Hoffen wir, daß es mehrere solche Märkte und Männer geben wird. So könnte die Welt dem Untergang entgehen.

 

 

38)Und schon wieder Buchgeld!

Wer Geldguthaben zur Geldmenge zählt, gleichgültig ob kurz oder langfristig angelegt und damit Übertragungen, oder vielleicht besser gesagt Umbuchungen nicht als körperlosen Umlauf von Geld sieht, wird das Wesen des Geldes wohl nie begreifen. Für den ist dann auch längerfristig angelegtes Geld gehortetes Geld, während in Wirklichkeit nur zurückgehaltenes Bargeld gehortet ist und er stellt sich vor, daß die Sparer andere zwingen, sich das fehlende Geld wo anders gegen Zinsen auszuleihen, weil sie es irgendwie blockieren. Dabei sind es gerade die durch Konsumverzicht ersparten Gelder, welche verliehen werden können und niemand wird gezwungen sie sich auszuleihen.

Wenn es aber jemand tut (außer bei unsinnigen Konsumkrediten) wird er es nur dann tun wenn er mit Hilfe des geliehenen Geldes mehr und zwar wesentlich mehr erwirtschaften kann, als das geliehene Geld ihm Zinsen kostet. Er ist, wie gesagt, nicht dazu gezwungen und er wird es sicherlich nicht tun, wenn Deflation und Absatzstörungen lohnende Geschäfte oder Anlagen nicht mehr ermöglichen. In dem Fall wird er auch seinen Besitz nicht "monetisieren". Er wird ihn nur dann riskieren, wenn er die absolute Sicherheit hat, daß er mit dem geliehenen Geld große Gewinne machen kann. Daß er sich dabei täuschen kann, ist eine andere Sache.

Es ist auch eine andere Sache, daß durch Zins und Zinseszins und Selbstalimentation die Guthaben wie große Löcher wirken in welche mehr und mehr Geld verschwindet und nur wieder auf den Markt kommt, wenn hohe Zinsen es herauslocken. Nun kann aber die Umlaufsicherung verhindern, daß diese Konten durch Zins und Zinseszins weiter wachsen und die Leute müssen entweder ihr Geld dort anlegen, wo es noch Zinsen trägt oder andere Methoden entwickeln wie sie Erspartes über die Zeit hinwegretten.. Das kann auch ohne weiteres dadurch sein, indem sie ihr Geld mit geringen oder auch ohne Zinsen weiterleihen. Wenn dieses Geld Freigeld ist, welches seine Kaufkraft behält, ist das auch keine unzumutbare Sache und besonders deshalb nicht, weil der Arbeitsertrag, der die Ersparnisse speist durch den Wegfall der Zinsen sich mindestens verdoppelt hat.

(Dazu sei noch ausdrücklich wiederholt: Freigeld, welches seine Kaufkraft behält. Geld, welches durch Inflation seinen Wert verliert ist nicht Freigeld, selbst wenn diese Inflation nur 3 oder 5% ausmachen würde. Genau so wenig ist es Freigeld, wenn dieses Geld durch Deflation mehr wert wird und sei es auch nur 1% im Jahr.)

Nur eines gibt es dann nicht mehr. Die Vermögen können nicht mehr ohne Arbeit durch Zins und Zinseszins wachsen. Sie können es ja auch heute nur, wenn irgend jemand anderer die Arbeit tut und diese Zinsen zahlt.